ACADEMIA LIMBOLOGICA publicat
Opus veritatis scientiæque
9. Rahja im 29. Götterlauf nach Hal
XLIV. Ausgabe


Das Uralte Echsenreich
Nachtrag

Zwei Dinge gibt es, die ich noch dringend an meinen Bericht über das Echsenreich nachschicken will, da ich vergaß sie zu erwähnen:

Ad primum:
Als ich vor kurzer Zeit in Lowangen weilte und einen Dienst für den ODL tat, kam mir ein Gerücht zu Ohren, das meine Aufmerksamkeit erregte: ein alter Krieger erzählte von Echsenmenschen im Orkland! Sofort lief ich in die Bibliothek der Stadt um nach einer Be- oder Entkräftung dieses Gerüchts zu suchen. Tatsächlich fand ich verstreute Informationen über Sichtungen von Echsenmenschen, vornehmlich Achaz, entlang des Bodir. Leider gab es zu wenig Informationen diese Wesen betreffend und eine Forschungsreise war zu dieser Zeit nicht möglich. Also kann ich dem gelehrten Leser keine Fakten präsentieren sondern nur Spekulationen. Da ich es für unwahrscheinlich halte, dass sich diese Art der Echsenmenschen völlig unabhängig von der im Süden entwickelte, stellte sich mir die Frage warum die Achaz ausgewandert waren und warum gerade in ein solch kaltes und unwirtliches Land.
Auf diese Frage gibt es zwei logische Antworten: Entweder diese Art ist freiwillig oder sie ist unfreiwillig ausgewandert.
Gründe für eine freiwillige Auswanderung mag es viele geben: Flucht vor Pyrdacors Regime, der Plan Pyrdacors den Zwergen einen Feind in den Rücken zu setzen, Wanderlust, etc. Eine unfreiwillige Verbannung kann auch mehrere Gründe haben, wie Verfolgung wegen anderen Glaubens und/oder Denkens oder die Verbannung aufgrund irgendeiner Freveltat. Tatsächlich scheinen die "Orkland-Achaz" aber keine großen Veränderungen in ihrem Götterpantheon zu haben: Auch sie kennen einen bösen Riesendrachen, wie auch eine heimtückische Wasserviper; Verkörperungen Pyrdacors und Charyb'Yzz'. So mag ihre Auswanderung andere Gründe gehabt haben. Leider wird auch in anderen echsischen Quellen, von denen mir nur ein spärlicher Teil zur Verfügung steht, nichts von einem Exodus berichtet. 

Ad secundum:
Ich habe mir einige Gedanken über die Verbindung zwischen Echsen und Hexen gemacht, die Seine Spektabilität Gorn of Dagon zieht. Auf den ersten Blick erscheint der Gedanke logisch da im Echsischen die Vorsilbe H' heilig bedeutet (zu finden bei der heiligen Stadt H'Rabaal und vielen Gottheiten wie H'Szint oder H'Rangar).

Daraus folgend würde sich ergeben dass H'Echsen soviel wie "Heilige Echsen" bedeuten würde.
Leider stellen sich dieser äußerst einfachen Theorie zwei große Probleme entgegen:
ad primum steht die Frage wie ein Mensch, der in der Echsensprache von Yash'Hualay Zzah'Vreg (wörtl. Übersetzung: kleiner Diener) heißt, zu einem Titel einer "Heiligen Echse" kommen kann. 
ad secundum steht eine weit wichtigere Frage: Warum sollten die alten Echsen das Garethi-Wort "Echse" benutzen? Im Echsischen gibt es ein Wort, dass die ungefähr gleiche Bedeutung wie das Wort "Echse" hat: Ech' zzech'e zhahach, was grob übersetzt "Geschuppter mit Doppel-Zunge" heißt. Wenn man hierbei das Teilwort zhahach, sowie die silbe e weglässt, so erhält man Ech'zzech, was schlicht "Geschuppter" bedeutet. Dieses Wort ähnelt schon eher dem heutigen Wort "Echse". Vor dieses Wort kann aber keine weitere Vorsilbe angehängt werden, da keine zwei Vorsilben hintereinander stehen können. Aus diesem Grund kann es kein H'Ech'zzech geben. Falls die Vorsilbe aber dringend benötigt würde, so würde man sie als Nachsilbe verwenden, was das Wort Ech'zzech'h ergeben würde. Dieses Wort aber hat nur wenig mit dem heutigen Wort "Hexe" gemein. 
Weiterhin bin ich aber während meinen Nachforschungen auf ein Wort gestoßen, welches sich eher nach "Hexe" anhört: H'ezz'che, was soviel bedeutet wie "Heiliger Wandernder". H' ezz'che wird oft auch gemeinsam mit dem Namen Ssad'Huarrs erwähnt. Was dies nun auf sich hat ist mir unklar. 
Auf jeden Fall werde ich meine Forschungen weiterführen um mehr darüber zu erfahren. Aber dies ist nichts weiter als eine These, die ich aufgestellt habe, vielleicht haben die Worte "Hexe" und "H'ezz'che" nichts mit einander zu tun. 
Zuletzt will ich noch anmerken, dass ich diese Nachforschungen nicht anstelle, um die Hexen zur Ketzerei zu überführen oder sie als Dämonenbuhlen darzustellen. Nichts läge mir ferner! Ich glaube kaum, dass der Name nichts mit dem wahren Selbst zu tun hat, zudem nennen sich die Hexen selbst Kinder Satuarias, der Name "Hexe" wurde von anderen geprägt.

