Durische Postille

Blutiger Schnee
31. Woche des 1. Jahres

Im Dunkel der ewigen Nacht des Nordens marschieren sie aus allen Himmelsrichtungen heran. Blaurote Lichtschleier werfen ein fahles Licht auf die Ebene vor der scheinbar schutzlosen Siedlung.
Die Schatten versammeln sich. Das Licht der Sterne und des Nordlichtes spiegelt sich vereinzelt auf Rüstgewand und den klobigen Waffen der Klans. Lebend gewordene Schatten marschieren mit dem dumpfen Klang genagelter Stiefel heran und formieren sich. Kehlige Befehle ertönen fast schon heiser. Eine Tausendschaft von Eiszwergen ward gekommen, um die Ebene, auf welcher frischer Sommerschnee gefallen war in Blut zu tränken.
Ein Brechen erschallt mit beinahe ohrenbetäubendem Lärm und lässt die Erde beben. Der Zauber der Walküre hatte den Fels belebt und aus dem Berge riesenhafte Kreaturen gewoben, welche durch die aus den Tiefen Helheims beschworenen Ahnen wiederauferstehen lassen. Um die steinernen Abbilder der Ahnenkrieger versammeln sich die schrittgroßen Schatten und Stille kehrt ein.

Kein Wort erschallt, keine Ansprache, denn Worte waren vor einer Schlacht nur Schall und Rauch. Die Walküre fordert Blut. Das ihrer Untertanen und jenen Volkes, welches sie auserkor der Wetzstein für ihre zu kiesenden Thane zu werden.
Die tiefen und dumpfen Klänge von Kriegshörnern erschallen und die Eishorde wartet auf ihren Feind.

Von Fernem liegt das Augenmerk Gilgas in dieser Stunde auf den Zwergenkriegern und ihren Anführern Fregnur und dem Söldnerführer Bugongel. Ihnen gilt diese Schlacht, ob es zu ihrem Ruhme oder Untergang sei, wird die Blutnacht zeigen.

Die stummen Elbenkrieger schwärmen aus und stürmen im Schein des Firmamentes auf die im Schatten verborgenen schrittgroßen Krieger. Hoffnungslos ist ihr Versuch. Tapfere Narren. Besser sie stürzten sich in ihre eigenen Klingen, es machte keinen Unterschied. Denn weit kommen sie nicht. An den Felsriesen prallen sie ab. Ihr Sturmangriff ist erstorben. Mit baumartigen Keulen zerbersten die Steinriesen die Reihen, Leiber fliegen zerfetzt durch die Lüfte. Bis die Macht der Walküre aus dem belebten Steine weicht. Sie zerfallen zu Staub und die Ahnengeister, schlierenhafte Schatten, steigen auf in den schimmernden Nachthimmel.

Als die Reihen der Alben zerschlagen sind, strömen die Schatten aus und erledigen den Rest. Nicht mehr als Kampfesübungen sind es, doch die Waffen der Eiszwerge trinken Blut und bringen den Tod.

Die Nacht ist verstrichen und die Felder Frisundshim gesäumt von den Leibern zerschmetterter Elben. Das Weiß des Schnee gesprenkelt mit Blut.

Fregnur der gekieste Anführer der Eishorde schält sich aus seinem Tarnmantel und zieht genüsslich an seiner Pfeife. Dies war kein glorreicher Kampf. Es gab zuwenige Tote in ihren eigenen Reihen. Doch der Krieg um den Norden ward noch nicht vorüber... Es gab noch genügend Gelegenheit um Ruhm zu ernten.

"Was soll geschehen mit den Leibern hier?" ertönt die Frage eines Klankriegers - die eisgrauen Augen Fregnurs fixieren ihn und erwidern mit kratziger heiser Stimme: "Lasst sie liegen! Mögen ihre Leiber hier zu Eis erstarren und zum Frass der Wölfe und Ghule werden. Sie haben im Leben nicht stark genug gekämpft. Wieso also sollten wir Ihnen Einlass verschaffen in Helheim, im Reiche der Thane, wo kein Platz ist für solcherlei schändliche Schwachheit?!"

Eisengrimm - Klans des Nordens