ACADEMIA LIMBOLOGICA
publicat
Opus veritatis scientiæque
20. Boron im 31. Götterlauf nach Hal
CIX. Ausgabe


Die Schwarze Essenz

"Fürchtet euch, Sterbliche, denn schwarz ist der Tod, doch schwärzer noch die Kraft, die aus dem Tod entspringt."

"Wenn Mada nicht die Nacht mit sanftem Schein erhellt und Leere zwischen den Sternen an ihrer statt am Himmel klafft und Dere zu verschlingen droht, dann wird das Blut der frisch Verstorbnen schwarz und dreckig und es wird sprengen die Adern, die es gefangen halten und sich ergießen über das Land und in die Hände derer, denen es die Macht der Schöpfung verleiht..."

"...Was an den Ritualen wohl am seltsamsten war, war wohl die schwarze Paste, die der Moha immerzu verwendete. Er strich sie auf Wunden, um dieselben wie durch ein Wunder zu schließen, und schmierte sie auf die Hände, um mit den schwarzen Fingern wie mit Messern den Bauch des zu Behandelnden zu durchdringen. Aber auch Tote bestrich er mit der Paste, um deren Geister zu rufen, Lebende, um deren Geist zu beherrschen... Er nannte die Tinktur die Schwarze Essenz."

Bevor ich nun zu berichten beginne über Erkenntnisse, deren Ursprung ich nicht nennen kann und nicht auszusprechen wage, denn es wäre mein Tod durch Menschenhand und mein Verderben auf ewig durch den Geist meines Vaters, will ich nun festhalten, dass ich dies nicht mache, um andere von meinem Wissen profitieren zu lassen, sondern mehr aus dem Grund, dass ich selbst dieses Wissen nicht länger alleine zu tragen im Stande bin, denn meine Schultern werden schwach je älter ich werde, und alt bin ich nun, alt mehr im Geiste noch als ein Körper es jemals zu erahnen vermag. So sei dies eine Warnung, eine Warnung an euch alle nicht weiterzulesen, wenn ihr von klarem Verstande seid und wisst, dass unheiliges Wissen euch auf ewig in das Verderben zu stürzen vermag nur durch euer Interesse daran...

Nun jedoch will ich beginnen mit der Niederschrift eines der finstersten Rituale, die auf Dere wohl jemals gewirkt. Mit der Erschaffung und Verwendung der Schwarzen Essenz.

Was ist die Schwarze Essenz?

Um dies zu verstehen muss sich der Leser im Klaren sein, was Leben bedeutet und wie die Kraft des Lebens mit derer der Magie in Verbindung steht. In diesem Sinne verweise ich auf meine Artikelreihe "Der Weg des Blutes" (Opus no. 15 ff), in der diese Fragen behandelt werden.
Die wichtigste Erkenntnis der Blutmagie sei jedoch hier noch einmal genannt: Die Erkenntnis, dass im Blut des Menschen DIE Kraft steckt, die ihn befähigt sein Leben zu führen, eine Art von Energie, die sein Herz am Schlagen und seine Organe in ihrer Funktion erhält. Gelingt es nun diese Energie vom Blute zu befreien, an das sie im Körper gebunden ist, und sie dann in die rechten Wege zu lenken, sie erneut jedoch in anderer Weise zu binden, so kann man sie benutzen wie ein Magier die Kraft der Astralität verwendet. Man kann also, wie es scheint, die Gegensätze zwischen Sikaryan und Nayrakis vereinen und daraus eine einzige große und mächtige Kraft erschaffen. Magiern ist es nun möglich dies, nämlich die Befreiung und neuerliche Bindung von Leben, durch Einsatz von Astraler Kraft zu bewerkstelligen, um so die Astrale Kraft, die verwendet wurde, auf ein Vielfaches zu potenzieren und in Rituale oder Beschwörungen einzuweben.
Doch gibt es auch eine andere Variante Lebenskraft zu ENTbinden und zu verwenden – eine Variante, die keinen Einsatz astraler Kräfte fordert? – Nun, diese gibt es. Ich selbst habe sie beobachtet und praktiziert. Es gibt Kräuter, die in der Lage sind auf gar unbekannte Weise die Kraft, die im Blute eines Menschen ist, zu befreien und andere um sie wiederum zu binden, damit sie dem Alchimisten nicht unnütz entfleuchen. Angewandt wird diese Praxis schon seit langem in jenen unerforschten Gebieten Aventuriens, in denen diese Kräuter zu finden sind. Eine davon ist die Insel, auf der ich 10 Jahre meines Lebens in der Obhut eines mohischen Schamanen verbrachte, noch nicht ahnend, wie sehr meine Seele schon in der Hand meines VATERS war: Altoum.

