ACADEMIA LIMBOLOGICA
publicat
Opus veritatis scientiæque
27. Boron im 31. Götterlauf nach Hal
CX. Ausgabe


Die Schwarze Essenz – partum II

Ad Secundum: Erste Anwendung: Die Rituale des Geistes

Als erstes brachte mir der Schamane bei, dass es mit Hilfe der Essenz möglich ist seinen eigenen Geist vom Körper zu befreien und dadurch Dinge zu sehen, die zu sehen man ansonsten nicht in der Lage ist. Für all diese Rituale ist es nötig die Essenz (ca. einen Fingerhut voll) in einer Schale zu entzünden und sodann den Rauch langsam und tief zu inhalieren, bis sich vor den Augen Bilder und Gestalten zu formen beginnen.
Auf diese Weise war es mir möglich, indem ich von einem frisch verstorbenen Blut entnahm, die schwarze Essenz daraus bereitete und entzündete, in dessen letzte Erinnerungen bevor er starb Einsicht zu gewinnen. Doch kann man, wie ich mit der Zeit herausfand, nicht nur die letzten Erinnerungen sehen, nein, man kann beinahe beliebig weit in die Vergangenheit dessen gehen, dessen Blut man verwendet. Nur scheinen die Bilder immer unrealer und verworrener zu werden je weiter man sich von der Gegenwart entfernt. Auch scheint eine große Gefahr in diesem Ritual zu liegen: Je länger und intensiver man in die Geisteswelt des zu Untersuchenden eindringt, desto mehr entfernt man sich von der Realität und riskiert den Weg zurück in die selbe zu verlieren. Auch in die Erinnerungen eines Lebenden sollte man mit dieser Technik eindringen können, vielleicht sogar in Erinnerungen, die ihm selbst verborgen scheinen (bei einem Lebenden ist es aufgrund der guten Flüssigkeit des Blutes nicht nötig die Organe zu zerstampfen – ein wenig seines Blutes mittels Aderlass gewonnen sollte für die Herstellung der Essenz genügen). Mit besonderer Konzentration mag es sogar möglich sein dem Patienten Mitteilungen auf diesem Wege zu senden oder ihm vielleicht sogar Dinge in den Kopf zu setzen, die er selbst zu tun gar nicht vorhatte. Zu diesem Zwecke, so kam ich zur Erkenntnis, sollte man die Essenz jedoch noch mit einer weiteren Ingredienz versehen: Ilmenblätter, um Gedanken zu übermitteln, und einen Schuss Schlangengift, um Befehle zu erteilen.

Ad Tertium: Das Ritual des Lebens

Auch ist es mit der Essenz möglich die aus dem Leben eines Menschen befreite Energie wieder zurück in Leben zu verwandeln:
Bestreicht man die Wunden eines Verletzten mit der Essenz, nachdem man die selbe mit zwei Wirselkräutern behandelt hat, schließen sich die Wunden in kürzester Zeit und der Patient erholt sich zur Gänze. Einzige Nebenwirkung: Es verbleiben stets hässliche Narben, manchmal gar seltsame Auswüchse.
Auch ist es möglich durch oralen Konsum mit Echsenspeichel zusätzlich behandelter Essenz eine längere Nahrungskarenz zu überstehen und die Ausdauer eines Menschen zu steigern.
Ist der Patient vergiftet, so bestreiche man die Gifteintrittsstelle mit Essenz, nachdem man die selbe mit etwas Schlangengift (vorzüglich das einer Viper) behandelt hat und sie wird das gesamte Gift aus dem Körper des Patienten in sich selbst aufnehmen. CAVE: Die Essenz ist danach mit dem selben Gift getränkt zuzüglich des Schlangengiftes, das sie selbst schon enthält, und ist somit schnell von der Wunde zu entfernen und zu vernichten, auf dass niemand davon mehr schaden nehmen kann, obwohl...

Ad Quartum: Das Ritual der Verwandlung

Ich selbst bin nach intensiven Forschungen auf dem Gebiet der Chimärologie zum Schluss gekommen, dass zur Erschaffung von Kreaturen die Essenz sich vorzüglich als Paraphernalium eignet. Mir scheint gar sie ist neben dem Tarnblatt die zweite von mehreren Ingredienzien in Zurbarans Elixier.
Versetzt man sie nun mit einem Tarnblatt, zermahlen versteht sich, und bestreicht man den Körper eines Mannes mit der sich ergebenden Paste, nimmt dieser, nachdem die Paste getrocknet ist, man glaubt es kaum, zur Gänze die Gestalt dessen an, von dem das Blut stammte. Und zwar solange, bis die Paste wieder vom Körper gewaschen wird, wobei der letzte, an dem ich selbst es versuchte, nie wieder zur Gänze seine alte Gestalt erlangte...

