Durische Postille

Imperiale Proklamation
10. Woche des 3. Jahres

Das Äternische Imperium tut angesichts der unversehens aufgetretenen Chetonarmee hiermit kund:

- Alle Grenzen des Imperiums werden hiermit auf unbestimmte Zeit geöffnet. Nach Anmeldung dürfen Armeen anderer Reiche die imperialen Gebiete zum Zwecke der Cheton-Bekämpfung durchqueren.

- Allen weit entfernten Bündnissen und Völkern sei hiermit angeboten, kurzzeitig ihre Banner auf imperialen Gebiet aufzuschlagen, um für eine bessere Versorgung ihrer Truppen garantieren zu können. Auch dies hat mit Voranmeldung und nur im Sinne der Bekämpfung des Cheton zu geschehen.

- Alle imperialen Truppen werden umgehend gesammelt, um mit voller Kraft dem Chaos gegenüber treten zu können.

- Die Völker Duriens seien dazu aufgerufen, einen der ihren als ersten Mittler zwischen den Völkern zu erwählen, welcher die Maßnahmen gegen das Cheton koordiniert.

Chetesch exstinguit - Lux triumphat!

Großinquisitor Luciferian von Lichterberg

Äternisches Imperium


Der Aufmarsch des Cheton
10. Woche des 3. Jahres

In trauter Einigkeit liegt das kleine Trüppchen Späher verschiedener Reiche und Völker versteckt auf der Anhöhe. Verbissen starren sie auf den schier endlosen Heerwurm des Cheton, der in einiger Entfernung durch diese Einöde zieht, die einst ein blühender Wald gewesen war. Ohne Unterlaß eilen Stifte über Papier und Pergament, zählen, und zählen und zählen.
Schließlich robben sie vorsichtig wieder außer Sicht, stecken die Köpfe zusammen und vergleichen Zahlen. Die Gesichter sind bleich, als einer von ihnen sich schließlich räuspert und mit zitternder Stimme zusammenfaßt:

"3500 Chetonwölfe, nicht einer weniger. Dazu noch über 800 Chetonstiere, etwa 460 Chetonbären und schließlich noch 82 Chetonbruten."

Zustimmendes Nicken von allen Seiten. Die Zahlen hatten ob der schieren Größe nicht genau übereingestimmt, aber dies waren die Mindestwerte.

"Erinnert Ihr Euch noch daran, als 130 von diesen Kreaturen in ähnlicher Zusammensetzung und ein Heer von etwa 1000 Bergalben sich gegenseitig auslöschten?"

Bedrücktes Nicken. Schließlich meint ein anderer:

"Ich habe das mal im Kopf überschlagen. Es handelt sich geschätzt um die 37-fache Anzahl Chetonbestien. Kennt ihr ein Reich oder Bündnis, das 40000 Soldaten ins Feld schicken kann?"

Noch bedrückteres Kopfschütteln.

"Wenn nicht alle Völker Duriens alle ihre Krieger entsenden, und zwar bald, erleben wir in Kürze das Ende aller Tage."

Die Stimmung der kleinen Runde ist am Boden. Die Wahrscheinlichkeit, daß all die kleinlichen Streitigkeiten schnell genug beiseite gelegt werden konnten, um die Heerscharen des Cheton daran zu hindern, den Weltenbrand auszulösen, scheint verschwindend gering...

Ilbeoria


Wappnet Euch!
10. Woche des 3. Jahres

Der Rat der Förderer von Wald und Wiesen (FWW) tut vor den Augen der Herrscher aller Völker hiermit kund:
Die auf der Notsitzung in der 10. Woche des 3. Jahres nach dem Erwachen beschlossenen Punkte zum „Erscheinen der Finsternis“ erbrachten folgende Punkte:

Der Rat der Förderer von Wald und Wiesen muss hiermit mit dem größten Bedauern und unermesslichem Erschrecken die hohen Herrscher Duriens von einem erneuten Erscheinen des Cheton in Kenntnis setzen. Unsere Hoffnung galt einem Ende des Sturmes über den Wäldern, einem Ende der Kriege, einem neuen Morgen des Friedens.

Nun zeigt sich, dass derlei Hoffnungen unter schwarzen Schattenklauen zertreten wurden. Die größte uns bekannte Schar an Chetonkreaturen zieht dieser Tage aus dem Schlund von Raylethnor.

Wappnet Euch, aufrechte Völker! Die Finsternis kommt!

Aethoralyel Fen’Andor


Estnoloth, Reichsgebiet der Karmanthi
10. Woche des 3. Jahres

Gleich würden sie ihn erreicht haben. Vor Tagen schon hatten sie sich an seine Spur geheftet, und er wusste, was das bedeutete. Sie würden ihn abschlachten, vermutlich seinen Kopf abtrennen und ihn als grausige Trophäe auf einen Speer gespießt in ihre Garnison mitnehmen. Oder sie würden seinen toten Körper einfach wieder erheben, auf dass er als Teil ihres schweigenden Heerwurmes in ewiger Sklaverei für seine neuen Herren zu kämpfen hätte.

