Durische Postille

Das ernste Spiel - Teil I
13. Woche des 4. Jahres

Es war still. Totenstill. Das Licht erhellte einen Raum, der glänzender nicht sein konnte. Weißer Marmorboden, der mit kunstvollen Mustern durchzogen war, spiegelte das Licht, das zu den in allen Farben spielenden Kristallfenstern hereinschien. Nur wenige ganz fein verarbeitete, sonderbare Möbelstücke zierten im Raum. Darunter auch ein Tisch aus schwerem Elfenbein in der Mitte. Zwei ungewöhnliche Personen saßen sich dort regungslos gegenüber. Im Gegensatz zum einen war der andere deutlich kleiner und hatte eine etwas gekrümmte Körperhaltung. Eingewickelt in weiße Tücher bewegte sich sein rechter Arm, den er zum Tisch bringen wollte. Auf diesem stand ein mit Edelsteinen verziertes Schachbrett und die Soldaten dort waren in Stellung. Nur ein paar wenige Figuren waren bisher aus dem Spiel genommen worden, doch hielt sich das Gleichgewicht in der Waage. Als der kleine Mann nun nach dem Bauern griff, konnte er ihn nicht fassen. Ein leises, tiefes Murren ging von ihm aus, als er seinen Stummel, der von getrockneten Blut durchtränkt, in Seide gehüllt war, wieder zurückzog. Stattdessen griff die Linke Hand und schob leise den Bauern nach vor. Alleine das Murren störte schon die Ruhe als wenn jemand absichtlich Krach machen wollte und auch der Bauer hätte niemals geschoben werden müssen. Man hätte ihn auch sanft heben und wieder gefühlvoll absetzten können.
Kurz darauf, fast so als wollte er seinem Missmut Luft machen, sprach der Mann mit tiefer, rauchiger, aber freundlicher Stimme:
„Wie lang soll das jetzt noch gehen. Wer weiß, was da draußen für ein Chaos herrscht. Du weißt genau, dass es eine Frage der Ehre ist, dass ich nicht einfach aufstehe und gehe, doch schön langsam ärgert mich Das. Ich mag dieses Spiel, vor allem, weil ich endlich einen Gegner habe, der mehr wie hundert Züge durchhält. Der Letzte der mich geschlagen hat war mein Großvater und ich war noch jung und übermütig. Zehn Jahre später hab ich ihn erst geschlagen, die Partie dauerte ein Monat, danach hat er lange kein Wort mehr mit mir gesprochen. Ich geh mal davon aus, dass du danach auch wie ein weinerliches Mädchen zusammenbrichst und mir die Freundschaft kündigst. Jaja, ich weiß schon ich sollte die Klappe halten, weil sonst der Elf nicht denken kann....

"Ihr seid bereits am Zug Zwerg", sprach der Elf mit ruhigen Worten. Dieses Spitzohr hatte bereits einen Läufer verschoben als der Zwerg zu sprechen begann. Jedoch schien dies in eher lautloser Natur geschehen zu sein. "Und ich für meinen Teil schätze eure Gesellschaft und euren Drang euer Wort zu halten heiße ich ebenso gut, wenn nicht gar ein wenig erheiternd! Ich bin nur gespannt ob ihr zuerst völlig genesen seid oder ihr mich tatsächlich besiegt. Die wievielte Partie ist dies nun werter Freund", ein leichtes Lächeln entkommt dem Gesichtszügen des Elfen als er dem Zwerg förmlich beim Denken zusehen konnte.

Aus dem Hintergrund in luftig, bläulich gehülltes Seide sprach eine junge hübsche Elfin,
"Eure Medizin mein Herr und Gast."
Und dem Zwerg wurde einen Humpen gefüllt mit einer streng riechenden Kräutermischung überreicht. Es hatte den Anschein als wäre es ein Gemisch aus einem wohltuenden Tee und einen äußerst hochprozentigen brachialen Stoff........

(Gerücht)