Durische Postille

In Sonnenhain
34. Woche des 2. Jahres

Zunächst schien es nur ein weiter Windstoß in den winterkalten Wäldern des Sonnenhains. Mit einem leichtem Rauschen säuselte der Wind durch die dichtstehenden Tannen und lichten Buchenwälder.
Die Tiere aber spürten den Ruf und verharrten in ihren Bewegungen. Der Hirsch, der unter schmelzendem Schnee nach überwinterndem Klee suchte, hob seinen Kopf. Und erblickte das Wolfsrudel. Die dunklen Tiere hatten umstellt, doch nun lauschten sie den Tönen im Wind.

Wie ein wiederholender Windstoß schien es, lauter nun. Drängend, stampfend, schlagend wie ein Herz. Wie ein Tönen aus einem Blasebalg, während erstes Wispern zu vernehmen war. Undeutlich noch, doch klar Worte im Wind.

Der Igel unter dem Laub erwachte aus seinem Schlaf. Erschüttert von dem Ruf, wartend auf die Botschaft die den kleinen Leib erbeben ließ.

Und schließlich wurde aus dem Flüstern ein Sturm. Wie vielfache Stimmen, die das gleiche Wort sprechen. Beinah gesungen, getragen von einer düsteren Melodie, die das Herz erfüllte.

„Mondesschein in stiller Nacht,
bleich liegt der Wald danieder,
und aus finsteren Schatten erwacht,
tragen Winde unsre Lieder.

Der Ruf bricht auf zu seinem Tanz,
keiner kann ihn halten,
es funkeln die Sterne mit kaltem Glanz,
und lassen das Bitten walten.

Wir singen der Seele der Welten zu,
verberge uns in deiner Stille,
schenke den Wächtern der Wälder die Ruh,
denn wir vollbringen dein Wille.

Lasse das Übel vorüber gehen,
gemieden sei alte Erde,
hüte uns und wir werden den Morgen sehen,
auf dass unser Volk wachsen werde.“

(Gerücht)