ACADEMIA LIMBOLOGICA publicat
Opus veritatis scientiæque
9. Boron im 29. Götterlauf nach Hal
XVII. Ausgabe
Magus ante
Bosparan, magus in millenio secundo Teil IV |
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Wer also meinen Ausführungen so weit folgen konnte, dass er
die zuletzt aufgestellten Thesen das Verhältnis der Kräfte sowie deren Gleichgewicht
betreffend annehmen und verstehen konnte, der möge mich nun auch noch auf den letzten
Schritten meines Weges hin zur Weisheit begleiten: Im nun folgenden Jahrtausend erlebte die Magie einige tief eingreifende Veränderungen, die wohl auch manches Mal bis an die Grundsäulen ihrer selbst vordrangen, diese jedoch nie wirklich zu stürzen im Stande waren; das Gleichgewicht blieb weiterhin erhalten, die Art und Weise aber, wie Magie verstanden, begangen, ausgeübt oder auch geahndet wurde, veränderte sich ständig. Nicht zuletzt durch das Wirken der Elfenvölker - und ich wiederhole mich hier gerne - fanden die Magier dieses Jahrtausends ein vollkommen anderes Verständnis von Magie, von Recht und Moral. Es entwickelte sich eine auf Moral und Wertvorstellungen basierende Form der Magie, die durch und durch gut war. Natürlich könnten nun einige Kritiker wohl mit Recht darauf hinweisen, dass es auch zu dieser Zeit schwarzmagische Umtriebe, dämonische Präsenzen und so vieles mehr gab, doch mir liegt daran, eine großflächige Bestandaufnahme zu machen, in welcher ich die wichtigsten Entwicklungen nachzeichne, nämlich das Verständnis der Magie als eine gute, positive Kraft, so belegt durch die Magica Moventia, die Magica Clarobservantia und besonders durch die Magica Curativa. Doch mag sich der geneigte Leser diese langwierige Entwicklung nicht als eine Übernahme, ein Ersetzen der alten Formen der Magie, sondern als eine bereichernde Ergänzung zu den zwei immer noch im Gleichgewicht bestehenden Säulen - Invocatio et Conjuratio - vorstellen. Diese hoffentlich verständlich skizzierte Entwicklung musste in einer Zeit der Harmonie und des Friedens gipfeln, in einer Ära von über einem Jahrhundert, in der sich all die verschiedenen Formen der Magie erstmals bewusst voneinander trennten und dabei doch in einer aufgingen. Die Regierungszeit ROhals des Weisen war angebrochen. Doch auch diese Zeit der Harmonie und Eintracht musste einmal enden, und ihr folgte eine Zeit der Wirren und Unordnung, die wir heute die Magierkriege heißen. Etwas hatte sich aber grundlegend geändert im Verständnis der Magier der Post-Rohal'schen Zeit. Eine zu Beginn noch undefinierbare Veränderung hatte stattgefunden, welche auch im Nachhinein betrachtet erst auf den zweiten Blick erkennbar ist: Der Zeitpunkt der Harmonie war zugleich auch der Zeitpunkt der Erkenntnis über das Gleichgewicht der Säulen der Magie! |
Und, wie so oft, brachte die Erkenntnis für den Menschen,
den Magier also in diesem Falle, mit sich, dass er sich seiner Fehlbarkeit, seiner
kurzweiligen Existenz und der Nichtigkeit seines Seins bewusst wurde. "Wer erkennt, wird wissen. Wer wissend ist, wird danach handeln. Und erst wer nach seinem Wissen handelt, wird weise genannt. Doch ist es auch so, dass, wer weise ist, für sein Handeln verantwortlich ist." Ab dieser Zeit war und ist es allen Magiern möglich, das von der Herrin HESinde
gefügte Gleichgewicht zu erkennen - ab dieser Zeit war und ist es aber auch die Pflicht
eines jeden erkennenden Magiers nach der Aufrechterhaltung dieses Gleichgewichts zu