Rassul al-Scheik


Vom Lande der Orken

So will ich euch Kunde tun, von den Orken und ihrem Wesen.
vor eynem Monat erst, begleytete ich eine Gruppe von Orkland Resisenden...
Ich sage euch, hätten wir alle gewusst, was uns erwarten würde, wir hätten geradewegs die entgegengesetzte Richtung eingeschlagen, und wären über diese Wochen hinweg in eyner theuren Herberge eingekehrt...
Dieses Manuscript habe ich gegliedert in zwey Theyle.
Im ersten der beyden werde ich euch berichten zuvorderst von den Strapazen, welche einen Reisenden erwarten der ohne genügenden Schutz den Weg durch's Land Land der Orken eynschlägt.
Ad secundeum soll euch berichtet wherden von den Orken selbst, ihrer Stammeskultur (so man den Ausdruck 'Kultur' gebrauchen will) und ihrer verwerflichen Magie (welche sich bey HESinde wahrhaftig nicht auf im Traum erhaltene Visionen beschränkt...


Das Orkland...

"Für viele Leser mag etwas bedrohliches in diesem Namen liegen (...) doch die Landschaft bietet sich unserem Auge als höchst angenehm dar. Ja es gibt wohl kaum einen schöneren Anblick, als die endlosen Weiten im sanften Wind wiegenden Steppengrases. Nur hier und da brandet das Wogen gegen kleine Inseln aus Birken- und Wacholderwäldchen und sich über das Land erhebende Steineichen."

So in etwa steht im 'Groszen Aventurischen Atlas' über das Land der Orken geschrieben, wobei jedoch gewisse Differenzen zur Realität auftreten.
Bei unserem ersten Aufenthalt in diesem von den 12en verlassenem Flecken Deres schon, entpuppte sich der "sanfte Wind " als stetig stärkher werdender Sturm, welcher sich unaufhörlich weiter in einen schier ohrenbeteubenden Lärm steigerte, whelcher es vermochte einem Anhänger des rechten Glaubens wirklich und wahrhaftig das Blut in den Adern gefrieren zu lassen, welches eynen gar schauderhaften Tod nach sich zieht. Ghar wenige nur überlebten auch nur die erste Woche unserer Reise durch dieses von diesem Tag an von uns allen verhassten Land. Kein Ende nehmen wollte der Sturm und so wütete er wohl  2 mal 3 Tage lang ohne Paus'.
Das "sanft wiegende Steppengras" erwies sich als (und das ist in kheynster Weise übhertrieben) so scharf, wie ich es nur vom besten Maraskanstahl her kenne. Unvorbereitet versuchten wir, durch große Flächen, welche mit eben jenem wahrhaftig niederhöllischem Gewächs überwuchert waren zu gelangen, um uns vor dem Sturm in eynem kleinen Wäldchen in Sicherheit zu bringen. Nach dem wir nur knapp die Hälfte des Weges hinter 
uns gebracht hatten, stürzten zwey unserer Pferde mitsamt ihrer 
Reiter in dieses Meer aus rasiermesserscharfen Klingen und nadelgleichen Spitzen. Sie müssen wohl sofort tot gewesen seyn, denn nach eynem kurzen erschrockenen Aufschrey, kehrte sofort wieder Stille ein.

Nur noch das Brausen des Sturmes und das grollen des Donners waren zu hören. Später (wir mussten vorerst Schutz vor dem Unwetter suchen) fanden wir nicht mehr als die zwey zur Unkenntlichkeyt verstümmelte Körper Ramirs und Elidaras. Tausende von Schnitten bedeckten ihren Körper, hatten Kleydung und Anderes einfach durchdrungen. Mehrere Gliedmaßen waren abgetrennt worden bei diesem schrecklichen Sturz in dieses Meer aus lebenden Klingen.