Ad Primum: Die Herstellung der Schwarzen Essenz

Vieles wurde mir in der Zeit, in der ich auf Altoum verweilte, von dem Schamanen des Stammes der Ilmenok beigebracht, doch niemals zeigte er mir, was es mit der seltsamen klebrig-schwarzen Paste auf sich hatte, die er für beinahe alle seiner Rituale verwendete. Lange Zeit dachte ich, diese Paste sei ein unwichtiger Bestandteil des Ritus und würde nur der Tradition halber während der Zeremonien verwendet werden, bis eines Tages durch Zufall der Schamane in meine Hütte kam, als ich dabei war einen OCULUS ASTRALIS zu wirken, um – wie so oft – die Muster der jeweiligen Nacht zu erforschen und in einem Kalendarium niederzuschreiben. Als ich ihn mit dem Astralen Auge erblickte, sah ich, dass nichts Magisches an ihm war. Erstaunt war ich, denn waren die Rituale, die er praktizierte, doch ohne Zweifel von magischer Präsenz durchzogen. So kam ich zum Schluss, dass er die magische Kraft, die er brauchte um seine Wunder zu wirken, aus der geheimnisvollen Paste, dem einzigen an den Ritualen, dessen Bedeutung ich noch nicht verstand, ziehen musste. Und so folgte ich ihm eines Tages, als er sich des Nachts aufmachte allein die geweihten Stätten zu besuchen. Und ich sah, was ich nicht glaubte, dass es möglich sei: Ich sah, wie er aus dem Blut des Mannes, der am selben Tag den Göttern der Mohaha geopfert worden war, diese Schwarze Essenz bereitete: Er durchtrennte mit einem langen Messer die Bauchdecke vom Brustbogen beginnend bis zum Beckenknochen. Nahm dann eine eiserne Zange und brach mit selbiger das Brustbein Stück für Stück entzwei, um sodann Brust- und Bauchpaket mit dem Messer zu entfernen. Nachdem er die einzelnen Organe separiert hatte, gab er diese in eine silbrige Schüssel, auf der mit schwarzen Runen in mir unkenntlicher Sprache Worte geschrieben waren, und begann sie mit einem steinernen Hammer zu zerstampfen. Nachdem er diese Prozedur eine halbe Stunde lang praktiziert hatte, entfernte er die in Blut getränkten Organresiduen mit einem Sieb. Das Blut versah er noch mit etwas Echsenspeichel (wohl um die schon einsetzende Leichengerinnung rückgängig zu machen – weswegen er wohl auch die Organe zerstampft hatte, anstatt nur Blut abfließen zu lassen) und dann mit menschlicher Asche. Sodann öffnete er eine lederne Tasche und nahm eine Frucht heraus. Nur unschwer konnte ich erraten, dass es sich dabei um eine der Würgedatteln (siehe Herbarium) handelte, für deren Beschaffung eine Woche zuvor zwei Mohaha des Stammes ihr Leben gelassen hatten. Er öffnete die Früchte und presste ihr dunkles Sekret in die Schale mit Blut. Danach ergriff er die Schale, strecke sie gen Himmel und rief drei Mal die Worte ETERAM KETRA GERALTEM. Erst Jahre später sollte ich erfahren, dass diese Worte nicht aus dem Bosperano stammten, wie ich erst vermutet hatte, nein, sie sind Teil des Namens eines mohischen Götzen oder Dämons. Als er sodann die Schale wieder senkte, hatte sich das Blut in ihr in eine dicke klebrige und schwarze Paste verwandelt: die Schwarze Essenz. Entsetzt über den Anblick oder eher erfüllt mit Wissensdurst, sprang ich aus dem Gebüsch, in dem ich versteckt mich gehalten hatte und stellte den Mann zur Rede. Er wusste, dass es sein Leben kosten würde, würde einer der anderen im Stamme erfahren, dass er die Leichen der Geopferten stielt, und so schloss er mit mir an diesem Tage einen unheiligen Pakt. Dafür, dass ich ihn nicht verriet, weihte er mich in die Magie des Blutes ein. Erst viel später sollte ich erkennen, dass es kein Gefallen war, den er mir in diesem Augenblick tat...

wird fortgesetzt...

