Durische Postille

Die Saga von der Drachenhatz
47. Woche des 1. Jahres

Kommt an dieses Herdfeuer und ich will euch eine Saga berichten von den Schatten des Nordens und ihrer Jagd nach den Echsenwürmern.
In den Tagen da im Norden die Drachenhatz tobte und ein Rudel aus Tatzelwürmern als Jäger und Gejagte durch das Land streiften, plündernd und reißend, doch stets flüchtend vor den Drachenjägern des Nordens, da trug sich folgendes zu in der Heimstatt Klaurums und Drazeras, der ältesten der Tatzelwürmer.
Diese mächtigen Geschöpfe, ihrer Natur gemäß feist und hässlich, mästeten sich viele hundert Jahre an den Bewohnern Ennukherts, welche sie sich Untertan machten. Sie nahmen die Gaben der Bewohner an, fraßen sich satt an ihrem Vieh und ihren Kindern, plünderten und zerfleischten jene, die wagemutig genug waren sich zu widersetzen. Als Tyrannen herrschten sie über Land und Volk und erkannten nicht, dass am Tag des Erwachens die Welt in Wandel geriet.
Denn sodann strömten kleine Schatten, unscheinbar und heimlich und doch vom Willen ihrer Herrin getrieben aus dem Reiche Helheims hervor und fanden Gefallen an den Schätzen, welche die Drachen angesammelt hatten. Doch nur mit List und Tücke konnten die Schatten dem Argwohn Klaurums entkommen, welchem es danach verlangte die fleischgewordenen Schatten zu verschlingen. Das erzürnte die Herrin der Schatten, die Herrin Gilga, dermaßen, dass sie Klaurum befahl sich zu unterwerfen. Der mächtige Klaurum hingegen kannte keine Demut - immerhin ward sein Geist von drastischer Natur, ja echsischen Wesens und seit vielen Jahrhunderten ward er gewohnt, dass ein jeder vor ihm floh und sich unterwarf. So kam es, dass die Göttliche Jungfer danach verlangte, ihr den Schädel Klaurums und seiner Gemahlin Drazera und seiner gesamten kriechenden Brut zu bringen. Keine Gnade sollte diesem kriechenden Ungeziefer gewährt werden. So beschwor Gilga ihre Schatten und es kam zu diesen Tagen, von denen ich zu Beginn sprach, zur Drachenhatz des Nordens. Schatten, Grimmfrost und Todespfeile jagten die Echsenköpfigen über das Land, welche indes mit Feueratem und Drachenwut das Länd verheerten, bis sie nach Frisundshim einzogen und jene mit ihren Fängen zerrissen, die sie dort fanden. So fraß sich Klaurum und seine Brut satt an den Schatten, nach deren Fleisch es ihm verlangte. Doch in seiner Trägheit übersah er, dass sich das Land verdunkelte und Gilga dem Himmel gebat sich zu verdunkeln, damit die ungezählten Schatten sich ungesehen nähern konnten. So ward es zu spät für Flucht und Heil, denn mit Gewalt kam die Horde über Klaurum und Drazera und am Morgen waren sie tot.
Indes kam die Walküre im Zorn über Ennukhert, wo die Echsen entsprangen und schleuderte Sturm und Hagel über das Land; die Luft gefror, die Bäume blieben als weiße Mahnmale erstarrt zurück; das Getreide zerbarst ob der klirrenden Kälte und das Leben wich aus dem Landstrich, sodass nichts als eine Eiswüste blieb. Doch nach Wochen in denen Gilga tobte, da kam sie herab und trat in das Gelege Klaurums und Drazeras und ihr Zorn ward erloschen. Während die Schatten weit entfernt die Leichname schändeten und das Haupt des Drachenweibes an ihre Verbündeten verschacherten und die restlichen Häupter auf ihre Schiffe pfählten, sodass sie wahrlich Drachenschiffe über die Meere führten, da überkam die Göttliche Trauer, als sie erkannte, dass sich Leben rührte im letzten der Eier im Gelege Klaurums.
Immerhin ist die Unsterbliche eine Jungfer und weibliche Sanftmut umfing sie als der göttliche Zorn verflog; da erwuchs in ihr der Wunsch, das ungeborene, ungeschlüpfte Leben zu schützen. Doch inmitten der Eiswüste, die sie schuf, vermochte das Feuer eines Drachen nicht zu überleben. Mit Tränen in ihren Augen umklammerte sie das Ei und küsste es, sodass ihr Odem einfuhr und das Feuer in lebendes Eis wandelte. Was immer dem Gelege entspringen möge, sie wusste, es ward ihr Kind, mit welchem sie in Liebe verbunden war... Das meine Kinder, ward die Saga vom Frostwurme und nun schlaft, oder der weiße Riese soll euch holen!"
erzählt am Herdfeuer der Langhäuser Fjarns von Andrascha, der Hüterin des Nordens

Eisengrimm - Klans des Nordens