Durische Postille

Wyrmfeuer
24. Woche des 2. Jahres

Kulim war ein einfacher Bauer. Tag ein Tag aus, Felder bestellen, Umzäunungen reparieren und das Vieh pflegen, nicht wahr? Wenn es doch nur so einfach wäre. Schon seit Wochen trieb sich eine riesige Wyrmbestie in den Waldhängen des Emirswalls herum. Zuerst musste man nur Acht geben, wann man sich auf offenes Gelände hinaus wagte und jeden Tag mit einer Hand voll verschwundenem Vieh rechnen. Doch dann hatte sich dieses Kultistenpack zusammengerottet und eine Art Holzpalisade um den Hort des Drachen errichtet. Es schien, als würden diese Wahnsinnigen den Chetonwurm anbeten und es dauerte auch nicht lange bis sie bewaffnete Gruppen ins Umland entsandten um ihrer Göttin Opfergaben zu bringen. Beiläufig wischte Kulim sich die Tränen aus dem Gesicht, als er daran dachte wie diese Unmenschen für seine Schwester Sali gekommen waren. Jungfrauen, so meinten die Kultisten, würden den Gott besänftigen. Vater bot sich an Stelle von Sali an, doch die Fanatiker lachten ihn nur aus, was ein Gott mit einem Flohverseuchten Bauern sollte? Doch Vater blieb standhaft und stellte sich zwischen Sali und ihre Entführer. Und so kam es wie es kommen musste. Die Kultisten mordeten seinen Vater und machten sich in ihrem Blutrausch zugleich über seine Mutter her. Kulim konnte nur entkommen weil er so ein verdammter Feigling war. Ein Schluchzen entrang sich seiner Kehle bei den Gedanken an jenen düsteren Tag.

Forsch wischte er sich übers Gesicht und packte seinen Speer fester. Genug war genug! Selbst ein Feigling würde kämpfen wenn man ihn nur hart genug bedrängte. Und so hatte Kulim sich dem Heerzug angeschlossen der sich soeben auf den Hort des Rotwyrms zuwälzte. Viele andere aus der Gegend hatten es ihm gleichgetan und so sah er einige bekannte Gesichter in seiner Einheit. Ein Weibel hatte sie kurz eingewiesen, ihnen Waffen, rudimentäre Rüstungen und dicke Wasserschleuche - gegen das Wyrmfeuer - überreicht und überschlagsmäßig erklärt mit wem sie in die Schlacht ziehen würden und wessen Befehle sie zu befolgen hatten.

Wenn Kulim sich recht erinnerte waren es grob fünf Banner unter denen das Heer marschierte. Da waren zum einen die furchteinflößenden Orks der Drâut Kûhl, die Ur Aras Drâut Kûhl-Rishtar, welche sogar Belagerungsgerät herangekarrt hatten. Dann gab es die Moschatz aus dem Nargashtal welche von vielen seiner Kameraden nur "NSA" genannt wurden - warum auch immer - die sich selbst aber die "Befreiaz der Wüstä" nannten. Weiters war da das II. Armeekoprs "Südstern" das unter Führung von Hauptmann Cyfranc aus dem fernen Sashnadâr gekommen sein soll, zusammen mit einer Sturmhyphe dieses seltsamen Vorx-Myzels, so hieß es. Was auch immer Menschen dazu trieb sich mit diesen Kreaturen einzulassen. Doch musste er zugeben, dass die plump wirkenden Sporen sich äußerst friedlich verhielten, vor allem im Vergleich zu den nächtlichen Eskapaden die sich im Lager der Orks immer wieder abspielten. Doch er schweifte ab. Aus dem Osten war die Gardekompanie "Drachenblut" gekommen. Den Keltarauni direkt in die Augen zu blicken, so meinte sein Freund Frans, könnte einem direkt die Seele rauben. Doch wirkten die Kinder des Nebels, wohlgleich gelassen und ernst, wie anständige Gesellen. Vielleicht würde Kulim heute Nacht wagen sich an eines ihrer Lagerfeuer zu begeben ... Doch bevor ers vergaß, das wohl exotischste Aufgebot stellten die Wüstenalben dar. Unantastbar in ihrer Anmut und dem Vertrauen in ihre Fähigkeiten wirkten die großgewachsenen schlanken Krieger der Alben. Der Name dieser Einheit wollte Kulim einfach nicht im Gedächtnis bleiben und so wandte er sich an Frans, der alles zu wissen schien.
"Ho'Mark`HarSza Thidrin, du Siebkopf", meinte dieser lakonisch. Und so wartete das Heer auf die Schlacht ...

