ACADEMIA LIMBOLOGICA publicat
Opus veritatis scientiæque
12. Hesinde im 30. Götterlauf nach Hal
LXX. Ausgabe
Tralloper Hellebarde und Opus veritatis
scientiæque kooperieren |
|
Nachdem ich einen Freund in Neetha besucht hatte, verschlug es mich im Auftrag des Ordens in die nahegelegenen Goldfelsen. Lange Zeit fand ich erst nicht, was ich suchte. Es schien, dass die Existenz meines Zieles nur wenigen bekannt war, umso mehr erstaunte es mich, wie Meister Merdarion davon erfahren hatte. An einem sonnigen Tag im Mond der Rondra schließlich erblickte ich den Ort meines Strebens: eine tulamidische Burg aus Basaltstein mit zwei großen Kuppeln und vier Minaretts an den Ecken. Nachdem ich an das Tor geklopft hatte, wurde mir nach einiger Zeit von einer jungen Frau in einer Elevenrobe geöffnet. Sie fragte mich nach meinem Begehr. "Ich wünsche den Herrn der Academia Limbologica zu sprechen", antwortete ich. Es verwunderte mich, dass ich dann auch hereingebeten wurde. |
Es dauerte nur wenige Augenblicke, bis ich zur Spektabilität der Akademie, Großmeister Erilarion
Androstaal, vorgelassen wurde. Er schien schon auf wundervolle Weise von meiner Ankunft gewusst zu haben. Der in eine prachtvolle blaue, mit Silber durchwirkte Robe gekleidete Magus wies mir einen reich verzierten Ledersessel, in dem ich mich dann niederließ. Das ganze Gespräch hier wiederzugeben, verzeiht mir ihr werten Leser, würde den Rahmen unserer beschaulichen Gazette sprengen. Doch erwies es sich, dass uns beiden die Verbreitung hesindegefälligen Wissens sehr am Herzen liegt und so vereinbarten wir, dass die Academia Limbologica in Zukunft eine Compilierung extra ordinaria ihres Opus veritatis scientiæque anfertigt, welche dann mitsamt unserer Gazette, der Tralloper Hellebarde, an unsere treuen Leser versandt werden soll. Livia Wertimol |
Academica Magica Mutanda Forumque Metamorphoses Cuslicienses: |
|
Dem Opus wird in dieser und vielen der folgenden Ausgaben die Ehre
zuteil, Vorlesungen und Essays der Halle
der Metamorphosen zu Kuslik abdrucken zu können. Der erste Teil wird
sich, auch passend zum nachfolgenden Artikel "Recht oder Unrecht?
Aureolus Anlass!" von Großmeister Erilarion Androstaal, den
Kriterien der Aufnahme von Novizen in die Halle der Metamorphosen
widmen, die in gleicher oder ähnlicher Form wohl für die meisten
aventurischen Akademien gelten...
Die Akademieleitung hat nach ausführlicher Beratung mit dem collegium arcanum und der Halle der Weisheit, insbesondere in langer Diskussion mit ihrer Hochwürden Haldana von Ilmenstein, beschlossen, die Modalitäten für die Aufnahme in die Akademie wie folgt festzusetzen. Primo: Secundo: |
Tertio: Das collegium arcanum ist nun angewiesen, sofern die Ausbildung des candidatus erfolgsversprechend zu sein scheint, mit der Erziehung Beauftragten die finanzielle Situation zu erörtern. Ziel ist es zu klären, ob es den Angehörigen möglich ist, die geforderten Studiengebühren zu erbringen. Sollte dies nicht möglich sein, müssen entweder die Angehörigen einen Gönner, der die finanzielle Absicherung übernimmt finden, hierbei können sie auch die Hilfe des collegium arcanums in Anspruch nehmen, oder das collegium arcanum entscheidet derart, dass die Fähigkeiten des Probanden so außergewöhnlich sind, dass eine Förderung durch die Akademie selbst, gerechtfertigt ist. Diese Entscheidung muss jedoch durch die Akademieleitung bestätigt werden. Grundsätzliches Ziel muss es jedoch sein, die Aufnahme des geeigneten candidatus zu realisieren, ohne das die Akademie für dessen Ausbildung in die finanzielle Verantwortung gerät. Deshalb ist es höchste Pflicht vor der Herrin Hesinde, einem wohlgeratenen Probanden bei der Vermittlung eines Gönners zu helfen, auf das Hesindes kostbare Gabe nicht ungeschult verkümmere oder in die Hände dunkler Mächte gerate. Das collegium arcanum ist hiermit angewiesen alle für das Studium geeigneten Probanden der Akademieleitung vorzustellen - ganz gleich wie die monetäre Situation des einzelnen sich darstellen mag! Quarto: gez. Die Akademieleitung der Halle der Metamorphosen zu
