ACADEMIA LIMBOLOGICA
publicat
Opus veritatis scientiæque
6. Boron im 31. Götterlauf nach Hal
CVII. Ausgabe


Gedanken zur abstufenden Bewertung des Lebens

'Der Mensch ist das Maß aller Dinge!' Diese wissenschaftliche Auffassung scheint in unseren Tagen, jedoch nicht erst seit diesen, vorherrschend zu sein, sofern wir über die Qualität und den Wert des Lebens in unserer Sphäre reflektieren. In nahezu allen Kreisen der Wissenschaft ist eine strikte Trennung der Welt in 'beseelte' und 'unbeseelte' Dinge ebenso weit verbreitet wie anerkannt. Selbst in den arkanen Künsten unterscheiden wir die Magica Mutanda von der Magica Transformatorica, im ständigen Bewusstsein des Faktums, dass beide unter den Oberbegriff der Verwandlungsmagie fallen und sich allein durch das Objekt unterscheiden, auf das sie Anwendung finden, und das wir im ersten Fall zu den Lebewesen, im zweiten zur unbeseelten Materie rechnen.

Auf die Strittigkeit dieser Unterscheidung soll in diesem Artikel nicht eingegangen werden, wenngleich zumindest nicht unerwähnt bleiben soll, dass die Betrachtung von elementaren Manifestationen wie Winden oder Flussläufen oder gar Sumus Leib selbst als lebende 'Wesen' im weitesten Sinne in einigen Kulturen sehr fest verankert ist und in einzelnen Fällen, welche bis in die Invocatio Elementharii hineinreichen, auch durchaus sinnvoll diskutiert werden kann. Ignorabimus. Der Schwerpunkt dieses Artikels soll jedoch auf der internen Einteilung derjenigen Wesen liegen, die wir im weitesten Sinne als 'beseelt' bezeichnen und deren unterschiedliche Bewertung uns einen unterschiedlichen Umgang mit eben jenen Wesen nahe legt.

Seit jeher gilt die wissenschaftliche Einteilung in drei hierarchisch gegliederte 'Seelenteile' zumindest sinngemäß als unbestreitbar zutreffend. Diese verschiedenen Ebenen der Beseelung sind im Einzelnen: 

1) die Pflanzenseele - zuständig für Ernährung
2) die Tierseele - zuständig für Empfindung
3) die Vernunft - zuständig für geistige Tätigkeit

Als unzweifelbar höchste Form des Lebens erachten wir Wesen, welche alle diese drei 'Seelenteile' in sich vereinen. Entbehrt ein Wesen auch nur der Beseeltheit auf einer dieser Ebenen, betrachten wir diese Lebensform mit einer gewissen Selbstverständlichkeit als hierarchisch niedriger stehend. So sehen wir Tiere als Wesen ohne Vernunft an und sprechen Pflanzen zusätzlich noch ihre Empfindsamkeit ab. Aus der so entstehenden Hierarchie des Lebens leiten wir eine gewisse Verhaltensweise gegenüber eben jenen Wesen ab, die nach dieser Unterscheidung unter uns stehen, sowie eine Rechtfertigung dafür, ihr Leben und Sterben unseren eigenen, höheren Zielen unterzuordnen.

Dieser Artikel richtet sich nicht gegen die grundsätzliche Richtung dieser Betrachtungsweise, sondern gegen die Selbstverständlichkeit, mit der wir ihr aus gänzlich unreflektierten Gründen anzuhängen gewohnt sind. Die oben geschilderte Betrachtungsweise wirft nämlich grundsätzlich zwei Fragen auf: Zum Ersten können wir uns fragen, ob die hier geschilderte Einteilung der drei 'Seelenteile' tatsächlich mit ihrer Zuweisung zu der allgemein üblichen Einteilung in Pflanzen, Tiere und vernunftbegabte Wesen identisch ist, und zum Zweiten muss die Frage erlaubt sein, ob eine Geringschätzung anderen Lebens aufgrund mangelnder Vernunft oder Empfindsamkeit an sich nicht jeglicher Rechtfertigung entbehrt. Wir wollen an dieser Stelle diese letzte Frage den Moralphilosophen überlassen, wie sie ja unlängst ebenfalls Einzug in diese Postille gehalten zu haben scheinen, und uns hier ganz der ohne jeden Zweifel bei weitem wissenschaftlicheren dieser beiden Fragestellungen zuwenden, welche sich in folgende Unterpunkte aufgliedern lässt:

