ACADEMIA LIMBOLOGICA publicat
Opus veritatis scientiæque
11. Peraine im 30. Götterlauf nach Hal
LXXVII. Ausgabe


Lingualdiskrepanzen

Im nun folgenden Artikel soll es um 'Sprachen' bzw. 'Sprache' gehen. Ich will versuchen meine langjährigen Studien auf diesem Gebiet sowie meine reichhaltige Erfahrung - ich spreche immerhin 9 Sprachen: Horathi/Garethi, Bosparano, Tulamidya, ein wenig Isdira und Rogolan, Zhayad und sogar einige wenige Moha-Dialekte, dazu kommen noch rudimentäre Grundkenntnisse in Zelemja und Echsisch - zu einem sich deutlich abzeichnenden Forschungsergebnis zu vereinen.

Will man 'Sprache' an und für sich untersuchen, so hat man sich auf wenige, aber wichtige Forschungsfelder zu konzentrieren: Grundlagen, Entwicklung, Struktur und Funktion. Der direkte Vergleich zwischen einzelnen Sprachen ist in diesem Sinne nicht Teil dieser Untersuchung - wäre er auch noch so interessant. Der Forscher benötigt auch keine so ausgeprägte Sprachbeherrschung wie sie dem Autor dieses Artikels zuteil ist, kann er doch induktiv-nomologisch vorgehen, also vom Einzelfall auf das Allgemeine schließen, wenn gleich sich diese Vorgehensweise wesentlich schwieriger gestaltet.

ad primum: Grundlagen
Die Grundlagen der menschlichen Sprache sind zweifelsohne von den Göttern gegeben, allen voran von der Herrin HESinde. Wie uns die Kirche der allwissenden Herrin lehrt ist die Sprache ein Geschenk prae nationem, eine Fähigkeit also, die der Mensch bereits vor der Geburt besitzt und die sich dann im Laufe seines Lebens entwickelt. All meine Beobachtungen weisen darauf hin, dass sich die Entwicklung der Sprache bei Kleinkindern stets gemeinsam mit der Entwicklung des Denkens einstellt, dass die Sprache sozusagen eine Verbalisierung der Gedanken darstellt - und denkt man an die einfachen Gedankengänge von Kindern, so scheint es mir, dass ihre Laute und Schreie genau dies bestätigen. Auch konnte ich während mehrerer Studien in einem Kloster der Heiligen Noiona feststellen, dass die von HESinde verlassenen Geister immer auch einen Teil ihres Sprechvermögens verlieren, manchmal nur insofern, als dass sie vollkommen sinnlose Äußerungen von sich geben, in besonders schweren Fällen jedoch scheinen diese Verrückten sogar ihre gesamte Sprechfähigkeit einzubüßen. Wie schon zuvor ist die Parallele zwischen Denken und Sprechen festzuhalten.

ad secundum: Entwicklung
Hier ist es nötig noch einmal zwei Punkte gesondert zu betrachten, nämlich erstens die Entwicklung im Individuum und zweitens diejenige, welche alle menschlichen Völker und damit alle ihnen eigenen Sprachen betrifft. Die individuelle Entwicklung der Sprache endet natürlich nicht mit Fixierung der Grundlagen, sondern sie läuft das ganze Leben lang weiter. So fällt uns der Erwerb einer neuen Sprache in jungen Jahren deutlich leichter als im Alter, was ich wiederum auf das Denken zurückführen möchte, das in der Jugendzeit oftmals noch nicht so gefestigt ist. Auch konnte ich die Beobachtung machen, dass mir die Aneignung einer neuen Sprache stets auch neue Perspektiven des Denkens eröffnet hat. Da die allweise Herrin einen so unermesslichen Wissensschatz bewahrt, dass es dem Menschen niemals möglich sein wird ihn in seiner Gänze aufzunehmen, ist also eine Weiterentwicklung des Denkens (und damit weiterer Wissenserwerb) niemals mit Erreichen des Erwachsenenalters abgeschlossen. Damit ergibt sich selbiges auch für die Sprache, denn wo das Denken immer weiter geschult werden kann, da muss es auch möglich sein - zum Wohlgefallen TSAs - dieses Denken immer wieder neu auszudrücken.
Bei Punkt zwei fällt eine geordnete Beobachtung schon wesentlich schwerer, denn wo wir zwar weitreichende Vergleiche zwischen dem Bosparano und dem Horathi/Garethi anstellen können (und auch zwischen anderen sich weiterentwickelnden Sprachen), da fehlt es uns an Vergleichsmöglichkeiten bezüglich des Denkvermögens zu verschiedenen Zeiten unserer Geschichte.

