ACADEMIA LIMBOLOGICA publicat
Opus veritatis scientiæque
29. Phex im 29. Götterlauf nach Hal
XXXV. Ausgabe


Tractatus betreffend die Natürliche & Übernatürliche Philosophie des Gaius Cordovan Eslam Galotta

Partum IV

Im folgenden Artikel präsentiere ich der geneigten Leserschaft des Opus die Arbeit eines bislang völlig unbekannten Autors, des adeptus minor Eborëus Zachariad, welcher vor auf den Tag genau einundzwanzig Jahren Aufnahme fand in den Hallen unserer Akademie. Voll Staunen und ehrlicher Bewunderung, aber auch mit väterlicher Fürsorge verfolgte ich von da an den Werdegang meines mir anvertrauten Schützlings. Von Jahr zu Jahr stellte sich immer deutlicher die einmalige Begabung des adeptus Eborëus heraus, welcher von HESinde mit einem alles durchdringenden Geist und Verstand gesegnet war. Und so möchte ich - nicht ohne Stolz - die Abschlussarbeit des adeptus minor Eborëus Zachariad hier in meinem Namen veröffentlichen.
Zum Werk an sich muss noch gesagt werden, dass - als ich dem adeptus diese doch recht schwierige Aufgabe stellte - ich niemals erwartet hätte diese Brillanz sowohl in den Worten, aber noch viel mehr in den Gedankengängen meines Schülers vorzufinden, eine Brillanz, welche ich hoffe auch von der Leserschaft erkannt zu werden. Die Arbeit ist im weitverbreiteten Responsium (-Stil) gehalten, welcher bedingt, dass auf ein Zitat aus dem Originalwerk jeweils Stück für Stück geantwortet wird.
So bleibt mir nur noch dem Leser ebensoviel Spaß und Freude an der göttergefälligen Lektüre dieses Artikels zu wünschen, wie ich sie hatte, als ich dieses Werk zum ersten Mal in Händen hielt.

Großmeister Erilarion Androstaal


Das folgende Traktat aus dem Nachlass des G.C.E.Galotta, vormals Hofmagus zu Gareth, stellt eine interessante und offenherzige, wenn auch götterlästerliche Formulierung seiner verworrenen Gedanken dar, von denen sich der Autor des vorliegenden Werkes hiermit in aller Deutlichkeit distanzieren möchte.

"Ergo folgere ich 1tens, dass ein Gott, dessen Verehrung schwindet, auch an Macht in unserer Sphäre verliert, so stark sogar, dass er in seiner Heimat gebannt werden kann – ein Vorgang, welcher bisweilen als 'Tod eines Gottes' bezeichnet wird;"

Es mag wohl so sein, dass manche unter den Zwölfen bei weiteren Teilen der Bevölkerung Verehrung finden als andere, doch was die einen an Menge und Zahl erreichen, das machen die anderen wiederum durch die Inbrunst und Glauben wett. Es kann ein einfacher Bauer dem Herren PRAios niemals derart reiche und überschwängliche Gaben darbringen, wie dies ein Ehrenmann von Adel wohl vermag, doch ist es dem Bauer möglich der gütigen PERaine die Früchte und Erträge seiner Arbeit zu opfern, einer Arbeit, der ein Edelmann wohl niemals nachkommen wird.

Natürlich gibt es Zeiten, in denen besonders eine Göttin stark verehrt wird, doch ist dies in weiser Voraussicht so eingerichtet. Auf Krieg folgt Frieden, auf Tod und Hunger der Wiederaufbau.
Was den "Tod eines Gottes" anbelangt, so verweise ich hier – wohl zum zehnten Male schon – darauf, dass der werte Herr Galotta sich selbst hier widerspricht: Ein unsterblicher Gott kann per definitionem nicht sterben!

"2tens, dass eine kleine Gruppe fanatischer und inbrünstiger Verehrer unter Zuhilfenahme von Menschen- und Selbstopfern eine Religionsgemeinschaft zu schaffen vermag, die an Macht in nichts den Zwölfen nachsteht."