1) Ist es zutreffend, dass Tiere keine Vernunft besitzen? 
2a) Ist es zutreffend, dass Pflanzen keine Empfindsamkeit besitzen?
2b) Ist es zutreffend, dass Pflanzen keine Vernunft besitzen?

Um die Erwartungen an diesen Artikel angemessen niedrig zu halten, soll gleich vorweg erwähnt werden, dass es hier nicht möglich sein wird, eine angemessene Beweisführung für eine dieser drei Fragen zu entwickeln. An dieser Stelle sollen nur Hinweise aufgeführt werden, welche eben jene Fragen als durchaus berechtigt erweisen sollen, denn nicht die Gleichwertigkeit pflanzlichen und tierischen Lebens mit dem menschlichen soll hier bewiesen werden, sondern die Rechtfertigung des Zweifels an der gemeinhin als selbstverständlich angesehenen Ungleichheit dieser Lebensformen mit all ihren aus dieser Sichtweise resultierenden unreflektierten Verhaltensweisen des Menschen gegenüber vermeintlich zweifelsfrei minderwertigem Leben.

Es versteht sich von selbst, dass eine wissenschaftliche Erörterung der oben aufgeführten Fragen all jene Wesen unserer Sphäre aussparen muss, welche nicht eindeutig einer der drei Gruppen 'Pflanzen', 'Tiere' und 'Vernunftbegabte' zuzuweisen sind, sei es nun, weil sie auf unnatürliche Art als Chimären geschaffen wurden, weil sie wie die Tierkönige besondere Geschöpfe der Schöpfung sind oder weil ihre Natur sich als gänzlich unerforschbar erwiesen hat, so dass eine Einteilung aufgrund mangelnden Wissens über ihre Art bisher noch nicht möglich war und in absehbarer Zeit wohl auch nicht möglich werden wird. Wir wollen an dieser Stelle vielmehr eindeutige Vertreter der Tier- und Pflanzenwelt als Beispiele benutzen, denn wenn sich an jenen eindeutig zuzuordnenden Vertretern ihrer Gattung Hinweise auf eine mögliche Empfindsamkeit oder gar Vernunftbegabung zeigen sollten, erscheint die Berechtigung des Zweifels an ihrer kategorischen Geringschätzung am ehesten als erwiesen.

Zu erwähnen wäre des weiteren noch die Möglichkeit einer umgekehrten Beweisführung, die aufzeigen könnte, dass eben jenen Wesen, denen wir Beseelung auf allen drei Ebenen zusprechen, diese Beseelung teilweise oder zeitweilig abgesprochen werden muss, weil sie beispielsweise aufgrund gewisser Umstände außer Stande sind, etwas zu empfinden, oder weil der Mensch in Schlaf, Rausch, Ekstase, schwerem Leiden oder Kindesalter wohl nur sehr bedingt als ein vernunftbegabtes Wesen zu gelten Anspruch erheben kann. Doch auch diese Methode soll hier nicht weiter fortgeführt, sondern lediglich erwähnt werden, um den an diesen Gedanken Interessierten einen alternativen Ansatzpunkt zu dem hier praktizierten Verfahren aufzuzeigen.

