ACADEMIA LIMBOLOGICA
publicat
Opus veritatis scientiæque
19. Rondra im 31. Götterlauf nach Hal
XCVI. Ausgabe


Die Himmelsstadt

Als ich mich kürzlich auf dem Weg von Khunchom, die Westküste Aventuriens nach Norden gehend, befand, begegnete mir eine illustre Gestalt eines Abenteurers, der mir von einer Stadt in den Wolken erzählte.
Er berichtete von deren Gestalt und ihren Einwohnern. Die Stadt soll halb so groß sein wie Al'Anfa. In ihr jedoch herrsche die Friedlichkeit.
Die Einwohner, ein Mischlingsvolk aus Feen und Menschen, lebe dort oben, weit draußen über dem Perlenmeer. 
Er erzählte mir, dass es in dieser Stadt alle erdenklichen Dinge gäbe, er sich aber noch nicht sicher sei, wie die Einwohner Speis und Trank herstellten, da sie weder Felder oder ähnliches noch Tiere besäßen und er nur einmal an besagtem Ort war. Wie, werdet ihr Euch fragen, doch ich vermag nicht, Euch auf diese Frage eine Antwort zu geben, denn dieser alte Geheimniskrämer lehnte es ab, mir zu beschreiben, wie man einen Fuß in diese Stadt setzen könne. Er habe Vermutungen, wisse es aber selbst nicht genau, da er zum Zeitpunkt der Reise geschlafen habe. Mich verwunderte diese Aussage sehr. Er fuhr aber fort mir nur davon zu berichten. So seien die Einwohner zwar anfangs sehr scheu gewesen, da sie nie Fremde zu Gesicht bekämen, hätten dann jedoch gastfreundlich reagiert. Die Sprache derer konnte er aber als keine ihm bekannte Sprache identifizieren. So beschränkte er sich wohl darauf sich mit ihnen in einer Art Zeichensprache zu verständigen. Drei ganze Tage sei er dort gewesen und in der Nacht zum vierten Tag sei er eingeschlafen und dann hier in der Nähe unter einem Baum aufgewacht. Er erzählte mir, dass er die ganze Sache nicht recht verstehe. Und ich muss Euch sagen, ich erklärte den Mann erst für verrückt. Ich dachte bei mir er habe die ganze Sache nur in seinen Träumen erlebt. Dann fiel mir jedoch auf, dass er sagte, er habe sich ein Zimmer in einer Herberge für die Nacht gemietet, an der er in die Himmelsstadt kam und wachte dort auch in einer Herberge auf. Als er aber zurück kam, wachte er unter besagtem Baum auf. Wie kann das möglich sein, fragt Ihr Euch bestimmt. Genauso tat ich es auch. Nach diesem interessanten Gespräch verriet er mir, wie er heiße und wo er wohne und ich solle mich doch mal bei ihm blicken lassen. Ich tat das selbe und dann trennten sich unsere Wege nach dieser seltsamen aber spannenden Unterredung. Ich konnte dies nicht auf mir beruhen lassen und reiste zu der Herberge, in der er übernachtet hatte. Sie nennt sich "Zum fliegenden Säbel" und liegt im Herzen Khunchoms. Ich fragte die Inhaberin über den Abenteurer aus und sie gab mir willig Auskunft. Sie sagte der Mann habe in einer Kammer im zweiten Stock übernachtet, sei jedoch den ganzen nächsten Tag nicht die Treppe heruntergekommen. Und als er sich am nächsten Tag um die Mittagszeit noch immer nicht habe blicken lassen, sei sie zu seinem Zimmer gegangen und habe es aufgeschlossen um nach dem Mann zu sehen. Der jedoch sei nicht mehr da gewesen und bis heute nicht mehr aufgetaucht. Empört war sie, dass er sein Zimmer nicht bezahlt habe. Ich beschloss seine Rechnung zu begleichen und im selben Zimmer eine Nacht zu verbringen. Mir allerdings widerfuhr nichts. Ich wachte am nächsten Morgen auf und entschied meine Reise fortzuführen und die Geschichte hinter mir zu lassen. Sie lässt mich aber nicht los...
Ich finde wir sollten uns bemühen das Volk über den Wolken kennenzulernen und mit ihnen auf friedlichem Wege zu leben, denn ich finde wir könnten noch viel von ihnen lernen.

Hochachtungsvoll,
Agalvian von Thor

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De uno modo vero vitae magorum et magarum
Über den einzig wahren Lebensweg der Magier und Magierinnen

Vieles wurde schon zu diesem Thema geschrieben und noch mehr wohl gesagt. Da gibt es einerseits diejenigen unter den Magiern, welche meinen, dass ein asketisches Leben in Meditation und vor allem ohne die Freuden RAHjas einen wahren Magus ausmacht, andererseits aber auch jene, die auf Meditation oder gar Selbstbeherrschung in jeglicher Form verzichten und so meinen ein göttergefälliges Leben zu führen. Beiden Seiten muss hier einmal in aller Deutlichkeit eine harte Rüge erteilt werden, denn so wie es ein Frevel ist eine göttliche Gabe an uns Menschen (die Freuden der Lust) zu verschmähen, so ist es ebenso eine Sünde ein göttliches Geschenk (sowohl das der RAHja als auch das HESindes) zu missbrauchen.