Wie Menschenopfer überhaupt eine Stärkung göttlicher Macht fördern, wenn nicht gar bewirken sollen, diese Erklärung bleibt man uns hier schuldig, aus einem ganz einfachen Grund: Eine derart götterlästerliche These vermag man nicht zu erklären noch zu beweisen. Was mir bislang über den – hier wohl angesprochenen – Kult des Namenlosen Gottes bekannt ist, deutet darauf hin, dass es bei eben diesen Opfern lediglich um das Blut der Verruchten geht, welches dann wohl als Paraphernalium zu Zwecken einer Beschwörung oder ähnlichem dienen mag.

"Der finale Schluss aus diesen Folgerungen ist der, dass zur Schaffung eines Gemeinwesens freier Geister jegliche Form religiöser Verehrung zu untersagen, respektive durch Bildung zu vermindern ist. Dies bietet gleichermaßen ein Mittel gegen den perversen Kult des Namenlosen, der an Kriecherei in nichts zu überbieten ist."

Oh Götter, welch finaler Schluss! Ein Leben ohne euch, zu einem "muss" für alle Menschen zu machen. Erst hier, im letzten Teil seines Tractatus kommt die wahre Absicht Galottas ans Licht. Doch selbst in diesem Punkt ist er nicht geistig so umnebelt, ein Leben ohne Götter als die Lösung schlechthin darzustellen, nein, er versucht noch einmal den Leser von seinen – anscheinend – guten Absichten zu überzeugen, indem er sogleich hinzufügt, dass damit wohl auch der Namenlose Gott in seine Schranken verwiesen würde.

Galotta denkt, er hätte das Grundprinzip des Weltengefüges durchschaut, er hätte gar das Mysterium von Kha selbst gesehen, aber dem ist nicht so! Ich sage: Jeder einfache Bauer versteht mehr vom Weltengefüge als dieser verblendete und größenwahnsinnige Magus.

Finis

adeptus minor Eborëus Zachariad


Responsum et correctura:
Responsio de errore filiae et filii satuariae

Von Magister Magnus Isandrian Magnisfexus Desgrandan
Halle der Metamorphosen und Transmutationen, wie sie Unserer Herrin HESinde und den Meistern der Elemente wohlgefällig sind, gestiftet zu Kuslik von Seiner weisen Magnifizenz Rohal I, vormals Academica Magica Mutanda Forumque Metamorphoses Cusliciensis - Akademie der verändernden Magie und Halle der Metamorphosen zu Kuslik

Die allweise Herrin HESinde zum Gruße!

In diesem Artikel möchte ich meine persönliche Meinung zu dem oben genannten Elaborat im Opus äußern.
Mit der im diesem Artikel angesprochenen Gruppe von Zauberkundigen habe ich mich im Rahmen meiner Vorlesungen und Seminare zur Magothetik ebenfalls beschäftigt. Aus eigener Erfahrung, die einer langjährigen Freundschaft zu einer der Töchter Satuarias entspringt, glaube ich hierzu einige Dinge anmerken zu müssen.
Seine Spekt. Gorn Of Dagon bemerkte ja gleich zu Beginn seines Elaborats, dass er den filiae et filii satuariae sehr negativ gegenübersteht. Deswegen wage ich es auch zu behaupten, dass seine Untersuchungen nicht vollends objektiv seien können.
Schon die Behauptung im Besitz zweier "Versuchsobjekte" zu seien, spricht eine eindeutige Sprache. Seine Spekt. sieht ganz offensichtlich die Hexen nicht als Menschen an, sondern als beliebige Versuchsobjekte, denen jedes Recht auf Freiheit, Individualität und Gerechtigkeit abgesprochen werden kann. Das zeigt ja letztendlich ganz deutlich mit welcher menschenverachtender Einstellung seine Spekt. an die Erforschung der Hexen und Hexer herangetreten ist.
Dieses Vorgehen entspricht in keiner Weise den hesindianischen Prinzipien, die ich seit meinem Beitritt zu der altehrwürdigen Halle der Metamorphosen zu Kuslik, als heilig und unantastbar erachte!