Die Bewohner des Orklandes

Man mag jetzt denken, Wetter und Flora seyen die eynzigen Übel, mit dem dieses wahrhaftig verfluchte Land aufwarten kann, doch weyt gefehlt.
Nachdem der Sturm endlich abflaute, das Unwetter nachließ, sahen wir uns mit eynem völlig anderem Problem konfrontiert:
Auf unserer Flucht vor dem Regen der die vergangene Nacht wie tausend Peytschenhiebe unsere Körper geschunden hatte, waren wir in eyn kleines Birkenwäldchen gelangt, welches, wie wir feststellen mussten, nicht nur von uns als Schutz vor dem Regen benutzt wurde, sondern auch von eyner Familie von Orklandbären!
Wie vom Blick des Basilisken standen wir da, als sich diese vierbeynigen, bepelzten Mordmaschinen uns näherten. Nur der Geystesgegenwardt und dem schnellen Handeln der von uns angeheuerten Begleyter war es zu verdanken, das wir alle diese
Begegnung überlebten. 
Doch nicht nur auf diese furchterregenden Monstren mit ihrem verschmutzten Fell und dem vom Kampfe mit Artgenossen gezeychneten Körpern trafen wir, sondern auch auf Gefahren die hundertmal tödlicher waren, aufgrund der Tatsache, dasz sie sich gegenüber eynes Reisenden, welcher sich nicht ausgiebig mit der örtlichen Fauna&Flora beschäftigt, erst gar nicht offenbaren, sondern erst dem Auge eynes Fachkundigen, wie wir (wie ich bitter bereuhen musste) keynen unter uns hatten, ihre wahre niederhöllische Natur zeigten.
Nur kurz seyen hier zum Abschluss noch die 2 Wolfsarten erwähnt, welche hier heymisch scheynen, namentlich die bekannten Grimwölfe, sowie eyne mir unbekannte weytere Art, (welche von eyner unheyligen Wut ergriffen scheynen, reißen sie doch Wölfe ihres eygenen Rudels, nur um ihren Blutdurst zu stillen) sowie Schwärme von Harpyien, welche ständig über uns ihre Kreise zogen, um nur ab und an einmal herabzustoßen und sofort wieder umzukehren bey Anzeychen von Gegenwehr, pausenlos auf einen Fehler unsererseyts wartend, um zum endgültigen Todesstosz auszuholen, und uns ins Reych des Todes zu verbannen.
Doch auch Ungeziefer hat es hier Zuhauf - als Beyspiele sollen mir hier die Orklandbremse, als auch die Wolfsratte dienen, welche sich hier äuszerst wohlzufühlen scheynen.
Es scheynt mir, so muss ich sagen, als könne in diesem Land keyn Leben existieren, welches nicht von Geburt an mit Klauen oder Reyszzähnen gerüstet sey.

"Möge das Opus auf ewig fortbestehen,
nicht den Weg alles Derischen gehen
In NANdus Namen - 
         Amen! "

Adeptus Majoris al-Shafir ben Khalid Magister de sensuum medacia


Silberlöwen-Magierin-Schwangerschaft!
Über eine Schwangerschaft eines Menschen in Silberlöwengestalt
Aufsatz von Magister Elinos Friedensucher von der Akademie zu Baburin

Seit einigen Monaten habe ich Gelegenheit, eine sehr interessante Geschichte zu betreuen und hoffentlich zu einem guten Abschluss zu bringen. Auf vielfältiges Drängen meiner Kollegen habe ich nun zur Feder gegriffen, um die Geschichte niederzuschreiben; sie waren nämlich der Meinung, dass "die praktische Untersuchung der Silberlöwin Chancen eröffnet, von der jeder Wissenschaftler träumen würde". Ich kann mir zwar nicht vorstellen, dass eine Hochschwangere beglückt darüber ist, als Untersuchungsobjekt zu dienen, aber meine menschlichen Kollegen erzählten dann irgendwas kompliziertes, jedenfalls sollte ich diese Sache für die Nachwelt (Jawohl!) festhalten. Und da meine Patientin sowohl als Silberlöwin wie auch als Menschenfrau nichts dagegen hatte, sitze ich jetzt bei einem schönen Nachmittag auf dem Apfelbaum der Akademie und versuche, die Pergamentbogen am hinabfallen zu hindern.

