Durische Postille

Träume von der Geburt des Nordlichtes..
25. Woche des 1. Jahres

Viele Wochen streifte Fridegard nun schon durch diesen unwirtlichen Landstrich. Mythen über Drachen hatten ihn hierher gelockt und der Ruf der Walküre saß ihm stets im Nacken. Dem Eiszwerg waren Träume überkommen in den letzten Tagen, in welchen ihm Gilga selbst erschien, als sie in einem Streitwagen aus purem Licht, von sechshufigen Schattenrössern gezogen, vom Himmel auf diese Welt stürzte. Sie selbst war die letzte ihres Volkes, unsterblich, einer Albin ähnlicher als dem Zwergenvolke. Ihre Schwestern vergingen im Kampfe in anderen Welten gegen andere der Unsterblichen. Sie hingegen sollte in diese Welt eingehen.

Das Gefährt stürzte nieder in das Eismeer und zog einen Schweif hinter sich, welcher den Schimmer des Nordens erweckte, welcher noch heute als Nordlicht zu sehen ist. Gilga fiel herab auf die Gletscher des Nordens und erweckte das ewige Dunkel der Frostöde zum Leben. Sie selbst schlief in einem Panzer aus Eis gehüllt und träumte. Doch ihr Traum beherrschte das Nordlicht, den Sturm, den Donner und die See.

Im Traum sah der Eiszwerg wie kleinwüchsige, buckelige Kreaturen des Südens, in Schatten gehüllt, von Goldgier getrieben und mit Waffen aus den Schätzen der Erde, mit Tarnkappen bewehrt, dem Schimmer des Nordens folgten. Er sah die Ahnen seines Volkes in diesen Gestalten, welche erahnten, dass ein Schatz herabgefallen war. So sammelten sich die gierigsten und verschlagensten unter der alten Zwergenkönigin Freyar und zogen aus das Juwel des Nordens zu finden.

So fielen sie ab von ihren Stämmen und Klans und zogen über Jahre und Jahrzehnte hinweg, suchend, gen Norden, wo sie den Traum der Walküre störten.

Der Zauber Gilgas indes war nicht spurlos am Norden vorübergegangen, denn ihr Traum belebte das Eis ringsum und formte ihre Diener. Schattengleiche Gestalten, von kleinem Wuchs, die ihre Herrin behüteten und ihr eine Bettstatt aus dem Herzen der Gletscher, am sturmumtosten Gipfel Helheims, ihrer Heimstatt, erschufen.

Als die Abgefallenen dem Funkeln des Nordens folgten, auf den Schutz ihrer Tarnkappen vertrauend, ahnten sie nicht, dass sie für die aus den Schatten Geborenen sichtbar waren.

Am Fuße der Bettstatt Gilgas fiel nun Freyar darnieder, und blutige Tränen musste sie weinen, ob solcher Herrlichkeit und Schönheit, die sie zuvor noch nicht erblickt hatte.

Da fuhren Blitze herab und Donnerschall ertönte, als Gilga erwachte und herabblickte auf das niedere Geschöpf, das es wagte sich ihr zu nähern.

Doch ob der Anbetung in den Augen Freyas verschonte Gilga die Zwergenkönigin. Mit einem Kuss auf die Stirn segnete die Erwachte und aus dem Sturm Geborene das Zwergenweib und ließ in die Schar der Abtrünnigen die Geister des Nordens einfahren. Sie sollten ihr Volk sein, halb Fleisch, halb Schatten, ihr zu Willen, bis der große Weltenbrand käme und darüber hinaus...

Das waren die Träume des Eiszwergen, welcher nunmehr mit trauriger Gewissheit die Natur seines Volkes erahnte. Er war ein Eiszwerg und ein getreuer Diener seiner Schöpferin.

Er würde das drachische Orakel finden und erfahren, wann die Zeit des großen Weltenbrandes käme, da die Kräfte dieser Welt in Krieg miteinander verfallen und die Walküre erneut aufsteige, um das Gleichgewicht wieder herzustellen...

Eisengrimm - Klans des Nordens