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Es wäre nur logisch anzunehmen, dass wenn sich die Sprachen aller Völker immer weiterentwickeln, sich dies mit dem Denken der Menschen ebenso verhalten muss. Und doch finden wir hier einige ungeklärte Fragen und gar Widersprüche, denn wäre eine Weiterentwicklung einer Sprache stets mit einem großen Fortschritt im Denken verbunden, so müsste man existentiell wichtige, neue Erkenntnisse am Übergang vom Bosparano zum Horathi/Garethi finden, was sich jedoch z.B. in den magischen Wissenschaften nicht bestätigen lässt.

ad tertium: Struktur
Würde man die Struktur aller Sprachen miteinander vergleichen, so fände man gewisse Ähnlichkeiten zwischen allen von ihnen, vor allem im Aufbau und in der intuitiven Kenntnis des Sprechenden über Satzaufbau und Reihung der Wörter, denn schließlich handelt es sich - zumindest bei allen menschlichen Sprachen - um eine Gabe HESindes; und was man auf einen gemeinsamen Ursprung zurückzuführen vermag, das besitzt auch ebensolche Gemeinsamkeiten. Und doch unterscheiden sich die einzelnen Sprachen stark voneinander, und im Unterschied zur zeitlichen Entwicklung ist es in diesem Fall möglich die Parallelen zwischen Denken und Sprache zu untersuchen. Allen voran sind hier natürlich die eigenen Sprachen der gelehrten Magier zu nennen, welche eigens kreiert wurden um Zauber und Rituale zu unterstützen sowie um Wesenheiten und Matrices zu benennen. Die genaue Struktur dieser Magiersprachen lässt sich nicht untersuchen, da sie nicht zur Kommunikation geschaffen wurden, und doch spiegelt alleine ihr Wortschatz an Bezeichnungen schon eine Denkstruktur wider, ein unweigerlich mit der Magie verknüpftes Band zwischen Sprache und Geist, das sich nicht bloß in Worten, sondern auch in sichtbaren magischen Wirkungen zeigt.
Für den Laien noch viel besser ersichtlich ist die unterschiedliche Struktur der Moha-Dialekte. So wie die verschiedenen Stämme dieser Urwaldmenschen in ihrer geistigen Entwicklung verschieden weit fortgeschritten sind, was sich vor allem an ihren Sitten und ihrer Moral erkennen lässt, aber auch an ihrem verdammenswerten Götzenglauben, so verhält es sich auch mit ihrer Sprache. Bezeichnet die Sprache eines Stammes nicht mehr als die wichtigsten Grundbegriffe aus der Natur, so besitzt eine andere schon mehrere verschiedene Worte für vom Menschen Geschaffenes. Noch nie jedoch konnte ich in einem jener Moha-Dialekte Bezeichnungen für Geistiges entdecken, was mir auch zu ihrem Entwicklungsstand passen will. Es lässt sich also sagen: Je höher die geistige Entwicklung eines Volkes, desto höher auch seine sprachliche Entwicklung.