1) Ist es zutreffend, dass Tiere keine Vernunft besitzen? 
Zur Annäherung an diese Frage ist es erforderlich, sich über den Begriff der Vernunft als solchen im Klaren zu sein. Als wenn schon nicht hinreichende, so doch im Mindesten notwendige Kriterien der Vernunft sehen wir im Allgemeinen an, dass ein Wesen sich selbst als von seiner Umwelt verschieden wahrzunehmen in der Lage ist, also so etwas wie ein Selbstbewusstsein aufweist. Ein weiteres Kriterium ist die Fähigkeit, sich mitzuteilen, mit anderen Wesen also in kommunikativen Kontakt treten zu können. Schließlich verbinden wir mit dem Begriff der Vernunft für gewöhnlich die Erscheinung eines eigenständigen Willens. Diese drei Kriterien sollen für unsere Untersuchung ausreichen, um als Hinweise auf eine mögliche Vernunftbegabung verschiedener Lebensformen, nicht jedoch bereits als deren Nachweis zu dienen, denn einen so hohen Anspruch erhebt dieser Artikel nicht.

Zur Frage eines Selbstbewusstseins sind verschiedene Beispiele anzuführen. So hören gut erzogene Hunde und Pferde auf ihren Namen, wenngleich bezweifelt werden darf, dass sie sich der wahrgenommenen Laute als eine Bezeichnung ihrer selbst auch wirklich bewusst sind. Ein tauglicheres Beispiel scheint mir aus dem hohen Norden überliefert zu sein. Von dort liegt mir der Bericht eines Geweihten des Swafnir vor, welcher zu bezeugen gewillt ist, dass ein von ihm beobachteter Wal vor einer Spiegelfläche treibend mehrfach spielerisch den Kopf bewegt, sowie gar die Zunge herausgestreckt hat. Relata refero, doch wenn dies der Wahrheit entsprechen sollte, dann kann dies wohl als sicheres Anzeichen dafür verstanden werden, dass besagter Wal das Spiegelbild als Abbild seiner selbst zu erkennen vermochte. Auf die zahllosen Berichte über zum Teil sehr deutlich auf eine mögliche Vernunftbegabung hindeutende Verhaltensweisen von Delphinen oder auch Wölfen will ich an dieser Stelle nicht näher eingehen, denn sie scheinen mir ausreichend bekannt zu sein. Sofern man nicht geneigt ist, all diese Handlungen aufgrund der religiösen Bedeutung dieser Tierarten durch göttlichen Einfluss zu erklären, müssen diese Berichte meiner Ansicht nach als Indizien für eine mögliche Vernunftbegabung dieser Tiere ernst genommen werden.

Bezüglich der Verständigung von Tieren untereinander könnte man ebenfalls zahllose Beispiele nennen, welche der menschlichen Sprache vielleicht nicht immer ähnlich, mit dieser aber in vielen Fällen durchaus zu vergleichen sind. Erneut wären hier wohl als erstes die Delphine zu nennen, welche allem Anschein nach über eine Art von Lautsprache verfügen. Aber auch andere Verständigungsarten wie etwa Klopfzeichen, Gerüche, bestimmte Bewegungsabläufe oder Warnrufe fallen durchaus unter diese Kategorie und zeigen auf, dass viele Tiere durchaus die Fähigkeit besitzen, sich ihrer Umwelt mitzuteilen.

Als letzten Hinweis möchte ich hier den auf einen freien Willen anführen, also auf einen Willen, der nicht von tierischen Instinkten, sondern von bewussten Entscheidungen bestimmt wird. Wir können davon ausgehen, dass die Instinkte die Tiere stets nur in eine Richtung zum Handeln anleiten, nämlich in die Richtung der für sie natürlichen Verhaltensweise. Wann immer sich ein Tier jedoch entgegen dieser üblichen Verhaltensweise verhält, wann immer ein Hund für seinen Herrn die Angst vor dem Feuer überwindet, wann immer ein Muttertier sich für seine Jungen opfert, kann dies als eine Entscheidung zwischen zwei verschiedenen und für sich gerechtfertigten Affekten angesehen werden. Eine solche abwägende Entscheidung wird jedoch nur schwer ohne Zuhilfenahme eines gewissen Vernunftbegriffes zu erklären sein, weshalb ich abschließend meine festhalten zu können, dass die Frage nach einer möglichen Vernunftbegabung mehrerer Tierarten als durchaus gerechtfertigt angesehen werden muss.

