ACADEMIA LIMBOLOGICA publicat
Opus veritatis scientiæque
7. Rondra im 30. Götterlauf nach Hal
LIII. Ausgabe
Die Legende der |
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» Der Himmel über der Insel ist leicht bewölkt, und es ist angenehm warm für einen Tag in dieser Jahreszeit. Aber auf den Zyklopeninseln herrscht fast den ganzen Götterlauf eine trockene Hitze. Euer Weg führt euch durch blühendes Heidekraut, zwischen Kreidefelsen und violett blühenden Kornblumen weiter dem Gipfel des Berges entgegen. Als du dich umdrehst, siehst du weit unter dir am Strand das kleine Fischerdorf, aus dem ihr gekommen seit, und das Boot, mit dem du von Hylailos aus hierher gekommen bist. In der Ferne, hinter den Dunstschwaden am östlichen Horizont, glaubst du einen braunen Strich ausmachen zu können, der von grünen Schlieren durchzogen ist: Die Küste des Lieblichen Feldes, dieses wunderschönen Landes mit den doch so seltsamen Sitten und Gebräuchen, das du so schnell wie möglich auf deinem Weg durchqueren wolltest. Was war eigentlich passiert,
dass du dich hier, am Hang eines kleinen, erloschenen Vulkans, der sich einsam aus dem Meer der Sieben Winde ein wenig südlich von Hylailos erhebt wiedergefunden hast? Es war kurz nach deiner Rückkehr aus Greifenfurt, wo du die Stadt gegen diese verdammten Schwarzpelze verteidigt hast, als du eine Nachricht erhalten hast. Du solltest dich schnellstmöglich beim Balihoer Praiostempel melden, eine wichtige Nachricht würde dort auf dich warten. Ungeduldig durchwandertest du die dir wohl bekannten Hallen, als ein Geweihter den Raum betrat. Er gab sich als Gesandter des Boten des Lichts aus, und teilte dir mit, dass du persönlich auserkoren worden seiest, dich auf eine gefährliche Fahrt zu begeben, an deren Ende sich herausstellen würde, ob DU der richtige seiest. "Der Richtige wofür" schoss dir durch den Kopf, doch der Geweihte übergab dir nur noch eine Beschreibung des Weges zu einer kleinen Insel im Zyklopeanischen Meer, wo du nach einer Höhle am Südhang des Vulkans suchen solltest. Alles weitere wäre Sache des Götterfürsten... Die Leute in dem Fischerdorf nahmen deine Fragen nach dem Südhang mit Schrecken auf, dort würden böse Geister umgehen, der Berg sei verflucht und wer sich dort verlaufen habe, der sei noch nie wieder zurückgekommen. Doch einer der Jungen des Dorfes erklärte sich später am Abend bereit, dich ein Stück zu führen. Der blonde Junge ist stehengeblieben. Seine dünne Gestalt in den abgewetzten Kleidern hat zu zittern begonnen. "Dort oben, da ist sie", er deutet auf ein dunkles Loch in der Wand, vor dem der Weg sicher gut 200 Schritt über eine steile Geröllhalde führt. "Es ist recht", sagst du und drückst dem Jungen die versprochenen Kreuzer in die Hand. Alleine setzt du deinen Weg fort. Die Steine unter deinen Füßen knirschen, als du dich langsam über die scharfzackigen Felsen vorarbeitest. Dir läuft ein kalter Schauer über den Rücken, und trotz der Wärme beginnst du zu frieren. "Was erwartet mich innerhalb dieser Höhle?" Der Auftrag des Geweihten war nicht sehr deutlich gewesen, aber du hast heraushören können,
dass es schon einige vor dir versucht haben, wenn auch immer in Abständen von einigen Jahrzehnten. Zuerst sah sie so aus wie ein Greif, der stolze Löwenkörper und die mächtigen Schwingen, aber jetzt erkennst du, dass seine Federn nachtschwarz sind, und unter seinem Gefieder kannst du eine rote Höllenglut lodern sehen, die nicht von dieser Welt ist. Der Halken wirft seinen Kopf in die Höhe, und ein Schrei wie von einem gefolterten Adler kommt an deine Ohren. Gebannt starrst du zu der Gestalt hinauf, und siehst auch ein Auflodern in ihren Augen, die einen Moment den peingefüllten Wahnsinn, den sie sonst ans Tageslicht bringen vergessen zu scheinen, und siehst auch Erkennen in ihnen. Nicht noch einmal, Sterblicher! scheinen sie zu sagen. Du reißt dein Schwert aus der Scheide und deinen Schild hoch, als die Ausgeburt der Niederhöllen zum Sprung ansetzt. Entsetzlich ist der Aufprall