ACADEMIA LIMBOLOGICA publicat
Opus veritatis scientiæque
11. Ingerimm im 29. Götterlauf nach Hal
XLI. Ausgabe


Gastvorlesung
von Magus Tiron Talaiama
von der Hohen Akademie der Verwendung arkaner Künste und der Ausübung magischer Lebensweise zur Meisterung des Lebens im diesseitigen Sein zu Baburin zum Thema der Anatomie 
Es ist ein schwüler Tag. Besonders im Hörsaal der Academia Limbologica scheint die Luft zäh wie Honig zu sein. Der Saal ist bis in die hintersten Reihen voll mit Studiosi, die auf die heutige, 40. Anatomievorlesung in diesem Jahr warten. Meister Barius, seines Zeichens Anatom und Beherrscher der schwarzen Künste hat für diese Vorlesung eine besondere Überraschung angekündigt und wohl auch mit schweren Sanktionen für diejenigen gedroht, die es wagen, nicht anwesend zu sein. Sogar der gesamte Lehrkörper der Akademie, einschließlich Großmeister Erilarion Androstaal persönlich, hat sich auf den separierten Plätzen eingefunden. Es herrscht reges Treiben im Hörsaal, es wird diskutiert und vorbereitet...
Als sich plötzlich die Tür neben dem Rednerpult öffnet und Meister Barius in den Saal tritt. Es wird mit einem Male völlig still. Die Studiosi erheben sich. Der alte gebückt gehende Mann mit den kalten Augen, dem jeder Studiosus außerhalb der Vorlesung so gut als möglich aus dem Weg geht, schreitet unbeirrt zur Tafel.
Jedoch er ist nicht alleine. Ein anderer Mann, den die Eleven noch nie zuvor gesehen haben folgt dem Meister und kommt schließlich nebst ihm zu stehen. "Silentium! Ego, Barius, Magister vester, saluto vos ad recitationem Anatomicam quadragesimam anno Halis duodetriginta. Sedete!
Heute darf ich einen Gast bei uns begrüßen. Den ehrenwerten Collegus Magus Tiron Talaiama von der Hohen Akademie des
Lebens zu Baburin, der uns in den nächsten Tagen seine Erkenntnisse im Gebiet der vergleichenden Anatomie näher bringen wird. Möge der heutige Studiosus Scriptor höchst achtsam protokollieren, da ich vorhabe die Lesung des Collegus, so sie meinen Ohren gefällt, - auch dieses Organ wird übrigens beim Rigorosum examiniert, ich unterbitte mir also dass sich jemand erlaubt zur Prüfung anzutreten, ohne auch dieses Sinnesorgan studiert zu haben, wie es gestern ein Studiosus getan hat. Er ist kläglich gescheitert. - im Opus zu publizieren.
Nun jedoch werter Collegus möget ihr beginnen - Incitate!"
Herzlich willkommen meine Damen und Herren, vielen Dank, dass Sie an meiner ersten Vorlesung hier teilnehmen. Mein Name ist Tiron Talaiama, ich habe das "Kampfseminar Andergast" besucht und dort die Kunst der Anatomie erlernt. Einen kleinen Vorgeschmack auf spätere Vorlesungen möchte ich Ihnen heute geben. Fragen können jederzeit, auch nach der Vorlesung an mich gestellt werden.

Fangen wir heute an mit einer kleinen Übersicht der uns bekannten Zweibeiner! Alle haben viele Gemeinsamkeiten untereinander, wie den grundsätzlichen Aufbau. Alle Zweibeiner bestehen grob gesehen aus Knochen, Muskeln, Blutgefäßen und Organen. Auch ist fast allen gemeinsam, dass sie durch die Lunge atmen.