2a) Ist es zutreffend, dass Pflanzen keine Empfindsamkeit besitzen?
Wenn die Rede auf Empfindsamkeit oder Leidensfähigkeit kommt, so ist es wichtig, zwischen der Wahrnehmung einer Empfindung oder eines Leidens und ihres Ausdrucks zu unterscheiden. Dass ein Tier leidensfähig ist, bemerken wir dadurch, dass es einen Laut des Schmerzes von sich gibt, wenn wir ihm einen solchen zufügen. Eine Pflanze hat diese Möglichkeit nicht, daher müssen wir unsere Beobachtung auf andere mögliche Reaktionen hin schärfen.

Als bekannt kann vorausgesetzt werden, dass viele Pflanzen in ihrem Wachstum der Praiosscheibe entgegen streben. Weniger bekannt, jedoch recht leicht überprüfbar ist der Umstand, dass sie sich zum Teil auch durch das Zufügen von 'Schmerzen', etwa durch Stiche mit einer Nadel in ihre Blätter zu einer entsprechenden Wachstumsreaktion in eine andere Richtung bewegen lassen. Experto credite! In diesem Bereich ist bisher noch zu wenig auf wissenschaftlichem Wege erforscht worden, und an dieser Stelle die gesammelten Weisheiten eines bornländischen Kräutermütterchens oder einer Krötenhexe aus dem Kosch zum Besten zu geben, liegt mir als studiertem Magus natürlich fern. Dennoch vermag ich keinen Hinweis darauf zu erkennen, warum eine Leidensfähigkeit von Pflanzen generell als unmöglich angesehen werden müsste, während doch einiges dafür spricht, dass die Sicherheit, mit der wir um diese vermeintliche Tatsache zu wissen meinen, in Wahrheit allein in der Unfähigkeit der Pflanzen begründet liegt, ihrem Schmerz und ihren Empfindungen in einer für uns erkennbaren Weise Ausdruck zu verleihen. Vergegenwärtigt man sich diesen Umstand, so muss die Frage nach einer möglichen Empfindsamkeit von Pflanzen daher durchaus als berechtigt angesehen werden.

2b) Ist es zutreffend, dass Pflanzen keine Vernunft besitzen? 
Wir haben bereits bei der Frage nach einer möglichen Vernunftbegabung von Tieren einige Kriterien genannt, welche uns als zur Vernunft gehörig erscheinen und als Hinweise für eine mögliche Vernunftbegabung egal welchen Wesens gelten dürfen. Auf Pflanzen angewendet scheint dieses Problem zugleich eindeutiger und schwieriger, je nach dem Grad an aufrichtigem Interesse, das man dieser Fragestellung entgegenzubringen bereit ist.

Es wäre sicherlich zu weit gefasst, wollte man das Wachsen der Pflanzen der Sonne entgegen als einen Willen zum Leben im Sinne einer bewussten Entscheidung interpretieren. Auch für ein wie auch immer geartetes Selbstbewusstsein scheint es mir im Pflanzenreich kein geeignetes Beispiel zu geben. Dennoch muss ich erneut darauf verweisen, dass wir uns auch hier vor das Problem gestellt sehen, dass ein mangelnder Ausdruck eines eigenen Willens oder des Bewusstseins der eigenen Existenz nicht notwendigerweise bedeuten muss, dass eben diese Fähigkeiten auch tatsächlich nicht vorhanden sind. Ich gebe jedoch zu, dass dies allein für eine Beweisführung nicht ausreichend wäre, darum gedenke ich, meine These von der Berechtigung der Frage nach einer möglichen pflanzlichen Vernunft durch eine interessante Beobachtung zu stützen, wie sie von Kundigen auf dem ganzen Kontinent sicherlich jederzeit bezeugt werden wird:

Wer mit offenen Augen durch die Welt geht, wird feststellen, dass die Pflanzenwelt sich durchaus von Ereignissen in ihrem Umfeld beeinflussen lässt. So ist beispielsweise zu beobachten, dass in einem Wald, in welchem kürzlich ein schrecklicher Brand einen Großteil der Bäume vernichtet hat, jene Bäume, welche das Unglück unbeschadet überstanden haben, selbst wenn sie in großer Entfernung davon wachsen, vermehrt Samen produzieren und reichere Früchte tragen, um den entstandenen Schaden möglichst schnell wieder zu kompensieren.

