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Durische Postille |
FFV: "Tuet Buße! Kehret um! So rettet doch eure Seelen und folget dem Licht!" 41. Woche des 1. Jahres Ausschnitt aus dem Reichsblatt:
Fürstköniglich Faldûranische Volkszeitung
politisch - patriotisch - pflichtgetreu
(herausgegeben durch die Zentralconsiley für Preßangelegenheiten im dritten Quartal des Jahres 1111 AID im 3. Jahre der ersprießlichen Herrschaft seiner fürstköniglichen Majestät, Ettel XII. von Falkensteyn zu Falderath)
„TUET BUßE! KEHRET UM! SO RETTET DOCH EURE SEELEN UND FOLGET DEM LICHT!“
Hüter der Sonne Ecoranus III. begründet ‚Heiligen Orden der Bußfertigen Diener des Himmlischen Hüters der Ordnung zu Estur’
Mit einem mahnenden Paukenschlag erschütterte zu Beginn dieser Woche das Oberhaupt der Dur-Kirche das politische Geschehen der Reichskapitale. Im erfolgreichen Vorgehen der Reichsheeresleitung gegen die – nach offizieller Bezeichnung der Reichsconsiley für Trutz und Schutz – „Gemeingefährlichen Stierplage des Estwaldes“ sieht Sonnenlenker Ecoranus III. vor allem eines: eine beispiellose Sünde. Nun soll ein Orden der Bußfertigen und Demütigen das Seelenheil derer retten, welche sich mit dem Blut der – nach Überzeugung der Kirche – „heiligen Tiere“ befleckten.
Falderath – Dass hohe Vertreter der ‚Heiligen Kirche unseres Herren Dur’ zu tagespolitischen Geschehen Stellung beziehen, ist äußerst selten. Dass hierbei dezidierte Kritik an konkreten Rechtsakten der fürstköniglichen Reichsconsileyen geäußert wird, ist ein derart außerordentliches Ereignis, dass sich das letzte vergleichbare Vorkommnis auf den Investiturstreit von Hollerheide im Jahre 1001 AID zurückdatieren lässt. Dass nun aber eine jüngste Entscheidung der Reichsconsiley für Trutz und Schutz und Reichsheeresleitung vom Kirchenoberhaupt Ecoranus III. selbst als „Frevel, Sünde, Schande!“ gegeißelt wurde, ist in der langen Geschichte des Reiches schlichtweg beispiellos und sorgte für eine innenpolitische Krise, die ihre Wellen weit über die Hauptstadt hinaus schlug.
Doch was war geschehen? Nachdem zu Beginn des Jahres 1111 AID immer wieder aus verschiedenen Grafschaften und umliegenden Reichen gemeldet wurde, wilde Stiere aus dem Estwald hätten Provinzbewohner grundlos attackiert und zu Tode gebracht, verabschiedete die Reichsconsiley in der 11. Woche den sogenannten „Befriedungserlass“. Ziel der Consiley, so ein Sprecher der Consiley, sei es gewesen „Ruhe und Ordnung im Reich erneut herzustellen und die ganz offensichtlich von Tollwut oder Hexerei befallenen Tiere von ihrem Leiden zu erlösen“. Hierzu wurden alsbald in enger Kooperation mit dem ebenfalls von der Stierplage betroffenen ‚Orden der Ritter von Gloriana’ das 8. und 9. Reichsgarderegiment entsendet, um die Situation im Estwald zu klären. Die Ordnungstruppen seien dann bald auf orkische Räuberbanden gestoßen, die man als Ursache für die Stierplage ausmachen konnte. Oberst Durkan von Arthak, verantwortlicher Leiter der Mission, äußerte hierzu exklusiv gegenüber der FFV: „Mir war das ja von Anfang an klar: Stiere verlassen nicht einfach so ihr angestammtes Revier, um einfach so völlig unprovoziert friedliche Bürger zu überrennen. Da steckte mehr dahinter, und das waren – na klar! – diese vermaledeiten Schwarzpelzräuber!“. Da nun aber weder die orkischen Aufwiegler sich von der Ordnungstruppen vertreiben, noch die Estwaldstiere beruhigen ließen, habe man sich für präventive Maßnahmen entscheiden müssen. „Selbst die entsandten Sonderexperten vom FWW (des Rates der Förderer von Wald und Wiesen – die Redaktion), das waren echte Elfen!, waren völlig ratlos“, so Oberst von Arthag weiter. „Also haben wir uns dafür entschieden, der Sicherheit den Vorrang zu geben und militärisch gegen die Bedrohung vorzugehen.“
Gegen eben dieses Vorgehen regte sich nun massive Kritik von höchster Stelle des Durkhon, dem heiligen Tempelbezirk der faldûranischen Dur-Kirche. In seinem Schreiben an alle Recht- und Durgläubigen kritisierte Sonnenlenker Ecoranus III. nun das Vorgehen der Reichsconsiley als „unbedacht und arrogant, anmaßend und verantwortungslos, unheilig und frevelhaft!“ Insbesondere wird kritisiert, dass zu keiner Zeit ein Vertreter der Kirche zur Causa befragt oder in das Vorgehen der Consiley eingeweiht war. „Es ist die Arroganz der Macht, die aus diesen Taten sprach und die nicht unterschied zwischen Täter und Werkzeug, zwischen zu Verdammendem und zu Errettendem!“, kommentierte das Kirchenoberhaupt den Gang der Ereignisse. Nicht die heiligen Stiere, vom Oberhaupt als „Wächter des Estwaldes“ betitelt, hätten Gegenstand der Präventivmaßnahmen der Reichstruppen sein dürfen, sondern allein „die verderbten Gesandten des Unaussprechlichen, dessen, der sich selbst als Seelenfresser bezeichnet!“ Durch das verantwortungslose Handeln der Ordnungstruppen sei die Ordnung der Welt gemindert und das Reich des Dunklen gestärkt worden, verdammte der Sonnenlenker das Vorgehen. Hierdurch hätten die verantwortlichen Soldaten unendlich große Schuld auf sich geladen und „das Heil ihrer Seelen verwirkt“.