Die erste Ausnahme sind hier die Necker, welche man vor allem bei Havena findet. Sie haben, äußerlich betrachtet, eine fast bläuliche, manchmal auch grünliche Haut. Ihr Haar ist lang und glänzend grün bis blau und manchmal von silbrigen bis goldnen Strähnen durchzogen. Es reicht ihnen bis zu den Hüften und oft noch weiter, da sie es scheinbar nicht schneiden.
Am Rest des Körpers weisen sie keinerlei Behaarung auf. Von der Größe und dem Gewicht her sind sie dem Menschen ähnlich. Viele, jedoch nicht alle von ihnen, zeigen sogar Schwimmhäute zwischen den Fingern und Zehen. In Havena gilt es unter den Reichen teilweise sogar als schick - Efferd möge sie bestrafen - lebende Necker als "Haustiere" zu halten. Sie sind auch als hübsch anzusehen, und wenn man den Geschichten der Fischer Glauben schenkt, haben schon viele von ihnen ihr Herz an einen Necker verloren. Ihre Gesichtszüge scheinen uns teilweise fremd: Sie haben sehr breite Wangenknochen aber ein wenig ausgeprägtes Kinn. Auch ihre Lippen sind sehr ausgeprägt und wirken dadurch sehr anziehend.
Wenn sie nicht jeden Tag ihre Haut mit Wasser benetzen, sterben sie elendig, da sie in kürzester Zeit austrocknet (ähnlich wie bei Delphinen und Walen).
Ihre Kehle und ihre Stimmbänder scheinen nicht in der Lage zu sein, unsere Sprache wiederzugeben und auch die ihre - mehr ein Singsang als Wörter - wurde bis jetzt erst von einem Geweihten aus Havena verstanden. Unklar ist mir allerdings, wie sie an Land und im Wasser gleichzeitig atmen können.

Die Orks sind etwas kleiner als Menschen und Elfen, dafür aber etwas kräftiger gebaut. Sie haben eine breite Stirn, langes Haupthaar und einen dichten schwarzen Pelz. Ihre Zähne gleichen nicht den Menschen sondern schon mehr den uns bekannten männlichen Wildschweinen - Keiler genannt.
Der Aufbau des Körpers ist prinzipiell gleich. Sie haben die gleichen Organe, Muskeln und auch die Nervenzellen zum Übermitteln von Reizungen ähneln den unseren. Außerdem scheinen sie mit den Goblins verwandt zu sein. Diese sind noch kleiner und hässlicher anzusehen. Sie haben am ganzen Körper rötliche Haare und von der Gangart her zu schließen, scheinen sie mit aufrecht gehenden Affen verwandt zu sein. Auch ihre geringe Klugheit lässt diesen Schluss zu.

Über die Zwerge gibt es auch einiges zu berichten. Sie sind den Menschen nicht so ähnlich wie viele glauben.
Bekannt ist, dass die Zwerge bis zu ihrem 30. Lebensjahr wachsen und max. 1,40 Schritt groß werden. Sie haben wesentlich festere Muskeln und Knochen als Menschen und Elfen, und auch ihr Herz und ihre Lunge sind fast so groß wie bei Menschen, was seinen Teil zu ihrer Robustheit beiträgt.
Dieser Körperbau mit sehr schweren Knochen trägt auch dazu bei, dass sie bei Schwimmversuchen doppelt soviel Kraft aufwenden müssen wie Menschen und Elfen. Trotz allem sind sie sehr geschickt im Umgang mit komplizierten Mechanismen und im Formen von Stein und Metall. Hierbei scheint niemand die Zwerge zu übertreffen.
Der Bartwuchs beginnt meist mit dem 15. Lebensjahr und 20 Jahre später haben sie einen sehr stattlichen Vollbart.

Ich denke, das war das Wichtigste fürs Kennenlernen des Faches eines Anatoms. Es gibt in der Praxis oft Leute, die aus dem Kurs ausscheiden, und vor allem Praxisarbeit trägt zum schlechten Ruf des Anatomen bei. Gute Heiler kommen aber selten ohne Anatomiekenntnisse aus.
Gibt es noch Fragen?


Freiheit und Gleichheit den Orken - eine trügerische Fehleinschätzung

PRAios zum Gruße, ehrenwerte Getreuen der weisen Herrin des Wissens,

Zuletzt las mein geschätzter Freund Magus Peradan Atherion mir ein sogenanntes Traktat aus Eurer Fachpostille vor, und was ich da hörte ließ mich an meinem Verstand zweifeln. Was Ihr nun vor Augen haltet, ist der getreulich niedergeschriebene Brief, diktiert nach meinen Worten. Er wendet sich nicht allein an den Verfasser, sondern vor allem an diejenigen unter Euch, deren Geist leicht durch solcherlei leichtsinnig Geschriebenes zu beeinflussen ist.

