ACADEMIA LIMBOLOGICA publicat
Opus veritatis scientiæque
21. Boron im 30. Götterlauf nach Hal
LXVIII. Ausgabe
Ay al'magia tulamidya Ein Tractatus von |
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Vorbemerkung Geschätzte Collegae, Möge die Junge Göttin den wachsenden Baum eures Geistes zahlreiche Frucht tragen lassen! Einleitung Magie und Kultur lassen sich im Land der ersten Sonne nicht voneinander trennen, denn als wohl die älteste menschliche Zivilisation unseres Kontinents praktizieren die Söhne und Töchter Tulams die Kunst des Zauberns - die domesticatio astraler Kraft - schon länger, als es schriftliche Zeugnisse gibt, die davon künden. Es liegt daher auf der Hand, dass die magia tulamidya sich in vielen Aspekten erheblich von der güldenländisch-bosparanischen Zauberei unterscheidet. |
Zaubern ist nicht gleich Zaubern, weder im Vergleich verschiedener kultureller Traditionen, noch
innerhalb dieser spezifischen Umgangsweisen mit Magie - und also innerhalb der tulamidischen
Tradition genauso wenig, wie innerhalb anderer menschlicher (und ich wage zu sagen:
elfischer, zwergischer, echsischer,...) Traditionen. Dabei gilt es noch ein grundsätzliches Phänomen der menschlichen Zauberkunst zu beachten: Menschen vermögen es nun einmal nicht, wie die Elfen der Wälder, wie Elementare und Dämonen, welche sich in größerer 'Einheit' mit dem astralen Geflecht des Sphärenbaus befinden, einfach 'die Kraft fließen' zu lassen, in ihr und mit ihr zu leben. Um Madas Frevel als Geschenk annehmen zu können - id est: um zaubern zu können -, brauchen sie eine Form, eine Matrix, eine sprachliche, schriftliche oder materielle Komponente - oder zumindest erhebliche Konzentration. Das Fließenlassen der Magie muss mit und in diesen Formen erlernt werden, es müssen in langen Jahren der Ausbildung 'Kanäle' geschaffen werden, die den astralen Fluss aufnehmen und lenken können. Die tulamidischen magarim, wie sie sich selbst voller Stolz nennen, haben in einem Jahrtausende währenden Verfeinerungsprozess zwei dieser 'Kanäle', dieser Ausdrucksformen, perfektioniert: Der sprachliche Ausdruck (al'magir) ist mit einigen wichtigen Unterschieden ähnlich dem, wie er auch in der bosparanischen Magie kultiviert wird, während der schriftliche Ausdruck (al'mantrar) bei den Tulamiden anscheinend urtümlich-echsische Wurzeln zu haben scheint (was allerdings selbst die ehrwürdigen Theoretiker in Rashdul mir gegenüber vehement bestritten…), aber natürlich auch von der bosparanisch-puniner Matrizentheorie beeinflusst wurde. Diese beiden beiden Formen sollen im Folgenden genauer betrachtet werden. Doch wie sich das eigentliche Zaubern von Region zu Region und von Kultur zu Kultur unterscheidet, so variieren auch die Traditionen der Überlieferung, der Lehre und der Diskussion innerhalb der zaubernden Gemeinschaft. Der anschließende Blick soll also den ma'hadim al'magar, den Zauberschulen und Magierakademien in ihrer sie verbindenden Tradition und ihren sie trennenden Besonderheiten gelten. |
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Al'magir - yinäh al'yinnahi |
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Erinnert sei zunächst an die knappe Einführung unseres unbekannten Collegen: Trotz großer
regionaler Unterschiede zwischen den Dialekten des Tulamidya hat sich bei den Zauberformeln doch meist eine einheitliche Aussprache durchgesetzt, welche sich aus dem
mhanahzabân, der 'ehrwürdigen Sprache' des Urtulamidya, ableitet und daher auch für Tulamiden von einem Hauch des
Mystischen und Rätselhaften umweht wird. Das tulamidische Wort für 'Zauberspruch' lautet yinnah und leitet sich von yinäh, 'Gesang', ab. Dies zeigt schon das für Zauberer der bosparanischen Tradition eindrücklichste Charaktermerkmal tulamidischer Zauberkunst auf, denn die magarim praktizieren beim Wirken ihrer Sprüche eine Art Sprechgesang, bei dem die Melodik, die Ausdrucksstärke und die ganze 'Ehrwürdigkeit' des mhanahzabân zur Geltung kommen. Die Kunst der singenden 'Rezitation', des 'Zaubersingens' (was vielleicht bessere Übersetzungen für yinnah sind) zu beherrschen ist für jeden tulamidischen Magier Teil seiner Traditionszugehörigkeit und sie lässt sich über verschiedene 'Stufen' oder 'Ränge' zu einer beeindruckenden Perfektion bringen.
