Durische Postille

Des Archonten neue Kleider
19. Woche des 1. Jahres

Bei einer kleinen Oase unweit von Wadi-Hallah, dem Zentrum des Archontats, spielte die sanfte Melodie einer Pungi und wurde vom leichten Wind in den Schatten einiger Palmen getragen, in welchem ein großes, purpurnes Sonnensegel aufgestellt war.
Auf einem imposanten Holzthron saß der Archont und nippte genüsslich an einem reich verzierten Becher Wein, während in der prallen Sonne einige Meter vor ihm ein Ork und ein Mensch um ihr Leben rangen.

Die nackten, schwitzenden Leiber waren in ein enges Knäuel verwickelt, Blut rann von den Körpern und tropfte schnell versiegend in den heißen Sand.
Der Ork, von Natur aus mit Klauen und Reißzähnen bestückt, schien klar im Vorteil, der Mensch jedoch wehrte sich eisern und entwich den dumpfen Schlägen immer wieder aufs Neue.
Der Archont lächelte vergnügt, nichts schien ihm so viel Freude zu bereiten wie der Anblick eines Todeskampfes.
An seiner Seite weilte der Großwesir, der nur wenig für solcherlei privates Spektakel übrig hatte, und saß über einigen Schriftrollen und Pergamenten sowie einer kleinen Landkarte, über die mehrere Figuren als Truppensymbolik verteil waren.

Mit eiligem Schritt kam ein Mann in weiten, violetten Gewändern näher gelaufen und warf sich in gemäßem Abstand vor dem Archonten in den Sand. Zwei der hünenhaften Leibwachen schritten Näher und versperrten ihm trotzdem dem Weg zu dem Archonten.

"Allweiser Archont, ich bringe Kunde aus dem Norden" begann der Mann seine Rede, doch ein Fingerzeig des Archonten befahl ihm zu Schweigen.

Grunzende Laute drangen von den beiden Kämpfenden, während der Ork den Schädel des Menschen zwischen Oberarm und Unterarm einklemmte und seine Muskeln anspannte. Nur noch ein Röcheln war dessen Kehle zu entnehmen. Verzweifelt grub er seine kurzen Nägel in den zweiten Arm des Orks und tastete sich immer weiter vor, bis er einen Finger in die Hand bekam. Mit einem vermeintlich letzten Kraftakt und einem dumpfen Knacken brach er zwei der Finger nach hinten, was der Ork mit einem lauten Brüllen quittierte und den Menschen freigab. Seine Fäuste geballt lies der Mann eine schnelle Folge an Schlägen in das Gesicht des Orks fahren, Blut spritze aus dessen Maul über sein Gesicht.

"Herr, es ist wichtig dass ihr mich sprechen lasst, die Elfen sind nun auch..."

Wieder bedeutet der Archont dem Mann zu Schweigen, bevor er an seine Seite griff und ein kleines Messer an seinem Gürtel lockerte. Mit einem geschwinden Handbewegung sauste die Klinge durch die Luft und landete nur wenige fingerbreit neben den Kämpfenden.
Beide blickten stumm zu dem Messer, bevor sie von einander abließen und auf Knien robbend zu dem vermutlich entscheidenden Stück Metall eilten. Der Mensch jedoch war schneller, griff zu und versenkte die Klinge mitsamt seiner Faust im Bauch des Orks. Ein ungläubiger Blick entgleiste der Monstrosität, bevor sich seine Augen verdrehten und er über dem Mann zusammenbrach. Noch bevor jedoch eine der Wachen einschreiten konnte, wirbelte der Mensch die Klinge in der Hand herum und warf sie gezielt auf den Archonten.
Die Sonne brach sich in der scharfen Schneide und glitzerte einen Augenblick, bevor sich das Messer tief in das Holz des Sessels vergrub.
Der Speer einer Wache setzte dem Menschenleben ein Ende, bevor dieser sein Scheitern verstehen konnte.
Amüsiert und unbeeindruckt drehte sich der Archont dem Neuankömmling zu, während die Wachen begannen, die beiden Leichname zu entfernen.

"Es erfüllt mich immer wieder mit Begeisterung, dass meine Anwesenheit solchen Hass erzeugt, dass ein Mensch selbst ihm Todestaumel meinen Tod noch über den seinen stellt... Sprich nun, was du zu sagen hast."

"Herr, die Elfen der Tho'delka Nes haben die Östliche Sturmwüste mit einem Bataillon ihrer Krieger überrannt, unsere Feinde sind zahlreich, sie..."

Erneut unterbrach der Archont die Rede des Mannes und blickte kurz zu seinem Großwesir. Dieser kramte in den Schriftrollen und holte eine kleine Depesche hervor, welche er dem Mann am Boden reichte.
Eilig flogen dessen Augen über die Zeilen und blickten dann verständnislos zu dem Großwesir. Dieser nickte lediglich und nahm ihm die Depesche wieder ab.

"Oh allmächtiger Archont, wenn diese Zeilen Wahrheit beinhalten, dann..."

"Es gibt immer ein schwarzes Schaf unter den Aufsässigen, Läufer, man muss es nur finden. Dieser 'Krieg' wird bald vorbei sein und nur die Schlauen werden dabei an der Seite meiner Herrlichkeit einen Sieg davontragen können. Geh nun, und berichte es deinem Verwalter."

Archontat Hebeseth