streben. Jeder erkennende Magier ist in all seinen Worten und Taten verantwortlich vor den
Göttern, primo vor der Herrin HESinde. Großmeister Erilarion Androstaal |
Leserbrief: |
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Hochgeschätzter Meister Barius von Charypso,
Magister an der Academia Limbologica, Äußerst interessiert habe ich den ersten Teil Eurer Abhandlung im XV.Opus gelesen. Ein sehr diffiziles und bisher nur wenig erforschtes Gebiet, welchem Ihr Euch da widmet. Allein - bei aller Begeisterung - in Eurem erstem Kapitel macht mich dann doch ein Punkt stutzig. Ihr führt das Entstehen von Leben auf das wirken der drei Göttinen T SA, PERaine und HESinde zurück. Als eine Art "Ausschlußkriterium" für die anderen der Zwölfe - bitte erregt euch nicht ob dieses Ausdruckes; ich will Euch keinesfalls der Blasphemie bezichtigen - benennt Ihr, daß ein Leben - insbesondere ein normales Leben - ohne diese drei Gottheiten nicht möglich wäre. Soweit bin ich auch bereit Euch in Eurer Argumentatio zu folgen.Aber gerade der Begriff "normales Leben" , den Ihr vielleicht ja sogar nur aus didaktischen Gründen gewählt habt, um das Wirken HESindes zu verdeutlichen war es, der mich stutzig machte. |
Und so frage ich Euch: Ihr merkt sicher worauf ich hinaus will: Leben ist eine Gabe der Götter! Allerdings nicht die eines, zweier oder dreier sondern die der Zwölfe. Sie alle tragen dazu bei - bei einem Individuum mehr der eine beim nächsten mehr die andere aber stets muß ein göttlicher Funke von jedem der Zwölf in dem Neugeborenem sein. Hochachtungsvoll, |
Leserbrief: |
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Werter Collegus Ambrosius, Zunächst ist es an mir, Euch zu gratulieren. Ihr seid ja, wie ich dem letztem Opus entnehmen konnte, nun zum Lehrmeister an der Academia Limbologica berufen worden. Ich wünsche Euch in diesem Amt, daß Ihr stets den nötigen Weitblick und Scharfsinn unter Beweis stellt. Möge H ESindes Licht Euch stets sicher leiten.
Etwas erstaunt bin ich ob Eurer Forderung nach Satisfactio: Es wäre mir gänzlich neu, daß Ihr von Stande seid! Da ich aber nicht annehme, daß Ihr dies bisher verschwiegen habt, weise ich Euch hiermit auf folgendes hin: Zuvörderst habt Ihr - genausowenig wie ich - das Recht Satisfaktion zu
fordern (sofern Ihr nicht doch Euren Titel verschwiegen hättet - was aber zumindest
leichtes Befremden auslösen dürfte, da dieser dann ja auch nicht bei Eurer offiziellen
Berufung zum Lehrmeister erwähnt worden ist). Insofern wäre dies ein Verstoß gegen die
Gesetze - und das würde dann doch Eure Glaubwürdigkeit in Frage stellen. Räumt Ihr mir
schließlich nicht einmal das Recht ein, Gesetze und ihre Anwendung in Frage stellen zu
dürfen - was ich so ja nicht einmal getan habe. Ich hatte ja lediglich kritisiert, daß
man die Intention des Zaubernden bewerten sollte und nicht die Art wie er seine Thesen
wirkt. Des weiteren möchte ich Euch doch in Eurem Interesse von solchen Kindereien dringend abraten - Ihr könntet am Ende dabei ernsthaften Schaden nehmen und auch die Akademieleitung will sicher (wo Ihr doch gerade erst Euren Lehrstuhl angetreten habt) nicht nach einem Stellvertreter suchen müssen, bis Ihr wieder genesen seid. Denn eines darf ich Euch versichern: Ein Gegner im Kampfe ist keineswegs so geduldig wie das Papier auf dem Ihr Eure Traktate zu schreiben gewohnt seid. Euch zu liebe will ich mich diesmal noch nicht provoziert sehen und