Durische Postille

Der alte König
30. Woche des 3. Jahres

Die Schlacht in Kaniwor nähert sich immer mehr und mehr ihrem Höhepunkt.
Tausende und Abertausende Seelen würden heute ihren Tod finden, und manche unter ihnen nicht das erste Mal.
Die Schwarzalben der Karmanthi verteidigten ihre Stadt eisern, doch der Zusammenschluss der vielen Völker, welcher auch bereits den Heerwurm des Cheton vernichtet hatte, drängte von allen Seiten gegen die Mauern, unaufhörlich, Mann um Mann.

Immer wieder hörte man die elbischen Fanfaren ertönen, wenn ein Mauerstück einbrach oder einige Gassen der Stadt erobert wurden. Entsetzen war in ihre Gesichter geschrieben, während das Licht über ihre Stadt hereinbrach und nichts übrig ließ, was noch zu betrauern gewesen wäre.

Die Frauen und Kinder waren in die höchsten Türme der Stadt geflohen, dort wo bis vor wenige Wochen noch Prinz Sinthoras getagt hatte. Heute waren die Hallen leer, die Wächter längst an der Front, gestorben oder geflohen. Hier mochte man noch eine letzte Zuflucht vor dem brennenden Licht finden.

Der Ring der Eroberer zog sich immer enger, ähnlich einem Galgenstrick, um die Burg und damit die Türme der Stadt. Allenthalben hörte der Schlachtenlärm bereits auf und die Sappeure machten sich ans Werk, um in die hinter dicken Mauern verschlossenen Hallen einzudringen.

Da war es ein falduranischer Späher, der lautstark über die nervöse Masse rief: "Seht, dort oben!"

Und wie eine gewaltige Welle reckten tausende ihren Blick auf den langgezogenen und geländerlosen Balkon bei einem der Türme, auf welchem zufürderst eine hoh aufragende, schwarze Gestalt stand.

Ihre Hand hielt ein längliches Objekt fest umklammert, während er auf die Versammeltschaft blickte:
"Mein Name ist Kalphagor, König der Dunkelelfen, Retter des verzweifelten Volkes, erschlagen durch Sohneshand und auferstanden um zu herrschen. Schon einmal errettete ich das Volk der Karmanthi aus den Klauen des sicheren Todes und heute soll es wieder geschehen.
Wisset, Krieger des Lichts, dass ihr meiner nicht zum letzten Mal ansichtig geworden seid!
Ashnad Zhul arghorrai, arrkaniwor terreltay ORANBATH"

Dann reckte er den Speer mit einer schnellen Bewegung in die Höhe und mit einer gewaltigen Explosion rangen purpurne Bänder und schwarze Wolken über die Turmwände nach unten und hinterließen nichts als Stille.

Als der Nebel sich verzogen hatte, waren Kalphagor, die Frauen und Kinder sowie auch der Speer verschwunden...

(Gerücht)