Ich gebe zu, ich war nie von Euch meist etwas arrogant erscheinenden Anwendern der magischen Künste begeistert, aber was Magus Melistor Enkara von sich gibt ist - verzeiht den Ausdruck - reiner Schwachsinn und bestätigt einen berühmten Lehrsatz, den man an jeder Kriegerakademie zu hören bekommt: "Magier sind zu kriegsunterstützende Maßnahmen in Sonderfällen geeignet, als Personen mit fundiertem kriegstaktischen Wissen meist zwecks fehlender Erfahrung unnütz." 
Die abstrusen Gedankengänge dieses kurzsichtigen "freischaffenden" Magiers sind nicht nur reichsfeindlich, sondern auch beschämend und ehrverletzend! Ihr erniedrigt all jene, die gegen die zweitgrößte Bedrohung Aventuriens nach dem Dämonenmeister gestritten haben: ihr Leben gaben sie für ihr Land und die Freiheit, und Ihr wollt den Schwarzpelz in unsere Städte einladen. Nun, ich muss mein Blut kühlen. Ihr seid ein Magus, und versteht deshalb soviel von kriegstaktischen Überlegungen wie ich von der Vinsalter Hesindeoper, das allein rechtfertigt aber nicht solch schmähliche Gedanken. Vielmehr scheint es mir, als hättet ihr außer in Prems Tierleben noch nie einen Ork gesehen, geschweige denn die Grausamkeit ihrer Art kennen gelernt. Der Krieg und der Tod sind ihre Götzenbilder, und für nicht mehr leben diese Bestien. Ihr wollt sie bekehren? Ich sage Euch, dass sie unseren Geweihten ins Gesicht speien und sie dahinmorden. Ihr wollt sie uns angleichen, indem Ihr ihnen den wahren Glauben vermittelt? Ihr seid blind für die Wahrheit, ein Volk, das älter ist als wir, wird sich nicht von unseren Göttern beugen, genauso wenig wie man die aufrührerische Erwartung hegen kann, unsere Götter würden Orken als gefällige Gläubige aufnehmen.
Die Besetzung des Landes und der Städte des Svelltschen Bundes ist ein erschreckendes Beispiel für das Zusammenleben von Orks und Menschen: ständige Angst, Willkür und grausame Unterdrückung sind die Eckpfeiler ihrer Herrschaft.
Ladet die Schwarzpelze doch in Euer Haus ein, und Ihr werdet sehen, was geschieht. Sie werden Dich wählen lassen, welches deiner Kinder zu erst sterben soll, dann werden sie Dich um das Schicksal deiner Frau und Tochter wissen lassen, die in Gefangenschaft wie Tiere dahinvegetieren werden bis ihre Herren ihrer überdrüssig werden, und sodann werden sie ihnen und Dir einen fürchterlichen Tod bereiten.
Widmet Euch den Büchern oder dem Sammeln von Wissen, aber lasst doch diejenigen über das Thema reden, die sich auskennen. Ich habe schon in Schlachten gestritten, da habt Ihr noch Staub von Folianten gewischt.

Ich habe eine militärische Ausbildung unter den besten lebenden Strategen erhalten, glaubt mir, ich weiß wovon ich spreche. Die Schlacht auf den Silkwiesen hat sich in mein Denken gebrannt, Ihr habt nicht die Grausamkeit in den Augen der Orken gesehen, ihren Blutdurst gepaart mit diesem zwölfgötterverachtenden Hass. Und dann erzählt mir so ein Rohalsjünger wie ihr, Orks wären missverstandene Wesen, denen es nur am falschen Glauben mangelt. Man kann keine Tiere bekehren, und deshalb lasst euch gesagt sein: Nur ein toter Ork ist ein guter Ork.
Doch nun zum absoluten Glanzpunkt dieses hesindeverlassenen Berichtes:
... um endlich den Rang eines Kriegers zu erlangen und sie würden ihr Leben geben, um das Reich, das sie bewohnen, zu beschützen, wie sie es jetzt auch schon in ihrem machen.
Wie viel Abgewandtheit von Dere muss man besitzen um so etwas Bescheuertes Unangebrachtes von sich zu geben? Soll ich Euch sagen, was die Orken tun würden, wenn unsere Tore offen stehen und die Soldaten die Waffen streckten? Sie würde uns verspotten, sie würden uns unterdrücken und eine Herrschaft des Schreckens errichten. Ein friedliches Zusammenleben ist selbst unter Menschen nur mit praiosgefälliger Strenge zu erreichen, und selbst dann ist sie nicht gewährleistet. Und dann kommt ihr und redet von Orks als gute Nachbarn, welch Torheit.
Was eure Unwissenheit am deutlichsten macht, ist nun folgendes Zitat:
Außerdem können wir noch viel von den Orks in Sachen Kriegskunst lernen.
Denn auch die Heere der Orks weisen große Stärken auf: ...