ad quartum: Funktion
Die Funktion der Sprache liegt - will man der üblichen Lehrmeinung Glauben schenken - in der Kommunikation, in der Ermöglichung des Austauschs von Gedanken und der besseren Regelung des Zusammenlebens. Doch all meine oben angeführten Untersuchungen zeigen ein gänzlich anderes Bild von Sprache: Ich behaupte die primäre Funktion von Sprache liegt nicht in der Kommunikation, sondern im Ausdruck von Gedanken. Mit dieser neuen Sicht von Sprache, die ich in diesem Artikel zu beweisen versucht habe, wird es möglich eine Parallele zwischen Geist und Wort zu ziehen; und diese Parallele wiederum erlaubt es uns nun Aussagen über den Entwicklungsstand einzelner Personen sowie ganzer Völker zu treffen. Nach all dem, was ich hier zu erläutern versucht habe, will diese Erkenntnis nicht als etwas Besonderes, sondern als logischer Schluss aus alledem scheinen, doch will ich mit dieser Erkenntnis keinen Schluss, sondern einen Anfang setzen, den Forscher in zukünftigen Arbeiten miteinbeziehen und als Grundlage nehmen können: Sätze sind mentale Repräsentationen des Geistes, Worte ihre elementar-mentalen Grundlagen und ein Gespräch oder ein Text nichts anderes als eine Manifestation des Elementes Geist!

Großmeister Erilarion Androstaal

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De Daimonibus

Tractatus über das Wesen von Göttern und Dämonen, ihr Verhältnis zueinander und zu Dere
 

Praefactio
Betrachtet man die Sphären, so sieht man, dass die siebte, Chaos und Brodem, sich erstreckt ewig und ohne Grenzen, und dass nur ein kleiner Teil des Alles ist versehen mit Ordnung. So wundert es einen wohl, dass die Daimonen mit aller Macht versuchen einzudringen in die anderen Sphären. Die Boten der Götter erklären dies nun damit, dass ihr Hass auf alle Ordnung sie dazu treibet. Andere meinen, dass es andere Welten wie unsere gibt (vielleicht jene Globulen von denen Reisende uns berichten), und dass die Daimonen statuieren hier ein Exemplum, auf dass die Herrschaft des Fürsten nicht geschwächt. So man jedoch unvoreingenommen betrachtet die Historie und Struktur von Dere, so muss man zu anderer Ansicht gelangen.

Ad Primum: Vom Wesen der Götter
Die Zwölfe residieren in der fünften Sphäre, bei sich ein großes Gefolge aus Dienern, genannt Alveraniare. Dort mag es höhere geben und niedere, und so sie sich auf Deren manifestieren, sind sie von großer Macht. Auch ihre Diener, die Geweihten, vermögen es, Macht auf Deren auszuüben, und gehen nach ihrem Tod ein in das Reich des Gottes. Für den Unbedarften, der sich dies betrachtet, wirkt es nicht anders als Magie, und auch Höchstgelehrte vermögen seit neustem (Nachtschatten, et al.) den Unterschied nicht mehr zu benennen. So müssen sie nun eingestuft werden als Wesen von höchster magischer Macht, klug und deshalb logisch in ihren Taten.

Ad Secundum: Vom Wesen der Daimonen
Diese Zwölf (und vom Dreizehnten wurde uns noch nie sicher berichtet) herrschen über die siebte Sphäre, bei sich ein großes Gefolge aus Dienern, niederen und höheren. Wer sich ihnen verschreibt, vermag auf Deren große Magie zu verüben, und wird am Ende in das Reich des Daimonen berufen. Die Daimonen jedoch können nicht in die Dritte Sphäre gelangen, ohne dass ihnen von innen der Weg gebahnt, denn die Zwölfe der Fünften Sphäre verhindern dies. So sie es dennoch tun, erscheinen sie als Wesen von höchster magischer Macht. Wenn man über die Aktionen der Zwölf in den vergangenen Jahrtausenden, so überliefert, sinnt, merkt man, dass diese planvoll und vorsichtig agieren, so dass man auch ihr Wesen mit Logik nachvollziehen kann.