Kuslik |
Recht oder Unrecht? Aureolus Anlass! |
|
Lange schon ist es her, dass die hochgeschätzte Leserschaft einen Artikel
aus des Großmeisters Hand in dieser Postille abgedruckt sah. Lange Zeit
hatte ich weder die Muße noch die innere Ruhe und das innere Gleichgewicht
meiner Lieblingsbeschäftigung nachzukommen - dem Schreiben. Ich weilte nämlich - und dies möchte ich dem Leser nicht als causa einer Entschuldigung anbieten oder gar darlegen - einige Zeit in Punin, der Prächtigen Stadt am Yaquir. Oh Punin, du Zwiespältige, du Stadt der Kaufleute, der Pferdehändler und Sattler, du heißblütige Perle am Yaquir... Doch weilte ich in Punin nicht zu meinem Plaisir, wie sich der Leser nun vorstellen mag! Nein, der Gildenrat der Großen Grauen Gilde des Geistes sandte seinen Ruf weit bis in die Goldfelsen hinauf zu unserer Akademie, um mich nach Punin zu bitten. Was mich nun dort erwartete, das will ich dem geneigten Leser gerne getreulich berichten, da es ja ohnedies in unmittelbarem Zusammenhang mit den Artikeln aus den letzten Ausgaben des Opus steht. Anfang EFFerd kam ich in Punin an und wurde sogleich von einem adeptus maior am Westtor erwartet - dachte der wohl ich würde mich hier in ihrer großen Stadt nicht alleine zurechtfinden und war überdies ein ganz ungezogener junger Bursch, wie man sie bei uns auf der Akademie nur selten und dann meist nicht lange antrifft. Zuerst war ich freilich noch vorbei am Barnisshof und an der Maquammeile gekommen, dann führte mich mein Weg zum Pentagrammaton, jenem dreistöckigen Gebäude aus rotem Marmor, in dem die Academia der Hohen Magie zu Punin beheimatet ist. Da man auf diesem Wege auch gleich am HESindetempel vorbeikommt, gedachte ich sogleich die allweise Göttin für die kommenden Angelegenheiten um Weisheit zu bitten und sie zu preisen - was mich beinahe schon eine disputatio mit jenem unwilligen adeptus kostete, der meinte mich auf direktem Wege zur Akademie führen zu müssen. Wenn ich damals schon geahnt hätte, dass mich mein Besuch im HESindetempel so nahe an jenes schicksalhafte Gebäude, die Schule der Juristerei, heranführen sollte, in dem ich noch wochenlang schlaflose Nächte zu verbringen hatte, ich hätte wohl einen anderen Weg gewählt. In der Akademie wurde ich bereits von einigen Collegi et Collegae meines Standes sowie dem Erzwissensbewahrer Durian von der Heydt erwartet. Man wartete nicht einen Moment länger als nötig - hier fiel mir wieder einmal die Hast und Eile auf, in die einen eine solche Großstadt wie Punin versetzt - und begann sogleich mit einem conventum occultum non publicum. Was also während dieser conversatio besprochen wurde, durfte bis zum Abschluss des Verfahrens nicht an die Öffentlichkeit gelangen. Man hatte mich hinzuberufen, da man sich innerhalb des Gremiums nicht einig werden konnte und nun wohl von mir als Außenstehendem eine objektivere Sichtweise und damit auch Entscheidung erhoffte. Die zu beurteilende Causa war die des Magisters Aureolus Taubentanz, eines Lehrmeisters der Academia zu Punin. Wie ich beim ersten Gespräch mit besagtem Magister herausfand, musste er wohl elfisches Blut in den Adern haben, denn man sah ihm die leicht zugespitzten Ohren noch an. Dieses Faktum und das seines Titels als Magister machten es mir nicht gerade leichter, denn ich musste mich einige Tage in das Studium der Rechtswissenschaften an der weiter oben bereits erwähnten 'Schule der Juristerei' vertiefen. Doch will ich den werten Leser nun nicht mehr länger im Unwissenden belassen und ihm hiermit endlich die Auszüge aus den protokollares meiner convocatio mit ebenjenem Magister Aureolus zur Lektüre vorlegen: "...war ich damals - denn schließlich habe ich nun auch schon das