des Körpers auf deinem, ein Gestank nach Verwesung und ewiger Verdammnis empfängt dich, als du den Prankenschlag des Dämons an deinem Schild abgleiten lässt. Lange dauert Eure Kampf, und schwere Treffer hast du dem Halken zugefügt, doch vergeblich: Dein Schild liegt zerbrochen einige Schritt neben dir, dein Schwert ist nur noch ein zerschmolzener Stahlklumpen. Es hat die Hitze nicht überstanden, als du es dem Dämon direkt in die Brust getrieben hast. Aber der Asqarath schraubt sich vor dir einige Schritt in die Höhe, seiner Beute sicher, um dich mit dem nächsten Angriff zu zerschmettern. Dein linker Arm ist zusammen mit deinem Schild gebrochen, und die Krallen des Dämons haben schreckliche Spuren an deinem Körper hinterlassen. Mit letzter Kraft kannst du dich noch auf den Beinen halten, als das Geschöpf der Finsternis zum Sturzflug ansetzt. Ein letztes "Praios hilf" kommt über dein Lippen, als du versuchst, dem Unausweichlichen noch ein wenig Aufschub zu gebieten. Doch, wie durch Zaubermacht, öffnet sich in dem Moment die Wolkendecke, und der gesamte Hang wird in gleißendes Licht getaucht. Der Halken schreit auf, als er die Gestalt erkennt, die da direkt aus der Sonne zu kommen scheint. |
Gülden ist sein Gefieder, und mächtig seine Schwingen: der Greif stürzt mit unglaublicher Geschwindigkeit auf den Irrhalken zu.
Ein Schrei, der vor gerechtem Zorn zu beben scheint, entfährt der Kehle des Greifen, und wie zwei Urgewalten treffen sie aufeinander. Der Schnabel des Dämons bohrt sich in die Seite des Greifen, aber dessen Krallen fressen sich in das heiße Fleisch der Ausgeburt der Niederhöllen. Kochendes Blut befleckt den Berghang unter ihnen, als der Greif den Dämon an der Kehle packt, und mit unglaublicher Kraft zerreißt! Du betrittst die Höhle, und kühle Dunkelheit umfängt dich. Im Zwielicht glaubst du einen Gang erkennen zu können, dem du langsam folgst. Deine Schritte hallen leise von den mit verschlungenen Runen verzierten Wänden des Ganges zurück, sonst ist kein Geräusch zu vernehmen, auch nicht von draußen. Der dunkle Gang mündet in einer Halle, die schwach beleuchtet vor dir liegt. Als du sie betrittst, erkennst du,
dass in ihrer Decke ein Loch ist, durch das direkt die Praiosscheibe ihr Licht in die Höhle sendet. Dieses Licht wird aber nun von Herzschlag zu Herzschlag greller und breitet sich in der ganzen Halle aus. Goldenes Licht durchflutet sie, wird von den Wänden zurückgeworfen, und es beginnt, heiß zu werden. Die Intensität des Lichts verstärkt sich noch, und die Hitze wird fast unerträglich. Du
musst die Augen schließen. Doch du spürst, wie das Licht deine Augenlieder durchdringt, und deine Augen blendet. Du spürst, wie das Licht auch durch deinen Mund und deine Nase eindringt, wie ein Ertrinkender das Wasser spürt, kurz bevor es ihm den letzten Atem raubt. Das Licht dringt weiter vor, brennt sich durch deinen Körper, ja selbst durch deinen Geist, bis tief in die Niederungen deiner Seele. Als das Licht das letzte
bisschen deines Selbst mit göttlichem Glanz zu zerstören droht, entrinnt dir ein Schmerzensschrei, so laut und aus tiefster Seele, wie du noch nie einen Schrei gehört hast oder jemals hören wirst. Als du wieder heraus ins Licht trittst, das Schwert in der Faust, hörst du zum dritten Mal die Stimme: "Erwähne meinen Namen vor einem der Auserwählten, und sie werden erkennen. Sie haben Botschaften erhalten, aber können sie noch nicht deuten. Wenn du meinen Namen nennst, werden sie verstehen! Möge der Himmelskönig sein Licht über dir ausgießen." FINIS - Legende oder nicht, so ähnlich wurde mir diese Geschichte von dem Barden "Federkiel" erzählt, und manch einer der Zuhörer wünschte sich, anstelle des Ritters mit göttlichem Segen hinaus zu ziehen und wahre Abenteuer zu erleben; mich jedoch dürstet es nach der Erkenntnis, die der Krieger im Kampfe wider den Dämonen erlangt haben
muss. Aus dem "Buch der Schlange" des Draconiters Darian Wahnfried von Kreuzenwacht |
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