verzichte auch großzügigerweise auf eine öffentliche Entschuldigung. Ich nehme diese Forderung einfach als nicht gestellt an. Auch unsere Disputatio scheint mir inzwischen mehr und mehr zur Zeitverschwendung zu verkommen. Ihr weigert Euch Tatsachen anzuerkennen und verdreht meine Aussagen wie es Euch gefällt. Im gleichem Jahr, in dem Kaiser Hal spurlos verschwand wurden meine Gefährten und ich Opfer dieses "Zauberzwanges". Wir versuchten Hilfe zu bekommen wo immer wir vorbeikamen. Weder eine mächtige Dienerin Sumus namens Gala noch der Vorsteher des Tempels der H ESinde zu Gareth vermochten uns zu erlösen. Ja, der höchste Diener der weisen Göttin zu Gareth, Meister Yitskok. Sinngemäß sagte er zu mir, er selbst wüßte nur drei Personen, die in der Lage wäre uns zu helfen. Das sei zu einem der Zauberer der die Thesis wirkte selbst, wobei das fraglich sei, da es leichter wäre den Zwang zu werfen als ihn zu brechen. Die zweite wäre eine ihm bekannte Magierin und diese sei - da sie oft unterwegs wäre - auch für jene schlecht zu erreichen, die sie zu rufen verständen. Bis heute bin ich davon überzeugt, daß er damals von der legendären Nahema sprach. Die dritte jedoch, so führte er aus, sei allein die Göttin selbst. Er versprach uns sodann uns in seine Gebete einzuschließen und wir zogen weiter. Am Ende waren es dann wirklich die Götter, die uns vor der Erfüllung der Aufgabe bewahrten. Das gehört jedoch nicht hier her! Seit dieser Zeit habe ich nie wieder einen wirkenden "Zauberzwang" erlebt. Zwar habe ich mich geraume Zeit danach sehr dafür interessiert und auch einige Töchter Satuarias dazu befragt, ja sogar Antworten erhalten, doch selbst zu versuchen, einen Zwang zu brechen konnte ich allein aus Mangel an Opfern schon nicht. Sogenannte Flüche hingegen habe ich bereits einige gebrochen - wenn auch bisher noch kein permanent wirkender darunter war - und noch mehr in Anwendung gesehen. Vielleicht solltet Ihr, werter Collegus Ambrosius, der staunenden Fachwelt Eure - sicherlich modifizierte - Thesis des BEHERRSCHUNGEN BRECHEN vorstellen; damit könntet Ihr dem "Zauberzwang" seinen Schrecken nehmen! Allerdings solltet Ihr - zumal Eure Formel einige Nachteile beim brechen von Flüchen zu bringen scheint - Euch eines Demonstrationsobjektes versichern. Es könnte sonst sein, daß Euch so niemand Glauben schenken mag, obwohl Ihr ja anscheinend eine große Kapazität auf diesem Gebiet zu sein scheint! Immerhin gelingt Euch, was dem Hochgeweihten der Allwissenden Göttin nicht gelang. |
Ich bin es ehrlich gesagt leid
auf solch lächerliche Wendungen einzugehen, die Ihr vollführt. Auf der einen Seite
schreibt Ihr, daß es "anerkannte und in Auszügen sicherlich hervorragende
bereits existente Werke" über dieses Themengebiet gibt, im nächstem Augenblick
jedoch sind "die dort präsentierten Wahrheiten unvollkommen und
anzweifelbar", einen Absatz oberhalb behauptet Ihr "innerhalb des weit
verbreiteten Aberglaubens Wahrheit von Fiktion" scheiden zu wollen; bei den
Werken die teilweise so hervorragend sind, wollt Ihr dies dann nicht - mit der lapidaren
Begründung: "Denken will ich lehren, nicht Gedachtes". Da bleibt nur
zu hoffen, daß ein anderer Euren Schülern zeigt, über Gedachtes nachzudenken, um so zu