Dies lässt zweierlei Deutungsmöglichkeiten zu: Zum Einen könnte es dafür sprechen, dass die Bäume untereinander eben doch so etwas wie ein System der Kommunikation besitzen, welches dem unseren jedoch so fremd ist, dass wir es nicht zu erkennen, geschweige denn zu deuten vermögen. Zum anderen könnte es jenen Recht geben, die einen Wald oder gar Sumus Leib als solchen als im Ganzen 'beseelt' betrachten, indem es darauf hindeutet, dass der Wald als Kollektivsystem sich gleichsam des erlittenen Schadens bewusst wird und diesen auf die ihm einzig mögliche Art wieder auszugleichen versucht. Wie immer man es auch dreht und wendet, die Frage nach einer möglichen, wenn auch vielleicht sehr fremdartigen und begrenzten Vernunft als Erklärung hinter diesen und ähnlichen Phänomenen der Pflanzenwelt muss allein schon durch die umstrittenen Möglichkeiten der Auslegung aus diesem Beispiel nolens volens als gerechtfertigt gelten.

Fazit: 
Ich hoffe, durch obige Gedanken aufgezeigt zu haben, dass die vorherrschende Hierarchie der Lebensqualität, wie sie gemeinhin als selbstverständlich angesehen und ohne jegliche Reflexion angenommen wird, durchaus als umstritten bezeichnet werden muss und von wissenschaftlicher Seite gründlich hinterfragt gehört. Ich rufe daher alle Collegae auf, welche sich durch dieses Forschungsthema inspiriert fühlen, eventuell unter Zuhilfenahme bekannter Sprüche wie etwa derer aus den Bereichen der Magica Clarobservantia oder der Magica Communicatia eigene Forschungen anzustellen, welche uns entweder zu einer neuen, diesmal jedoch berechtigten, weil reflektierten Sicherheit bezüglich unserer eigenen Höherbewertung in der Hierarchie des Lebens verhelfen, oder aber eben diese Höherbewertung unserer selbst ein für allemal als ungerechtfertigte Arroganz entlarven, auf dass wir uns nicht länger täglich auf mannigfache Weise allein durch unsere gedankenlose Geringschätzung an Wesen versündigen, welche die Götter möglicherweise als keinen Deut wertloser geschaffen haben denn unsere eigene Art - quod avertat Praios!

Rukus Ambrosius, Magus estraordinarius

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Jubiläumsfeierlichkeiten in Arkania

Der ganze Kleinstaat Arkania war schon seit Wochen in Aufruhr über das große Ereignis, das seine Schatten vorauswarf: Arkania wird 1 Jahr alt! Am 2.Boron 1023 BF war Arkania offiziell gegründet worden und vor einigen Tagen nun feierte das gesamte Volk das Jubiläum mit einem Fest, wie es die Magokratie noch nicht gesehen hat: Eingerahmt von zwei Gottesdiensten zelebrierten Bürger, Regierende und die Bauern aus den arkanischen Gehöften den großen Tag gemeinsam einen ganzen Tag lang. Neben den politischen Reden seiner hohen Exzellenz Exekutor Belal von Arkania und der beiden Militärführer des Kleinstaates, in denen mit allerlei Pathos eine durchwegs positive Bilanz für das abgelaufene Jahr gezogen wurde, hatten die Feiern allerlei Kurzweil zu bieten: Schauspiel und Possenreißerei erfreuten die Leute ebenso wie Stockfechtwettkämpfe und ein abendlicher Fackelzug der Magierschaft und der arkanischen Miliz.
Während der Feierlichkeiten wurde auch die Hymne Arkanias, das "arkanische Lied" zum ersten Mal bei einem offiziellen Anlass gespielt und auch der neu veröffentlichte Text gesungen. Der doch sehr militante Text mag aus den Augen der Magierschaft verwundern - Arkania sollte doch Stadt der Magie und nicht der Soldaten werden - macht in Anbetracht der Zusammensetzung der Bevölkerung aber durchaus Sinn, denn immerhin sind der Großteil der Bürger Flüchtlinge und Vertriebene aus den Heptarchien, die auf Rache sinnen. Hoffen wir also, dass man in Arkania nicht allzu viel Zeit auf die neue Hymne verwenden wird, sondern die bislang für die geringe Größe der Akademie vorbildliche Forschungstätigkeit fortsetzt.

