Durische Postille

FFV: „Es strahle Licht durch dunkle Wolken..."
14. Woche des 1. Jahres

Ausschnitt aus dem Reichsblatt:

Fürstköniglich Faldûranische Volkszeitung
politisch - patriotisch - pflichtgetreu
(herausgegeben durch die Zentralconsiley für Preßangelegenheiten im Frühjahr 1111 AID im 3. Jahre der ersprießlichen Herrschaft seiner fürstköniglichen Majestät, Ettel XII. von Falkensteyn zu Falderath)


"ES STRAHLE LICHT DURCH DUNKLE WOLKEN..."
Hüter der Sonne Ecoranus III. entsendet hohen Legaten nach Homber!

Lange schwieg die Heilige Kirche unseres Herren Dur zu den Ereignissen der Reichsfreigrafschaft Homber, nun reagiert der heilige Sonnenlenker selbst: Der Hüter der rechten Glaubens, Ecoranus III., hat in dieser Woche einen hohen Legaten ernannt, welcher die Vorkommnisse in Homber im Namen der Kirche prüfen und über die zukünftige Situation der Grafschaft befinden soll.

Falderath – Still war es um den höchsten Führer aller Durgläubigen in den letzten Jahren geworden. Eine lange Krankheit hatte hohen Tribut gefordert vom Hüter des rechten Glaubens, Ecoranus III (73). Letzte Woche nun nahm der einflussreiche Kirchenführer die verworrenen Ereignisse im Osten des Reiches zum Anlass die mahnende Stimme des Glaubens mit alter Kraft zu erheben.
„Im Namen des heiligen Götterältesten und Weltenträgers, im Namen des Gerechten und Allweisen, im Namen unseres Herren Dur!“, dröhnte es über den Tempelplatz, als nach drei Jahren die Torflügel des Tempels zum ersten Mal wieder von zwei Dutzend Kirchendienern knirschend aufgezogen wurden. Nach der langen Zeit der Zurückgezogenheit fand sich Kirchenoberhaupt Ecoranus III. erstaunlich schnell in seiner alten Rolle ein und verkündete – als unfehlbarer Stellvertreter Durs in den irdischen Gefilden – wie gewohnt mit donnernder Stimme den Willen des Götterfürsten: „Mit drängender Sorge sehen Wir, dass Leid gebracht wird ins Lande der Homber!“, kam seine heiligen Exzellenz schon bald zum Kern seiner Rede und führte aus: „Dunkel sind die Schatten, die auf Homber liegen, schwer die Anklagen, welche erhoben wurden.“
Allzu vieles bedürfe allerdings der Klärung, bevor ein gerechtes Urteil über die Grafschaft gesprochen werden könne, so der Lenker der Sonnenscheibe weiter. Hintergrund waren die turbulenten Ereignisse, welche die Grafschaft im Osten des Reiches zuletzt erschütterten: Nachdem erst vor wenigen Wochen eine Kampfabordnung sichelzwergischer Krieger in die Grafschaft eingezogen waren, marschierte bald darauf ein ganzes Banner fremder Söldlinge ein – was die zwergischen Besatzer wiederum dazu veranlasste, kurzerhand große Teile der von den Hombern in den Speichern und Kammern angelegten Wintervorräte nieder zu brennen und Teile der Bevölkerung zu verschleppen.
Nun sei es die Pflicht der Kirche, so der Hüter des wahren Glaubens weiter, die Fackel der Klarheit in die verworrene Trübnis Hombers tragen. Für diese schwere Bürde der Prüfung und des gerechten Ausgleichs sei ein Legat der Kirche entsandt worden, welcher im Namen des Sonnenhüters und all derer, welche rechten Glaubens seien, die Vorkommnisse und Anschuldigungen in Homber prüfen, die Sorgen der dort lebenden Menschen hören und abwägen und schließlich ein gerechtes Urteil über die Zukunft des Landstriches fällen werde. Wem dieses schwere Aufgabe zukomme, wurde zum Ende der Rede verkündet: Seine heilige Exzellenz beauftragte Eminenz Maximilian von Donnerlütt, bislang Leiter der Kongegration für Rechtsauslegung am Durkhon, stellvertretend für ihn und ganz Faldûrien, die wichtige Reise nach Homber anzutreten.

