ACADEMIA LIMBOLOGICA publicat
Opus veritatis scientiæque
26. Hesinde im 31. Götterlauf nach Hal
CXIII. Ausgabe
De URNIS MENTIS Von Magister Magnus Naimo C. A. Haryhn Werte Collegae, geschätzter Leser! Im Namen der Allwissenden Herrin HESinde, salvete! Bevor ich nun mit meinen Ausführungen zu oben genanntem Thema beginne, möchte ich einige Bemerkungen zu diesem Werke im Vorwege an Euch, geschätzter Leser, richten. Die Thematik, mit der ich mich in dieser Theorie beschäftige, ist wissenschaftlich durch empirische Vorgehensweise weder zu begründen noch zu widerlegen. Als einzige Grundlage können uns lediglich die mythologischen Schriften alter Zeiten dienen. Ich will mir keinesfalls anmaßen meine Theorie enthielte mehr Wahrheit als andere Schriften zu diesem Thema. Ziel ist weiterhin auch nicht eine neue absolute Wahrheit aufzustellen oder andere umzuwerfen. Einige Aussagen können zum Teil auch in Widerspruch zu bereits publizierten Werken stehen. Nun mag manch findiger Leser bemerken, dass ich mir dann meine Ausführungen sparen könne. Aber dieses Urteil sollte man sich doch bis zum Ende dieser Schrift aufsparen. Anlass für mich, diese Schrift zu verfassen, war die Predigt eines Geweihten der Allwissenden Herrin HESinde vor einigen Wochen auf einem Conventus von Geweihten und Laien im Tempel der Schlange zu Alveran in Vinsalt. Diese Predigt bin ich gewillt nun wenigstens in Auszügen der Leserschaft des OPVS zugänglich zu machen: "[...] In den weiteren Ausführungen meines Vortrages möchte ich die Grundsätze der Zwölfgöttlichen Ordnung im Bezug auf die Seele und die heilige Aufgabe unserer Kirche und aller Zwölfgöttergläubigen anhand einer berühmten Schrift des legendären, tulamidischen Philosophen Rashman Ali erläutern.
Hierzu werde ich vorerst aus seinem Werk 'Al Raschida nurayan schah Tulachim - Die Sieben Wahrheiten des menschlichen Geistes' zitieren: So lauteten die Worte Rashman Alis, und sie künden von großer Weisheit. Und hiermit sei der Beweis angetreten, dass die Götter gütiger und mächtiger sind als das Gezücht der siebenten Sphäre: Sie gaben uns in ihrer unendlichen Gnade die Freiheit. Die Dämonen aber trachten danach uns diese Freiheit des Geistes zu nehmen, sobald wir in ihren Netzen aus süßer Versuchung und scheinheiligen Versprechen gefangen sind. So beweisen die Götter durch ihr barmherziges Tun doch eine Überlegenheit gegenüber den dumpfen Kreaturen der Niederhöllen, die in ihrem Neid nur nach Zerstörung der göttlichen Ordnung lechzen. Zur Freiheit des Willens sagte Rashman Ali einige sehr treffende Worte: Allzu oft sind es die Klugen, wohlgemerkt nicht die Weisen, die auf ihrer Suche nach mehr derischer Macht und Wissen den Einflüsterungen des Bösen erliegen und nicht den göttergefälligen Weg im Glauben wählen. Ihnen reicht das Gegebene nicht aus, sie wollen immer mehr in ihrer unersättlichen Gier. Und sie bekommen es häufig auch, durch ihren göttlichen Geist, ihren freien Willen. Doch das ist gleichzeitig der Preis, den sie zahlen müssen an das Böse. Nun gibt es aber auch jene Übereifrigen im Glauben, die sich vorzeitig und gewollt in Borons tödliche Umarmung begeben. Diesen kann ich nur sagen, dass es die Götter nicht gerne sehen, wenn man das von ihnen geschenkte Leben so nutzlos vergeudet hat. Und sie werden über ihn richten und ihn gerecht strafen, richten wohlgemerkt, nicht aber abweisen. Denn die Götter sind gütig und verzeihen, wenn man nur Reue an seiner Sünde zeigt. [...] Gerade in diesen Zeiten ist es unsere Berufung den Irregeleiteten den rechten Pfad zu weisen. Es ist notwendig den Glauben an die unteilbaren Zwölfe zu verbreiten und zu festigen.