Ad Quintum: Die Dämonen

Leicht zu verstehen ist, dass die Essenz ein hervorragendes Hilfsmittel zur Beschwörung von Dämonen aus den Sphären der Asfaloth, des Belhalar und der Thargunitoth darstellt.
Jedoch auch andere Erzdämonen reagieren positiv auf die Anwesenheit der schwarzen Paste. Besser noch scheinen hier jedoch wirklich frische Organe als Paraphernalia dienlich zu sein.
Was andere Spezies angeht, habe ich auf diesem Sektor noch wenig geforscht, kann mir aber gut vorstellen, dass eine gewisse Wirkung auch mit der Essenz von Elfen, Zwergen oder gar Tieren, wenn auch in etwas anderer, vielleicht abgeschwächter Form möglich ist.

Ad Sextum: Die Elemente

Interessanterweise scheinen elementare Wesen der Präsenz der Essenz sehr abgeneigt zu sein. Es ist nicht nur nicht hilfreich die Essenz für elementare Beschwörungen zu verwenden, nein, die Anwesenheit schwarzer Essenz allein genügt, um die Beschwörung und Beherrschung, falls man dies so nennen kann, eines elementaren Wesens im Umkreis mehrerer Schritt beinahe unmöglich zu machen. Wie oft hat sich Meister Achmed wohl schon über missglückte elementare Rituale in meiner Anwesenheit gewundert...

Ad Septum: Die Essenz von Tieren

Auch Tierblut kann man für die Herstellung von Schwarzer Essenz verwenden. Die oben beschriebenen Rituale können jedoch mit tierischem Blut zumeist nicht gewirkt werden. Andere Rituale jedoch habe ich gefunden, bei denen gerade tierisches Blut eine interessante, jedoch meist recht gefahrvolle Wirkung hat:
Verabreichte ich der Sklavin, die ich hier 1 nennen will, zum Beispiel Bärenblut (Oral, 10 Tropfen, nachdem es mit zusätzlichem Echsenspeichel der Flüssigmachung wegen versetzt wurde) stellte ich fest, dass sich in kürzester Zeit eine Stärkung sichtbar machte, die 1 für kurze Zeit Arbeiten verrichten ließ, die sie sonst nicht hätte machen können. Nach frequentierter Anwendung jedoch stellten sich zunehmend Nebenwirkungen ein – vor allem Intelligenzminderung, Agressivität und Hirsutismus (weiblicher Bartwuchs) – welche die Wirkung negativ übertrafen und die Behandlung von 1 musste abgebrochen werden. 
Ein anderer Sklave wiederum, wir nennen ihn hier 2, wurde mit dem Blut eines Adlers behandelt. Nach einmaliger Behandlung in selber Weise wie oben stellte sich rasch eine Verbesserung der optischen Wahrnehmung ein, die bei häufigerer Anwendung verstärkt werden konnte. Jedoch auch hier konnte man mit der Zeit schwere Nebenwirkungen vor allem im Bereich des Nervensystems feststellen. Der Sklave veränderte seine Wahrnehmung und Persönlichkeit so drastisch, dass er eines Tages versuchte sich mit einem in Gefangenschaft stehenden Adlerweibchen zu paaren. Auch ein sofortiger Behandlungsabbruch konnte ihn nicht mehr kurieren – er beging wenige Tage später Suizid, in dem er von einer Klippe sprang, wohl in der Annahme er könne fliegen...