? | )


Der Ehrenkodex der Hadjinim
Teil II

Gepriesen seid ihr alle, Söhne des Einen und Wahren Gottes!

Ich, Sohn der Erinnerung, will meinen Artikel mit den abschließenden Worten meines letzten Beitrages beginnen:
"Ihr solltet euch nicht anmaßen, Lehren und Gebote die über die Jahrhunderte entstanden sind, in der nur kurzen Zeit zwischen den Ausgaben des OPVS, zu lernen, zu leben und zu begreifen!"
Doch nun meine ich, Sohn der Überzeugung, es sei an der Zeit, euch weiter an diesem Wissen laben zu lassen, auf dass Rastullah eure Weisheit mehren möge!
So höret nun, Söhne der Neugier, weitere Lehren des Ehrenkodex der Hadjinim:

IV. Auf seinem Wegen wird der Hadjinim viele Menschen treffen, die sich bei der erstbesten Gelegenheit von ihrer schlechtesten Seite zeigen. Sie verbergen ihre innere Kraft hinter Aggressivität, ihre Angst vor der Einsamkeit hinter der Maske der Unabhängigkeit. Sie glauben nicht an ihre eigenen Fähigkeiten und vertun doch ihre Zeit damit, ihre Vorzüge in alle vier Himmelsrichtungen hinauszuposaunen.
Der Hadjinim liest diese Zeichen bei vielen Söhnen und Töchtern, die er kennt, bei Gläubigen und Ungläubigen gleichermaßen. Er lässt sich nicht vom Schein täuschen und schweigt lieber, wenn man versucht ihn zu beeindrucken. Doch er ergreift die erstbeste Gelegenheit, um seine Fehler zu korrigieren, denn die anderen sind stets eine guter Spiegel seiner selbst.
Der Hadjinim nutzt alle Gelegenheiten, sein eigener Meister zu werden.

V. Bevor der Hadjinim einen Kampf beginnt, fragt er sich, wie weit es mit seiner Geschicklichkeit her ist. Er weiß, dass er aus den bereits geschlagenen Schlachten seine Lehren gezogen hat, auch wenn diese oft unnötig schmerzvoll waren. Mehrfach hat er seine Zeit damit vertan, für etwas zu kämpfen, das sich als falsch erwies, oder wegen Menschen gelitten, die seiner Unterstützung nicht würdig waren.
Aber Sieger machen nie zweimal denselben Fehler. Daher riskiert der Hadjinim sein Herz nur für etwas, das es wert ist.

VI. Ein der wichtigsten Lehren der Hadjinim ist: Die Beharrlichkeit ist günstig.
Er weiß, dass Beharrlichkeit nichts mit Trotz zu tun hat. Es gibt Zeiten, in denen Kämpfe sich unnötig hinziehen, an seinen Kräften zehren und seine Begeisterung dahinschwindet.
In diesen Augenblicken denkt der Hadjinim nach: "Ein Krieg der zu lange dauert, vermag am Ende sogar das Land, das gesiegt hat, zu zerstören."
Daher zieht er seine Kräfte vom Schlachtfeld ab und gewährt sich eine Waffenpause. Er bleibt beharrlich im Wollen, doch weiß er den besten Augenblick für einen neuerlichen Angriff abzuwarten.
Ein Hadjinim kehrt immer zum Kampf zurück. Allerdings nicht aus Trotz, sondern weil sich das Blatt gewendet hat.

So weit, ihr Kinder der Neugier und Wissbegierde, in dieser Postille.
Rastullah mit Euch, möget ihr euer Wissen mehren!

Magister magnus
Achmed ibn Mukkadhin al Ghunar
Spectabilitas in spe

? | )


Aus den 'Gesprächen Rohals des Weisen über Ethik und Moral' (IX.)