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Diese Erzählungen und auch das meiste Wissen alter Zaubermächte, die nach dem Niedergang des Diamantenen Sultanats vor der Vergessenheit
bewahrt werden konnten, deuten auf die große Macht dieser langen und komplizierten Zaubersänge hin, welche offenbar keine Verbindungen zu den
partim bekannten Zauberliedern der nordischen Elfen aufweisen - viel eher zu gewissen primitiv-schamanischen Praktiken. Heute findet dieses alte Wissen nur noch seltene Anwendung in großen Ritualen und Beschwörungen, und so verwundert es nicht,
dass vor allem die Pentagramm-Akademie zu Rashdul das größte Wissen über diese Kunst hütet und auch die besten 'Zaubersänger' ausbildet. Die heute zumeist übliche Form der yinnahi ist ein wesentlich kürzerer melodischer Spruch oder kurzer Gesang, der schon viel eher vergleichbar mit einer bosparanischen Formel ist, jedoch immer noch den typischen Charakter des Urtulamidya aufweist. Dabei wird allerdings an den weniger traditionell-tulamidischen Akademien zu Fasar (und in letzter Zeit auch in Khunchom, später noch Details zu den Schulen), die stärker von nordaventurischer Zauberkunst beeinflusst werden, durchaus auch die bosparanische Zauberweise, i.e. die kurze und prägnante Reimformel, gelehrt. |
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Al'mantrar - magiyeneweshta |
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Wiederum im Kontrast zu den kurzen yinnahi stehen die kalligraphisch sehr komplizierten
Niederschriften von Zauberformeln und -liedern, die im Tulamidya mantrarim (Sg.:
mantra) genannt werden. Das Verfertigen dieser Niederschriften ist eine Kunst, der jeder tulamidische Magier viel Zeit und Hingabe widmet, die jedoch nur wenige Meister in Perfektion beherrschen - zufürderst wage ich da
Âmûzgâr Khadil Okharim zu nennen, der für seine ausgesprochen virtuose und originelle
Linienführung bekannt ist. Die Tradition des
mantrar ist uralt und eng verbunden mit der prächtigen
tulamidischen Ornamentalistik, so dass sich für den Kundigen überall in der tulamidischen Welt eine Vielzahl von
bedeutungstragenden Symbolismen offenbart, welche nur zu häufig auch (pseudo-)magische
Wirkungen assoziieren. Die ornamentalistische Tradition im Allgemeinen und die magische Kalligraphie der magarim im Speziellen ist trotz oberflächlicher Gemeinsamkeiten sehr verschieden von den komplexen Matrixsystemen der bosparanischen Magier, obwohl es in den vergangenen tausend Jahren sicherlich auch rege gegenseitige Beeinflussung gegeben hat. Doch deuten einige Besonderheiten in den magischen Eigenschaften der mantrarim tatsächlich darauf hin, dass sie ursprünglich von altechsischer Glyphenmagie abgeleitet wurden! Diese Glyphenmagie (die wohl auch vor den Magierkriegen in der bosparanischen Tradition gewisse Anwendung fand, seitdem jedoch vergessen ist), soll hier in einem kleinen Exkurs näher erläutert werden:
In einigen Teilen Selems (und vor allem in den gefährlichen Sümpfen östlich der Stadt) finden sich heute noch Ruinen aus der Zeit vor dem Ereignis, welches vor zweitausend Jahren die frevelhafte Pracht der Stadt für immer zerstörte. An einigen Mauern und Torbögen dieser alten Paläste lassen sich noch die Spuren alter Schutz- und Bannmagie finden, die offenbar durch mächtige halbmaterielle Komponenten - magische Glyphen - örtlich fixiert und über äußerst lange Zeiträume wirksam gemacht wurde. |