Drakmore E. Cardin berichtet aus Arkania

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Aus den 'Gesprächen Rohals des Weisen über Ethik und Moral' (VII.)

Auszüge aus dem gleichnamigen Kollektan
aller der Rohalszeit entstammenden Bände 
der 'Gespräche Rohals des Weisen' 
in freier Transkription, 
verfasst in der Sprache des Volkes, 
getätigt durch Lizentiatus Vitus Ehrwald,
Abgänger der Herzog-Eolan-Universität zu Methumis,
so geschehen im Jahre 2515 Horas zu Gareth 
mit gnädiger Unterstützung des Pentagontempels 
der Herrin Hesinde

Über das Glück

Meister, sagt, was ist Glück und wie können wir es erreichen?

Solange Leben da ist, gibt es auch Glück, und der Mensch ist gerade so glücklich, wie er es seinem eigenen Entschluss nach sein will. Glück ist Selbstgenügsamkeit, denn nicht wer wenig hat, sondern wer viel wünscht ist arm. Wunschlosigkeit hingegen führt zu innerer Ruhe. Die Menschen neigen dazu, den Wert der Dinge, die sie nicht erlangen konnten, zu überschätzen, denn die Dinge haben nur den Wert, den ihr ihnen beimesst, und überall dort, wo ihr es antrefft, müsst ihr euch das heraussuchen, was gut für euch ist. Ein guter Freund mag mehr zu eurem Glück beitragen als tausend Feinde zu eurem Unglück. Das größte Glück des Lebens besteht wahrscheinlich in der Überzeugung, geliebt zu werden. In all seinen Formen mag das Glück euer Antrieb sein, euch immer wieder gegen die Versuchung der Resignation zu stemmen. Vergleichen jedoch ist das Ende des Glücks und der Anfang der Unzufriedenheit.

Über die Freundschaft

Meister, sagt, wie erkennt man einen wahrhaften Freund?

Ein wahrhafter Freund ist eine Seele in zwei Körpern. Er fragt nicht danach, was ihr für ihn tun könnt, sondern freut sich, etwas für euch tun zu können. Und doch braucht ihr Freunde nicht, um sie zu brauchen, sondern um die Gewissheit zu haben, dass ihr sie brauchen dürft. Wahrhafte Freundschaft findet ihr einzig dort, wo ihr Schwäche zeigen könnt, ohne Stärke zu provozieren. Nie sollt ihr euch darum sorgen, dass eure Freunde werden wie ihr, noch dass sie werden, wie ihr sie euch wünscht. Tragt einzig Sorge dafür, dass sie so werden, wie sie selbst es gern sein wollen, ohne darauf zu bestehen, dass sie euch damit zufrieden stellen. In eurer Kritik seid rückhaltlos dem Freunde gegenüber, doch seid ihm stets ein Rückhalt gegenüber der Kritik anderer. Gebt ihm das Gefühl, von euch bedingungslos als ganzer Mensch angenommen zu sein, und seid für ihn da, wann immer er euch braucht.

Über die Liebe

Meister, sagt, was ist wahrhaftige Liebe?