Am nachvollziehbarsten ist es, wenn ich von Anfang an schreibe. Eines schönen Morgens wurden an unserer Akademie ein Angroschim und vier Menschen vorstellig, die eine Silberlöwin mit sich führten. Die Silberlöwin sei eigentlich die Magierin Kiara D., hätte aber beim Zurückverwandeln nach einem ADLER, WOLF Probleme. Nun, sie verwandelte sich einfach nicht zurück. Ein anderer Magier aus der Begleitung wollte das nicht tolerieren (Warum eigentlich? - Wäre auch eine Untersuchung wert.), schaffte es aber nicht, sie zurückzuverwandeln. Ich bin an meiner Akademie der "Experte" für Selbstverwandlung, und daher sollte ich sie untersuchen.
Das interessanteste war aber, dass Kiara schwanger war. Ich konnte erfühlen, dass sie sechs weitere Leben in sich trug. Kiara war auch als Silberlöwin intelligent, was zeigt, dass ihre Leben als Mensch und als Silberlöwe sehr gut aufeinander abgestimmt sind; es war daher gut möglich, sich mit ihr - wenn auch nur gedanklich - zu verständigen. Dabei erfuhr ich viel Neues über Silberlöwen.
Interessant ist insbesondere, dass Silberlöwen nicht, wie bisher angenommen, hohe und schnelle Musik, sondern eher tiefe und gemächliche Musik bevorzugen - also gar nicht so unähnlich zu Bären, wie Andrion klingender Bach seit vierhundert Jahren behauptet. Dieses kann jedoch auch auf dem Zustand von Kiara - sie war hochschwanger - beruhen. Wir machten uns Sorgen um die Gesundheit der Mutter und der Kinder, aber zunächst ging alles gut. Ihre Schwangerschaft war genauso schwer oder leicht wie die jedes Lebewesens, dass das erste Mal gebärt, und ich musste oft an meine Freundin denken, die vor einem Jahr unserem Sohn das Leben geschenkt hat. Kiara war genauso launisch, was bei einer Silberlöwin etwas problematisch ist. Aber wenn meine Freundin launisch ist, ist das auch problematisch - im Grunde ist der Unterschied also doch nicht so groß. Außerdem ist sie jetzt wieder die liebste Elfe, die es auf der Welt gibt. Am besten beruhigte sie Musik, ein ruhiges Plätzchen im Freien und hin und wieder hinter den Ohren gekrault zu werden. Auch das - oder so etwas ähnliches - galt übrigens auch für meine Freundin. Bei der Gelegenheit möchte ich sagen, dass Silberlöwen nicht so aggressiv wegen ihres beutegreifenden Wesens sind, wie Menschen denken. Wenn wir auf die Jagd gehen, haben wir schließlich auch keine Aggressionen. Ebenso problematisch wie ihre Launenhaftigkeit war ihre Raubtiergeruch, der nicht ganz zu überdecken war, daher musste sie außerhalb der Akademie - wo sie sich sowieso lieber aufhielt - untergebracht werden.
Ich sollte noch etwas zu magischen Untersuchungen schreiben. Nun, kurz gesagt ging von ihrem ganzen Körper ein dermaßen flächiges Leuchten aus - es handelte sich schließlich um eine Ganzkörperverwandlung -, dass weder ich die sicherlich vorhandenen überdeckten feineren magischen Strukturen erkennen konnte, noch meine Analüs-Kollegen weiterkamen. Die Stellungnahmen meiner Kollegen sind länger, laufen aber im Großen und Ganzen auch darauf hinaus.

Wie ich bereits erwähnte, ging die Entwicklung zunächst ausgesprochen positiv weiter und die sechs Lebensspuren wurden stärker und stärker. Es ist ein besonderes Gefühl, in einem Leben andere Leben zu erspüren. Es ist so ähnlich wie beim Betrachten einer Korbblüte: Man denkt zunächst, man hätte nur eine Blüte vor sich - und eigentlich stimmt das ja auch. Aber gleichzeitig ist auch wahr, dass man mehrere einzelne Blüten vor sich hat.

