Durische Postille

Der faldurische Frieden
14. Woche des 4. Jahres

Das Heerlager der Zwerge ward aufgeschlagen und throne in den westlichen Ausläufern des Zentralmassivs. Von der Entfernung konnte man die Zwerge wie Ameisen emsig arbeiten sehen. Grubenhunt in gewaltiger Stückzahl standen am Hang, bereit sofort loszusprechen. Etwas abseits des Lager befand sich ein Gehöft, das von den Menschen erbaut sein musste und dorthin auf dem Weg befand sich Bazak Doom, der derzeitige Heerführer der Ostzwerge.
Er war ein Zwerg von massiver Statur, fast schon fettleibig, was aber auf eine enorme Kraft schließen ließ. Dies unterstrich und bestätigte die für Zwerge untypische Kettenrüstung, die mit schweren Platten aus Stahl verstärkt worden war. Ein Schild, der so groß war wie er selbst, am Rücken und ein Schwert an seiner Seite marschierte er im sumpfigen Morast der Berge und hinterließ tiefe Abdrücke im Boden, so wie dieser Zwerg schon tiefe Abdrücke in der jüngsten Geschichte Tel Toraks hinterlassen hatte.
Seit dem Tod Karras al Karrnak in der Schlacht gegen die duranische Fremdenlegion herrschten wirre Zustände im Ostreich Tel Toraks. Krakas Wartak, einer der ältesten, lebenserfahrendsten und furchtlosesten Zwerge hatte die Zügel fest im Westen um die Kristallberge in der Hand, war er ja noch selbst von Karras al Karrnak dazu legitimiert worden. Im Osten jedoch ging das Ringen um den Thron Woche für Woche in eine neue Runde. Bis jetzt hatte es nur geringe Ausschreitungen gegeben, aber Cousins, Brüder und wiederum deren Söhne verbündeten sich und stritten um die Vorherrschaft im Reich. Jeden Tag ein neues Bündnis und ein Seitenhieb. Hätte nicht Nulfu Zurak persönlich sein Licht auf die sturen Gestalten geworfen, so wäre es vielleicht schlimm ausgegangen. Wochen und Monate war es still um die auswärtige Diplomatie. Selten und nur im nötigsten Fall wurde Kontakt mit anderen Reichen aufgenommen und Diplomatie durchgeführt und mit Masse übernahm dies wiederum Krakas Wartak. Trotz seiner schwierigen Situation nach dem gegenseitigen Auslöschen der Cheton und der Tel Toraker Armee und dem in der Schlacht gefallenen Führer Ulan Bathor hatte er geordnete Verhältnisse herstellen können und seinen Zwerge hielten zu ihm wie ein Mann.
Nun hatte man im Osten einen Zwerg erwählt das Heer zu führen und dies war Bazak Doom. Er war stark, aber viele erwarteten sich sein Scheitern und seinen Machtverlust wegen seiner impulsiven, aggressiven oft unüberlegten Handlungen. Bisher hatte sich diese Hoffnung der Konkurrenten nicht eingestellt.

Als Bazak Doom den Raum betrat hob er den schweren Helm vom Kopf, aus dem der lange schwarze Bart hervorragte, setzte sich und trank einen gewaltigen Schluck aus seinem Krug, bis dieser leer war. Er war bekannt für seine Trinkfestigkeit und hatte in seinem letzten Rausch seinen Cousin einkerkern lassen, der gegen ihn aufbegehrte, bevor er noch etwas Dummes anstellen konnte. Mit tiefer dröhnender Stimme sprach er langsam: „Bei den Göttern Scheiße, warum habt ihr mich hier herbeordert? Wollt ihr schon wieder eine elendige Diskussion vom Zaun brechen, nur um Zwist zu sähen? Ich habe keine Zeit ihr Aasgeier. Was zur Hölle ist so wichtig.“
Er blickte in die Runde und sah seine Heerführer, Krostuk den Patriarchen, Tulkak und sogar Kartath, nebst anderen wichtiger Heerführer der Tel Toraker, die sich kurzfristig hier eingefunden hatten.
Einer erhob seine Stimme und sprach für alle: „Es gibt Wichtiges zu bereden und wir wollen eine Antwort von dir. Es wird dir nicht entgangen sein, dass wir hier zwar weit gekommen sind, doch die irren Marschbewegungen der Faldurier und der Glorianer waren nicht nachzuvollziehen. Der Schildbund wurde nie aufgelöst. Die Situation in Gloria war absolut unbekannt und auch sonst weiß auch niemand etwas darüber. Die haben keine einzige Nachricht hinterlassen. Doch sei es wie es ist einerlei, der Faldurier hat nach Abschluss des Friedens ohne auch nur eine einzige Pause einzulegen unmittelbar zum Angriff auf die Glorianer angesetzt. Warum provoziert er neue Auseinandersetzungen. Der wollte auf Kosten seines Schildbund Freundes an Macht gewinnen.

