Durische Postille

Kunde aus Wadi-Hallah
8. Woche des 1. Jahres

Wie so oft war es ein heißer Tag inmitten der Saffachwüste, als eiligst einige Männer in weiten, violetten Gewändern vor dem Palast des Archonten zusammentrafen.

"Erzähle, ben Hrurech, ist die Kunde wahr, die aus dem Westen dringt?"
"Jedes einzelne Wort, so denke ich. Die bedeutungslosen Völker der Wüstenränder suchen ihr Heil in der Schlacht."
"Aber hat ihnen denn niemand die Kunde verbreitet? Hat ihnen denn niemand erklärt was es heißt, sich den Archonten zum Feind zu machen?"
"Sie wurden gewarnt und es wurde gehört. Aber verstanden wurde es nicht."
"Und wer von uns wird die Kunde vorbringen? Ich habe Frau und Kinder, Keram unterhält einige wichtige Karawansereien und von Farid hier brauche ich wohl nichts vorzubringen. Und einen Sklaven werden wir die Nachricht nicht überbringen lassen."
"Wir werden es dem Großwesir Kulhamin vorbringen, immerhin ist es seine Aufgabe..."

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Später am selben Tag drängt sich eine Schar Hebesethischer Bürger auf dem großen Marktplatz Wadi-Hallahs zusammen. Es heißt, der Archont selbst rufe zu einer öffentlichen Zurschaustellung zusammen.
Eilig raffen dutzende Händler und ihre Sklaven die vielen Marktstände des großen Basars zusammen, während eine kleinere Gruppe schwarzgewandeter Wachen mit ihren großen Spiegelschilden die Massen immer mehr an den Rand zurückdrängt.
Eine eindrucksvolle Tribüne aus Palmholz wird zusammengezimmert und ein imposanter goldener Thron darauf fixiert, bevor eine kleine Schar an dunkelhäutigen Sklaven große Palmblätter zum Schutz vor der Sonne in ihren Händen haltend das Podest besteigt.
Unter dem Raunen der Masse reitet der Archont auf einem Elefanten sitzend auf den Platz vor dem Podest ein, und ein gutes Dutzend der Wachen bildet eine lebende Treppe, um ihm seinen Abstieg und den Weg zum Thron zu ebnen.
Ohne große Mühe schreitet der Archont auf dem Rücken seiner Diener in den Schatten der Palmwedel und lässt sich auf dem Thron nieder. Der Großwesir, selbst auf einem schwarzen Hengst zur Tribüne geritten, nimmt ehrfürchtig seinen Platz an der Seite des Thrones ein.
Vor ihm werden einige Gefangene gebracht, seltsame Kreaturen, haarige Biester, aber auch Menschen sind unter ihnen.
Eine Geste des Archonten lässt das Raunen der Zuseher langsam aber bestimmt verstummen, während der Großwesir sich erhebt und seine Stimme über den Platz erschallen lässt:

"Hebesether, blicket herab auf jene verlorenen Seelen, die als erste von vielen der Allmacht unseres Herren, des Archonten selbst, zu Füßen kriechen."

Ein Tritt in die Kniekehlen der geschundenen Leiber reicht, um selbige auf den Holzplanken zu Boden zu werfen.

"Geeinte Völker der saffachischen Wüste, in der Gnade des Allweisen wurden jene Niederen, die ihr hier seht, ausgewählt, um ihren Herren am Rande des Sandes von seiner Macht und Herrlichkeit zu berichten. Noch heute werden sie rittlings auf einigen unserer edlen Rössern nach Hause geschickt, auf dass die selbsternannten Emporkömmlinge erfahren werden, auf welches verlorene Spiel sie sich eingelassen haben. Ewige Knechtschaft und Tod jenen, die aufbegehren! Für den Archonten!"
Und als Antwort dröhnt es aus hunderten Kehlen: "Für den Archonten!"

Auf ein Zeichen des Großwesirs hin werden die wenigen Gefangenen vom Podest geschliffen.

"Dort jedoch" und seine Hand zeigt auf eine kleine Versammlung ebenso gemischtrassiger Gefangener in der Mitte des freigeräumten Marktplatzes, viele von ihnen in die Gewandungen einfacher Händler und Späher oder Kundschafter gekleidet, "sind jene versammelt, die ihr Leben in den Augen des Archonten in der Sekunde ihres Widerstandes aufgegeben haben. Für sie gibt es keinen Nutzen mehr auf Durien und selbst die Steine des Palastes sind zu wertvoll für ihre Leiber. Für sie hat sich euer Herrscher etwas ganz besonderes einfallen lassen. Seht wie es jenen ergeht, die gegen seine Herrlichkeit aufbegehren."

Ein weiteres Zeichen seiner Hand lässt die schwarzgewandeten Wächter zurücktreten, während die Gefangenen in der Mitte Rücken an Rücken zu einem engen Kreis verschmelzen. Die Wächter nehmen Stellung mit ihren Schilden am Rande des Platzes ein, während einige Karren rückwärts heran geschoben werden. Eifrig springen die Fahrer der Karren von ihren Böcken, ihre freien Oberkörper geziert von dutzenden parallelen Narben, und lösen die Ketten an den Hinterseiten der Wägen. Kurz scheint völlige Stille über den Platz einzukehren, bevor ein lautes Brüllen aus den Käfigen ertönt und mit großen Sprüngen zwei Dutzend Großkatzen, Tiger, Löwen und Panther, aus den Holzkonstruktionen in Erscheinung treten.
Die ausgehungerten Katzen umkreisen kurz die versammelten, zitternden Wesen inmitten des Platzes, bevor die ersten zu ihrem blutigen Mahl schreiten. Das hilflose Schreien der Händler und Späher dauert über eine halbe Stunde an, bevor auch der letzte von Ihnen in Stücke gerissen wird.

In die plötzliche Stille tritt eine einzelne, dunkle und mächtige Stimme:
"Die Zeiten des Friedens sind vorbei. Von heute an wird Hebeseth blutige Ernte unter jenen halten, die es wagen ihre Stimme gegen mich zu erheben. Kein Wald, kein Meer und kein Gebirge soll die Söhne der Wüste aufhalten, und wir werden nicht eher Ruhen, als bis alle Zweifler zum Schwiegen gebracht wurden. Diese Welt hat nur einen rechtmäßigen Herrscher...

...und dieser bin ich."

Archontat Hebeseth