Dramatisch wurde die Entwicklung jedoch nach zwei Monaten. Kiara klagte plötzlich über starke Schmerzen, als ob ihr Bauch platzen würde, und kurz darauf bemerkte ich, wie ihr Körper haarloser und vor allem kleiner wurde. Sie war dabei, sich wieder in einen Menschen zurückzuverwandeln! Dieses war zwar der Grund, warum sie ursprünglich zu uns gebracht worden war, aber der Moment hätte nicht ungünstiger sein können. Sie hatte - für einen Silberlöwen kaum ungewöhnlich, aber nicht für einen Menschen - sechs normal entwickelte Kinder einen Monat vor der Geburt im Bauch. Glücklicherweise war Magistra vaan Casscaro anwesend (der ich an dieser Stelle ausdrücklich danken möchte!), die geistesgegenwärtig Kiara - die sich bereits zum Teil zurückverwandelt hatte - versteinerte. In der so gewonnenen Bedenkzeit entschieden wir uns, Kiara durch Fremdverwandlung bis zur Niederkunft zur Silberlöwin zu machen, was dann auch so durchgeführt wurde. Auch wenn mir diese Methode eigentlich nicht behagt, sah ich keinen anderen Ausweg, Kiaras und ihrer Kinder Leben und Gesundheit zu schützen. Leider gelang uns dieses für eines der Kinder nicht ganz.

Der letzte Monat, den Kiara so zubrachte, war für uns am schwierigsten, denn sie hielt sich für eine echte Silberlöwin und hatte bis auf einen letzten Rest jeden menschlichen Verstand verloren. Ich hatte nie gedacht, dass ich Menschenverstand mal so vermissen würde. Oftmals war es nur dann möglich, sich ihr zu nähern, wenn man sie mit einem Zauberlied friedlich gestimmt hatte. Silberlöwen können wohl nie wie andere Katzen in einer Gesellschaft leben. Ich möchte hier nicht in die Einzelheiten gehen, aber ich erhielt viele Gelegenheiten zu üben, den Geist friedfertig zu stimmen und Wunden zu heilen.

Die Niederkunft begann Nachts zur Praiosstunde. Der abnehmende Mond leuchtete durch das Fenster und vermengte sich mit dem Kerzenschein zu einem unwirklichen Licht- und Schattenspiel. Aber ich soll ja wissenschaftlich bleiben.
Wir waren zu dritt, nämlich meine Freundin, die das friedlichste aller Lieder spielte, damit es nicht zu einer gefährlichen Situation kam, Elevin Yezemin, die schon oftmals Kiara versorgt hatte und ihr vertraut war und die mir aufgrund ihrer ruhigen und zuverlässigen Art auch die richtige Person zu sein schien, und ich. Die örtliche Hebamme hat sich bedauerlicherweise geweigert. Kiara hatte leicht den Schmerz dämpfende und beruhigende Kräuter in ihr Essen gemengt bekommen und wurde durch einen Bannkreis am Verlassen ihres Lagers gehindert.
Ich denke, es ist unnötig, unsere Sorge und Neugier zu begründen. Die Geburten verliefen insgesamt unkompliziert und rasch hintereinander. Als erstes und wohl zum erstenmal auf Dere überhaupt erblickte ein kräftiger Junge das Licht der Welt, der aber am ganzen Körper den weißen Pelz von Silberlöwenjungen hat, dazu kleine spitze Zähne und Ohren und einen Schwanz. (Ich werde die Entwicklung der Kinder weiterverfolgen und dann eventuell einen zweiten Aufsatz verfassen, der sich schwerpunktmäßig und genauer damit beschäftigt.) Es folgte eine ähnlich aussehende Schwester. Das dritte und vierte Kind waren jedoch - zumindest dem Äußeren nach zu urteilen - normale männliche und ein weibliche Silberlöwenjunge. Das fünfte Kind scheint dagegen vollständig ein kleines Menschenmädchen zu sein! Als letztes kam ein weiteres Kind mit teils menschlichen, teils löwenhaften Zügen zum Vorschein. Es war schon - offenbar durch Luftnot - blau angelaufen und ist auch ansonsten kleiner als seine Geschwister.
Die Kinder sind nun mittlerweile drei Monate alt und entwickeln sich - auch das letzte - normal. Wir versuchen zur Zeit eine Katze zu melken, da dem männlichen Kind mit Löwenaussehen die menschliche Milch etwas schlecht bekommt.
Kiara wurde drei Tage nach der Niederkunft wieder ihre menschliche Gestalt zurückgegeben. Sie ist eigenen Angaben nach 25 Jahre alt. Die Mutter war von der Geburt und wohl auch der Zurückverwandlung geschwächt, gewann jedoch schnell ihre Kräfte zurück.

Ich hoffe, dass dieser Aufsatz dem Bedürfnis nach Berichterstattung genügt. Ich werde die Entwicklung der Kinder weiter beobachten und nach einiger Zeit erneut darüber berichten.


Publiziert von der Academia Limbologica
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(05.12.1999)
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