ACADEMIA LIMBOLOGICA publicat
Opus veritatis scientiæque
27. Efferd im 29. Götterlauf nach Hal
XI. Ausgabe
De
Mysteriis Filiarum et Filiorum Satuariae I Kommentar über die verwerfliche, doch ob ihrer unerklärbaren Komplexität durchaus als interessant zu bewertende Fluchmagie der Hexen und Hexer, welche sich selbst sind geneigt zu nennen 'Kinder Satuarias' |
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Nachdem wir unlängst genauer auf die verschiedenen uns
bekannten Formen der satuarischen Fluchmagie eingegangen sind, wollen wir uns im Folgenden
nun mit den diversen Techniken des Verfluchens beschäftigen, einem Gebiet, welches für
uns noch immer weitgehend im Dunkeln liegt, da die wenigsten Hexen und Hexer sich gewillt
zeigen, solcherlei Geheimnisse mit ihrer Gemeinschaft Fernstehenden auch nur ansatzweise
zu teilen. Selbst in gelehrten Kreisen herrscht noch immer die Meinung vor, seitens einer Hexe oder eines Hexers genüge ein einfaches 'Anathema sit!', und schon sei das Schicksal des unglücklichen Verfluchten besiegelt. Oh sancta simplicitas! Wer allen Ernstes annimmt, zu einer Verfluchung brauche es nicht mehr als den Willen zu selbiger, der irrt, wie man sich nur irren kann, denn Fluchen, man möge mir die Wahl meiner Worte verzeihen, ist in gewisser Weise wahrhaft eine Kunst, das müssen wir nolens volens anerkennen, und als solche will sie auch erlernt und beherrscht werden. Zum einen bedeutet das nun also, daß durchaus nicht jede Hexe jeden Fluch beherrschen wird, daß es im Gegenteil wahrscheinlich sogar keine einzige Tochter Satuarias geben mag, die eben dies wirklich und wahrhaftig von sich behaupten könnte. Zum anderen muß der satuarischen Gemeinschaft aus eben diesem Grunde jedoch wohl auch ein gewisses, intuitives Verständnis für magietheoretische Betrachtungsweisen unterstellt werden. 'Asinus ad Lyram!', höre ich da viele unter Euch ausrufen, werte Collegae. Doch obgleich sich die verschiedenen Fluchtechniken gewisslich nicht in das vergleichsweise beengte Muster einer hesindegefälligen Thesis werden pressen lassen, so scheinen die Kinder Satuarias doch mannigfaltige Wege gefunden zu haben, um durch bestimmte Verhaltens- und Vorgehensweisen einen spezifischen magischen Effekt zu erzielen, wie ihn die satuarischen Flüche nun einmal darstellen. Es ist dies ähnlich wie mit den uns bekannten Ritualen der Magica Conjuratio, bei welcher zum Erzielen desselben arkanen Effektes ebenfalls eine Vielzahl an rituellen Möglichkeiten offenstehen, die sich in vielfacher Weise voneinander unterscheiden mögen; genannt seien hier exemplarisch nur die schier endlosen Kombinationsmöglichkeiten von Paraphernalia, welche doch ebenfalls auf die verschiedenste Weise zum Gelingen einer Invokatio beizutragen vermögen. So wurde mir unter anderem von einer Hexe berichtet, der es nicht möglich war, einem Menschen den 'Hexenschuß' anzuhexen, wenn es ihr nicht zuvor gelang, ihm kräftigst in den Rücken zu spucken. Ein reisender Händler erzählte mir wiederum, er habe in einer Herberge im Süden unseres Kontinents einen Sohn Satuarias durch die dünnen Wände seines Zimmers hindurch belauschen können, wie er einen Fluch, der seinem Opfer offensichtlich den Schlaf rauben sollte, in 7x7 Verse gekleidet habe, die zu großen Teilen Anrufungen seiner Gottheit beinhaltet haben sollen. Eine Vertreterin der Schwesternschaft des Wissens verriet mir hingegen, sie pflege bei der Vorbereitung