Diese Glyphen sind in einer speziellen Form des Zelemja repräsentiert, die noch große
Ähnlichkeit zu jener Urform der Schriftsprache hat, welche dereinst bosparanische Forscher von einer
Steleninschrift aus den Überresten von Yash'Hualay rekonstruiert haben: einer uralten Echsenstadt, die von den Tulamiden zu Zeiten ihrer kulturellen
Ausbreitung zerstört wurde und auf deren Fundamenten die spätere Hauptstadt des Diamantenen Sultanats
errichtet wurde:
Khunchom... Die moderne Forschung auf dem Gebiet der Magica Saurologica (besonders gestützt auch durch die neuen drakospezifischen Erkenntnisse aus dem Konzil der Elemente im Raschtulswall) ist weit genug entwickelt, um feststellen zu können, dass solche Glyphenmagie wohl alltägliches Werkzeug der alten Echsenzauberer gewesen ist und dass das Machtpotential solcherart gebundener und fixierter Magie gewiss wesentlich größer war, als heute vorstellbar. Es scheint ebenfalls gesichert zu sein, dass die tulamidische Kunst des mantrar Erbe eben dieser echsischen Magieform ist und tatsächlich soll es auch heute noch eine handvoll mächtiger magarim geben, die einen Teil der alten Macht dieser 'glyphischen' Form zu rekonstruieren im Stande waren: der vom Lehramt ausgeschlossene (und seit etwa 16 Hal als verschwunden gemeldete) bekennende Borbaradianer Liscom von Fasar galt schon in jungen Jahren als Experte für die Yash'Hualay-Urform des Zelemja sowie für 'angewandte' Echsenmagie, und sollte sein Nachlass je gefunden werden, so würde man sicherlich einige beeindruckende Anwendungen der mantrarim in alt-echsischer Glyphenvariation untersuchen können...
Ein aktuelleres und allgemeiner verständliches Beispiel für das mantrar ist die überaus variantenreiche Zaubertechnik des APPLICATUS, der ja nicht zufällig in der Perle des Mhanadi rekonstruiert wurde! Verwiesen sei hier vor allem auf den Hesinde-Spiegel, in welchem sich ausgezeichnete Artikel zu eben jenem Thema finden (im Archiv des Curriculum Salamandris einzusehen)! Wir stehen gerade erst davor, die wahren Tiefen dieser Tradition aus den Trümmern der Magierkriege und des Diamantenen Sultanates zu rekonstruieren und ich bin gespannt auf die Ergebnisse der nächsten Jahre…! |
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Kalimânim al'magar |
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Obwohl die kleine Sprachenkunde meines Collegen ja schon einen guten Überblick über das Vokabular der
magarim gegeben hat, möchte ich an dieser Stelle eine erinnernde und ergänzende Liste von Begriffen zusammenstellen, die in der
magia tulamidya gebräuchlich sind.
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Mehr über die Sprache der Tulamiden findet man im Schwarzen Limbus. Es gibt
ein umfassendes Werk über die tulamidische Sprache mit Grammatik, typischen
Redewendungen, Zahlen und einem Wörterbuch Tulamidya-Garethi. [Motoricus!
RTF, 24 KB] In absehbarer Zeit wird es noch eine Überarbeitung und Erweiterung geben. |
In der nächsten Ausgabe des Opus folgt der zweite Teil des Traktates von Reiju Windfeder, welcher die Magierakademien und Zauberschulen im Land der ersten Sonne beleuchten. |
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