Durische Postille

Spiel der Wüste
12. Woche des 1. Jahres

„Illyria!“.... wo bist du Schwester am Ende meiner Tage.
„Fent.... du bist so...“ er stockte und blicke auf Knien zu seinem älteren Bruder hinab. „Gib mir deine Hand.“
Blut war überall um sie herum. Blut das aus Fents Körper rann. Der Speer des Wüstenkriegers steckte tief in seiner Brust. Die Rüstung ebenso durchstoßen wie der Brustkorb.
Sein Atem trat nur noch rasselnd aus seinem weit geöffneten Mund. Viel zu sehr erinnerte Tellin der Anblick an einen ausgeweideten Fisch am trockenen Land der verzweifelt an der Luft erstickte und um sein Leben rang.
Er nahm die Hand seines Bruders sanft in die seine. Der Nebel war bereits aus seinen Augen getreten. Dunkel und von tiefem Schmerz erfüllt starrte Fent ihn an. Der Tod war unausweichlich.

Hinter sich hörte er die Schritte und das leise Klirren der Waffen und Rüstungen seiner Kameradinnen und Kameraden die in ihrer Anteilnahme Abstand nahmen um den beiden Brüdern Raum für den Abschied zu geben.
Irgendwo war ein Schluchzen zu hören.

„Tellin mein....“ ein krampfartgies Röcheln durchzog Fents Körper. „Tellin... Illyria unsere Schwester... sie reitet... pass...“
Ein eiserner Knoten in Tellins Brust. Sein großer Bruder war ihm stets so unüberwindbar erschienen. Ein talentierter Mann des Schwertes. Er hatte immer auf ihn und seine Schwester geachtet. Es war nicht Recht, dass er so grausam aus ihrer Mitte gerissen wurde.
Tränen ließen seinen Blick zu einem verschwommenen Etwas werden. Um sich herum sah er nur Tote. Wüstenkrieger der Garde des Archonten von Hebeseth und die Leichen seiner Freunde, seiner Einheit, seiner Garde Keltarauns.
Leichen, sonnenverbrannte Erde und eine endlose Wüstenei.

„Ich... kann nicht... bitte... sag ihr, dass es mir leid tut. Ich wollte ihr das nicht antun.
Ich will nicht von dieser Welt gehen ohne, dass sie weiß.... daß sie für immer in meinem Herzen ist.“

Tellin starrte seinen Bruder an. Fent bäumte sich auf. Blut mit kleinen Bläschen quoll aus seinem Mund. Er wollte noch etwas sagen. Tellin packte den Älteren in einer festen Umarmung. Er spürte wie sich die Muskeln des Sterbenden verkrampften. Fest und fester. Wie Knoten aus Stahl. Und dann erschlafften. Ein warmer, säuerlich, salziger Geruch von Blut und Pisse stieg in flirrende Hitze der verdorrten Einöde.
Erschlafft für immer.

Tellin wollte schreien. Seinen ganzen Schmerz hinaus schreien. Fent tot. Seine Schwester weit fort auf einem Ritt in den Wahnsinn. Seine Einheit und er.... die dritte Schlacht in der dritten Woche seit ihrem Aufbruch. Und an anderen Stellen des Reiches fielen immer wieder die Heerscharen der Wüste ein. Der Sand spuckte sie aus. Endlose Heerscharen des Archontats Hebeseth.

Sie gewonnen Schlacht um Schlacht und verloren dennoch den Krieg.
Wo waren all die Völker die sich Freiheit auf die Fahnen geschrieben hatten?!
Wo waren all die Reiche die ihre eigene Souveränität verlangten? Hier marschierten, kämpften und starben er und seine Freunde und diesem von den Göttern verlassenen Meer aus Sand alleine. Gegen einen Aggressor dessen Soldaten so zahlreich waren wie die Dünen in der Wüste.
Einsamkeit

Der Schmerz der in seinem Inneren wütete stahl ihm jede Kraft. Kein Schrei kam über seine aufgerissenen Lippen.
Stille

Môr`Kishai Keltaraun