den richtigen Gedanken zu kommen. Da macht sich doch der Mherwedbock zum Schäfer! Leider aber - Euch mag es ja anstehen Eure Meinung zu ändern - verdreht Ihr ebenso meine Aussagen. Ich habe niemals den Codex Albyricus in Frage gestellt. Sobald auch nur zwei Menschen zusammenleben, benötigt man Regeln. Auch die Gemeinschaft der Magiekundigen benötigt diese. Ich behaupte lediglich, daß es möglich sein muß, diese Regelungen zu hinterfragen und - so nötig - zu kritisieren. Beides erscheint mir nicht ein Verstoß gegen die Gesetze zu sein. Des weiteren habe ich all jene Gesetze und Vorschriften kritisiert, die nicht die Intention - also das Ziel des Zaubers - sondern die Ausübung der Thesis betreffen. Zudem habe ich dies weiter eingegrenzt, indem ich ebenfalls klipp und klar sagte, daß innerhalb einer engeren Gemeinde weitere Einschränkungen angebracht sein mögen und explizit die Gildenregeln als für Gildenmagier obligat dargestellt. Ich habe nur die Anwendung der Vorschriften der Gilden auf nicht Gildenzugehörige als meiner Ansicht nach falsch dargestellt. Innerhalb des gültigen Rechtssystems gibt es bereits Ausnahmeregelungen wie zum Beispiel die für Elfen gültigen Gesetze oder aber die Lex Zwergica. Allein im Bereich der Magie wird in der Rechtsprechung das "anders sein" nicht nur einfach nicht berücksichtigt, sondern sogar unter Strafe gestellt. Immerhin - scheint mir - verinnerlicht Ihr wenigstens meine Ratschläge. Noch vor einiger Zeit sah ich den Anlaß gegeben, Euch zu raten, Eure Studierstube einmal zu verlassen ohne gleich in die nächste Kaschemme zu gehen und Euch in der Welt umzusehen; schon greift Ihr meinen Vorschlag auf und ratet mir das Gleiche zu tun. Ausgerechnet der Collegus sagt dies zu mir, der noch vor einigen Briefen nicht einmal mit "Hexen" reden wollte. Werter Collegus: Nehmt doch bitte zur Kenntnis, daß ich nicht nur bereits mit Hexen gesprochen habe, sondern auch zu Gast auf einem ihrer Feste war. Ich denke doch, daß ich da um einiges mehr an praktischer Erfahrung aufbringen kann als Ihr! Und wenn ich Euch dann in einem öffentlichem Brief zu verstehen gebe, daß die Macht die ein Zirkel entfalten kann, wohl ähnlich steigt wie uns dies vom Unitatio her bekannt ist, so könnt Ihr mir getrost glauben, daß ich es nicht nötig habe mein Wissen rein aus "schlauen Büchern" zu gewinnen, geschweige denn mir einen Band "Was glaubt das Volk" auf einem stillem Orte durchzulesen um dann solche Dinge zu verbreiten. Auch mit Eurer flapsig hingeworfenen Aussage über Hexenkessel wäre ich an Eurer Stelle vorsichtig. Diese Kessel sind in der Tat mächtige Artefakte - allerdings gehören sie nicht einer einzelnen Hexe; sie werden vielmehr vom gesamten Zirkel erschaffen und auch genützt. Eine wichtige Bedeutung scheint diesen Behältern vor allem auf den halbjährlichen Treffen zuzukommen. Hier dienen sie wohl als notwendiger Ritualgegenstand, wenn es darum geht die Flugfähigkeit der einzelnen Töchter Satuarias sicherzustellen. Ich verbleibe mit der Hoffnung, daß sich Eure geplante Beitragsreihe als sachlicher und distanzierter erweist und die Substitutio des Wortes geplante durch das Wort angedrohte nicht nötig ist. Mit kollegialen Grüßen, Thundar Hurlemanoff |
Versuch einer gütlichen Einigung |
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Geschätzter Collegus Thundar Hurlemanoff, Aufgrund meiner neuen Stellung an dieser Akademie ist es mir möglich, auf Euer Schreiben an dieser Stelle direkt und ohne die in der Vergangenheit doch sehr lästigen und für den geneigten Leser sicherlich auch recht verwirrenden, zeitlichen Verzögerungen einzugehen, und genau dies habe ich nun vor.
