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Durische Postille |
Immunreaktion 8. Woche des 1. Jahres Inzwischen duldeten die Sporen (wie der Eremit die Drohnenkreaturen inzwischen nannte) den Eremiten in ihrer Mitte. Für einen Beobachter würde das eigenartige Verhalten der Sporen - immer wieder blieben sie abrupt stehen, nur um danach ihre gegenwärtige Tätigkeit abzubrechen und etwas vollkommen anderes zu tun - perfekt zu dem des dreckbesudelten Eremiten passen - ständig sprach er mit sich selbst, irrte ziehllos in Mitten des Muttermyzels herum und sprach manchmal einfach auf die Sporen ein. Schon des öfteren hatten diese in unheimlichen Momenten geantwortet, dabei stets wie aus einem Mund sprechend, konnte er sich wage an Laute wie "MAR-LA-NA", "VER-STE-TU-MI-KCH", "FEU-A", "QUA-KCHS", "KANST-DA-NIKCHT-HIN" und "GE-SEZ" erinnern.
Meist waren jene Momente von ätherischen Bildern vorangegangen oder gefolgt. Doch dieses mal traten sie mit noch nie zuvor dagewesener Intensität auf. Gerade noch kroch er durch die Fäden des Myzels, auf der Suche nach der Schlangenbrut, als seine eigene Sicht sich plötzlich verklärte und er wie aus anderen Augen eine Ebene, nein, einen Wald, ... nein, beides, und zwar aus drei verschiedenen Augenpaaren wahrnahm. In allen Bildern sah er lethargische Sporen, auf die schreiende Menschlinge zurannten. Zuerst die verständnislose Warterei, dann fielen die Wüstenkrieger über die Sporen her: fanatische Fratzen, Speichel spritzende Münder, unverständliche Kriegsschreie auf den Lippen, und das Auf und Ab der hackenden Krummsäbel. Doch das schlimmste war es am eigenen Leib mitzuerleben, wie es sich anfühlte Stück für Stück auseinandergehackt zu werden ...
Eine unbestimmte Zeit später wachte der Eremit auf. Die ihn umgebenden Sporen starrten ihn feindseelig an. War er nicht auch ein Menschling? Der Feind? Inbrünstig versuchte er das Muttermyzel zu besänftigen, schickte ihm wohlige Gedanken, beteuerte seine Unschuld. Aus welchem Grund auch immer, sahen die Sporen fürs erste davon ab, sein Fleisch an die Schlangenbrut zu verfüttern und in seinen Träumen konnte er mit ansehen wie eine Hyphe, gleich einer unaufhaltsamen Welle, auf die Wüsten-Menschlinge herabbrandete.
Inzwischen hatte das Muttermyzel den Umgang der Menschlinge mit dem glänzenden Besteck verstanden, es diente dazu um die Beute in bissgerechte Happen zu zerlegen. Wie das Wüstenfleisch wohl schmecken würde? Sandig? Ausgedörrt? Das Muttermyzel konnte es kaum erwarten ...
(Gerücht)
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