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Durische Postille |
FFV: Tel Toraker Blutzwerge vergehen sich an Hombrer Bevölkerung!! 20. Woche des 2. Jahres Ausschnitt aus dem Reichsblatt:
Fürstköniglich Faldûranische Volkszeitung
politisch - patriotisch - pflichtgetreu
(herausgegeben durch die Zentralconsiley für Preßangelegenheiten im zweiten Quartal des Jahres 1112 AID im 4. Jahre der ersprießlichen Herrschaft seiner fürstköniglichen Majestät, Ettel XII. von Falkensteyn zu Falderath)
TEL TORAKER BLUTZWERGE VERGEHEN SICH AN HOMBRER BEVÖLKERUNG!!
Zeigen die angeblichen ‚Streiter wider das Cheton’ im blutigen Niedermetzeln einfacher Bürger nun endlich ihre wahre Gesinnung?
Falderath / Nebelmoor (Gft. Homber) – Wochenlang hatte der Tel Toraker Zwergenzug, angeführt von ihrem König, Karras al Karrak, beteuert, sie wären nur auf friedlicher Durchreise, um gegen das Cheton zu streiten. Mit einem blutigen Überfall auf die Grafschaft Homber haben die Zwerge nun gezeigt, dass auch von diesem Versprechen nicht viel zu halten war: Ohne Vorwarnung und vorherige militärische Provokation machten die ‚Blutzwerge von Tel Torak’ die örtliche Brand- und Bürgerwehr, einen Handelsreisenden sowie eine Expertengruppe des FWW mit ihren Äxten und Kanonen kaltblütig nieder. Das grausame Vorgehen mehrt die Stimmen im Reich, welche ein härteres Vorgehen gegen die Toraker Truppen fordern – gleichzeitig versucht die Reichsadministration jedoch, die Bevölkerung zu beschwichtigen und den Konflikt mit den Toraker Zwergen nicht noch weiter eskalieren zu lassen. In dieser brenzligen Lage braucht es kühle Sachanalysen und objektive Informationen zur sicheren Orientierung. Die FFV bat daher den Zwergenexperten der Folminan-Ettel-Universität, Dr. min. Alberich von Knopp in einem Exklusivgespräch um seine fundierte Analyse der Ereignisse.
FFV: Herr Dr. von Knopp, wie hat das ‚Blutbad von Homber’, welches die Tel Toraker Zwerge in der letzten Woche anrichteten, auf Euch gewirkt?
AvK: Ich für meinen Teil hatte zwar eine heftiges Vorgehen der Tel Toraker Zwerge erwartet. Dennoch war ich ob der ungehemmten Brutalität doch überrascht. Dass die Zwerge mit einer solchen Härte gegen friedliche Zivilisten und die lokalen Ordnungskräfte vorgehen würden, damit habe ich nicht gerechnet. Dass unter den Toten mit Herrn Karel Dur, dem Direktor des berühmten Fernhandelsunternehmens, dann auch noch ein langjähriger und enger Freund von mir unter den Opfern dieses sinnlosen Gewaltaktes war, hat mich natürlich persönlich sehr betroffen gemacht.
FFV: Wie bewertet Ihr – aus der Sicht eines promovierten Zwergenkundlers – den von Zwergenkönig al Karrnak angeordneten Gewaltakt?
AvK: Was mich vor allem anderen erstaunt hat, ist die peinliche Feigheit dieser Entscheidung. Man muss sich einmal in die Lage Karrnaks versetzen: Da ist er nun mit seinen Truppen weit in den Osten vorgedrungen und merkt, dass seine Rechnung nicht aufgeht, da nun ein Großteil seiner Nachbarn ihm aufgrund seiner Art, kontinuierlich in hemmungsloser Weise gegen alle diplomatischen Gepflogenheiten zivilisierter Reiche zu verstoßen, den Krieg erklärt. Er steht also vor der Wahl, entweder wieder nach Westen zurückzukehren und das eigene Land zu verteidigen oder seinen Ankündigungen zu folgen, und weiter gegen die Plage der Chetonkreaturen im Osten zu ziehen. Sicherlich keine leichte Entscheidung. Was macht aber al Karrnak? Er ignoriert all seine Verpflichtungen und ordnet stattdessen einen Halt in Homber an, um dort die lokale Bürgerwehr ermorden zu lassen. Eine solch klassische Dilemmasituation durch die Verweigerung einer angemessenen Entscheidung lösen zu wollen, ist – gerade auch nach zwergischen Maßstäben – nicht nur absurd, sondern feigstes Drückebergertum.
FFV: Unter den Opfern war auch eine neutrale Expertengruppe der Förderer von Wald- und Wiesen (FWW), welche sich auf dem Weg zu einer Konferenz „Zur Wiederbegrünung der Stadt Trutzingen“ befand...
