ACADEMIA LIMBOLOGICA publicat
Opus veritatis scientiæque
2. Travia im 30. Götterlauf nach Hal
LXI. Ausgabe


Vorlesung des Magus Tiron Talaiama über die elfische Sicht der Magie
Hohe Akademie des Lebens zu Baburin

"Seid gegrüßt zu meiner jetzt schon zweiten Vorlesung an dieser Akademie. Für alle, die mich noch nicht kennen, mein Name ist Tiron Talaiama und ich bin an dieser Akademie zur Zeit zum Zweitstudium eingeschrieben. Meine erste Ausbildung zum Magier erhielt ich beim Kampfseminar Andergast, und ich hoffe, dass ich nach meiner zweiten Ausbildung auch einen festen Lehrstuhl an einer Akademie bekomme.

Nun aber zu der heutigen Vorlesung: Es geht um die elfischen Ansichten der Magie.
Dabei kann ich allerdings fast nur auf meine eigenen Gedanken und die Erfahrungsberichte von einigen Elfenfreunden von mir zurückgreifen; es ist also gut möglich, dass andere Mitglieder aus meinem Volk mir widersprechen mögen, aber das lässt sich wohl nicht vermeiden.

Die drei Völker der Elfen, namentlich den grinfeya, den biunfeya und den lairfeya ist eins gemeinsam: Sie alle betrachten die Magie nicht als Wissenschaft, sondern als intuitive Begabung, vergleichbar mit der Jagd oder auch der Musik. Es ist ja bekannt, dass alle Elfen die Kunst des Zauberns beherrschen, ohne dass sie jahrelang irgendwelche Bücher wälzen müssen. Im späteren Leben gibt es ein paar, aber nur sehr wenige der Elfen, die sich entschließen, die Magie weiter zu erlernen und auch von der menschlichen, Entschuldigung, der wissenschaftlichen Seite zu betrachten.
Um zu erklären, wie die Elfen ihre Magiekenntnisse erlernen und erweitern, muss ich aber noch eine andere Eigenart des Elfenvolkes erklären. Sie alle, ob sie aus der Eiswüste, den Auen oder den großen Wäldern kommen, haben eine Gemeinsamkeit: Sie versammeln sich häufig mit allen Sippenmitgliedern, um ihre Seelen zu vereinen und so eins zu werden.
Das kann man sich vereinfacht so vorstellen:
Die gesamte Sippe versammelt sich am schönsten (und ruhigsten) Platz (z.B. eine schöne Waldlichtung, an Flussufern, die von vielen Blumen umgeben sind, Eishöhlen, in denen sich das Licht in allen Farben des Regenbogens bricht oder ähnlich prachtvollen Orte) und beginnt sich an den Händen zu fassen, ihre Leiber zu berühren und einige von ihnen singen oder summen eine liebliche Melodie. Andere horchen in sich hinein und bereiten sich so auf den Bund mit ihren "Geschwistern" vor. Es dauert oft Stunden, bis ein jeder dazu breit ist, seinen Geist mit dem der anderen Sippenmitglieder zu verbinden. Doch Zeit ist etwas, dass man dabei total vergisst, und eigentlich spielt sie dabei auch keine Rolle. Doch irgendwann ist der Moment gekommen, wo ein jeder Elf seinen Geist vom Körper löst und die Nähe der Seelen von seinen Brüdern und Schwestern sucht und findet. Sie spielen so sozusagen mit den anderen Seelen, berühren sich, bis sie schließlich verschmelzen. In diesem Moment kann ein jeder die Gefühle, ob Freud oder Leid, aber auch die Gedanken der anderen erkennen und teilen, als wenn es die eigenen Gefühle sind! Dann ist es erreicht, das salasandra. Ein jeder Elf oder auch ein anderer Magiekundiger gibt in diesem Moment sein Wesen für eine gewisse Spanne auf, um Teil eines viel höheren Wesens zu sein. Es ist nicht möglich, diesen Zustand genauer zu beschreiben, aber wenn einer von Euch jemals einen Elfen als echten Freund gewinnt, mag es sein, dass auch er einmal das salasandra miterleben kann!