Zu Beginn komme ich wohl nicht umhin, Euch für Eure Glückwünsche zu danken. Zwar vermochten sie mich nicht wirklich zu berühren, doch achte ich diese Eure freundliche Geste durchaus und werde versuchen, meine neuen Aufgaben zu allseitiger Zufriedenheit und im Sinne der Göttin zu erfüllen. Euer Hinweis bezüglich meiner Forderung nach Genugtuung im Falle einer Weigerung Eurerseits, von der wiederholten Verunglimpfung meiner Person und meiner wissenschaftlichen Erkenntnisse Abstand zu nehmen, beruht zwar auf einem ohne Zweifel von mir verschuldeten Mißverständnis, zeigt in meinen Augen jedoch trotzdem oder gerade deswegen sehr anschaulich, daß Ihr zum einen kein sehr ehrenhafter und zum anderen ein in Eurer Argumentation durchaus kleinkarierter Mann seid. Ihr sprecht wahr, wenn Ihr mir vorwerft, nicht von Stande zu sein. Doch obgleich ich auch keinen Adelstitel mein Eigen nennen kann, so besitze ich doch genügend Ehre, um bei solch unverfrorenen Anschuldigungen, wie Ihr sie mir gegenüber vorzubringen Euch erdreistet habt, in Rage zu geraten. Ich gebe zu, mein Ruf nach Satisfaktion war ein Kind meiner Verzweiflung, denn ich fühle mich mehr als machtlos im Angesicht solch ausgeprägter Ignoranz, wie ich sie in Eurer Person ein ums andere Mal erneut anzutreffen gestraft bin. Auch verfüge ich durchaus über ausreichende Größe, um meine Unkenntnis auf dem Gebiet der rechtlichen Regelung in dieser Sache, besonders jedoch innerhalb der Grenzen des Alten Reiches, in dem ich erst seit kurzem mich aufzuhalten das Vergnügen habe, eingestehen zu können. Weder war es in meinem bisherigen Leben notwendig, sich mit dem Thema der Satisfaktion an sich auseinanderzusetzen, noch kann ich von mir behaupten, mit sämtlichen regionalen Regelungen und Gesetzen, die sich um diesen Begriff herum ranken, vertraut zu sein. Begünstigt durch all diese Gründe habe ich mich, ich bekenne es frei heraus, von meinem Ärger hinreißen lassen, meine Worte mit nachlässiger Sorgfalt zu wählen, wodurch dies folgenschwere Mißverständnis zustande gekommen sein dürfte. Um es also noch einmal in aller Klarheit zu betonen: Zu keiner Zeit habe ich mit dieser von mir ausgesprochenen Drohung die rondrianische Auseinandersetzung oder damit vergleichbare Mittel der Magica Combattiva gemeint, die Ihr allem Anschein nach aus meinen Worten gelesen haben müßt. Der bloße Gedanke an ein derartiges Vorgehen meinerseits vermag mich selbst in dieser durchaus wenig heiteren Stunde in eine überaus amüsierte Stimmung zu versetzen, erblickte ich doch bereits das Licht des Herrn Praios zu einer Zeit, in der die kaiserlichen Geschwister erst wenige Götterläufe lang den Thron sich teilten. Nein, werter Collegus, um Leib und Leben ging es mir bei dieser Sache nicht. Ich verwendete den besagten Begriff in einer vollkommen anderen Intention, nämlich in eben dieser, daß ich diesen Streitfall zu einer Angelegenheit der Gildengerichtsbarkeit zu machen genötigt wäre, wenn Ihr denn durchaus darauf beharren solltet, Eure Verleumdungen gegenüber meiner Arbeit und meiner Person aufrecht zu erhalten. Ich mag mich nicht in allen Bereichen der regionalen Rechtsprechung so gut auskennen, daß ich derlei Mißverständnissen zu jeder Zeit vorzubeugen in der Lage wäre, jedoch kenne ich durchaus meine persönlichen Rechte und weiß, daß ich mir Eure öffentlichen Anschuldigungen nicht tatenlos bieten lassen muß. Was Ihr betreibt, werter Collegus, ist Rufmord. Ich nenne es beim Namen. Und wenn Ihr nicht gewillt seid, Euren Fehler von Euch aus