ACADEMIA LIMBOLOGICA
publicat
Opus veritatis scientiæque
16. Firun im 31. Götterlauf nach Hal
CXVI. Ausgabe


Gedanken zur Dämonologie

Werte Leser, geschätzte Collegae,

Unglaublich viel ist schon über die Dämonologie, Ihre Auswirkungen und Ihre Reputation debattiert worden. Der Bund des weißen Pentagrammes hat eindeutig Stellung bezogen, auch die Bruderschaft der Wissenden hat Ihren Standpunkt zur Invocatio Dämonico mehr als deutlich gemacht.
Als erfahrener Experte und nun schon in betagtem Alter, erlaube ich mir, die Sachlage noch einmal aufzurollen. Ich kann auf mehr als 50 Jahre zurückblicken, in denen ich mit meiner Profession gehadert habe, sie gelobt habe, mich selbst in die Verdammung gewünscht habe und versucht habe, stets meiner Überzeugung gerecht zu werden. Die Dämonologie ist das gefährlichste, umstrittenste und fordernste Feld der Magica. Sie ist hochkompliziert, erfordert viel Erfahrung und birgt die schrecklichsten Versuchungen in sich. Ich möchte einmal darlegen, wie sich meiner Erfahrung nach, der beste Umgang mit der Conjuratio darstellt.

Meist werden die jungen Adepten, die sich der Beschwörung von septsphärischen Entitäten verschrieben haben, nach Ihrem Abschluss noch einige Zeit an Ihrer Akademie bleiben. Als Dämonologe hat man in der Welt wenig Freunde, also bleibt man lieber gleich unter sich. Die wenigsten ziehen durch die Lande um Erfahrungen im Feld zu sammeln oder Forschungen zu betreiben. So sieht man also, das die Akademien, die als Spezialgebiet die Dämonologie anbieten, einen enormen Einfluss auf das Leben, die Weltsicht und Moral der Adepten haben. Dieser enormen Verantwortung werden die meisten Akademien nicht gerecht. Gerade die Ausbildung zum Invocatorius muss Hand in Hand mit einer umfangreichen ethischen und moralischen Bildung gehen. Und was finden wir dorten an den Akademien? Die Religionslehre wird nur in Grundzügen vermittelt, die Magister preisen öffentlich die Magierphilosophie an, oder noch schlimmer, man liebäugelt gar mit den Heptarchen. Wohin diese Missstände führen haben wir zu Hauf gesehen. Woher nehmen wohl die Heptarchen Ihren Nachwuchs? Warum landen so viele Dämonologen auf den Scheiterhaufen und in den Folterkellern der praiotischen Inquisition? Dieses zu verhindern ist eigentlich Aufgabe der entsprechenden Akademien. Wer sich rühmt, einer Gilde anzugehören, der muss sich auch nach den Vorgaben richten. Hier sind vor allem die werten Collegi Convovati in den Gildenräten aufgerufen durchzugreifen. Selbst in der Bruderschaft finden sich schließlich ehrbare Männer und Frauen, die wohlweislich einen strengeren und kontrollierteren Umgang mit der Conjuratio fordern. Es ist mehr als zu bedauern, wenn sich ständig an den Gildenvorgaben vergangen wird, auch die Bruderschaft hat schließlich den Codex Albyricus akzeptiert. Damit aber noch nicht genug, die zahlreichen freien Lehrmeister der Invocatio unterliegen schließlich noch weniger Kontrollen als die großen Akademien. Das hier unter dem Deckmantel der Gilde eine wahre Brutstätte des Borbaradianerunwesens entstanden ist, merkt kaum einer. Hesinde möge uns vergeben! Es kann sich einem der Magen umdrehen, wenn man daran denkt, dass Leute wie Galotta oder die Hexe Axzimona in Gildenakademien untergekommen sind. Nun, heute sehen wir den Herrn Galotta an der Spitze eines Dämonenreiches, das mit unsäglichem Schmerz und Verderben errichtet worden ist. Vor einigen Jahren noch hat der besagte Mann Studiosi in Brabak und Al'Anfa unterrichtet. Wohin soll das alles führen? Viel zu lange ist Schindluder mit der Invocatio getrieben worden, als ehrbarer und götterfürchtiger Mann, für den ich mich halte, ist dieser Zustand untragbar. Unsereiner kann sich vor Anfeindungen kaum noch erwehren, überall wird man erst mal mit großer Skepsis betrachtet. Zu recht, muss ich sagen, wenn man sich die Vorgänge in unserem Metier anschaut. Die große Zahl der Collegae, welche sich mit der Dämonologie beschäftigen und trotzdem Ihren Glauben und Ihre Moral behalten haben, werden von dieser ignoranten Gruppe geradezu terrorisiert. Wenn des nächtens die Häscher der Bannstrahler unschuldige Collegae aus Ihren Heimen holen, so ist dies die Schuld der Verräter, die in Brabak, Al'Anfa und sonst wo sitzen!