Wir sollen von den Orks lernen, wie man auf hinterhältige Weise grausam dahinschlachtet? Habt Ihr von Begriffen wie Ehre und Stolz im Namen RONdras schon mal etwas gehört? Ihr seid ein Magier, der nichts von dem weiß, nichts. Glaubt Ihr, das Reich würde Bluthunde auf Gegner hetzen, oder sie von Monstren wie Ogern erschlagen lassen? Glaubt Ihr das? Welch Schmach, solch Worte wie von Euch sind nichts als Lästerung der göttlichen Gebote. Ihr denkt schon in Anlehnung an die Ideale der Orkengötzen, das lässt mich erschauern.

Und bevor wir es wieder mit einem Krieg versuchen, sollten wir die Waffen ruhen lassen und zu den heiligen Schriften greifen, um die Orks eines Besseren zu belehren.
Belehren muss man hier nur einen, der wohl selbst orkisches Blut in den Adern hat, anders kann ich mir Euren kläglichen Versuch der Verdrehung der Wahrheit nicht erklären: Euch. Es ist verlorenen Müh einen Ork für den Götterglauben zu gewinnen: Ihr könnt auch versuchen, den Wolf zu verändern; gebt ihm wochenlang Gras zu fressen, sieht er ein blutiges Stück Fleisch, wird er zuschlagen, weil das seine Natur ist.
Ich hoffe, Ihr erkennt die Wahrheit meine Worte und denkt über Eure Verfehlung nach.
Mit rondrianischem Gruß

Ritter Avon von Nordfalk,
Freiherr zu Baliho und Streiter des Reiches,
Offizier des Ksl. Stabes


Wider den Götterfrevel des Magus Melistor Enkara!

Da las ich doch in der Ausgabe XL des Opus veritatis scientiæque vom 4. Ingerimm 29 Hal einen zutiefst erschütternden und lästerlichen Artikel - wenn man dieses frevlerische Geschmiere überhaupt als solchen bezeichnen darf - des Magus Melistor Enkara, der es doch wagte in bedenklichster Weise wider die GÖTter im Allgemeinen und die Heilige Mutter der Weisheit im Speziellen zu freveln, ja IHNen gar zu entsagen. Herr Melistor Enkara, Ihre infamen Äußerungen über die Sinnlosigkeit der Forschung und das Glück, das ein einfaches - ich möchte sagen geistloses - Leben, wie nämlich eben das der Fliege, der niederhöllischen Pestbringerin, die Sie beobachteten, beschere, frevelt nicht nur in niederhöllischer Bosheit wider die Allwissende, nein auch gegen die GÖTter an sich, die uns mit der Gabe der Vernunft und dem Drang nach Wissen in IHRer unendlichen Gnade beschenkten. Zudem bricht die Ihrem Text ohnehin nur latent immanente Logik, durch Ihre eigene Bemerkung, nämlich die, über die erschlagene Fliege, in sich zusammen. Ich bitte Sie inständig, kehren Sie auf den richtigen Weg zurück, freveln Sie nicht weiter wider die GÖTter, denn das gleiche Schicksal wie das der Fliege könnte auch Sie ereilen, denn die GÖTter sind gnadenlos gegen die Frevler. Ich selbst glaubte einst - in elfischer Hochnäsigkeit, denn meine Mutter war eine des Auenvolkes - nicht an die Zlfe, doch in IHRer unendlichen Unergründlichkeit erwiesen SIE mir die Gnade, mich eines besseren zu belehren, da ich doch ohne IHRe Hilfe nicht den Kampf wider den Bethanier überstanden hätte.
HESinde zum Gruße!
Albion Feuerfreund, Streiter wider alles Dämonische und anderes unnatürliches Gewürm!

Publiziert von der Academia Limbologica
Der Opus im Schwarzen Limbus
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(07.11.1999)
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