von Verwünschungen verschiedene zerriebene Kräuter und Hölzer im Feuer zu verbrennen, um die für die Verfluchung benötigten astralen Energien freisetzen zu können. Die Techniken des Verfluchens scheinen also durchaus vielfältig und für Verallgemeinerungen prinzipiell ungeeignet zu sein, doch ohne Zweifel gibt es sie und sind sie notwendig, um das magische Phänomen eines satuarischen Fluches hervorzurufen. Bezüglich der letztendlichen Übertragung von Verwünschungen auf das auserwählte Opfer verfügen wir allerdings schon über wesentlich zuverlässigere Wissensgrundlagen. So werden Flüche nach allgemeiner Überzeugung des Volkes hauptsächlich von den sogenannten Hexentieren überbracht, auf welche die jeweilige Verwünschung in einem vergleichsweise kurzen und, wie bereits erwähnt, meist individuell gestalteten Ritual übertragen wird. Kreuzt das Hexentier nun den Weg des Opfers oder blickt es den Unglücklichen auch nur an, so fällt die astrale Ladung gleichsam von ihm ab und fährt auf direktem Wege in den nun Verfluchten, bei dem sich die spezifischen Auswirkungen der Hexerei entweder sofort, oder aber binnen des nächsten Praioslaufes bemerkbar machen dürften. Es darf allerdings als gesichert gelten, daß den Hexen und Hexern auch noch andere, wenn auch offenbar wesentlich kraftaufwendigere Möglichkeiten der Verfluchung zur Verfügung stehen. Am bekanntesten und verbreitetsten ist wohl die Verfluchung im Zorn, von der vielfach angenommen wird, daß die verfluchende Hexe schlicht und einfach eine entsprechende Verwünschung gegenüber dem Opfer äußern müsse, um den jeweiligen Fluch auf selbiges zu übertragen. |
Diese Behauptung ist jedoch, Praios und Hesinde sei es
gedankt, unhaltbar, sind es doch schließlich nicht die ausgesprochenen Worte allein, die
in Wahrheit zur Übertragung des Fluches führen, sondern vielmehr die intensiven Gefühle
von Haß, Zorn, Wut und Verzweiflung, die es der Hexe unter beträchtlicher
Kraftanstrengung erlauben, den Weg eines langwierigen Rituals zum Erreichen ihres
unheiligen Zieles zu umgehen. Des weiteren hört man gelegentlich von angeblich verfluchten oder verwunschenen Gegenständen, welche den Erzählungen nach den ersten, der sie berührt, ins Unglück zu stürzen vermögen. Zu erklären sind diese Phänomene für mich durch das schlichte Fehlen eines Hexentieres, weswegen der oder die Verfluchende geneigt sein mag, sich einen anderen Gegenstand zu erwählen, auf den die jeweilige Verwünschung dann übertragen wird. Ein solches Ritual dürfte allerdings wesentlich kraft- und zeitintensiver sein, weswegen es auch aller Wahrscheinlichkeit nach weniger häufig praktiziert werden wird, da sich zudem die Schwierigkeit ergibt, wie man das verfluchte Objekt dem zu Verfluchenden zukommen lassen soll, ohne, daß es zuvor ein anderer als der Verfluchte selbst berührt. Unzählige Märchen und Schauergeschichten berichten uns außerdem davon, wie gefährlich es sein kann, eine Hexe in den Besitz bestimmter persönlicher Dinge wie dem eigenen Haar, geschnittenen Nägeln, ausgefallenen Zähnen oder gar einiger Tropfen Blut kommen zu lassen, da diese Utensilien es den Kindern Satuarias angeblich ermöglichen sollen, selbst aus größter Entfernung und ohne das Opfer je gesehen zu haben, die entsprechende Verwünschung wirksam werden zu lassen. Obgleich diesen Geschichten meist ein gehöriges Maß an abergläubischen Übertreibungen anhaftet, welche der Göttin gefälliges Wissen