Um ein Invocatorius zu sein, bedarf es nicht nur eines unbeugsamen Willen gegen Dämonen und Versuchungen, sondern auch der nötigen geistig, ethischen Festigkeit. Doch wo wird diese denn noch vermittelt? Um mit sich selbst im Reinen zu sein, die Gildengesetze zu befolgen und den wahren Pfad nicht zu verlassen, muss der beschwörende Magus an die Zwölfe glauben. Wenn überall jedoch der Atheismus oder die Magierphilosophie verbreitet wird, dann kann dabei natürlich nur Unheil herauskommen. Natürlich kann jede Form der Zauberei zum Wohle wie zum Wehe der Menschen eingesetzt werden, doch keine verführt den Magus stärker, dies zum Schaden der Menschheit zu tun, und ist zudem noch so extrem gefährlich für Leib und Seele wie die Beschwörung von Dämonen. Demnach müssen die Anforderungen für die Magister der Invocatio auch höher geschraubt werden, als es bisher der Fall ist. Einem Lehrmeister der Invocatio, der nicht auf dem Grund der zwölfgöttlichen Ordnung steht, muss die Lehrerlaubnis entzogen werden! Nur so wird sich in Zukunft etwas ändern.

E'Quadar
Magister magnus Dekan Faculitas Conjuratio, Magiergilde auf Garania
Magister extraordinarius antiqua lingua, Halle des Quecksilbers zu Festum

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Aus den 'Gesprächen Rohals des Weisen über Ethik und Moral' (XVI.)

Auszüge aus dem gleichnamigen Kollektan
aller der Rohalszeit entstammenden Bände 
der 'Gespräche Rohals des Weisen' 
in freier Transkription, 
verfasst in der Sprache des Volkes, 
getätigt durch Lizentiatus Vitus Ehrwald,
Abgänger der Herzog-Eolan-Universität zu Methumis,
so geschehen im Jahre 2515 Horas zu Gareth 
mit gnädiger Unterstützung des Pentagontempels 
der Herrin Hesinde

Über die Wahrheit

Meister, sagt, kann die Suche nach Wahrheit überhaupt je zum Ziel uns führen?

Von denen, welche sich rühmen, die Wahrheit zu suchen, suchen die mehresten nur ein System; und wenn sie nur irgendeines gefunden haben, so sind sie zufrieden und bleiben nicht selten auf ewig darin gefangen. In Wahrheit ist Wahrheit ein Grenzwert, den der Mensch nie erreichen kann, denn ihr könnt nicht die Dinge an sich, sondern nur deren Erscheinung wahrnehmen. Wahr ist nicht immer das, was ihr wahr haben wollt, und alles, was lediglich wahrscheinlich ist, ist wahrscheinlich falsch. Daher sollt ihr nicht nach Wahrheit, sondern nach Wahrhaftigkeit streben, denn Wahrheit ist bei den Göttern allein. Wahrhaftigkeit jedoch meint Offenheit und Ehrlichkeit zugleich und verdient in jedweder Form stets Anerkennung. Dennoch gehört euer Innerstes nur euch und müsst ihr selbst entscheiden, wem wie viel davon ihr offenbart. Bedenkt jedoch, dass wohl ein halbleeres Glas zugleich ein halbvolles, eine halbe Lüge jedoch mitnichten eine halbe Wahrheit ist.