Ad Oktum: Der Vampirismus

Eine interessante Erkenntnis war die, dass die Schwarze Essenz eine beinahe magisch anziehende Wirkung auf Vampire und ähnliche Kreaturen zu haben scheint. So scheinen diese Kreaturen – wie es mir von selbst erklärt wurde – aus der Essenz das Sykarian eines Menschen in höherer Konzentration entziehen zu können als aus frischen Blut. Vor allem jedoch wäre mit der Schwarzen Essenz einem Vampir das Mittel der "Nahrungskonservierung" gegeben.
Ein anderer Effekt der Essenz ist es, dass sie auch bei Menschen, so sie zu häufig in kurzer Zeit angewendet wird, eine den Vampiren ähnliche Sucht auslöst. Ob man diese Sucht ausbauen könnte, indem man einen Neonatus – einen Frischgeborenen – anstelle der Muttermilch mit Essenz großzieht, damit er die Fähigkeiten eines Vampirs sich aneignet und nicht nur süchtig, sondern ganz und gar zur unheiligen Kreatur wird, ist mir ein Rätsel. Ein Rätsel jedoch, das noch ansteht erforscht zu werden.

Zuletzt will ich noch bemerken, dass die Anwendungen der Essenz wohl noch mannigfach sind, jedoch jede einzelne ist von schwarzer Natur und missfällt den Göttern und deren Vasallen zutiefst. Wer sich selbst nicht ins Verderben stürzen will, lasse also die Finger davon – jedoch – ist es dafür nicht schon zu spät?

Anhang: Sumus Blut – die ultimative Essenz?

Wie in gelehrten Kreisen bekannt, liegt Sumu, die Urmutter der Welt, im Sterben. Und das Innere Deres – so lauten manche Berichte – sei gefüllt mit ihrem verlorengehenden Blut. Gelänge es nun dieses – Sumus Blut – zu gewinnen, wäre dies wohl die ultimative Essenz. Besonders in den Landen der Dunkelheit, so bekam ich des öfteren schon Berichte, forscht man auf diesem Gebiet scheinbar fleißiger denn je. Aber wie wäre dies möglich? Man hätte die Macht der Materie, allen Lebens, die Macht der Schöpfung in Händen. Wäre es gar ein Gott, der diese Macht besitzt, oder Herr der Götter gar? Wäre dies ein endgültiger Sieg der Anhänger Borbarads? Wer weiß...

Meister Barius

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Der Ehrenkodex der Hadjinim
Teil III

Gepriesen seid ihr alle, Söhne des Einen und Wahren Gottes!

So sind schon wieder beinahe neun Tage vergangen, ihr Kinder der Ungeduld, und es ist an der Zeit, die Zahl der Gebote Neun werden zu lassen, indem ich euch die letzten drei hier versuche, näher zu bringen.
So hört gut zu, ihr Söhne der Vernunft, aber vergesst was ich sage, ihr Söhne des Leichtsinns:

Gebote der Hadjinim:

VII. Ein Hadjinim sollte sich immer an die 5 Regeln für einen Kampf erinnern, die seine Väter und die Väter seiner Väter vor etlichen Jahren niedergeschrieben haben:
Der Glaube: Bevor man sich in eine Schlacht begibt, sollte man an den Grund für den Kampf glauben.
Der Gefährte: Wähle deine Verbündeten und lerne, mit anderen zusammen zu kämpfen, weil niemand allein einen Krieg gewinnt.
Die Zeit: Eine Schlacht am Tage ist anders als eine Schlacht in der Nacht. Ein guter Hadjinim achtet darauf, in welchem Augenblick er die Schlacht beginnt.
Der Ort: Man kämpft in einer Schlucht anders als auf einer Ebene. Beachte, was um dich herum ist, dies ist die beste Art, sich zu bewegen.
Die Strategie: Der beste Hadjinim ist der, der seine Schlacht plant.

VIII. Auch ein Hadjinim macht ungewollt einen Fehltritt und taucht in den Abgrund.
Die Gespenster schrecken, die Einsamkeit quält ihn. Da er den Guten Kampf suchte, war er nicht darauf vorbereitet, dass ihm das passieren könnte. Aber es ist nun einmal passiert. In die Dunkelheit gehüllt, tritt er mit seinem Meister in Verbindung.
"Meister, ich bin in den Abgrund gefallen" sagt er. "Das Wasser ist dunkel und tief."
"Vergiss eines nicht"
gibt der Meister zur Antwort, "man ertrinkt nicht, weil man unter Wasser taucht, sondern weil man unter Wasser bleibt."
Und der Hadjinim setzt all seine Kräfte ein, um sich aus seiner misslichen Lage zu befreien.