Liebe ist der Entschluss, das Ganze eines Menschen zu bejahen, die Einzelheiten mögen sein, wie sie wollen. Sie allein versteht das Geheimnis, andere zu beschenken und dabei selbst reich zu werden und ist das einzige, das mehr wird, wenn ihr es verschwendet. Wenn ihr daher geliebt werden wollt, so liebt! Jemanden lieben bedeutet völlige Hingabe und als einziger ein für andere unsichtbares Wunder sehen. Am Anfang eines jungen Lebens gehören oft alle Gedanken der Liebe, später dann gehört meist alle Liebe den Gedanken, denn jede enttäuschte Liebe macht ein bisschen immun gegen die nächste. Dennoch wird so manch einer sagen, die Summe seines Lebens seien diejenigen Stunden gewesen, in denen er liebte. Nichts sein und nichts lieben ist für den Menschen identisch. Drum Kindlein, liebt euch, und wenn das nicht gehen will, lasst wenigstens einander gelten!

Über die Liebe zu sich selbst

Meister, sagt, ist Eigenliebe frevelhaft?

Wer in sich selbst verliebt ist, hat bei seiner Liebe zumindest den Vorteil, dass er nicht viele Nebenbuhler haben wird, doch wer andere gegenüber sich selbst gering schätzt, wird niemals ethische Vollkommenheit erlangen. Dennoch werdet ihr einander nicht lieben können, wenn ihr euch selbst nicht zu lieben vermögt. Lernt darum, die zu werden, die ihr sein wollt und lieben könnt! Wenn ihr selbst euch zu gering schätzt, werdet auch andere ihr schwerlich achten können. So ihr erkennt, dass ihr euch selbst nicht mehr liebt, ändert euch, euer Leben und eure Gesinnung, und stärkt so euren inneren Wert. Die große Schuld des Menschen ist, dass er jeden Tag zur Umkehr fähig ist und es nicht tut. Wer 'A' sagt, muss nicht auch 'B' sagen, wenn er erkannt hat, dass 'A' falsch war. Doch schlechte Angewohnheiten kann man nicht einfach aus dem Fenster werfen. Man muss sie Stufe für Stufe die Treppe hinunter treiben.

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Reaktionen auf vorangegangene Artikel


Antwort auf das Traktat von E'Quadar bezüglich der HdM

Sehr geehrte Collegae,

als ich heute diese ungeheuren Zeilen las, mit diesen völlig unhaltbaren Anschuldigungen, war ich zutiefst erschüttert.

Im Namen der HdM (bzw der AMMFMC) möchte ich hiermit die Gelegenheit ergreifen und eine Gegendarstellung, obwohl vielmehr eine Richtigstellung, liefern bezüglich der vorgebrachten Unverschämtheiten.