Nun zu den einzelnen Punkten:

ad primo:
Seine Spekt. sieht in den Zirkeln der Hexen keine Vereinigung sondern einen
Kult.
Diese Unterscheidung ist in gewisser Weise völlig überflüssig. Es spielt gar keine Rolle ob die filiae et filii satuariae sich als Zirkel oder als Kult bezeichnen, denn entscheidend ist nicht, wie eine wie auch immer geartete Vereinigung von Zauberkundigen sich nennen mag, sondern ganz allein, was sie beabsichtigt! Das Ziel der Hexenzirkel ist schlicht und ergreifend das kommunizieren von Wissen!

ad secundo:
Völliger Humbug und dient allein dazu den Kult oder auch die Zirkel der
Hexen in Verruf zu bringen!
Ein an den Haaren herbeigezogenes Argument um die unmenschliche Jagd auf die Hexer und Hexen zu rechtfertigen!
Ein wahrlich fadenscheiniges Vorgehen!

ad tertio:
Richtig. Die Flüche sind ohne Ausnahme dazu geeignet einer anderen Person
Schaden zuzufügen. Richtig!
Aber: Wollen wir wirklich eine Gruppe von Zauberkundigen deswegen verdammen, weil sie über arkanen Thesen verfügt, die anderen schaden?
Wenn ja, dann sollten wir uns aber selbst fragen, was wir denn tun? Besitzen nicht die Gildenmagier die größte Sammlung an destruktiver arkaner Thesis von ALLEN Zauberkundigen?? Ist es nicht die Zunft der Gildenmagier, die zum Beispiel "harmlose" Kampfzauber der Elfen in wesentlich mächtigere, destruktivere, vernichtendere und zerstörerische cantae magae transformierten?

Soviel also dazu.
Aber das Repertoire der Hexen besteht ja in keiner Weise nur aus den Flüchen! Ganz im Gegenteil! Das Volk der Hexen kennt durchaus eine Reihe anderer mächtiger Sprüche, die dem Wohle anderer dienen!

Zu den Charaktereigenschaften:
Wie gut Eure Spektabilität, dass es unter uns Gildenmagiern keine mit falschen Stolz gibt! Ich habe auch noch nie von jähzornigen, reizbaren oder unberechenbaren Magiern gehört! Wie gut, dass wir alle ein Musterbeispiel für gelebte hesindianische Prinzipien sind!
Hah! Einfach lächerlich! Das Vorgehen, von zwei Mitglieder des Hexenvolkes auf das gesamte zu schließen ist absolut unwissenschaftlich, statistisch gesehen völliger Unsinn, ich neige sogar zu dem Wort "Schwachsinn", und obendrein völlig gegen die Prinzipien der umsichtigen und allwissenden Herrin HESinde.

Zur Methodik der Wissensgewinnung:
Es ist ja bezeichnend, dass seine Spekt. nicht das Gespräch, die Disputio oder die Diskussion, wie sie unserer Herrin HESinde gefällig ist, suchte, sondern, möge HESinde ihm verzeihen, gleich die possibilitas der magica clarobservantia bemühte.
Dieses lehne ich entschieden ab und möchte hierzu gleich anmerken, dass ich solches Verhalten als unmenschlich, als Frevel an dem anderen, als Lästerung der Götter betrachte!

