Durische Postille

Im Bann von Nacht und Sturm
15. Woche des 1. Jahres

Es ist Nacht. Bleierne Müdigkeit in allen Muskeln ihres Körpers. Bereits seit einiger Zeit hätte sie schlafen sollen, nicht zuletzt damit sie ihre Kraftreserven schonte. Heute Nacht schien jedoch die Dunkelheit bedrückend zu sein. Sie ertappte sich öfters dabei, wie sie in die Finsternis starrte. Das kleine verborgene Feuer schien ebenfalls stets kurz vor dem erlöschen zu sein.

Und warum konnte sie keine Sterne mehr sehen. So dunkel konnte doch keine Nacht sein? Und wo war der Mond?

Hörte sie da nicht ein flüstern? Direkt neben ihr? Nichts, was war nur mit ihr los.
Da, erneut ein flüstern. Heiser und doch so gut zu hören, dass es unmöglich Einbildung sen konnte. Sie griff zu ihren Dolchen, als direkt vor ihr eine durchscheinende Fratze erschien und auf sie zuschoss. Knochige Klauenhände versuchten in ihren Leib einzudringen. und über alledem hörte man lautes klagen, kreischen und seufzen...

*****

Kalter Schweiß und Schwindel schüttelten Illyrias Körper. Ein Name hallte durch ihren Geist. Ein letzter, gellender Schrei. Verzerrt von Seelenqual und körperlicher Pein.
Rach-Manzai!

Sie spürte den Verlust der Schwester ihres Ordens, als hätte man ihr einen glühenden Dolch in die Eingeweide gerammt. Schluchzend krümmte sie sich zusammen. Vor dem einschlafen hatte sie sich in diese kleine verborgene Höhle inmitten der kalten, sturmtosenden Wüstennacht verkrochen. Nicht nur vor dem Sturm und dem beißenden Sand geschützt fühlte sie auch eine natürliche Sicherheit an diesem kargen, engen, dunklen Ort.
Doch dieses fahle Empfinden von Sicherheit war nun fortgerissen und hatte nichts als rasende Panik zurückgelassen.
Erst nach langer Zeit schaffte sei es ihren Geist erneut zu sammeln. Tränen hatten feuchte Spuren auf ihren Gesicht hinterlassen. Noch lag sie wimmernd in der verborgenen Höhle.
Chaotische, finstere Magie von der anderen Seite der Realität hatte ihrer Schwester einen leidvollen Tod gebracht. Die Magie eines gewaltigen Drachen der seine Seele der Finsternis verschrieben hatte.

Rach Manzai.
War das sein Name?
Sie musste es herausfinden.

Aber später. Noch hatte sie einen Auftrag im Namen des 2. Kind des Nebels zu vollbringen. Ein Auftrag der ihrem Volk Hoffnung geben konnte. Hoffnung auf überleben vor den Heerscharen des Archontats Hebeseth.
Wenn ihr Plan gelang würde sie bald zurück bei ihren Brüdern Fent und Tellis sein. Und gemeinsam würden sie das Leben feiern. Mit ihren Freunden. Mit türkisem tzyianischen Honigwein, einigen ekstaseversprechenden, dunkelvioletten Tränen von Lys und überbackenen Weinblättern gefüllt mit gebratenem Sharrem-ki.
Seit Wochen hatte sie keine Verbindung mehr zu den beiden. Seid sie mit der Garde in die Wüste marschierten um ihr Volk zu verteidigen. Sie hätte es sicher gespürt wenn ihnen etwas zugestoßen wäre.

So sammelte sie mit mehr Hoffnung als Kraft ihre wenigen, mit dunklem Nebeltuch umhüllten Habseligkeiten und kroch aus der Höhle in die Nacht davon.

******

Nachdenklich saß das 2. Kind des Nebel im Kristalldoms seines Anwesens. Er hatte sich zurückgezogen um all die Berichte zu bedenken die aus der Welt zu ihm strömten. So vieles gab es zu beachten.
Ein brüchiges, doch hoffentlich gefasstes Verhältnis zwischen den Nachbarn seiner Umgebung.
Er freute sich, dass es die mutigen Botschafter Shasnadars und der Tho´delka Nes es nach langer Reise geschafft hatten den sicheren Boden Keltarauns zu betreten.
Sie würden sich wohl fühlen in den Anwesen die ihnen zur Verfügung gestellt wurden. Es wäre schön wenn auch die anderen unversehrt eintreffen würden.

Sie hatten Kämpfe ausgefochten in den letzten Wochen. In Steppe und Auen und den Ausläufern der saffachischen Wüste, sowie auf Schlachten der Diplomatie auf Pergament gebannt.
Die Zeit würde zeigen was kommt.

Doch eines gab es noch zu tun bevor er sich den allgemeinen Dingen widmen konnte.
Er begann eine Proklamation aufzusetzen die bald ihren Weg zu den Völkern dieser wunderschönen Lande finden würde.

“Bewohner Duriens,

in dieser Zeit der Wirrnisse, der Gerüchte, Intrigen, kleiner Scharmützel, Drohgebärden zwischen den Reichen, und im Angesicht all jener vielen unbenannten, vielgestaltigen Herausforderungen denen wir entgegen sehen möchte ich zuvorderst meinen ehrlichen und offenen Dank aussprechen.
An all jene die mit Kraft, Tat und ihrem Leben für die Freiheit einstehen und zusammen helfen gegen die aggressive Herrschaft des Archontats Hebeseth und ihren Horden aus Sklavenjägern, Schindern und Kriegern die aus der saffachischen Wüste in die Umgebung strömen um all jene zu unterwerfen, zu brechen oder ihr Leben zu nehmen derer sie habhaft werden können.
Dank dem Äternischen Imperium für das entsenden der Kohorte Wüstensturm, den Draût Kûhl, den Vorx Myzeln und all jenen die möglicherweise helfen und von denen wir keine Kenntnis haben.
Noch halten wir durch. Das Banner der Zuversicht, umtost vom Sturm der Wüste hält.

Möge Euch der Mut niemals verlassen.

Freie Wege euch Allen.”

Môr`Kishai Keltaraun