So viele Wochen, um vom heimatlichen Sashnadâr hierher zu gelangen. Und wofür? Um hier, fern der Heimat, sein Ende zu finden. Gehetzt durch die dichten Wälder Estnoloths von den Schergen der Karmanthi. Da vorne, eine Lichtung, doch welche Überraschung? Auf den zerstörten Überresten zweier großer, schwarzer Nachschubkarren, eine einzelne, schwarz verschleierte Elfe. Eine Tho’Delka? Hier?

„Was geht hier vor? Wieso jagen mich die Karmanthi?“

„Die zweite Frage kann ich Euch nicht beantworten, das können wohl nur die frevelhaften Führer des schwarzen Volkes. Die erste Frage jedoch … Was hier vorgeht, ist der Anfang vom Ende der Dynastie der Kalphagoriten. Sie haben mit ihren Handlungen ihr Ende heraufbeschworen. Setzt Euch zu mir, ein bisschen Zeit haben wir noch bis sie uns erreichen. Gemeinsam stirbt es sich besser.“

„Seit letzter Woche greifen sie offenbar jeden an, der sich in ihren Ländereien aufhält. Und nicht nur das, auch in Gebieten, die gar nicht ihnen gehören wurden alle unsere reisenden Händler, Diplomaten und Gesandten abgeschlachtet. Ich selbst konnte nur knapp entkommen, die Garnison hier hat ihre Befehle offenbar nicht schnell genug erhalten. Ich nutzte die Zeit, um mich auf unsere Weise erkenntlich zu zeigen“, dabei blickte sie auf die zerstörten Transportwägen.

„Aber dies wird Konsequenzen haben, wenn Euch das beruhigt, wir werden gerächt werden. Dieses Verbrechen der Schwarzalben war eines zu viel. Seht Euch die satten, grünen Wälder hier an, Mutter Natur hat die Karmanthi mit allem versorgt, was sie brauchen. Das hat sie dekadent und weich gemacht. Unsere Mutter, die Wüste, ist grausam. Sie gibt nur dem, der es versteht, sich zu nehmen. Wer eine Gefahr nicht erkennt, und nicht schnell und entschieden Maßnahmen dagegen ergreift, der vergeht wie ein Tropfen Wasser im heißen Sand. Eine Lektion, die unsere Brüder im Norden vergessen haben, denn anders ist es nicht zu erklären, dass die Karmanthi immer noch existieren, trotz ihrer Übergriffe auf den Bund der Alten Weisheit und Fangorien, obwohl sie ja eigentlich Teil des vielleicht stärksten Bündnisses Duriens sind.“

„Dabei sind die Karmanthi das dekadenteste und verweichlichtste Elfenvolk überhaupt. Sie haben eine derartige Angst vor dem eigenen Tod, dass sie sogar die Gebeine ihrer Ahnen erheben und für sie kämpfen lassen müssen. Wir Tho’delka werden die Verbrechen der Karmanthi jedenfalls nicht dulden. Wir werden der Gefahr ins Auge blicken, und sie neutralisieren. Sie sind diesmal an die falschen geraten, sie werden endlich den Krieg bekommen, den sie so lange schon herbeisehnen. Der Wind der Wüste wird über sie hereinbrechen wie ein Sandsturm über einen unbedarften Reisenden.“

Mit diesen Worten setzte sich die Elfe auf den Boden und begann zu singen. Ihr leises Lied schien den Wind zu bewegen, der in die Wipfel der Bäume fuhr, und ihren Gesang durch das Rascheln der Blätter begleitete. Der Gesang beruhigte den einsamen Wanderer aus Sashnadâr, und für einen Moment vergaß er, wo er war und welche Umstände ihn in diese bizarre Situation gebracht hatten.

Das letzte, das er in seinem Leben sah war ein schwarzer Pfeil im Hals der Elfe, der diesen kurzen Moment inneren Friedens jäh beendete.

Môr'Kishai Tho'delka


Die letzten Truppen rücken ab
9. Woche des 3. Jahres

Hiermit wird kundgetan, dass die letzten Truppen der Karmanthi die Grünburg verlassen, das rotgrün geviertelte Drachenbanner wurde eingeholt. Die eingerissenen Stadtmauern und auch die der Burg konnten bereits wieder hergestellt werden, dennoch ist nicht zu leugnen, dass viele Gebäude unter der Belagerung gelitten haben. Wir haben bereits einen Vorrat Erz und Steine in die Stadt gebracht, um den Wiederaufbau sowie die Wiederaufrüstung möglichst rasch von Statten gehen zu lassen.

Der Verrat der Eisengrimms hat uns jedoch tief getroffen, und bevor die Lage im Norden nicht klar ist, sehen wir uns außer Stande, weitere Reparationen zu leisten. So der Schildbund einem Frieden zustimmt und von seinen inakzeptablen Forderungen abrücken kann, sind wir gerne bereit, weitere Ressourcen zu schicken.

Ich kann das, was mein Vater getan hat, nicht so einfach wieder gut machen, doch der Wille ist da.

Möget ihr im Stande sein, das Licht Fangoriens erneut erblühen zu lassen.

Prinz Sinthoras

Karmanthi