AvK: Wieder ein Beweis, für die Absurdität des Ganzen. Wer bringt denn friedliche Pflanzenforscher um, wenn die eigene Heimat bedroht ist und zwei Reisewochen entfernt das Cheton seinen giftigen Odem über das Land ausbreitet? Zumal zuvor großspurig erklärt wurde, wie friedlich die Absichten dieses Zwergenzuges seien und man auf gar keinen Fall die Waffen gegen das jeweilige Gastreich erheben wollte, wenn man denn nicht dazu gezwungen werde. Für einen rechtschaffenden Zwergen, wie sie es im faldûranischen Vielvölkerreich zur Genüge gibt, ist das alles ein derart unwürdiges Schauspiel, dass es Steinerweichen ist. Als Zwergenkundler wiederum muss ich sagen, bin ich weniger überrascht, bezeichnet doch das morphologische Suffix „-ak“ – wie hier im Falle ‚Tel Torak’ order ‚al Karnak’ gebraucht – im zwergischen Sprachgebrauch eine Bezugsperson oder Gruppe, die als verwunschene oder sogar völlig ehrlos angesehen wird. Auch hier gilt also der Ausspruch Ettels III.: Nomen est omen.
FFV: Was bezweckt Karras al Karrnak mit einem solchen Vorgehen Eurer Meinung nach?
AvK: Aus seiner Weigerung, nur unweit der östliche Chetonplage seinen großspurigen Ankündigungen nun auch Taten folgen zu lassen, spricht nach meiner Ansicht die nackte Angst des Maulhelden vor der Gefahr. Einem Charakter wie al Karrnak fehlt schlichtweg der Verstand und Mut, sich einem angemessenen Gegner zu stellen – stattdessen schikanieren solche Persönlichkeitstypen lieber großmäulig Schwächere, sind zugleich aber peinlichst darauf bedacht, Konfrontation mit Gleichrangigen oder Stärkeren zu vermeiden, um die Illusion eigener Allmacht, in der sie sich in ihrer Weltflucht zurückgezogen haben, nicht zu gefährden.
FFV: Könnte der landestypische Spott der Homber bei der Anordnung des Gemetzels durch al Karrak ebenfalls eine Rolle gespielt haben? Zuletzt machte das Wort von „Karlchen Knacks Kanonentrüppchen“ und „Carlo Carnacos Wandercircus“ die Runde...
AvK: Zweifelsohne. In der mentalen Welt einer solch zwanghaften Persönlichkeit bedeutet Kritik, die eigenen Fantasiekonstrukte in Frage gestellt und entlarvt zu sehen. Da die eigene Vorstellungswelt oft das einzige ist, was solchen Existenzen bleibt, werden spöttische Bemerkungen als elementare Bedrohung wahrgenommen, gegen welche mit aller Macht vorzugehen ist, um die geschaffenen Selbst- und Trugbilder aufrecht erhalten zu können. Aus seiner Perspektive ist es für al Karrnak durchaus rational, auf neckische Spottgesänge mit blanker Gewalt zu reagieren – es schützt ihn vor der Erkenntnis seiner eigenen Unterdurchschnittlichkeit. Aus einer gesunden Perspektive wird man jedoch sagen müssen: Dieser Herr gehört nicht auf einen Thron, sondern in Behandlung.
FFV: Welches Vorgehen al Karrnaks ist jetzt zu erwarten?
AvK: Das ist natürlich schwer zu beurteilen. Grundsätzlich wird er wohl weiter versuchen, jeder ernsten militärischen Konfrontation mit gleichrangigen Einheiten zu entgehen. Jeder Kritik an diesem Verhalten wird er wahrscheinlich mit weinerlichen Schuldzuweisungen, schiefen Vergleichen, ungenierten Wahrheitsverdrehungen oder sogar glatten Lügen begegnen. Es ist hierbei zu erwarten, dass sich in seiner Reaktion erneut die zwanghafte Ablehnung eigener Verantwortlichkeit Ausdruck verschaffen wird, die al Karrnak auszeichnet: Im Zweifel hat nicht er durch verfehltes Handeln eigene Schuld auf sich geladen, sondern die äußeren Umstände, missgünstige Dritte oder einfach die Garstigkeit der Welt an sich sind für die ungünstige Entwicklung der Dinge verantwortlich zu machen – während selbstverständlich Erfolge nur durch das eigene Genie, eigenen Mut und Kraft erreicht werden konnten. Verliert er, ist er Opfer der Verhältnisse – gewinnt er, ist er der allein verantwortliche Bezwinger seines Glücks. Es ist erstaunlich, dass sich ein solch schwacher Charakter überhaupt so lange auf einem Thron halten konnte. Dies könnte aber ein Hinweis dafür sein, dass die Tel Toraker Zwerge nicht besonders gründlich bei Selektion ihrer Führungselite sind.
FFV: Herr Dr. Alberich von Knopp, vielen Dank für dieses Gespräch.
Mór´kishai Báofu Sun
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