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Durische Postille |
Kapitän Eisenhand gefallen - die Piraten führerlos 13. Woche des 3. Jahres Der Himmel über dem Eiland von Artas hatte alle Schleusen geöffnet und man konnte kaum zwanzig Schritt weit sehen. Dennoch wussten all jene Getreuen, die sich hier auf dem Piratenfort um den Kapitän der Kapitäne versammelt hatten, dass der Feind dort draußen lauerte. Mit einer enormen Flotte waren sie gekommen und an etlichen Stellen angelandet. Dort draußen im Nebel und Regen wetzten sie ihre Schwerter, spannten ihre Bögen und rollten ihre Katapulte heran.
Kapitän Eisenhand war kein König, kein Kriegsherr oder Herrscher. Er hatte mit einigem Glück versucht die über den Süden Duriens verstreuten Piraten zu einen und ihnen eine gemeinsame Richtung zu geben. Wenn er sich nun umsah, wusste er nicht, ob ihm dieses Vorhaben geglückt war oder nicht. Es waren tausende Piraten gekommen, alte Seebären genauso wie junge, erfolgreiche Kaperer, um ihm in diesem aussichtslosen Kampf beizustehen. Dennoch arbeiteten auch viele Piratenkapitäne hinter seinem Rücken in ihre eigenen Taschen, für ihre eigenen Ziele und hintertrieben seinen Versuch eines gemeinsamen Piratenreiches.
Kapitän Eisenhand gab seinen Leuten mit einem Wink zu verstehen, dass sie ihre Posten beziehen sollten. Bald würde der Angriff erfolgen. Wer jahrelang gemeinsam auf See unterwegs war, wer an fremden Küsten anlandete ohne sie vorher ausspionieren zu können, der brauchte keine großen Worte. Seine Leute wussten, was zu tun war. Sie zogen sich zurück, weit hinter die Mauern des Forts. Eisenhand wollte die Elfen, Orks und Menschen der Mor'Kishai, die nichts mehr wollten als seinen Tod, überraschen. Sollten sie meinen sie würden auf keine Gegenwehr treffen. Manche würden leichtsinnig werden und sich zu weit vorwagen.
Nur eine Stunde später war der Kampf im vollen Gange. Eisenhand selbst führte seine Piraten auf die feindlichen Schützen zu, rannte in erster Reihe vorneweg. Feldherren, Ränge, Abzeichen - das alles gab es unter Piraten nicht.
Sein Plan hatte funktioniert, die Schützen der Mor'Kishai waren in die Falle getappt. Und auch wenn seine Leute unter den Geschossen fielen, so hätten sie sie bald gestellt und dann gab es kein Entkommen mehr. Schon konnte Eisenhand die Furcht in den Gesichtern der Feinde erkennen, als ein Banner von rechts erschien. "Pah! Söldnerpack!" Eisenhand spuckte aus und widmete sich wieder ganz dem Feind vor ihm. Er konnte diese Söldlinge noch nie ausstehen. Mit erhobenem Säbel warf er sich dem ersten Elfenbogenschützen entgegen, als ihn etwas hart an der Seite traf. Sein Säbel fuhr zwar tief in die Schulter des Elfen, doch Eisenhand spürte einen stechenden Schmerz in seiner Brust. Ungläubig starrte er auf den Armbrustbolzen, der bis zum Anschlag zwischen seinen Rippen steckte. Er taumelte rückwärts, blickte nach rechts und fiel hintüber. Den aufbrandenden Jubel der Söldner konnte er schon nicht mehr hören.
Etliche Stunden später wurde es dunkel. Der Kampf um das Eiland von Artas hatte den ganzen Tag über gedauert und noch konnte sich eine Hand voll Piraten im Inneren des Forts halten. Für heute Nacht würden sich die Angreifen zurück ziehen, nur um am Morgen zum letzten Sturm auf das Fort anzusetzen.
Kapitän Eisenhand war gefallen, die Piraten führerlos. Ob sich einer der Piraten nun im Rat der Kapitäne durchsetzen würde können, war mehr als nur fraglich. Zu unterschiedlich waren die Charaktere der Piraten, ihre Ziele und Methoden. So würde also in Zukunft wieder jeder für sich kämpfen und man würde sich gewiss auch in die Quere kommen. Ob das für die Küsten Duriens ruhigere Zeiten bereit hielt, musste sich erst zeigen.
Piraten des Südmeers
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