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Durische Postille |
Nebelwand 3. Woche des 3. Jahres Seit Wochen befand der Trans'po'ta des Vorx-Myzels sich nun schon auf hoher See. Die Riemen der stattlichen Galeere waren mit Lianen und Ranken überwuchert. Dennoch tauchten sie im steten Rhythmus eines dumpfen Pochens - dem Herzschlag des seltsamen Gefährts? - ins Wasser. An Deck, seit Wochen schutzlos den Elementen ausgeliefert, stand ein halbes Dutzend Sporen. Wie in tiefer Meditation verweilten sie dort ohne ihrer Umgebung die geringste Aufmerksamkeit zu schenken.
Nicht das es viel zu sehen gab. Ein dichter nasser Nebel - der die Sichtweite auf wenige Handspann einschränkte - stellte seit Tagen die einzige Aussicht. Irgendwie "fühlte" der Trans'po'ta sich durch die Untiefen, links und rechts ragten immer wieder gezahnte Felsformationen und Riffe ungesehen aus der glatten Oberfläche des Meeres. Außer dem rhythmischen Pochen und einem sporadischen Knarren von Holz und Ranken herrschte absolute Stille.
Da lichteten sich mit einem Mal die Nebel und mit einem lauten scharrenden Geräusch schob sich das Ungetüm der Vorx auf eine der wenigen sandigen Anlegemöglichkeiten der Insel im Nebel. Schon sprangen Sporen von Bord, die das galeerenartige Etwas mit dicken Lianen an einem schweren Felsbrocken festmachten.
So weit das Auge reichte war der zerklüftete Strand mit den ausgebleichten Gebeinen der verschiedensten Art übersät. Eindeutig waren humanoide Wesen unter ihnen, aber auch riesige Knochen welche keiner den Vorx bekannten Kreatur zugeordnet werden konnten. Da vernahmen die sechs Sporen ein Geräusch von jenseits einer Felskuppe. Langsam und leise bewegten sie sich darauf zu, schwärmten in perfektem Einklang aus und tasteten sich bis zum Rand eines riesigen mit Wasser gefüllten Kraters vor. Was sie dort zu Gesicht bekamen konnte man nur als Seeungeheuer bezeichnen, ein gewaltiges Lebewesen, das mit seinen Tentakeln Schiffe, wenn nicht ganze Flotten umranken und in die Tiefen des Meeres ziehen konnte.
Liebevoll bewunderten die Sporen das gigantische Kind des Weltenbaums. Doch dann bemerkten sie zum ersten Mal den scharfen Geruch, legten ihre Köpfe schief und sogen das Miasma der Fäulnis tief in ihre Nüstern. Das Seemonster war krank. Ob durch eine Verletzung oder aus einem anderen Grund war von hier aus nicht zu sagen. Doch der Geruch war eindeutig. Und so beschlossen die Sporen der Kreatur zu helfen ...
Sie stiegen bedächtig die Kraterwand hinab und blieben bei dem riesigen Leib angekommen stehn. Wie auf ein unsichtbares Zeichen vielen die Sporen über das Seemonster her ... ja, die Vorx würden dem Muta-Kind helfen seinen Körper für einen weiteren Zyklus im Kreislauf des Lebens aufbereiten. Und so begannen die Sporen die totkranke Kreatur zu verspeisen, ihr das Fleisch vom Körper zu reißen um es zu verschlingen, ihre Knochen zu knacken um an das Mark zu kommen ... viele Tage und Wochen würden die sechs Helfer benötigen, doch zum Schluss bliebe - wie immer - nur ein liebevoll gehäuteter Schädel, oder was auch immer sich im Inneren des Kopfes eines Seemonsters befand ...
Vorx-Myzel
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