Um jetzt wieder zu Tatsachen zu kommen: Das salasandra ist vergleichbar mit dem Zauber UNITATIO GEISTESBUND, aber niemals kann man mit diesem Zauber eine Verbindung von solch einer Intensität erschaffen.
Es ist auch möglich, im salasandra zu zaubern, und so mögen auch viele Kunstwerke aus meinem Volk entstanden sein; es ist aber nicht möglich, im salasandra Kampf- oder andere Zauber gegen Feinde zu sprechen, denn das salasandra erreicht man nur, wenn man total ungestört und ohne Hast ist. Auch geht es unserem Volk nicht darum, möglichst viele mächtige Zauber zu sprechen, sondern die Nähe des Gefährten zu spüren und seine Gefühle zu teilen.
Zwar können nur Magiekundige am salasandra teilnehmen, aber sie geben in diesem Moment nicht von ihrer Kraft auf, so lange kein Zauber gewoben wird.

So erlernen auch die kleinsten der Elfen schon die Magie. In dieser Verbindung "spürt" er sozusagen das Wesen eines Zaubers. Er spürt die Art des Wirkens, und er kann sich ein Beispiel an den Gedanken seines "Lehrers" nehmen, um zu wissen, wie dieser Zauber gewirkt wird. So kommt es auch, dass die Elfen für das Erlernen ihrer Sprüche keine Bücher benötigen. Das Wissen wird von Generation zu Generation so weitergegeben, und kein Elf, der nicht an einer Akademie war oder einen Lehrmeister hatte, könnte aus einer einfachen Thesis ohne weiteres einen Spruch herleiten, andererseits, sie wissen auch alles, was sie zum (Über-) Leben in der Natur brauchen, und nur selten zieht es einen von uns in die staubigen Hörsäle oder Bibliotheken der Menschen, nur um ihnen nachzueifern, denn eines ist uns dann bewusst: Jede Lücke ist für die Sippe ein schmerzlicher Verlust, der nur schwer überwunden wird. Und auch jeder noch so törichte Elf wird sich im Laufe seines Lebens darüber im klaren sein, was er sich und vor allem seiner Sippe mit seinem Verschwinden angetan hat."

Magus Talaiama wird zusehends trauriger. Er scheint für wenige Minuten gedankenverloren am Rednerpult zu stehen, und eine Träne läuft ihm schimmernd über das Gesicht.
Dann räuspert er sich kurz, und sein Gesicht wird mehr schlecht gespielt wieder fröhlich:

"Nun, das war es erst einmal, was ich dazu sagen wollte, wenn es keine Fragen gibt, würde ich mich gern in mein Gemach zurückziehen, danke!"

Ohne noch weiter auf eine Antwort zu warten, begibt er sich aus dem Hörsaal in Richtung seines Zimmers.

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Erwachet, Collegae et Collegi, Erwachet!

Sehr geehrte Leserschaft des Opus veritatis scientiæque,
sehr geehrte Collegae et Collegi!