niemals zu ergänzen, sondern stets nur zu trüben vermögen, sollte man diese Erzählungen nicht allesamt als Ammenmärchen und dummen Volksglauben abtun, denn auch ich stieß bei meinen Forschungen auf Hinweise, die durchaus für die Möglichkeit derartiger Rituale sprechen, wenngleich diese dann wohl ebenfalls ein gehöriges Maß an astraler Kraft verschlingen dürften und allem Anschein nach zudem nur des Nachts und auf ein schlafendes Opfer gewirkt werden können. Zuletzt seien in dieser Aufführung noch die unheiligen Hexenfeste genannt, auf denen die Kinder Satuarias zuweilen zusammenfinden und gemeinsam ungeliebten Gegner ihrer Lebensweise einen Fluch anhängen sollen. Derartige Verfluchungen dürften wohl als die mächtigsten anzusehen sein, ist ihre Wirkungsdauer doch zuweilen scheinbar unbegrenzt, was zwar auch bei von einzelnen Hexen ausgesprochenen Flüchen vorkommen mag, jedoch obschon des enormen Kraftaufwandes in einem mehrköpfigen Zirkel natürlich weitaus einfacher und effizienter zu bewerkstelligen sein dürfte. Diese permanenten Flüche sind jedoch nicht mit den magischen Effekten zu verwechseln, welche eine Tochter Satuarias durch die längerfristige direkte Berührung ihres Opfers auszulösen vermag, und die selbiges zwingen können, eine bestimmte Aufgabe für die Hexe zu erledigen, denn hierbei handelt es sich erwiesener Maßen 'nur' um einen speziellen Zauber aus dem Bereich der Magica Controllaria, der von keinerlei auffälligen Nebenerscheinungen bei dem Verzauberten begleitet wird und dem sich ein starker Geist vergleichsweise häufig erfolgreich zu widersetzen vermag, was bei den 'echten' Hexenflüchen nicht der Fall ist, weswegen man es auch tunlichst vermeiden sollte, diesen Zauber mit eben diesen synonym gehen zu lassen, obschon es zwischen diesen magischen Phänomenen gewiß einige auffallend synchron verlaufende Parallelen geben mag. Einem wahrhaft permanent Verfluchten wird nämlich gewöhnlich auch binnen weniger Tage eine Aufgabe gestellt, die ihm entweder persönlich überbracht oder mittels einer Vision mitgeteilt werden muß und deren gewissenhafte Erfüllung oft der einzige Weg für den Unglücklichen sein mag, sich jemals wieder von dem auf ihm lastenden Fluch zu befreien, sofern sich kein auf dem Gebiet der Magica Contraria äußerst bewanderter Magus oder gar ein Geweihter der Zwölfe findet, der diese unheilige Last vorzeitig von seinen Schultern zu nehmen vermag. Und eben dies, nämlich der Schutz vor und die Aufhebung von satuarischer Fluchmagie, wird das nächste Mal unser Thema sein, wenn der geneigte Leser auch weiterhin gedenkt, meinen bescheidenen Ausführungen über meine gesammelten Erkenntnisse auf diesem Gebiet gewogen zu sein und aufmerksam folgen zu wollen. Rukus Ambrosius, Magus |
Leserbrief zu De Mysteriis Filiarum et Filiorum Satuariae I |
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Sehr geehrte Collegae, in der letzten Ausgabe (X.) vom 20. Efferd 29 n.H. habe ich mit wachsendem Ärger den Artikel des Collega R. Ambrosius, "De Mysteriis Filiarum et Filiorum Satuariae I" gelesen. Ich bitte Sie nun um die Gelegenheit den geschätzten Lesern des OPUS - einer ausgezeichneten, normalerweise sehr differenziert berichtenden Zeitschrift - einige, meiner Meinung nach dringend nötige, Anmerkungen zu dem oben genannten Artikel darstellen zu können. Mit freundlichen Grüßen und großem Dank für die Ihnen entstandene
