Durische Postille

Tunnelkampf
10. Woche des 2. Jahres

Nun schon seit Wochen schleppte ein Auswuchs des Weltenfressers seinen gigantischen, trägen Leib durch die Tunnel - nein Lebensadern - des Myzels. Der von irdenen Stacheln, Zacken, Platten und Lamellen überzogene Körper des Ungetüms passte gerade eben durch die von Wurzeln gestützten Gänge. Schließlich war er bis unter den Vulkan in der Vongolei vorgedrungen, die Heimat des Vongol-Myzels.

Doch dank der unerschrockenen und unmittelbaren Unterstützung durch Sashnadâr standen nun zwei Heere bereit um der Abscheulichkeit Einhalt zu gebieten.

In einer natürlichen Grotte, welche mehr als genug Platz für den bevorstehenden Kampf bot, hatten sich die Verteidiger aufgestellt. Auf der linken Flanke die Krieger aus Sashnadâr, allen voran der beeindruckende Wall der sashnidischen Panzerpikeniere. Und rechts eine Sturmhyphe des Myzels: hunderte von Sporen, darunter muskelbepackte Exemplare mit mächtigen gezahnten Schwertern oder riesenhaften Armbrüsten deren Sehnen aus Wurzeln und saftführenden Venen zu bestehen schienen, Varx (angsteinflößende Schreckenswölfe deren Sporenreiter fest mit ihnen verwachsen waren), und sogar ein in aller Eile zusammengebautes Katapult.

Diszipliniert hielten die Truppen stand, als der faulig stinkende Koloss sich auf sie zu wand. Salve um Salve hagelten die Geschoße der Vorx auf die granitharten Panzerplatten ein ... und prallten großteils wirkungslos ab. Und auch die zentnerschweren Steinkugeln des Katapults konnten am verwinkelten Leib keine wirkliche Angriffsfläche finden und glitten ohne viel Schaden anzurichten von der Kreatur ab ...

Da fassten sich die Panzerpikeniere ein Herz und setzten zum Sturmangriff an. Die im Fackelschein glitzernden Spitzen und Klingen ihrer Mordwerkzeuge setzten zu einem präzisen und konzentrierten Angriff an, der schließlich eine der Panzerplatten zum bersten brachte. Doch die selbstlose Tapferkeit wurde den Sashniden gar grauslich vergolten als der scheunentorgroße Schlund des Chetonwurms seine diamantharten, schwertgleichen Zahnreihen um sie schloss und die gesamte Einheit mit Haut und Haar verschlang ...

Nicht umsonst sollten die Pikeniere gefallen sein, denn ihre leichter bewaffneten Kameraden zusammen mit der Tausendaschaft an Sporen strömten wie Ameisen über das lebende Gebirge und nutzen jede noch so kleine Schwachstelle um ihre Waffen tief in das Fleisch ihres Feindes zu treiben.

Zugleich konzentrierten die hühnenhaften Armbrustschützen der Vorx ihr Feuer auf die klaffende Wunde welche die Pikeniere freigelegt hatten. Und so fuhren immer wieder unterarmdicke, lanzenartige Geschosse mit schmatzenden Geräuschen fast bis zum Anschlag in das Unding.

Stundenlang dauerte der Kampf an bevor sich die Kreatur schließlich zum letzten Male aufbäumte. Noch unter ihren unvorhersehbaren Todeszuckungen wurden mehr als zweihundert Sporen zwischen dem Wurm und der Tunnelwand zermalmt. Doch schlussendlich waren die vereinten Kräfte der Vorx und Sashnadârs siegreich. Fast ungläubig musterten die vollkommen erschöpften Kämpen ihren schrecklichen Opponenten bevor sie sich ihres Sieges bewusst wurden. Dann brach tosender Jubel unter den Menschen aus und schon bald schlossen sich die Vorx mit schrillem Geheul an.

Vorx-Myzel