Durische Postille

FFV: Der Kommentar zur Karmanthi-Cheton-Krise - "Peinlich. Verantwortungslos. Enttäuschend."
11. Woche des 3. Jahres

Ausschnitt aus dem Reichsblatt:

Fürstköniglich Faldûranische Volkszeitung
politisch - patriotisch - pflichtgetreu
(herausgegeben durch die Zentralconsiley für Preßangelegenheiten im dritten Quartal des Jahres 1113 AID im 4. Jahre der ersprießlichen Herrschaft seiner fürstköniglichen Majestät, Ettel XII. von Falkensteyn zu Falderath)


Peinlich. Verantwortungslos. Enttäuschend.
Ein Kommentar von unserem Korrespondenten Rhytan Klarrmacher

>>Wer zitiert, der ehrt – so sagt man zumindest. Denn wer die Aussprüche eines anderen in Erinnerung ruft, verweist auf die gedankliche Leistung des Urhebers und erweist diesem durch die kenntlich gemachte Wiederholung seinen Respekt. So gesehen könnte seine Exzellenz Madric Hinkebein sehr erfreut sein. Fast identisch wird ein Sinnspruch des edelsteinzwergischen Botschafters („Wenn eine Lüge der Tel Toraker aufgeklärt ist, stehen fünf neue im Raum.“, vgl. Postillenbeitrag der 2. Woche 1113 AID) in dem jüngsten Schreiben des karmanthischen Königmörders Sinthoras („Für eine Lüge, die wir widerlegen, werden einfach 5 neue in die Welt gesetzt.“, vgl. den Postillenbeitrag der 11. Woche 1113 AID) wiederholt.
Allerdings: Wer zitiert, ohne den eigentlichen Urheber zu nennen, der ehrt nicht, sondern gibt fremde Gedanken als seine eigenen aus. Und zeigt, dass er leider keine eigenen Gedanken beizusteuern hat. Ein solches Vorgehen birgt zweierlei Risiken. Zum einen kann es geschehen, dass der Gedankendiebstahl auffliegt, was peinlich ist für den, der die fremden Worte als seine eigenen ausgegeben hat. Zum anderen kann es dazu kommen, dass der gedankenlose Gedankenräuber sich zu wenig Gedanken darüber macht, ob sein Raubgut wirklich auf den Sachverhalt passt, in dem er mit den fremden Federn glänzen möchte – was oft noch viel blamabler ist.

Nun ist es bekannt, dass die karmanthischen Knochenklauber gerne fremde Tote für sich kämpfen und fremde Ländereien erobern lassen. Dass sie nun auch fremde Sentenzen für sich ins Feld führen, ist neu, aber nicht überraschend, wird hierdurch doch bloß die altbekannte Plünderlogik der Dunkelelfen im wörtlichen Sinne fortgeführt. Dass das Zitat Herrn Hinkebeins einem gänzlich anderen Kontext entspringt, scheint im Hause Karmanthi niemanden zu stören. Und auch, dass die karmanthischen Fledderelfen Schwierigkeiten haben dürften, überhaupt eine von ihnen faktisch wiederlegte Behauptung ihrer Gegner, geschweige denn fünf hierauf folgende Lügen aufzuführen, lässt der königliche Klageführer gewohnt ‚nobel’ außer Acht. Hinkebeins Satz soll’s richten, selbst wenn der Vergleich nicht einmal mehr hinkt, sondern einfach völlig daneben geht.

Klar ist: wem die Argumente fehlen, vergangene Untaten zu rechtfertigen, dem bleibt nichts als Schweigen. Und da ist es doch am besten, man kleidet die eigene Sprachlosigkeit ob der begangenen Verbrechen und Vernichtungskriege in das Gewand der ‚selbstgewählten Zurückhaltung’. Nur: Den Eindruck erwecken zu wollen, dass man ja durchaus etwas auf die ergangenen Vorwürfe erwidern könnte, wenn man nur wollte, muss scheitern, wenn auch noch der Letzte um die argumentative Aussichts- und Hilflosigkeit weiß, in welcher sich das karmanthische Volk durch sein aggressives Expansionsverhalten selbst gebracht hat. In diesem Sinne sind die Ausführungen des jüngsten Spross der Kalphagoriten gleich dreifach peinlich. Nicht nur führt er fremde Worte im Mund, um ungleiche Sachverhalte gleich erscheinen zu lassen. Er nutzt sie zudem, um seine Niederlage in einer Debatte zu kaschieren, die er schon längst verloren hat.

Nicht nur peinlich, sondern völlig verantwortungslos sind aber nun die Einlassungen der Dunkelelfen zur jüngsten Chetonkrise. Dass der kalphagoritischen Klagekönig („Die ganze Welt ist gegen mich!“) nach seinem Wehgeschrei nun, knapp der Strafe durch die Mor’Kishai entgangen, gleich eine ganze Stadt als Bezahlung dafür fordert, seinen Anteil im Kampf gegen das Cheton beizusteuern, zeigt, welch Krämerseele da nun ihrem landgierigen Vater auf den Knochenthron gefolgt ist.
Zwar ist es karmanthische Tradition, nur das zu tun, was einen persönlichen Nutzen verspricht und alles darüber hinausgehende denen zu überlassen, die dumm (oder: pflichtbewusst) genug sind, um über den engen Tellerrand unmittelbarer Eigeninteressen hinaus zu blicken. Doch hätte man sich doch gewünscht, dass angesichts einer ganz Durien bedrohenden Krise, für deren Entstehung sich im übrigen der alte Bündnisvasall der Dunkelelben verantwortlich zeichnet, die Karmanthi mehr zu bieten gehabt hätten, als alte Opportunitätsparolen. Die Chance, ihren Willen zum Ausgleich und zur Wiedergutmachung zu bekunden, und so Verantwortung zu übernehmen sowohl für die begangene Untaten ihres Volkes als auch für in der Zukunft liegende Herausforderungen, wurde von der neuen karmanthischen Führung unnötig vergeben. Die Antwort des jungen Königs ist daher nicht nur argumentativ beschämend und verantwortungslos. Sie ist auch eine Enttäuschung für alle jene, die nach dem Personal- auch auf einen Politikwechsel an der Spitze des dunklen Elfenvolkes zu hoffen wagten.<<

Mór´kishai Báofu Sun