Mühe, Werter Collegus Ambrosius, Mir ist nicht ganz klar, womit Ihr eigentlich Eure, von Euch so viel
beschworene "Studienzeit" verbracht habt. Weder erscheint der Stil in dem Ihr
Euer Traktat verfaßtet ("..., welche sich selbst geneigt zu nennen 'Kinder
Satuarias'") noch der Inhalt einem Magus unserer Zeit angemessen. Ihr scheint mir bei
Euren Studien nicht über die Märchenerzähler auf den Marktplätzen und das übliche
Kneipengeschwätz hinausgekommen zu sein, haltet Euch aber offensichtlich dennoch für
kompetent genug, einen Aufsatz darüber in einer anerkannten Fachzeitschrift für Magie zu
veröffentlichen. Allein Eure Einleitung zeugt von Eurer Ignoranz und Intoleranz. Ihr
schreibt "...über die verwerfliche ... Fluchmagie" und später über
"verabscheuungswürdige Flüche" und über "diesen verwerflichen ... Zweig
der Magie...". Ich wiederhole daher: Ihr seid schlicht und ergreifend ein Ignorant. Ein Pseudowissenschaftler. Ohne Blick fürs Ganze laßt Ihr Euch, wie ein unerfahrener Heisspund, zu vorschnellen Schlüssen und Äußerungen hinreißen. So Ihr Euch die Wirkungen und Auswirkungen der Hexenzauber - auch der sogenannten "Flüche" - angesehen hättet und Ihre Gefahren für Leib, Leben und Seele der Verfluchten analysieren würdet, werter Rukus Ambrosius, so wäre Euch aufgefallen, daß diese - selbst wenn man die segensreiche Magica Curativa außer Acht läßt - oft sehr gering und auch bei den Flüchen meist nur von begrenzter Dauer sind. Ich sage Euch: Nur weil Ihr diese Art der Magie nicht versteht verdammt Ihr sie - aus Unwissenheit also! Aus einer Art Neid und Furcht vor dem Unbekanntem heraus verleugnet Ihr sie als "verwerflich" und "verabscheuungswürdig". Ihr seid bei Euren "Wirtshausumfragen" aber nicht einmal so weit gegangen, zu erkunden, warum denn ausgerechnet dieser oder jener das Opfer eines Fluches wurde. Diese werden ja nicht willkürlich getroffen. Aufgrund dieser, Eurer Schlampigkeit, blieb Euch natürlich verschlossen, daß einem solchen Fluch oft die Mißhandlung anderen Lebens - sei es nun Mensch, Tier oder gar der Pflanzenwelt - durch das spätere Fluchopfer vorangeht. Sicherlich ist Euch wenigstens geläufig, daß die Töchter Satuarias Sumu in der Gestalt Satuarias verehren; den meisten von ihnen gilt sie ja als lebensspendendes Prinzip, weswegen sich auch viele der Heilkunst zuwenden. |
Auch dies ist ein Indiz gegen
die angebliche Bösartigkeit der von Euch so verleumderisch angeklagten Hexen. Aber
zurück zum Thema: Fast immer besteht ja ein besonders enger Kontakt der Hexen zu Tieren -
insbesondere zu Ihren Familiari - weswegen der folgende Vergleich nicht zu weit hergeholt
erscheinen mag: Damit nicht der Eindruck aufkommt, daß hier ein Esel den anderen Langohr
schimpft: Wie Ihnen, werter Collegus, mit Sicherheit nicht entgangen sein dürfte, habe ich auch Bedenken gegenüber dem Ausdruck "Fluch". Ein Fluch ist schließlich eigentlich etwas, was aus dem Zorn heraus gegen einen anderen ausgestoßen wird. Dieses spontane "ausstoßen" ist zwar - wie mir versichert wurde - den Töchtern Satuarias durchaus möglich, allein sie vermeiden es, da es sie ungleich mehr an Kraft zu kosten scheint. Insofern ist diese Bezeichnung leicht irreführend. Mit kollegialen Grüßen, Thundar Hurlemanoff |
Publiziert von der Academia Limbologica Der Opus im Schwarzen Limbus Kontakte: Markus Penz alias Sheddja Philipp Schumacher alias Erilarion Androstaal (28.03.99) |
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