Ob allerdings aufgrund des Verhaltens auf mein letztes Traktat diese Anrede angemessen ist, scheinen allein die Götter zu wissen! Denn mit einer derartigen Ignoranz seitens der Gildenvertreter, seien es die einzelnen Collegae et Collegi oder gar die Vorsteher, hätte ich nicht zu rechnen gewagt. Kein Aufschrei, wie er ansonsten durch diese Postille hallt, wenn jemand reaktionäre und abweichende Theorien und Thesen aufstellt. Kein Gezeter, dasz ein solches Verhalten wider den Göttern - und damit der Natur - sei. Nichts! 
Sogar die Anhänger Sumus und Satuarias lieszen sich zu keiner Reaktion - positiv wie negativ - hinreiszen. Weder in diesem Fachblatt, noch im direkten Austausch mit dem Verfasser. Aber gerade von Letzteren hätte man dies ob ihrer diversen Dispute mit einigen hochrangigen Gildenvertretern in der Vergangenheit erhoffen - um nicht zu sagen: erwarten - können. Was das für die Einstellung der einzelnen von HESinde beschenkten Personen zu den Ereignissen der letzten Zeit bedeutet, braucht vom Verfasser an dieser Stelle wohl nicht weiter ausgeführt zu werden. Das Verhalten an sich spricht schon eine mehr als deutlich Sprache!
Doch in einem sollten sich die Vertreter der einzelnen Gruppierungen, die diesen Hort HESindianischen Wissens und Lobpreisungen regelmäszig beziehen, sicher sein: Durch eine Zwergentaktik - sprich: Eingraben, abwarten und hoffen, dasz sich alles im Laufe der Zeit von alleine regelt - ist noch nie ein Krieg gewonnen worden. Dies muszten die Vertreter Angroschims auf Dere auch mehr als schmerzlich durch die Rückkehr des Bethaniers erfahren. Als Beispiel sei in diesem Zusammenhang nur das Schicksal der Brilliantzwerge zu nennen, die erst unter groszen Opfern durch den Geoden Xenos, Sohn des Xoniosch, und einer Handvoll mutiger Recken vor dem Untergang gerettet werden konnten.
Und nichts anderes als Krieg bedeutet es, solange sich diese schwärende Wunde auf dem Kontinent befindet! Anders kann man wohl auch die Bemühungen der Regenten, des Adels und des gemeinen Volkes nicht deuten, wenn sie - teils erfolgreich, teils verzweifelt - versuchen, die Weiler, Dörfer und Städte, die direkt an die schwarzen Lande grenzen, soweit es in ihren Möglichkeiten steht, gegen Übergriffe aus diesen zu schützen.
Darüber hinaus gebe ich noch ein weiteres zu bedenken: Solange die Gilden nicht eindeutig zu der bestehenden Situation Position bezogen haben, wird unser Ansehen beim Volk auf kurz oder lang leiden, wenn nicht sogar - und davon bin ich überzeugt! - vollkommen verspielt werden! Was nützt es, wenn innerhalb der einzelnen Zirkel, Verbindungen und Gilden eine einheitliche Meinung zum status quo Tobriens besteht (nämlich, dasz dieser Zustand nicht tragbar ist), diese Meinung aber nicht - oder zumindest nur von einigen wenigen - nach auszen getragen wird.

