Durische Postille

Es herrsche Frieden in Homber!
15. Woche des 1. Jahres

Offener Brief seiner Eminenz, Maximilian von Donnerlütt, an die streitenden Parteien auf faldûranischem Boden.


„Verehrte Abgesandte des Rates zu Zharr’ Moroth, verehrte Vertreter der Duranischen Legion,

gleich aus welchem fremden Lande die Kunde kommt, so klingt’ doch immer gleich: Überall, so scheint’s, liegt die Lust am Morden in den Lüften, verpestet die Gier nach Blut die Rede und der Hass auf den Nächsten die Gedanken. Nur die Waffenhändler, Zinswucherer und Totengräber reiben sich die Hände, während der gemeine Mann in Angst und Ungewissheit betet, noch ein paar Tage vom großem Morden verschont zu bleiben.

‚So kommt doch zur Besinnung!’, so wollen wir ihnen zurufen – doch sie hören uns nicht.

Ihr aber könnt hören - und ihr könnt handeln. So fordere ich Euch auf: Ihr, die Ihr den tiefen Minen der Sichel entstiegen seid und ihr, die Ihr aus der unbekannten Ferne stammet, haltet ein in Eurem Tun. Bedenket, dass Ihr Gast seid in diesem Land, welches Euch kein Leid getan hat und den Frieden wünscht.

Auf meiner Reise nach Homber habe ich viele wütende Anklagen vernommen, viel Furcht und viel Hass ob der zurückliegenden Ereignisse begegneten mir auf meinem Weg. So höret: Ich bin gesandt, um Aufklärung zu bringen in die dunklen Geschehnisse der letzten Wochen und Recht zu sprechen über die, die das alte Recht des Landes mit Ihren Füßen traten. Kein Unrecht soll ungesühnt und ungestraft bleiben. Doch wisset auch: Vor die Strafe setzte der weise Göttervater Dur das Urteil – und einen gerechten Prozess. So halten es die zivilisierten Lande, so hält man es im Lande Homber – und so wollen auch wir es halten.

Es wird einen gerechten Prozess geben. Vor diesem ist jede Bluttat, jede Drohung und jede in den Wind geschriene Forderung ein weiterer Beitrag zum sinnlosen Schlachten.

„Das eben ist der Fluch der kriegrisch Tat, dass sie, fortzeugend, immer Kriege muss gebären“, sagten einst die alten Dichter Faldûriens.
So folgen wir doch Ihrer Erkenntnis! Zügeln wir unseren Durst nach Vergeltung und Rache und zeigen stattdessen Geduld und Vergebung - denn sie sind die Säulen der Gerechtigkeit! Nicht das orkische Aug’ um Aug’ soll Eure Taten leiten bis niemand mehr ein Auge hat – sondern der Wille zum Ausgleich und zum Frieden.

So rufen wir Euch auf: legt die Waffen nieder, ehrt die Tradition und das geltende Recht des Landes, in dem Ihr Gäste seid, und wartet mit Euren Reden und Klagen, bis das Gericht Euch bereit ist, Euch zu hören.

Sollte Euch dies aus Unvernunft oder übergroßem Rachedurst nicht möglich sein, so lasst mich Euch eine Weisheit der Homber mit auf den Weg geben: „Suchst du den Frieden, Gast, so kehre ein – suchst du den Krieg, Fremder, so ziehe schleunigst weiter!“

Selbst dann also, wenn die Gesetze der Vernunft und der Kultur Euch zu viel abzuverlangen scheinen und Ihr Euch keinem gerechten, abwägenden Urteil beugen wollt, gibt es einen Weg jenseits des Blutvergießens und Mordens. In diesem Fall: verlasst Homber und verrichtet in Euren eigenen Landen, was Ihr nicht unverrichtet lassen könnt.

In jedem Fall aber: Haltet ein in Eurem tierischen Morden und Hacken.
So kommt doch zur Besinnung!

gez.
Maximilian von Donnerlütt,
Hoher Legat seiner heiligen Exzellenz, dem Hüter der Sonne
und obersten Diener des Gottes Dur

Mór´kishai Báofu Sun