Diese Feststellung stieß auf vehemente Kritik der Soldaten- und Veteranenverbände des Reiches: Es könne nicht angehen, dass denen, die ihr Leben und ihre Gesundheit dem Reichswohl opferten, nun auch noch das Seelenheil abgesprochen werde, so Heribert Schmirkowski, Vorsitzender des Verbandes „Schwert, Schild, Schnabeltasse – Für ein würdiges Altern auch für Veteranen!“. Auch ein hochrangiger Vertreter der Heeresgruppe Ost, der lieber ungenannt bleiben möchte, meint: Statt immerfort alles schlecht zu reden, solle der heilige Sonnenlenker „lieber sehen, wie wir die Jungens und Mädels jetzt noch retten können.“ Hinterher wisse man immer mehr, so die Quelle. Auch ließe der Sonnenlenker außer Acht, dass eine andere Handlungsweise ethisch kaum möglich gewesen wäre: „Was wäre denn die Alternative gewesen? Die Stierattacken auf einfache Bauern, Frauen, Kinder einfach zu ignorieren und weiter zur Tagesordnung über zu gehen, nur weil die Mistviecher nicht nur mordsgefährlichen sondern anscheinend auch noch heilige Wächter sein sollen? Unter uns: Wenn das heilige Wächter waren, warum sind sie dann nicht im Estwald geblieben und haben da brav weiter aufgepasst? Wir hätten sie dabei jedenfalls nicht gestört!“
Doch beließ es der Sonnenhüter nicht allein bei der Kritik, sondern zeigte auch Wege zur Rettung der Gefallenen auf. „Wir haben die Zeichen der Himmlischen erhalten“, offenbarte seine heilige Exzellenz in einer Predigt an die Reichsoberen in der zurückliegenden Woche, „dass die Aufgabe der Wacht nun denen obliegen soll, die durch ihr unbedachtes Tun die alten Wächter erschlugen und die Ordnung der Welt erschütterten.“ Aus diesem Grund habe er als Oberhaupt aller Rechtgläubigen veranlasst, einen Orden zu gründen, welcher all den Bußfertigen offenstehe, so dass diese sich im Dienste der Ordnung von ihren Sünden reinwaschen und würdig werden könnten, nach ihrem Tode ins Licht Durs einzugehen. Dieser Orden sei fortan im ganzen Reich unter dem Namen ‚Heiliger Orden der Bußfertigen Diener des Himmlischen Hüters der Ordnung zu Estur’, kurz: ‚Esturien-Orden’ bekannt und der Wacht der Ordnung in den Wäldern und alten Stätten der Dunkelheit verpflichtet. Es stehe jeder rechtgläubigen Kreatur frei, sich dem Orden anzuschließen und auf die Errettung seiner Seele durch die Gnade des Herren Dur zu hoffen, so der Sonnenlenker. Oberstes Ziel des Ordens sei neben der Errettung seiner Diener die „baldige Säuberung der Stätten der Wacht von Unbill und Unheil, dem Schleim der niederen Verderbtheit und den Kreaturen der Chaoshöllen der Uralten und Weltenfeinde“. Einzelheiten würden nach der Wahl des Ordenshochmeisters bekannt gegeben. (Mehr zum Orden, der Hochmeisterwahl und der Stellungnahme der Reichsconsileyen auf S. 3)
Des weiteren in dieser Ausgabe:
--- Tarifstreik der Druckergilde geschlichtet! Nach einem halbjährlichem Streik ist endlich Schluss: Die neue FFV geht in den Druck. „Zeit wird’s!“, finden auch unsere Leser im Dunkelelbischen, welche auch weiterhin auf objektiv-fürstkönigstreue Berichterstattung nicht verzichten wollen. (Eine Übersicht der Ereignisse sowie eine Auswahl von Drohbriefen der dunkelelbischen Leserschaft auf S. 4)
--- Orkbanden bedrohen Reichsgrenze: Graf von Rothenwulff im Abwehrkampf gegen die Schwarze Horde gefallen! Lest alles über die tragisch-heroischen letzten Stunden des Helden von Lichtenau! (Weiter auf S. 5)
--- Die Weltrüstungsmaschine: Die Duranische Legion im Porträt. Immer mehr Truppen, immer mehr Kriege. Wie gefährlich ist das übermäßige Rüstungspotential der Tetrarchen für den Frieden zwischen den Völkern? Die FFV deckt auf! (Weiter auf S. 6)
--- Frieden im Osten, Krieg im Osten: Kaum verkündet Reichsconsiliar Baron von Artas-Schmeyen einen Teil-Erfolg der Friedensgespräche mit dem Zwergenvolk der Oréberge, greifen diese ihren jangarischen Nachbarn an. Welche Motive leiten das kriegerische Volk im Osten? Und ist die Sicherheit der Ostgrenze des Reiches auch in Zukunft gewahrt? Die FFV spricht mit dem Zwergenexperten der Folminan-Ettel-Universität,
Dr. min. Alberich von Knopp (Weiter auf S. 7)
Mór´kishai Báofu Sun
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