Auszüge aus dem gleichnamigen Kollektan
aller der Rohalszeit entstammenden Bände 
der 'Gespräche Rohals des Weisen' 
in freier Transkription, 
verfasst in der Sprache des Volkes, 
getätigt durch Lizentiatus Vitus Ehrwald,
Abgänger der Herzog-Eolan-Universität zu Methumis,
so geschehen im Jahre 2515 Horas zu Gareth 
mit gnädiger Unterstützung des Pentagontempels 
der Herrin Hesinde

Über die Träume und die Wirklichkeiten

Meister, sagt, ist das gute Leben wirklich ein erreichbares Ziel, oder doch nicht mehr als ein schöner Traum?

Ihr pflegt immer zu sehen und zu fragen 'warum?', doch solltet ihr lieber träumen und fragen 'warum nicht?'. Wenn einer allein träumt, ist es nur ein Traum, wenn viele gemeinsam träumen, ist das der Beginn einer neuen Wirklichkeit. Träume wirken oft viel stärker auf uns als wirkliche Erlebnisse, weil ein Erlebnis immer eine viel geringere Realität hat als die Phantasie. Phantasie ist etwas, was sich manche Leute gar nicht vorstellen können. Sie gehört zu den wichtigsten Geschlechtsorganen des Menschen und tröstet ihn über das hinweg, was er nicht sein kann, während der Humor ihn über das hinweg tröstet, was er tatsächlich ist. Humor und Phantasie sind die Schwimmgürtel auf dem Strom des Lebens. Darum pflegt und achtet beide, denn sie sind von großem Wert.

Über die Visionen

Meister, sagt, ist es nicht schädlich, sich mit Visionen zu begnügen, statt die Realität zu verändern?

Die besten Ideale taugen wenig, so ihr euch hinter ihnen vor der Wirklichkeit versteckt und nicht den Mut und die Kraft aufbringt, aus Worten Taten werden zu lassen. Doch wenn ihr ein Schiff bauen wollt, so ruft nicht Menschen zusammen, um Holz zu sammeln, Skizzen anzufertigen und die Arbeit zu verteilen, sondern lehrt sie die Sehnsucht nach dem großen, weiten Meer. Wenn das Leben keine Vision hat, nach der man sich sehnt, die man verwirklichen will, dann gibt es auch kein Motiv, sich anzustrengen. Aber Visionen können erst Wirklichkeit werden, wenn man die Möglichkeit ihrer Erfüllung auch in Betracht zieht. Niemand wird alt, weil er eine bestimmte Anzahl von Jahren gelebt hat. Menschen werden alt, wenn sie ihre Ideale verraten. Es ist unglaublich, wie viel Kraft die Seele dem Körper zu leihen vermag, denn nichts ist so stark wie eine Idee, deren Zeit gekommen ist. Darum achtet auf eure Gedanken, sie sind der Anfang eurer Tat.

? | )



Reaktionen auf vorangegangene Artikel


An den Blender der Levthanim
Reaktion zu Opus no. 106 - den Artikel einsehen...

Seyd gegruesset,
Ihr, die Ihr euch Feldherr nennet.
Ych, Magister Thar Dornesdokh, saghe Eych undh eurem HERRN diesz: Whir werdhen unsere Herrschafth errychthen, ohne Pactyrerey und Bluthverträghe. Doch rufhe ich euch zu: Folghet uns! Dhenn welch gröszere Rache könnthet yhr erreychen, als dasz die HERREN Al’Verans Yhrer Macht ybher Dere verlustigh gehen.

Mens plus est quam materiam!

Magister Thar Dornesdokh, Magister dher Linkhen Handt

? | )

In dieser Ausgabe

Impressum

Publiziert von der Academia Limbologica
Der Opus im Schwarzen Limbus
email  Markus Penz
20
.5.2001

Eigene Artikel sind sehr willkommen!
* eigenen Artikel übermitteln... (HTML, DOC, Rein-Text, etc.)
& Das Archiv des Opus, Opus-Archiv des Curriculum Salamandris
$ Stichwortsuche auf der Opus-Seite

Spielerverein der Freunde
des Gepflegten Rollenspiels

Österreich