37. Lebensjahr erreicht - war ich also damals fest entschlossen mein Konzept
und damit gleichzeitig meinen Lebenstraum in die Tat umzusetzen. Wie in der
Magie ist es ganz im allgemeinen bei Kindern so, dass man sie zu dem zu
erziehen fähig ist, was man sich als Ziel gesteckt. Ein an unserer Academia
herangewachsener Zögling wird zu einem hervorragendem Theoretiker, er wird
den grauen Weg des Geistes niemals verlassen und er wird auch nie mehr in
seinem Leben die Fähigkeit zur Ausübung der Magie verlieren. Doch was wird
nicht alles vernachlässigt bei der Erziehung an unserer Schule! Welch
genialer Geist könnte nur heranwachsen, wenn ihm bloß die richtige
Erziehung zuteil würde!..." |
Nun begann der erfreuliche Teil meiner Arbeit: Ich ließ meinem Sohn die
beste aller Ausbildungen zukommen, welche man sich bloß vorstellen kann -
und das fing im Säuglingsalter an, wo das Vorlesen aus Folianten ebenso zu
einer täglichen Angewohnheit wurde wie das Vorspielen bestimmter Tonfolgen
auf einem eigens aus dem Lieblichen Feld angeschafften Instrumentarium,
dessen Handhabung ich in den Monden vor der Geburt bei Meister Niro von
Ysilienhain gar selbst, dem Schöpfer solch wunderbarer Werke wie 'Oden
an die Liebe', 'Gesänge einer reuigen Jungfrau' oder 'Musikalische
Geständnisse eines Philosophen', erlernt hatte. In den späteren Jahren
dann achtete ich immer mehr auf das eigenständige Arbeiten meines Sprösslings;
er konnte schon bald seine ersten Schritte tun, war bald darauf bereits des
Lesens mächtig und rechnete bereits im Alter von sechs Jahren! Vielleicht mag sich nun manch besorgte Mutter fragen, wie ich das Kind denn gestillt habe, doch auch daraus ergab sich kein Problem. Meine allerliebste Schwester (und Frau meines mir auf ewig dankbaren Schwagers) hatte wenige Zeit vor der Geburt meines Sprösslings einen Sohn zur Welt gebracht, der allerdings nicht magiebegabt zu sein schien, was die Eltern sehr traurig stimmte, hatten sie sich doch einen solchen kleinen Magus gewünscht. Nach langen Nächten konnte ich die beiden dann endlich davon überzeugen, ihren Sohn wegzugeben und es doch noch einmal zu versuchen - vielleicht war ihnen TSA ja ein anderes Mal besser gesonnen. Doch durfte es nicht sein, dass die wertvolle Muttermilch meiner Schwester, diese Gabe der Natur, dieses Geschenk der Götter, ungenützt blieb..." "...Der großartige Erfolg meiner nahezu schon revolutionären Erziehungsmethodik ließ nicht lange auf sich warten: Mit 8 Jahren nahm ich meinen Sohn zu den ersten magietheoretischen Vorlesungen mit auf die Akademie, mit 11 Jahren hatte er bereits alle Bände der 'Enzyklopaedia Magica' gelesen und mit 12 schrieb er seinen ersten Essay ad subjectum 'De Causibus nodicibus'. Meine Collegi et Collegae staunten nicht schlecht über das magietheoretische Wissen meines Sohnes - doch um wie viel mehr waren sie alle erstaunt, als ich ihnen mitteilte, dass ich meinem Sohn die Ausbildung in der praktischen Anwendung der Magie auch schon seit seinem 8. Lebensjahr zukommen ließ. Denn ich meine, dass die Jahre der Vorübungen und all der lästigen Pflichten, die ein angehender adeptus seinem Lehrmeister zu erfüllen hat, vollkommen umsonst sind. Mein Konzept sieht vor, dass man den Lehrling in medias res führt, will heißen ihm zugleich theoretische