Zu den Conventen:
In der Tat feiern die Hexen ein wildes rauschendes Fest. Es mag ja sein, dass es sich in Euren Augen, um ein wilde Orgie handelt. Dem will ich hier auch gar nicht widersprechen! Aber mir ist bisher noch nicht bekannt gewesen, dass es dort zu erzwungenem Verkehr kommt.
Wäre denn dem so, dann wäre es ein entschiedener Frevel an den Gaben RAHjas. Da muss ich Euch in der Tat recht geben. Aber auch hier sollten wir die Augen ein wenig öffnen und uns umschauen. In wie vielen Familien, was glaubt ihr, nimmt sich der Mann seine Frau auch gegen den Willen?
Vielleicht solltet ihr Menschen des öfteren mal vor der eigenen Haustüre kehren, als den Dorn im Auge der anderen zu suchen, obwohl im eigenen ein wahrer Balken steckt!
Richtig, die Hexen huldigen Levthan. Damit ist in der Tat der Mannwidder gemeint. Es ist richtig, dass es den besagten Levthanstern gibt und der auch die genannte astrologische Bedeutung hat. Aber, vielleicht sollte man nach dem Ursprung dieses Namens und der damit verknüpften Eigenschaften fragen? Hat dort jemand vielleicht diesen Stern nach Levthan benannt und die klischeehaften Vorurteile gegenüber dem Volk der Hexen diesem zugesprochen? Möglich, nicht wahr? Das Volk der Elfen verbindet zum Beispiel keine ähnlichen Ideen mit diesem Stern am nächtlichen Himmel!

Richtig, Hexen sind keine Rasse. Es sind Menschen. Und Menschen behandelt man wie Menschen! Vergesst das bitte nicht Eure Spektabilität, denn ansonsten wird HESinde über Euch richten! Und das Wohlgefallen des gerechten Herrn PRAios werdet Ihr sicherlich auch nicht erhalten!

Das beste aber kommt ja wie so oft zum Schluss! Nicht nur dass ihr die Hexen auf eine Ebene mit den Orks oder den Goblins bringt, nein... Ihr verdächtigt sie auch der Kollaboration mit dem der keinen Namen hat. Das ist ja nun völliger Unsinn. Wie auch das meiste zuvor, bedauerlicherweise.

Den Hexen liegt es, meiner Meinung nach, völlig fern Verderben, Leid und Schmerz über die Menschen zu bringen.
Auch wenn ich das Gefühl habe, dass ich hier in dieser Postille damit etwas gegen den Strom schwimme, möchte ich auch mal auf die guten Seiten der Hexen verweisen!
In wie vielen kleinen Orten, Dörfern und entlegenen Flecken leisten die Hexen nicht unschätzbar wertvolle Dienste als Heiler!? Wie oft helfen die Hexen nicht bereitwillig ohne Bezahlung, ohne Entlohung? Ja, das wird nicht gern gesagt! Ist es doch einfacher die Hexen als willkommenen Sündenbock zu behalten! Eine Missernte, ein Überschwemmung oder was auch immer, es sind die Hexen gewesen! Das macht alles einfacher... ist es nicht so?
Ich will hier keine Hohelied auf die Hexen singen, aber ich möchte an dieser Stelle mal ganz deutlich sagen, dass ich glaube, dass die Hexen keinen Deut schlechter oder besser sind als die anderen Menschen dieses Landes! Sie haben Schwächen, Stärken und Fehler! Sicherlich, aber sie haben auch ihre guten Seiten, wenn sie an den Orten, in die sich die Heilmagier mangels Lukrativität selten verirren, eben jene Aufgabe als Heiler wahrnehmen, oftmals sogar ohne jede Entlohnung!

Selbstverständlich stehe ich zur weiteren Diskussion zur Verfügung. Entweder hier in dieser Postille, oder aber auch direkt vor Ort. Jeder der über dieses ein wenige mehr erfahren möchte und sich rechter hesindianischer Forschungen befleißen möchte, ist herzliche eingeladen die Halle der Metamorphosen zu Kuslik zu besuchen.

Mit freundlichen Grüßen
Magister Magnus Isandrian Magnifexus Desgrandan


Publiziert von der Academia Limbologica
Der Opus im Schwarzen Limbus
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    Philipp Schumacher alias Erilarion Androstaal

(26.09.99)
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