Unsere Kirche hat die Bestimmung dies zu tun. Also zieht hinaus, Brüder und Schwestern, und tragt das Wissen in die Welt! Lehret! Lernet! Behütet! Glaubt! Urnae Mentis, Gefäße des Geistes! Davon sprach dieser Geweihte und davon will ich heute sprechen. Zuvörderst müssen wir einige Begriffe aus dieser Predigt näher erläutern. Grundsätzliche Annahme ist, dass die corpores aller Lebewesen als
urnae der lacrimae dienen. Körper und Seele sind also nicht eins, sondern getrennt. Der Körper dient als Gefäß der Seele. Die Seele geht nach den allgemeinen Lehrmeinungen ein in die zwölfgöttlichen Paradiese oder in die Domänen der Erzdämonen, oder sie bleibt gar auf Deren oder in Borons Hallen. Die Theorie über die Metamorphose geht allerdings davon aus, dass sich die Seele in einem ewigen Kreislauf befindet, orbis vitae. DIE METAMORPHOSE DER SEELE Als essentielle Bedingung gilt, dass der Geist flüchtig ist. Damit ist gemeint, ohne eine urna kann kein Geist existieren. Er muss ein Gefäß haben, sonst geht er verloren. Es ist nicht möglich diesen Geist ohne ein Gefäß zu bewahren. Aber ein Geist ist auch nicht dauerhaft in einem Gefäß zu verwahren, an einen corpus zu binden. Deshalb muss er ständig wandeln. I. Die anima wird in ihr Gefäß, den corpus eingegeben und beginnt ihr Leben auf Deren. Gleich einer tabula rasa ist sie noch rein und unbeschrieben. Noch haftet nichts an ihr, keine Sünde, nichts. Sie ist leer, bereit durch den Lauf des Lebens geprägt zu werden. II. Die anima sammelt nun im Laufe ihres Daseins auf Dere, in der 3. Sphäre, Erfahrungen. Der Geist, mens, gewinnt durch Erlebnisse und Erinnerungen. Er wächst, wird größer und edler. Wie die Seiten eines Buches sich füllen, so wird der Geist angefüllt und einzigartig geprägt. Auf dieser Stufe fällt auch die Entscheidung über das weitere Schicksal der Seele, je nachdem wie göttergefällig das Leben geführt wird. III. Corpus de vita decedit. Wenn es für die Seele an der Zeit ist, das Gefäß zu verlassen, stirbt selbiges bei diesem Akt. Einige Seelen werden auch frühzeitig gezwungen, ihr Gefäß zu verlassen, indem der
corpus vorzeitig getötet wird. Gelingt es der Seele nicht, sich rechtzeitig vom Körper zu lösen, bleibt sie als Wiedergänger oder Geist an dem Ort ihres Todes zurück, bis sie stirbt oder einen neuen
corpus findet, den sie besitzen kann. Die Alben und Angroschim dienen uns als Beispiel, dass die Seele auch länger in einem Gefäß verbleiben kann. IV. An diesem Punkt angekommen streift der Geist alle gesammelten Erfahrungen, Erinnerungen, Erlebnisse ab und wird wieder rein. Er fließt gleich einer Träne zurück in die Schale allen Ursprungs und von dort entsteigt er von neuem um in ein Gefäß,
urna, gefüllt zu werden und ein Leben auf Deren zu führen. So schließt sich der
orbis vitae und das endlose Prozedere beginnt wieder von vorne. So geschieht es nun schon seit Beginn der Schöpfung. Nun mag zum Ende noch eine große Frage anstehen: Aber wer kann sagen, wann dieser Vorrat an Kraft erschöpft ist, um neue Seelen entstehen zu lassen? Nun wäre ich mit meinem Werk am Ende. Es gibt noch so einige Ansätze, die es wert sind in einem eigenen Beitrag behandelt zu werden. Und wenn es mir bei Zeit und Muße möglich ist ein weiteres Scriptum anzufertigen, so werde ich es der Leserschaft sicherlich nicht vorenthalten. Mögen die Götter Eure unsterblichen Seelen erleuchten, dass Ihr erkennet! Ad Revisionem: Wenn Zaubern nicht mehr hilft... Eine Abhandlung über das Gebet und seine Wirkung als Einführung der Wochengebete 3. Teil HESinde zum Gruße! Nicht immer muss ein Gebet starre Formen und Wörter unterliegen, manches Gebet soll sogar nicht gesprochen werden, sondern bekommt seine Kraft und Spiritualität durch Stille (und das nicht nur bei unserem Herre BORon) und Gedanken und Bildern! Ein Beispiel dafür möchte ich heute geben in Gedenken an die Heilige Canyzeth: Heilige Canyzeth – Erkenntnis – Wissen – Weisheit –