Im Nachhinein schien alles wie ein Traum. Zuerst stürmten die Saboteure der Goblins des Nargashtals im Schutz der Morgendämmerung die Palisaden um ihre Struktur zu schwächen. Dann setzten auch schon die Triboke der Ur Aras zu ihrem Bombardement an. Gerade als die erste Presche in die Befestigung geschlagen war und die Kultisten ansetzten diese wieder zu schließen, hagelten die lautlosen aber tödlichen Pfeile der albischen Andberia auf sie darnieder. Vom Kampflärm geweckt erhob sich der gigantische Leib des Rotwyrms in die Lüfte. Sofort befahl Hauptmann Cyfranc seinen Mannen dem Scheusal entgegenzutreten. Gerade eben konnte ein Schildwall erichtet werden als auch schon das Flammenmeer des Wyrmodems über die Sashniden hereinbrach. Zu allem Überdruss stürzten sich die fanatischen Kultisten in die Flanke der tapferen Kämpen um ihrer Göttin zu Hilfe zu eilen. Nur das schnelle Vorgehen der Moschatz konnte das Schlimmste verhindern und schon bald war die Streitmacht der Kultisten unter dem Ansturm der mehrfachen Übermacht von Goblins zerschlagen. Schritt um Schritt kämpften die Sashniden sich weiter auf den Wyrm zu und wurden immer wieder in tödlichem Feuer gebadet als dieser sich in die Lüfte erhob um ein weiteres Mal die Entfernung zu vergrößern. Doch die Ränke hielten stand und so verschafften die Sashniden der restlichen Streitmacht Zeit um zu agieren. Die Katapulte wurden neu ausgerichtet und eine wohlgezielte Salve holte die Drachin aus der Luft. Doch ihre Kampfesluft war ungebrochen und so fuhr ihr Odem in die Reihen der Goblins und hielt blutige - nein knusprige - Ernte. Die Sashniden stürzten sich auf den geschuppten Leib und wurden mit Feuer belohnt. Goblins und Orks nutzten die Lücke und stürmten von der anderen Seite auf die Drachin zu. Pfeile und andere Geschosse prallten nahezu nutzlos von dem gepanzerten Großwyrm ab doch schließlich erreichten die Fußtruppen den Ort des Geschehens und konzentrierten ihre Attacken auf einzelne Schuppen. Auf diese Weise wurden verwundbare Stellen geschaffen in welche sich nun die zielgenauen Bögen der Beriacu und Andberia entleerten. "Drachenblut" wagte einen Frontalangriff doch wurde von dem höllischen Odem in Schach gehalten. Orks und Goblins stürzten sich auf die ungeschützte Flanke. Gegenüber taten es ihnen ihre Kameraden aus Sashnadâr gleich. Dann tauchten plötzlich unzählige Gestalten auf - wie Ameisen auf dem riesigen Drachenleib - die von hinten über die Drachin schwärmten und Speere, Schwerter oder bloße Klauen in die "Fugen" des Panzerkleids der Chetonkreatur trieben. Von irgendwoher wurden Seile über Kopf und Hals der Drachin geworfen und schon bald wurde sich zu Boden gerungen. Von vorne bissen die kalten Pfeile der Tho'delka Nes in Maul und Rachen der Bestie. Ein letztes Aufbäumen, ein frustiertes Schnauben, und noch in ihren Todeszuckungen schenkte Mark`HarSza dem Thela'magor-Trupp mit den Seilen den furchtbaren Tod in den Flammen. Dann herrschte Stille ...

Vorx-Myzel