IX. Ein Hadjinim glaubt.
Weil er an Wunder glaubt, geschehen auch Wunder. Weil er sich sicher ist, dass seine Gedanken sein Leben verändern können, verändert sich sein Leben. Weil er sich sicher ist, dass er der Liebe begegnen wird, begegnet ihm diese Liebe auch.
Manchmal wird er enttäuscht, manchmal verletzt.
Aber der Hadjinim weiß, dass es sich lohnt. Für jede Niederlage gibt es zwei Siege. Alle, die glauben, wissen das.

Nun, ihr Kinder des Wissens, schließt sich meine Reihe, doch heißt dies nicht, dass es der Gebote nicht mehr gibt. Diese jedoch müsst ihr mit eurem eigen Handeln und Wissen erschaffen und verbreiten!

Rastullah mit Euch, möget ihr euer Wissen mehren!

Magister magnus
Achmed ibn Mukkadhin al Ghunar
Spectabilitas in spe

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Aus den 'Gesprächen Rohals des Weisen über Ethik und Moral' (X.)

Auszüge aus dem gleichnamigen Kollektan
aller der Rohalszeit entstammenden Bände 
der 'Gespräche Rohals des Weisen' 
in freier Transkription, 
verfasst in der Sprache des Volkes, 
getätigt durch Lizentiatus Vitus Ehrwald,
Abgänger der Herzog-Eolan-Universität zu Methumis,
so geschehen im Jahre 2515 Horas zu Gareth 
mit gnädiger Unterstützung des Pentagontempels 
der Herrin Hesinde

Über den Tod

Meister, sagt, ist das Leben nicht zu kurz, um wahrhafte Ethik zu erlernen? 

Es ist nicht wenig Zeit, die ihr habt, sondern viel Zeit, die ihr nicht nutzt. Man muss nicht dem Leben Jahre hinzufügen, sondern den Jahren Leben. Darum sollt ihr auch nicht von Zeitvertreib, sondern von Zeitgenuss reden. Sorgt euch vor allem um ein Leben vor, nicht nach dem Tode. Lernt loszulassen! Das ist die große Lektion des Lebens. Philosophieren heißt sterben lernen. Es ist euer Irrtum, dass ihr den Tod in der Zukunft erwartet. Er ist zum großen Teil schon vorüber. Was von eurem Leben hinter euch liegt, hat der Tod, der allem Weltlichen ein Ende setzt. Doch nicht jedes Ende ist das Ziel. Das Ende der Melodie ist nicht ihr Ziel, und doch hat sie ihr Ziel nicht erreicht, bevor sie nicht auch ihr Ende erreicht hat. Leben und Tod sind zwei Geheimnisse, verschlossen hinter zwei Türen, von denen jede den Schlüssel zur anderen verbirgt. Doch dass ihr einmal gelebt habt, kann euch keiner nehmen, und wahrhaft tot seid ihr erst, wenn niemand mehr an euch denkt.

Über die Furcht

Meister, sagt, ist es nicht menschlich, Furcht zu empfinden?

Nichts mag menschlicher sein als die Furcht, doch dies allein ist noch keine Rechtfertigung. Mut heißt nicht, keine Furcht zu kennen, sondern seine Ängste zu überwinden. Es ist darum nichts zu fürchten als die Furcht. Selbst Götterfurcht ist Götterlästerung. Auch Feinde hat der Mensch auf der Welt nicht zu fürchten, denn es gibt unter den Menschen keine Feinde, außer jenem Feind in den Menschen selbst, der ihnen andere als Feinde erscheinen lässt. Die größte Gefahr im Leben ist oft, dass man zu vorsichtig ist. Drum stürzt euch kühn in die Fülle des Lebens! Gefahrlos ist Gefahr niemals zu überwinden. Wenn ein Mensch nicht bereit ist, für seine Überzeugungen Risiken einzugehen, dann taugen entweder seine Überzeugungen, oder aber der Mensch selbst nichts. Das Rechte erkennen und nicht tun, ist Mangel an Mut. Mut jedoch ist eine Tugend und als solche eine besondere Art der Willenskraft.

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In dieser Ausgabe

Errata zur letzten Ausgabe

Beim ersten Teil des Artikels "Die Schwarze Essenz" wurde auf die Nennung des Autors vergessen. Wie viele schon vermutet haben dürften ist dies unser hochgeschätzter Collega Meister Barius.


Impressum

Publiziert von der Academia Limbologica
Der Opus im Schwarzen Limbus
email  Markus Penz
27.5.2001

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