... Dieses Gebet kann je nach Situation sehr lang oder kurz sein. Verfasst und aufgezeichnet von Argelia von Kuslik, Geweihte der Göttin Aus den 'Gesprächen Rohals des Weisen über Ethik und Moral' (XIII.) Auszüge aus dem gleichnamigen Kollektan Über die Pflicht zur Ethik Meister, sagt, ihr redet oft von Pflicht, doch welche ist die höchste von allen? Eure höchste Pflicht liegt darin, die Ethik als ins Grenzenlose gesteigerte Verantwortung gegenüber allem, was lebt, zu erkennen und diese Erkenntnis in eurem Handeln lebendig werden zu lassen. Dazu müsst ihr euer Mitgefühl und eure Willenskraft stärken und erhalten. Das Streben nach ethischer Vervollkommnung ist wie das Rudern gegen den Strom; sobald man aufhört, treibt man zurück. Ihr sollt euch davon jedoch nicht entmutigen lassen. Ein jeder möchte die Welt verbessern, und ein jeder könnte es auch, wenn er nur bei sich selbst anfangen wollte. Achtung verdient, wer vollbringt, was er vermag, doch die Sünde eines jeden Menschen beginnt dort, wo er nur noch das Mögliche will. Man muss das Unmögliche versuchen, um das Mögliche zu erreichen. Wer einen Stein ins Wasser wirft, verändert damit das Meer, und es ist besser ein einziges, kleines Licht anzuzünden, als die Dunkelheit zu verfluchen. Über die Grundgedanken ethischen Handelns Meister, sagt, was sind die Grundprinzipien ethischen Handelns? Geistige Macht habt ihr nur, wenn die Menschen euch anmerken, dass ihr nicht kalt nach ein für allemal festgelegten Prinzipien entscheidet, sondern in jedem einzelnen Falle um eure Menschlichkeit kämpft. Es gibt nun einmal keine ewigen Werte; ewig ist nur der Menschen Sehnsucht nach ihnen. So ihr aber eine grundlegende Richtlinie eures Handelns benötigt, handelt so, dass ihr zu jeder Zeit wollen könnt, dass alle anderen an eurer Stelle genauso handelten wie ihr. Lebt nicht nur so, als ob euer Leben morgen enden könnte, sondern auch so, als ob ihr noch hundert Jahre zu leben hättet. Lernt dazu, die anderen als Zweck, nicht jedoch als Mittel zu begreifen und euer Handeln stets auch durch ihre Augen zu beurteilen. Bedenkt, dass wer den Zweck will, auch die Mittel wollen können muss, die zum erreichen dieses Zwecks notwendig sind. Und wohin ihr auch geht, geht mit eurem ganzen Herzen und bleibt euch selbst treu. Über das Heldentum Meister, sagt, was macht einen wahrhaften Helden aus? Arm ist das Land, das Helden nötig hat, deren Taten die der Masse an Edelsinn übertreffen. Reich hingegen ist das Land, in dem es keine Helden gibt, weil alle Menschen Helden gleichen. Ein Held kämpft mit, wenn er einen Kampf um Gerechtigkeit sieht, doch niemals vergisst er dabei seine ethischen Prinzipien. Er achtet das Leben und stellt sich jeder Gefahr, doch er sucht nicht nach ihr. So er im Zweifel ist, entscheidet er zum Vorteil des anderen und lässt dessen Recht über dem seinen gelten. Leicht ist es, eine gute Handlung zu begehen, der Held jedoch macht es sich zur Gewohnheit, beständig Gutes zu tun. Er strebt danach, die Welt von Schmerz zu erlösen und ihr Glück zu mehren. So er dabei einen Fehler macht, setzt er alles daran, ihn nicht zu wiederholen. Seine Ideale schließlich behandelt er wie Sterne und orientiert sich an ihnen, obwohl er weiß, dass er sie niemals vollends wird erreichen können. |
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