Auch hierbei musz der Verfasser wieder auf die Vorkommnisse verweisen, wie sie bereits in der XXXVI. Ausgabe des Opus veritatis scientiæque vom 6. PERaine im 29. Götterlauf nach Hal geschildert wurden. Sofern sich also die Leserschaft die Zustände, wie sie zu Zeiten der Priesterkaiser herrschten, zurück wünschen, ist deren Blick EFFerdwärts gen Güldenland - als Ort der Ruhe und des Schutzes vor Repressalien - mehr als verständlich. Man stelle sich in diesem Zusammenhang einmal vor: Ein Exodus sämtlicher Gilden und sonstiger Vereinigungen per Schiff in Richtung eines Kontinents, der von den Thorwalern schon vor dem ersten Magierkrieg entdeckt worden sein soll, aber von dessen Existenz kein von HESinde Beschenkter wirklich ernsthaft ausgegangen war. 
Nur jetzt, da es ein Problem, dasz die Kräfte der einzelnen Gilden scheinbar überfordert, zu lösen gilt, wendet man sich neuen Ufern - oder sollte ich gar sagen: einem letzten Reisighalm - zu, um das Bestehende bis auf weiteres als nicht so gefährlich darzustellen oder es gar nicht als Gefahr zu bezeichnen. "Was interessiert mich das Geschwätz von gestern?" könnte man dazu schon fast sagen. Denn vergessen scheinen die Ergebnisse des Konvents zu Punin, vergessen gar die Treueschwüre jedes einzelnen, die auf dem Schlachtfeld bei der Trollpforte im Angesicht des Feindes getätigt wurden. 
Im übrigen gibt es keine Probleme! Denn wie sagt doch immer der Akademieleiter der Kaiserlich Garethischen Lehranstalt der Magie wider Geister und trans-sphärische Wesenheiten zu Perricum: "Es gibt keine Probleme! Es gibt nur vakante Denkoptionen!" Und hieran sollten sich auch die halten, die der Meinung sind, dasz es besser sei, die Augen vor dem Offensichtlichen zu verschlieszen und lieber Dingen nachhängen, von denen sie bis zur Rückkehr des Bethaniers dachten, dasz es Erzählungen ähnlich denen aus Tausend und einem Rausch seien!
Daher bleibt nur zu hoffen, dasz spätestens dieses Traktat dazu führt, dasz der Blick auf das Wesentliche gelenkt wird. Wohin der Blick hiernach schweifen wird, das wissen nur die Götter! Und so sollte es auch bleiben. Immerhin haben uns die Götter durch die Existenz dieser Wunde auf Deres Antlitz eine Aufgabe gestellt, die es erst zu Lösen gilt, bevor neue Ufer im Namen der Zwölf erkundet werden wollen!

Borgana ibn Walut Almawed,
Magus des Konventes der verfinsterten Sonnenscheibe, Spärenkundliches Institut und Halle der Geister zu Brabak et 
Magus der Kaiserlich Garethischen Lehranstalt der Magie wider Geister und trans-sphärische Wesenheiten zu Perricum

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Sehet, namenloses Grauen und Verblendung!

Ohne die Warnungen und Erkenntnisse des werten Herrn Collegus Borgana ibn Walut Almawed anfechten oder auch nur einschränken zu wollen, denn ich schließe mich seinem Artikel voll und ganz an, soll an dieser Stelle doch auf eine andere finstere Gefahr hingewiesen werden, die zwar jeder, selbst der verblendetste Torfstecher aus dem hintersten Sumpf kennt und fürchtet, über die aber dennoch wenig Greifbares berichtet wird.
Wohl wahr, die Gefahr besteht schon seit dem Götterkrieg und der Zweite Sturz des Rattenkindes wurde von den Göttern selbst verkündet (vgl. "Annalen des Götteralters..."). Und dennoch währt seine Macht, nicht nur während der Namenlosen Tage, denn seine Verehrung ist zwar nicht offenkundig und nichts im Vergleich zum Äon, in dem er alleine herrschte, aber leider dennoch ungebrochen. Und mag das Wissen darob auch den schwachen Mann verführen und seinen Geist dem Bösen zuspielen, so kann solch Einsicht in den Kult des Gottes ohne Namen und das wahre Wissen um sein Täuschwerk - seine berüchtigten Offenbarungen - dem der stark im Geiste ist auch eine wirksame Waffe in die Hand geben.
Seid auf der Hut vor der Verführung doch zögert nicht im Sinne unser aller Herrin HESinde das Wissen zu sammeln und zu verbreiten, lasst uns all eure Berichte und Erfahrungen zukommen. Und mit den Anhängern des Namenloses haltet es so, wie uns Dilhaban al-Turgu, Lehrer der Fürsten, in seiner "Belehrung des Prinzen" lehrt:

"Vergeude keine Zeit damit, den anderen bekehren zu wollen. Hat er recht, so kannst du von ihm lernen, hat er unrecht, kannst du seine Schwächen besser erkennen und nutzen."

Meisterin Sheddja, von der Academia Limbologica.

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Publiziert von der Academia Limbologica
Der Opus im Schwarzen Limbus
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Markus Penz
(2.4.2000)
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Spielerverein der Freunde des Gepflegten Rollenspiels
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