Es ist korrekt, dass vor gut einem Mond ein gewisser Magister namens E'Quadar an der AMMFMC vorstellig wurde und gemäss den Gepflogenheiten der Gastfreundschaft auch empfangen und aufgenommen wurde. Falsch ist, dass dem Hohen Konvent der Akademie durchaus bewusst war, dass es sich um ein Mitglied der Schwarzen Gilde handelt. Der werte Herr E'Quadar unterliegt hier also schlicht und ergreifend einem seiner zahlreichen Irrtümer, vermutlich genährt aus seiner allgegenwärtigen Paranoia. Richtig ist, dass der Magister der Akademie verwiesen wurde oder genauer gesagt höflich gebeten wurde, seine Studien an einem anderen Orte fortzusetzen.
Um diesen Vorgang zu erläutern, möchte ich gerne etwas ausholen und die Historie der Geschehnisse darlegen. Magister E'Quadar ist gemäss den Regeln der Gilde empfangen worden. Des weiteren ist er hinreichend über die Prinzipien dieser Akademie belehrt worden. Diese umfassen unter anderem ein völliges Verbot der Invocatio und weiter Teile des Elementarismus. Diese strenge Auslegung beruht auf der stets weißen, hesindianischen und oftmals auch konservativ gescholtenen Ausrichtung der AMMFMC. Da die Akademie dem Forschungsstreben des Magister E'Quadar wohlwollend gegenüber stand, hat das Hohe Konvent der Akademie entschieden, dem Magistern uneingeschränkten Aufenthalt an der Akademie zu gewähren. Allerdings unter gewissen Auflagen. So wurde ihm der Zugang zu gewissen Teilen der Bibliothek und der Archive verwehrt. Des weiteren wurde ihm strengstens jede Form von Invocatio und ähnlichem schwarzmagischen Tuns untersagt.
Nichtsdestotrotz nutze der werte Magister E'Quadar die Zeit nicht nur um seinen Studien nachzugehen, sondern auch um Scolari der Akademie aufzuwiegeln beziehungsweise abzuwerben. Wir gewährten dem Magister als Zeichen des "Guten Willens" Gastfreundschaft, im übrigen ist Magister E'Quadar einer aus einer Handvoll Magister der "Linken Hand", denen ein Aufenthalt in der AMMFMC in ihrer langjährigen Geschichte gewährt wurde, doch er hat unser Entgegenkommen zu unserer großen Enttäuschung schändlich ausgenutzt.
Richtig ist auch, dass Gardisten nach ihm ausgesandt wurden, da er überall in der Stadt die geschätzte Akademie verunglimpfte und ihren Ruf nachhaltig zu schädigen suchte. Obendrein vermissen wir noch wertvolles Pergament aus unserer Bibliothek - nicht wahr, Magister E'Quadar?
Die von ihm verständigte Spektabilitas nahm auch alsbald Kontakt mit uns auf und wir konnten gewisse Schwierigkeiten aus dem Wege räumen. Letztendlich sehen wir uns aber keinesfalls genötigt uns auch nur in irgendeiner Form zu entschuldigen. Auch der Vorwurf der Sabotage trifft uns nicht, nicht weil er uns sowieso ständig entgegengeworfen wurde und wird, sondern weil es vor allem auf das unbeherrschte, uneinsichtige und unüberlegte Verhalten eines Magister mit aufbrausendem Temperament und einer gewissen Paranoia zurückzuführen ist, dass eben diesem ein unbefristet Hausverbot erteilt wurde.
Die Gardisten der Akademie und der Stadtwachen wurden dementsprechend informiert und ein Bannradius von 100 Schritt um die Akademie verhängt. Desweiteren haben wir den großen Rat der Gilden über die Vorgänge und das Verhalten des Magisters informiert.

Fazit dieses gesamten unglücklichen Vorfalles ist, dass die AMMFMC in Zukunft keinem Mitglied der "Linken Hand" noch Zutritt gewähren wird, wer auch immer der Leumund sein mag. Bei den Mitgliedern der "Grossen Grauen Gilde" sehen wir keinen Handlungsbedarf, haben jene Collegae sich doch stets korrekt und gemäss den Regeln der Gastfreundschaft verhalten, so dass diese stets gerne gesehene Gäste in der Akademie sind.
Desweiteren ist es auch falsch von Feindschaft zu sprechen. Die AMMFMC steht in keinerlei Feindschaft zu "Linken Hand". Wir liegen in Sachfragen ohne Zweifel weit auseinander, aber dabei von Feindschaft zu sprechen ist völlig absurd.
Auch hegen wir keinerlei Feindschaft gegen den Magister E'Quadar, nur sehen wir jede Form von Vertrauensbasis durch sein absolut unangemessenes und unangebrachtes Verhalten zerstört. Wie auch schon in den Briefwechseln mit dem Herrn gesagt, wünschen wir ihm ganz im Gegenteil alles Gute bei seinen Forschungen und hoffen auf den Erfolg seiner Bemühungen. Wir haben ihm sogar den Besuch der anderen Institute der Magie in Kuslik empfohlen und auch dort für ihn gesprochen. 

Das Hohe Konvent der AMMFMC sieht auch keine Veranlassung diese Vorgänge weiter in der Öffentlichkeit zu diskutieren.

Hochachtungsvoll
Spectabilitas Maior Ulvan Sidanianus
AMMFMC

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In dieser Ausgabe

Impressum

Publiziert von der Academia Limbologica
Der Opus im Schwarzen Limbus
email  Markus Penz
6.5.2001

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