als auch praktische Ausbildung zukommen lässt. Und es hatte funktioniert: Mein Sohn konnte vom einfachen FLIM FLAM über den BLITZ bis zum MOTORICUS alles meistern - und magietheoretisch erklären noch dazu...." "...Doch auch die Jahre bis zur Prüfung vergeudete ich in keinster Weise. Das magietheoretische Wissen wurde ausgebaut, die aktive Kenntnis der Formeln beinahe verdoppelt und inzwischen erschien auch schon monatlich ein Artikel meines Sohnes im Salamander. Es gab an der gesamten Akademie keinen Lehrmeister, der nicht über die Fähigkeiten meines Sohnes erstaunt gewesen war - auch wenn diese Unwissenden alles den Göttern, ad primum HESinde zuschrieben. Der Tag der Prüfung war weder für ihn noch für mich etwas Besonderes - außer dass es galt die angefangenen Studien für einen Tag ruhen zu lassen. Auch wenn es in der Zeit davor wieder etwas ruhiger um meinen Sohn geworden war, so waren sie doch nun alle erschienen: Meine hochverehrten Collegi et Collegae, Ihre Spektabilität, sowie etliche angereiste magistri et magistrae. Allen sollte zuteil werden, wie mein eigen Fleisch und Blut, wie die Früchte meiner jahrelangen und mühevollen Arbeit erblühten, wie ein neuer Stern am Himmelsgewölbe der Magietheorie aufging - und auch wenn sie alle es nicht wussten, es war alleine mein Verdienst!..." "...Langsam und gemessenen Schrittes durchmaß er den Raum, trat auf Ihre Spektabilität zu und verharrte, den Kopf aufrecht und die Augen direkt auf die meiner Collegi et Collegae gerichtet. Welch würdevollen Anblick er da bot, welcher Stolz aus seiner Seele sprach! Er hatte die examinatio mit Bravur bestanden, bei der demonstratio gar mehr Zauber als gefordert gewirkt und bei der disputatio seine neuesten magietheoretischen Überlegungen dargelegt. Jetzt also stand er vor dem letzten großen Schritt. Ihre Spektabilität, Prishya Garlischgrötz von Grangor, sprach die allesentscheidenden Worte in die Stille des altehrwürdigen Gewölbes..." "... Seine Antwort war ein 'Ja!' gewesen. Alles nur das
nicht! Hatte er denn nichts verstanden? War alles umsonst gewesen? All die
Jahre des mühevollen Studiums, all das Streben und Lernen, das Rezitieren
der Formeln immer und immer wieder. Sollte denn alles umsonst gewesen sein?
Wie konnte er mir das nur antun? Wo ich mich doch aufgeopfert hatte für
ihn, alles perfekt gestaltet hatte! Es war wohl meine letzte Chance, denn
ein zweites Mal würde ich zu selbigem nicht mehr die Kraft haben! Wie
grausam sind doch die Götter, denn sie lassen einen hoffen, nur um im
letzten Moment doch wieder alles zu zertrümmern!..." Der geneigte Leser mag sich nun vielleicht wundern, aber kein Urteil wurde gefällt über den Magister Aureolus Taubentanz. Nicht ob der Komplexität des Casus, nein, ob des Verschwindens des Magisters einen Tag nach meiner conversatio mit ihm. Seitdem gilt der Magister als verschollen. Ich aber fand auf meinem Zimmer noch eine Nachricht hinterlegt, gezeichnet mit des Magisters Unterschrift: "Euch, der Ihr alles getreulich aufgezeichnet und niedergeschrieben habt, gilt mein letzter Dank und eine Bitte: Lasst alle Leute wissen, was hier zu Punin geschehen und welch trauriges Ende all dies nahm. Ich selbst bin - so Ihr dies lest - schon aufgebrochen, denn ich habe mittlerweile erkannt, worin mein Fehler lag, der mich bereits zu Beginn zweifeln ließ. Doch so, wie ich meinen zweiten Fehler beseitigt habe, so werde ich auch meinen ersten finden und beseitigen. Magister Aureolus Tuabentanz" Wie man mir bei meiner Abreise aus Punin mitteilte, hat man die Spur des abtrünnigen Magiers inzwischen aufgenommen - er soll wohl gen Norden in die Salamandersteine gereist sein... Großmeister Erilarion Androstaal |
|