Ausdrücklich begrüßt wurde der Schritt der Kirche durch die Reichsconsiley für Diplomatie und Postwesen: „In Zeiten wie diesen sind vor allem glaubwürdige Vermittler und Beobachter gefragt, die einen neutralen Blick auf die Dinge werfen und die im Raum stehenden Anschuldigungen objektiv prüfen können“, kommentierte seine gräfliche Durchlaucht, Durhelm von Artas-Schmeyen, hoher Consiliar und Leiter genannter Consiley die Geschehnisse. „Wir sind zuversichtlich, dass Eminenz von Donnerlütt die in ihn gesetzten Erwartungen voll und ganz erfüllen wird. Sein unbescholtener Ruf, sein scharfer Verstand und sein klares Rechtsempfinden prädestinieren ihn für diese Aufgabe. In jedem Fall wird der Empfehlungsbericht des Legaten für die weiteren Beratungen der Reichsführung zur Causa Homber richtungsweisende Wirkung haben.“ Man erwarte den Bericht des kirchlichen Legaten daher gespannt, rechne aber erst in etwa einem Monat mit Einzelheiten. „Zunächst muss Legat von Donnerlütt sich ja schließlich ein Bild von der Lage machen und mit den dort lebenden Menschen in einen Dialog treten.“

Die Reichsconsiley für Trutz und Schutz wollte sich zu den Ereignissen vorerst nicht äußern: „Wir kommentieren die Geschehnisse, sobald der Bericht vorliegt“, hieß es aus den Kreisen um den Consiliar Ludger von Hügele-Corrabis. Ähnlich äußerten sich auch weitere Consileyen und das Kronsekretariat des Falkenpalastes. Auf der Reise ihrer Eminenz von Donnerlütt scheint damit nicht allein der Blick des Sonnhüters zu liegen – sondern offenbar der des ganzen Reiches.


Des weiteren in dieser Ausgabe:

--- Yachthafen in Forstenau eröffnet – ist das beschauliche Wäldchen am Westmeer das neue Seemark? FFV spricht mit der Forstenauer Freizeitavantgarde: „Mich reizt an Forstenau die natürliche Unberührtheit“, meint etwa Durlieb von Artaswiese (19), Stammhalter der bekannten artanischen Baronengeschlechts. „Forstenau? Pah. Bei uns gibbet für den Sommer nur: Seemark. Wir kommen seit 11 Jahren jedes Jahr“, verteidigt dagegen Herr Schubiak Klompig (43), Minenarbeiter in Westsichlingen, die traditionelle Wahl Faldûriens. Pro und Contra – FFV wägt ab! (S. 2-3)

--- Bund der alten Weisheit lädt zum Herbstfest: Sind die sonnigen Tage wirklich schon gezählt? Prinzessinnen und Freiherren des Falderather Adels berichten von ihrem Sommer 1111 AID! (Weiter auf S. 4-8)

--- Neues Qualitätsgesetz für Exportwaren erzürnt Fernhandel: „Die neuen Bestimmungen, etwa in der Grafschaft Hainbruck, sind die reine Abzocke!“, meint Heribert Goldwieger (39), Gildensprecher der Gilde für Handel und Commerz. Die Consiley für Taxier-, Zoll- und Grenzfragen gibt sich ahnungslos: „Uns sind keine neuen Bestimmungen bekannt“, verkündet Oberconsiliarsrätin Durlinde Sichelsteiger auf unsere Anfrage irritiert. Man werde die geschilderten Vorfälle aber umgehend prüfen. (Mehr zum „Geister-Erlass“, den keiner verabschiedet haben will, auf S. 9)

Mór´kishai Báofu Sun