Über den Glauben

Meister, sagt, was ist der richtige Glaube?

Der Glaube ist eine starke Kraft, die aus Vertrauen und Sehnsucht Hoffnung und innere Ruhe zu schaffen vermag. Doch selbst der Glaube kann den Menschen nicht von etwas überzeugen, das seiner Vernunft zuwiderläuft. Der richtige Glaube ist daher im Unterschied zum Aberglauben ein vernünftiger Glaube, also ein Glaube an das, was auch möglich ist. Damit ist der richtige Glaube auch die Grundlage von Wissen, denn ihr könnt nicht wissen, dass ihr menschliche Wesen seid, ohne zu glauben, das es so ist. Dies macht den Glauben zu einer nicht bewiesenen Wahrheit, den Aberglauben zu einem nicht widerlegten Irrtum. Euer einziges Instrument, um beide voneinander zu scheiden, ist die Vernunft, welche es euch erlaubt, eure Erfahrungen zu ordnen, sie zu interpretieren und verlässliche Schlussfolgerungen aus ihnen zu ziehen. Den Anstoß dazu bietet der Zweifel, der eine wichtige Triebfeder menschlichen Handelns ist.

Über den Zweifel

Meister, sagt, woher wissen wir, dass die Dinge sind, als was sie erscheinen?

Der Zweifel ist wichtig, um einen Irrtum zu erkennen und um einen richtigen Gedanken zu festigen. Einen Gedanke nenne ich richtig, wenn er vernünftig ist, falsch, wenn er aus vernünftigen Gründen nicht zutreffen kann. Nicht jeder Gedanke, für den es keine Gründe oder Beweise gibt, ist unvernünftig. Manche Denker behaupten, der Mensch könnte gar nichts wissen, doch das ist falsch. Ihr wisst vielleicht nicht, ob ihr morgen tot sein werdet, doch ihr wisst, dass es entweder so sein wird oder nicht und könnt Wahrscheinlichkeiten für das eine wie für das andere angeben. Echte Wahrheit vermögt ihr nicht zu erkennen, sehr wohl jedoch verschiedene Wahrheitsgrade, die ihr gegeneinander abwägen könnt. Es ist der Zweifel, der sich gegenüber euren Überzeugungen rechtfertigen und Beweise vorbringen muss, die sie als unrichtig entlarven. Solange er dies nicht kann, ist es vernünftig, an euren Überzeugungen festzuhalten.

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Reaktionen auf vorangegangene Artikel


Reaktion auf das Spekulative Thesenpapier Pardona betreffend
Reaktion zu Opus no. 115 - den Artikel einsehen...

Nun werter Collega, ihr scheint bei euren Thesenpapier etwas übersehen zu haben: Die schiere Existenz von Fuldigor, seiner Brüder und Illoinen Schwanentochter. Ich konnte ihren Einsatz gegen die unheiligen Nagrachpaktierer, Schänder des Eises und Frevler des Alten vom Berg, beobachten. Es hat mich nachhaltig beeindruckt und das wird es euch auch wenn ihr mal zu solchen Ereignis kommt. Ich konnte ihre göttliche Macht fast spüren. Über Fuldigor kann ich nicht viel mehr sagen als der weise Pher Drodont: "Er und seine Brüder sind die Hüter des Gleichgewichts". Und als ein Hüter des Gleichgewichts muss man sicher viel Kraft aufwenden, wenn beide Waagschalen in extremem Ungleichgewicht sind.
Mit freundlichem Gruß,
Euer Collega Thorde "Eisläufer" Asleifson

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In dieser Ausgabe

Impressum

Publiziert von der Academia Limbologica
Der Opus im Schwarzen Limbus
email  Markus Penz
15
.7.2001

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