einzuräumen und den Vorwurf der bewußten Falschaussage gegenüber meiner Person zurück zu ziehen, so werde ich andere Wege beschreiten, um meinen guten Namen wieder herzustellen, und daß ich dazu mehr als berechtigt bin, wißt Ihr so gut wie ich. Um Euch Euren Fehler und die Unhaltbarkeit Eurer bisherigen Aussagen noch einmal einsichtig zu machen, will ich im Folgenden noch einmal versuchen, Klarheit in den Gegenstand unseres Disputes zu bringen: Ein einziges Mal seid dem 'Zauberzwang' Ihr selbst zum Opfer gefallen. Weder wißt Ihr, wer ihn auf Euch legte, noch wart Ihr auf magischem Wege in der Lage, Euch von dieser Fessel Eures Geistes zu befreien oder besser befreien zu lassen. Ich gebe zu, es ist mir nicht möglich, eine befriedigende Erklärung für die offensichtlich äußerst massiven Schwierigkeiten beim Brechen dieses Zaubers zu finden, da es mir damals nicht vergönnt war, mir persönlich ein Bild von Eurer Lage zu verschaffen. Zwar ist mir bekannt, daß besagter Zauber in mindestens zwei verschiedenen Variationen vorzukommen scheint, von denen die seltenere nach meinen bisherigen Erkenntnissen im Allgemeinen wohl zurecht als quasi noch einmal so mächtig wie die bekanntere Thesis gelten darf, jedoch scheint mir auch das für Euren konkreten Fall noch keine hinreichende Erklärung zu bieten. Es ist durchaus verständlich, daß Euch diese Erfahrung besagtem Zauber gegenüber einen beachtlichen Respekt eingeflößt hat. Doch ich kann Euch nur erneut ersuchen, Euch meinen Erkenntnissen zu öffnen und nicht eine einmalige persönliche Erfahrung über die wissenschaftlichen Studien eines anerkannten und durchaus kompetenten Collegus zu stellen. |
Wer kann schon mit Sicherheit sagen, welcher Art und wessen
Ursprungs der Bann war, unter dem zu stehen Ihr unglücklicher Weise das Pech hattet? Doch
widerlegt die annähernde Unmöglichkeit der Aufhebung dieses Banns wirklich meine These,
daß ein von derselben Person gewirkter satuarischer Fluch ebenso schwer, im Falle einer
permanenten Wirkung jedoch noch schwerer zu brechen ist? Ich denke nicht. Daß Ihr selbst
schon in der Lage wart, mehrere solcher Flüche zu brechen, kann seine Begründung
entweder in der geringen Macht der Fluchwirkerin oder in Eurer eigenen Erfahrung haben.
Ich garantiere Euch jedoch, daß Ihr einen von der Verursacherin dieser Flüche gewirkten
'Zauberzwang' mit annähernd identischem Aufwand ebenfalls hättet brechen können, da der
für die Macht einer Verfluchung ausschlaggebende Teil des arkanen Musters identisch mit
der entsprechenden Komponente der Thesis des 'Zauberzwanges' ist. Hättet Ihr anders herum
jedoch versucht, eine Verfluchung aufzuheben, die von derselben Person, die auch Euren
Geist unter ihren Bann zu schlagen wußte, ausgesprochen wurde, Ihr hättet ebensowenig
Erfolg gehabt, wie der ehrbare Geweihte der Göttin, den um Rat zu fragen Euch damals die
letzte Rettung schien. Auch auf Eure weiteren Kritikpunkte will ich an dieser Stelle ohne Umschweife und so kurz als möglich eingehen: Wenn ich gewisse Teile der Fachliteratur, als in Auszügen hervorragend bewerte, so heißt das nicht mehr, aber auch nicht weniger, als daß ich einiges davon für ausgezeichnet, anderes jedoch für unvollkommen und wieder anderes gar für falsch halte. Worin Ihr in dieser Aussage einen Widerspruch sehen wollt, vermag mir durchaus nicht klar zu werden. Des weiteren muß ich Euch eine ungenaue Lektüre meiner Artikel und den ebenso unpräzisen Gebrauch von Zitaten vorwerfen, denn ich habe es niemals abgelehnt, mit einem