Der mysteriöse Mord des Doctor Starck

Vorgeschichte

7. October 1868 zur 8. Abendstunde

Dichter Nebel hüllt die ganze Stadt ein. Träge wälzt sich der Fluss wie Teer durch sein ummauertes Bett. Nur wenige Gestalten huschen, die Gesichter von tief herabgezogenen Hüten verhüllt, durch die dunklen Straßen. Von Osten kommend rumpelt eine Kutsche über das Pflaster, von zwei schwarzen Rappen gezogen, und biegt nach rechts zur Brücke hin ab. Die Gaslaternen beleuchten das Szenario nur schwach, man kann aber kurz zwei Personen im Inneren der Kutsche erkennen, die offenbar in eine ernste Diskussion vertieft sind. Schon treibt der Kutscher seine Pferde einen schmalen Weg entlang zum Haus des sonderlichen Doctor Starck, das gegenüber der Stadt am anderen Flussufer einsam am Waldrand steht. Es sollen an diesem Abend noch weitere, ganz ähnliche Kutschen folgen, welchen die Stadtbewohner hinter den Fenstern mit misstrauischen Augen folgen. Was geht dort im Haus des Arztes vor? Vor vielen Jahren war jener noch der größte Arzt des Landes gewesen und selbst Fürsten suchten seinen Rat. Doch eines Tages kehrte er allen den Rücken, wurde immer seltsamer und bezog dieses kleine Haus außerhalb der Stadt. In all diesen Jahren hat er gewiss nie Besuch von so feinen Herren bekommen, die ihn nun plötzlich aufsuchen. Als die letzte Kutsche hinter einem Vorhang aus feinem Regen zwischen den Bäumen verschwindet, kehrt eine gespenstische Ruhe in der Stadt ein und schon wenig später hat man die seltsamen Besucher fast vergessen.

8. October 1868 zur 7. Morgenstunde
Polizei-Commissariat
Protokoll der Zeugenaussage

- Nennen sie bitte noch einmal ihren Namen für das Protokoll.
- Ich heiße Sissy... Sissy Franke. Ich bin die... die Hausbesorgerin bei Doctor Starck.
- Gut, also Miss Franke. Berichten sie genau was sie gesehen haben.
- Es war schrecklich, der Körper, das Blut... und...
- Miss Franke, ruhig. Noch einmal bitte, um wen handelt es sich bei dem Opfer?
- Es ist mein, mein Chef... Doctor Starck.
- Wie war nun genau sein Zustand?
- Er... er lag nur dort in der Mitte seines Arbeitszimmers... auf einem großen Tuch und überall rund um seinen Kopf war Blut. Blut und...
- Sind sie sicher, dass er tot war?
- Ja, er... eigentlich... nein.
- Warum betraten sie schon so früh am Morgen sein Zimmer?
- Ich wusste, dass er normalerweise schon früh am Morgen wach war, er wollte zwar sonst nicht gestört werden, aber wegen der Gäste wollte ich mich erkundigen, nun, wegen der Besorgungen und... Er war oft sehr ungehalten, wenn nicht alles passte.
- Es war also sonst auch noch jemand zu diesem Zeitpunkt im Haus?
- Ja, natürlich, viele Collegen sind gestern abend gekommen, wissen sie. Und natürlich die anderen Bediensteten, aber alle schliefen noch.
- Haben sie sonst irgendetwas Verdächtiges bemerkt?
- Nein, ich lief dann sofort hierher. Ich dachte... ich...
- Gut gut, ich werde das alles an den Ober-Commissar weitergeben, sobald er hier ist. Sie sprechen jetzt besser mit dem geistlichen Seelsorger. Er wird ihnen helfen.
- Ja... danke.

8. October 1868 zur Mittagsstunde
Kloster der Sinisterienser
Ansprache des Abtes

Brüder hört mich an! Der Herr möge uns beistehen, denn gar Schreckliches ist geschehen. Wie ich beim Mittagsmahl erfahren musste wurde im Haus von Doctor Starck, den wir schon lange ob seiner obskuren Machenschaften beobachten, ein Mord verübt - an ihm selbst. Doch sollen sich noch andere Doctores von seinem Schlag in diesem Haus aufhalten, dort untereinander gar ihre frevlerischen Praktiken austauschen. Der Herr will dies nicht länger dulden. Und bevor noch Schlimmeres geschieht, soll dieser Stätte des Freveltums ein Besuch abgestattet werden. Wer wird mich begleiten?

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