Ad Tertium: Von der Macht der Götter und Daimonen
Die zwölf Götter wachen dicht gedrängt in der Fünften Sphäre, und vermögen doch nur so eben dem Ansturm des Chaos standzuhalten, und eine winzige Festung der Ordnung zu erhalten, während die Daimonen diese und andere Festungen gleichzeitig berennen, und sich ihre Kraft in der Unendlichkeit der siebten Sphäre verteilt. So muss man folgern, dass Daimonen und Götter an Macht nicht ebenbürtig, sondern die Daimonen den Göttern überlegen, so sie sich denn entschlössen gleichzeitig und vereint zu handeln.

Ad Quartum: Vom Verhältnis der Götter und Daimonen
Wenn man betrachtet die Endlosigkeit der siebten Sphäre und die Winzigkeit der anderen sechs, so fragt man sich, wieso die Daimonen es nicht belassen bei dem Status quo, während der Götter Platz ausreicht und es so auch keine Konkurrenz geben müsse. Der Kampf kann also nicht seit Äonen andauern aus der simplen Suche nach Raum. Es muss andere Gründe geben.

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Ad Quintum: Von der Historie der Götter
Allgemein ist bekannt, dass die Götter der Urvölker nicht die unseren waren. Aufgrund meiner Erfahrungen werde ich als Exemplum das Pantheon der Echsen anführen. Die Magierphilosophie besagt, dass wir unsere Götter erschaffen, und führt als Beweis, dass seit dem Verschwinden der Echsen auch ihre Götter nicht mehr waren. Wir jedoch wissen es besser: Hier seien nur genannt Tssa, Hzind und Sssad'nav. Andere Götter, von vielen als sterbend tituliert, finden sich weit im Äußeren der sechsten Sphäre, einige lassen sich gar beschwören (Der Interessierte lasse sich auf das Liber Zhammoricam per Satinav verweisen). Die Deutung der Magier­philosophie ist sicherlich eine großartige Leistung des Intellekts, doch ganz richtig kann auch sie nicht sein. Jedoch stimme ich darin überein, dass die Macht der Götter mit der Zahl und Macht ihrer Anhänger wächst. Warum denn nun die Echsen und ihre Götter verschwanden auf der Höhe ihrer Macht, das kann uns die Magierphilosophie nicht erklären, wir müssen einen Schritt voranschreiten.

Conclusio
Da Götter und Daimonen ihrem Wesen nach ähnlich, die Daimonen jedoch den Göttern superior und beschwörbar, so lässt sich schließen, dass die Beschworenen Götter vielleicht von größerer Macht als die Zwölfgötter. Sie haben geopfert ihre Dienervölker auf dem Höhepunkt ihres Daseins, auf dass ihre Macht wüchse und ihnen der Aufstieg gelinge in die siebte Sphäre, wo sie verdrängen müssen einen der Zwölf Herrscher um selbst zur Macht zu gelangen. Denn dies muss das Streben sein, das die höchsten Wesen unserer Sphären allzeit antreibt: Zu erhalten mehr Macht und zu expandiren jenseits der Beschränkung der sechs Sphären um das Absolute der Siebten zu erreichen.

Acta
So gibt es für uns Sterbliche nur zwei Möglichkeiten, eine fürs Volk, mit wenig Aussicht auf Erfolg, und eine für uns Meister des Arkanen: Das Volk muss gemeinsam handeln und dafür sorgen, dass nicht ein Gott zuviel Macht erhalte und sie alle nicht zuwenig, auf dass sie das Schicksal der Echsen nicht ereile und die Daimonen nicht siegen. Wir Meister des Arkanen jedoch sollten danach trachten, unser Können zu erweitern, bis wir selbst genug Wissen gesammelt, um unsere Diener der Macht zu opfern, möge dies auch Tausende von Jahren dauern. Fernhalten sollten wir uns jedoch von der Verehrung höherer Wesen, sei es als Geweihter oder im Pakt, auf dass wir nicht gerissen werden in den Kampf zwischen Ordnung und Chaos, denn dann stünden die Verlierer bereits fest.

Anonymus

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Markus Penz
(8.10.2000)
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