Vertreter der satuarischen Gemeinschaft zu reden, sondern lediglich meiner Überzeugung Ausdruck verliehen, daß man mit ihnen nicht über magietheoretische Phänomene diskutieren könne, da ihnen die Göttin die Fähigkeit zu geistig anspruchsvollen und in einer der Sache angemessenen und würdigen Form geführten Diskussionen nun einmal leider nicht gegeben hat. Als Menschen oder auch als personifizierte magische Phänomene achte ich die sogenannten Kinder Satuarias durchaus und hatte auch schon intensiven verbalen Kontakt mit einzelnen Vertretern dieser Gemeinschaft, wenngleich meine Erfahrungen auf diesem Gebiet zugegebener Maßen nicht so weit reichen, daß ich mich zu einem ihrer Feste hätte verschleppen lassen. Für magietheoretische Diskussionen halte ich sie jedoch für vollkommen ungeeignet, was sie selbst eigenen Aussagen zufolge übrigens ähnlich sehen. Auch hier vermag ich keinen inneren Widerspruch in meinen Worten zu erkennen. Wie man jedoch die im Codex Albyricus aufgestellten Regeln hinterfragen kann, ohne damit das Gesetzeswerk selbst in Frage zu stellen, wird wohl auf ewig Euer Geheimnis bleiben. Eure weiteren Ausführungen bezüglich einer an der Intention des Zaubernden ausgerichteten Bewertung seiner magischen Handlungen sei Euch hiermit belassen, wenngleich ich persönlich die Auffassung vertrete, daß wer den Zweck will auch die Mittel wollen muß, mit denen er diesen Zweck erreichen will. Und solche magischen Mittel als rechtmäßig oder unrechtmäßig darzustellen, maße ich mir für meinen Teil nicht an, sondern halte mich vielmehr an die derzeit gültigen Richtlinien von Gilde und Reich. Wenn Ihr Eure persönliche Meinung über diese Regeln stellen und diese hinterfragen wollt, so will ich Euch jedoch nicht abhalten, denn sofern Ihr bereit seid, die möglichen Folgen eines solchen Verhaltens zu tragen, ist das allein Euer Problem. Die beiden unbedeutenden Streitpunkte bezüglich der Steigerung der Macht eines Hexenzirkels durch eine größere Anzahl von Mitgliedern sowie der Rolle des sogenannten 'Hexenkessels' erachte ich nicht als wirkliches Problem. Ich denke, hier läßt sich zwischen uns durchaus eine Einigung erzielen. Mit dem 'Unitatio' scheint mir die Machterweiterung der aus einem Zirkel heraus gewirkten, satuarischen Magie in der Tat zu umschreiben zu sein. Solange Ihr keinerlei zahlenmythische Elemente wie die notwendige Teilbarkeit der Mitgliederzahl durch 7 anführt, will ich Euch in diesem Punkt durchaus recht geben. Die Rolle des Hexenkessels wird von Euch meiner Meinung nach zwar deutlich überschätzt, jedoch mag er durchaus eine essentielle, mindestens jedoch eine traditionelle Rolle bei der Herstellung der von Euch angesprochenen Flugsalbe spielen. Auch in diesem Punkt sehe ich daher keinen weiteren Diskussionsbedarf. Abschließend bleibt mir nur, einen erneuten Appell an Euch zu richten, Eure Kritik sachlich und die Integrität meiner Person unangetastet zu belassen, wozu eine öffentliche Entschuldigung Eurerseits mir zu diesem fortgeschrittenen Zeitpunkt unseres Disputes als der einzig gangbare Weg erscheint. Es würde mich in der Tat betrüblich stimmen, wenn es mir nicht gelänge, Euch zu einer gütlichen und beidseitig respektvollen Lösung unseres Meinungskonfliktes zu überzeugen.
Mit kollegialen Grüßen, Rukus Ambrosius, Magus |
Publiziert von der Academia Limbologica Der Opus im Schwarzen Limbus Kontakte: Markus Penz alias Sheddja Philipp Schumacher alias Erilarion Androstaal (09.05.99) |
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