Bazak fletscht die Zähne und entgegnet: Was soll ich damit? Ich kenn mich genauso wenig aus wie ihr. Es ist mir immer noch absolut schleierhaft, warum die Draut Kuhl für dieses Volk das Protektorat übernommen haben. Jegliche Erklärung die nur den Ansatz von Schlüssigkeit hat fehlt. Die haben früher keinen Furz für die gegeben und die wussten genau, dass wir immer noch mit ihnen im Krieg stehen. In wieweit andere Völker ihre Finger im Spiel haben, wer weiß. Egal, Faldurier und Glorianer, so unvorhersehbar wie jetzt hatten selbst diese Menschen sich nie verhalten. Wie auch immer. Geht nur um Macht.
Punkt Eins. Wir haben keinem Frieden zugestimmt, nur dass dann sofort weitere aggressive Kampfhandlungen und der Nächste Krieg vom Zaun gebrochen werden kann. Der Faldurier verließ ohne ein Wort zu sagen mit seinem Heer die Stadt und griff still und heimlich seinen eigenen Bundesgenossen an. Wir stimmten diesem Frieden nur mit Widerwillen zu, aber wollten Gnade vor Recht ergehen lassen auch aus Respekt den Draut Kahul gegenüber.
Wie hat der Neue Faldurier geschrieben?:
...“doch sehe ich es als Strafe des Lichts für die Fehler der Vergangenheit an und die Versäumnisse meiner Getreuen und mir nicht früher gehandelt zu haben und dem Wahnsinn des alten Herrschers bereits früher ein Ende gesetzt zu haben. Ich stimme den neuen Grenzen somit zu.“ Was hat sich verändert im Verhalten der Faldurier. Nichts. Leere Worte.
Könnt ihr Euch noch erinnern, dass die Glorianer uns als erste den Krieg erklärt haben und uns Faldurien fast vernichtet hatte. Damals stand Ulan Bathor im Westen ohne Armee und mit nur einer letzten Region der Tel Toraker in Cholz. Und Karras al Karrnak wurde im Spießrutenlauf mit seinen weit unterlegenen Kräften, die ohne Geld waren und Hunger litten vom Schildbund allen voran den Falduriern gejagt. Ich habe das nicht vergessen. Ich war dabei. Während der Flucht rettet der gewaltige Heerführer den Letzten, wahren Baumhirten, den alle anderen Völker im Stich gelassen hatten vor dem Cheton. Alles vergessen. Das interessiert kein Schwein mehr. Jetzt steht der beim Evinorer und da geht es ihm gut.
Es ärgert mich, damals - Ulan Bathor wurde mit seiner Armee mitten im Krieg vollkommen vom Cheton aufgerieben und getötet, das Cheton bis auf ein Nichts dezimiert. Die Kernlande völlig Schutzlos. Wen kratzt das heute noch. Kein Schwein. Das war ja noch lange nicht alles, aber stattdessen müssen wir uns jetzt irgendwelche Schmähreden anhören, dass Wir nichts tun.
Punkt Zwei. Der Faldurier hat versprochen gegen das Cheton zu ziehen. Der Glorianer war ein Schurke wie er im Buche steht, aber er war kein Cheton. Nebenbei wird heute jeder als Cheton bezeichnet, der dem anderne unliebsam ist und irgendwelche Märchen erfunden. Ich kann mich noch erinnern, wie der Schildbund uns das Cheton andichten wollte. Ich spucke darauf.
Drittens:
Und jetzt schau ich nicht zu, wie der Faldurier sein Werk weiter fortsetzt. Verdammt. Der hat keine einzige Nachricht zu uns geschrieben. Er hat versprochen die diplomatischen Beziehungen zu verbessern. Er hat versprochen den Handel aufleben zu lassen. Stattdessen erledigt er seinen eigenen Bundesgenossen, der ihm völlig unterlegen ist.
Wie hat er gesagt: ….“Und dies sind nicht Worte eines jungen Herrschers dessen geschwächtes Reich kurz vor der Zerschlagung stand, sondern die Worte eines Faldurischen Bürgers der des Krieges und des Blutvergießens müde ist und sein geliebtes Reich wirtschaftlich stark sehen möchte mit starken Handelspartnern und friedlichen Bündnissen.“
Das ist also der Frieden so wie Faldurien Frieden versteht.
Das lassen wir ihm nicht durchgehen Kameraden. Das war nicht der Frieden, den wir vereinbart haben. Faldurien hat sich zum letzten Mal zu weit aus dem Fenster gelehnt und niemand wird mehr von einer Faldurierhand zu Schaden kommen. Punkt. Jetzt Kameraden bringen wir den richtigen Frieden nach Falkensteyn und hängen den Ursurpator, Königsmörder selbst auf, wie er es mit dem fetten Ettel gemacht hat.

Die Zwerge sehen Bazak Doom mit großen Augen an, denn er hat nicht bemerkt, dass gerade der Letzte Kommandant den Raum betreten hat. Krakas Wartak, der uralte Zwerg mit seinem langen weißen Bart und seiener Axt, die selbst für Zwerge alt und verbraucht aussieht. Dieser Zwerg hat seine beachtliche Armee aus den Trümmern Ulan Bathors herasugstampft und ist der Mann im Westen. Alle blicken gespannt auf den weisen, mürrischen Zwerg und dieser wartet gekonnt einen Augenblick bis er mit krächzender Stimme spricht: "Bazak, schön dich endlich wieder zu sehen und auch alle anderen. Ich hab ja nicht alles gehört, aber wie heißt es so schön. Bei deinen Worten kommt mir das Gahad hoch. Meine Männer sind unterwegs. Ich hab viel nachgedacht und Ich bin dabei. Zuletzt....
In Ehren, für Karras al Karrnak, Die Götter haben ihn selig.

Bergzwerge von Tel Torak