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Durische Postille |
Im Schattenrat 25. Woche des 1. Jahres Im Thronsaal des Schattenrates zu Ashnad Zhul treten die Ältesten zusammen. Aufgeregtes Gemurmel verliert sich in der großen Halle, die von Schädelkerzen kürzlich erlegter Wölfe in ein dämmriges Licht getaucht ist.
\"Im Süden kommt es zu einer großen Schlacht!\", \"Der Archont hat unseren Speer!\", \"Orks, Menschen, Elfen, alle sind da, nur wir nicht!\" und ähnliche Wortfetzen kann man aus dem Gemurmel vernehmen.
\"RUHE!\" Die Stimme des Prinzen Sinthoras, der soeben in seiner schwarzen Rüstung die Halle betritt, erzeugt eine unheimliche Stille.
\"Zuerst möchte ich König Kalphagor entschuldigen. Der Bau des Knochenthrones nimmt seine ganze Aufmerksamkeit in Anspruch.\"
\"Wie sollen wir ohne den König . . .\" - Ein stechender Blick des Prinzen bringt den Sprecher der halblaut dahingemurmelten Worte zum Schweigen. Nachdem Sintohras eine peinlich geschwiegene Minute abgewartet hat, um seine Autorität wirken zu lassen, erhebt er erneut die Stimme:
\"Punkt eins der Tagesordnung: Die Schlacht im Süden. Gerüchten zur Folge hat der Archont unseren Speer, anderen Gerüchten zur Folge scheint der Speer auf Grund der Reise durch das Portal seine Macht nun anderen Völkern zur Verfügung zu stellen. Großmeister Arkanth, wie schätzt ihr die Lage ein?\"
Der Großmeister erhebt sich und beginnt bedächtig zu sprechen: \"Hm. Auf Grund der Interferenzen des spektralen Raumes, bedingt durch die Singularität des Seins bei Zeitreisen, unter Bedachtnahme auf die hier herrschenden, für mich noch völlig unverständlichen arkanen Linien samt deren Mustern, hm, drachisch beeinflusst, mit einer Spur von, hm, ich würde es als animalische Magie bezeichnen, mit extraordinärer Ausprägung durch die verbotenen Pforten, könnte es sein, dass der Speer die Bindung an unser Volk verloren hat.\"
Nachdenkliche Minen der Anwesenden, von Prinz Sinthoras bis zum Mundschenk, welcher gerade bemerkt, dass der Kelch des Prinzen, welchen er nachfüllt, überläuft, sind überall zu sehen. Durch die Tatsache, dass niemand eine Frage stellt, ermutigt, nickt der Großmeister und spricht weiter:
\"Wenn der Speer also Einflüssen ausgesetzt wurde, welche wir nur so rudimentär kennen, kann er von einer normalen Waffe bis zur dachefeuerspeienden Lanze zu allem zu gebrauchen sein. Um es kurz zu halten: Unter Bedachtnahme auf die geringe Anzahl verlässlicher Studien und die Unkenntnis des gegenwärtigen Zustandes ist eine Einschätzung der Gefährlichkeit oder Macht des Speeres von meiner Seite her nicht möglich.\"
Der Prinz, der den Fehler des Mundschenkes nicht bemerkt hat, da seine Fingerknöchel inzwischen weiß sind und der bronzene Kelch dem Druck nicht standhalten konnte, blickt verärgert auf den guten pylischen Wein, der inzwischen eine Lacke auf dem Tisch bildet.
\"So zieht denn aus, sendet Beobachter in den Süden, und stellt die Kampfbereitschaft der Truppen sicher. Bis wir nähere Informationen haben, müssen wir uns in Geduld üben. Punkt zwei der Tagesordnung wird für die nächste Sitzung anberaumt, heute vertrage ich keine schlechten Nachrichten mehr!\"
Prinz Sinthoras schleudert den Kelch auf den Boden und scheint nun die Beherrschung endgültig verloren zu haben. Wutentbrannt stürmt er aus der Halle . . .
Karmanthi
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