Im folgenden sei im Einklang der Gebote der allweisen Herrin und derjenigen der Göttin der Liebe sowie aller anderen Zehn der Versuch unternommen einen idealen Lebensweg für Magier und Magierinnen aufzuzeigen.

Zuerst jedoch muss auch hier einleitend noch einiges zur Positionierung aller Magier und Magierinnen in der von den Göttern geordneten Welt gesagt werden. In der Vergangenheit wurde bereits vieles zur Demokratie und anderen Herrschaftsformen geschrieben, und ich denke, dass ich getrost auf die Artikel in den Opera 80 ff verweisen kann um einer Argumentation gegen diese Formen der Herrschaft zu entgehen - der wissbegierige Leser möge eben dort nachlesen. Was die Magier und Magierinnen betrifft, so kann man ihre Sonderstellung in einem wie auch immer gearteten Herrschaftssystem per se nicht leugnen; und genau deshalb ist es von solch enormer Wichtigkeit sich als Magus bzw. Maga eine ordentliche, rechte Lebensführung anzueignen - und ich denke durchaus, dass sich diese Lebensweise auf das Adelssystem übertragen ließe, ja sogar übertragen werden muss!
Außer Frage steht, dass manche Menschen, sei es durch HESindes Macht (Magi et Magae) oder die des PRAios (Adelige), anderen von Geburt an übergeordnet sind - und das nicht etwa durch ihre eigenen Verdienste, sondern durch die vom Götterfürsten weise gewählte, göttliche Ordnung. Dass sich dennoch ein jeder in seinem Leben dieser Auszeichnung durch die Götter, die er von Geburt an besitzt, als würdig erweisen muss, ist - zumindest uns Magiern und Magierinnen - vom Anbeginn unserer Ausbildung an den Akademien klar. Und eben hier liegt die Verantwortung, welche ein jeder Magus und eine jede Maga zu tragen hat. Denn wer andere (Menschen) oder auch anderes (die Magie) beherrscht, der kann dies nur tun, so er nicht selbst durch andere (Menschen) oder anderes (Triebe, ungezügelte Kraft, ...) beherrscht wird. Deshalb benötigt ein Magus bzw. eine Maga stets und zu jedem Zeitpunkt die Kontrolle über sich selbst, also die nötige Selbst-Beherrschung.

Die richtige Beherrschung seiner selbst - und dazu zählen sowohl die Beherrschung der Gedanken als auch die des Körpers - kann auf vier Bereiche aufgeteilt werden:

ad primum: die Diätetik

Die Idee, die Lust (die Lüste) muss rationiert werden, damit andere Kräfte und Ziele der Existenz sich angemessen ausbilden können, steht immer am Anfang der Konstitution eines um sich selbst besorgten moralischen Subjekts. Der Ursprung der Beherrschung der magischen Kräfte liegt in der Mäßigung im Gebrauch der Lüste - und dies bezieht sich nicht bloß und ausschließlich auf die rahjanischen Verlangen des Körpers, sondern ebenso auf das rechte Speisen, das gemäßigte Trinken etc. Doch die Praktik der Diätetik kann nicht nur ein Ensemble an Vorsichtsmaßregeln, Ge- und Verboten sein; es handelt sich darum, wie man sich selbst als eine Person konstituiert, die um seinen Körper, seine Gedanken, seine Kräfte - seine Lüste - die rechte, notwendige und ausreichende Sorge trägt. Eine Sorge, die das Alltagsleben durchläuft, eine Sorge, die aus den größeren und kleineren Tätigkeiten des Lebens eine Angelegenheit der Diätetik macht; eine Sorge, die zwischen dem Menschen und den Elementen, die ihn umgeben, eine umständliche (d.h. die Umstände berücksichtigende) Strategie definiert und die schließlich darauf abzielt, den Magus bzw. die Maga selbst mit einem verständigen Verhalten zu rüsten.
Hierzu gehören Aspekte wie exercitus (körperliche Übungen, etwa der Tanz der Mada, und geistige Übungen, etwa die Meditation), cena (Speisen, die Ernährung), bibulum (Getränke, das Trinken), dormitum (der Schlaf) oder rahjaica (die sexuellen Beziehungen).

ad secundum: die Ökonomik

Hierunter fallen alle Herrschaftsformen, die ein Magus bzw. eine Maga in ihrem (alltäglichen sowie wissenschaftlichen) Leben auszuüben hat und welche sich alleine durch den richtigen Lebenswandel rechtfertigen lassen. Im weiteren habe ich diese verschiedenen Formen der Herrschaft in vier Bereiche unterteilt, wobei jedwede Form der Herrschaft stets auf einer prinzipiellen Ungleichheit per se basieren muss: (1) Die Ungleichheit, die den Herrn/die Herrin vom Diener/der Dienerin trennt. Diese Form der Ungleichheit und damit Herrschaft beruht stets auf einem freiwillig eingegangenen Abhängigkeitsverhältnis, so wie es beispielsweise zwischen einer Maga und ihrem Sekretarius bestehen kann. Sie zeichnet sich üblicherweise dadurch aus, dass einem der beiden ein angemessener Lohn oder zumindest eine Entschädigung für den verrichteten Dienst zusteht. (Sofern auf Seite des Bediensteten eine Schuldlast besteht, so kann natürlich davon abgesehen werden.) (2) Die Ungleichheit, die den Vater/die Mutter von den Kindern trennt. Diese Form der Ungleichheit liegt zumeist in der Natur der Sache, denn die Eltern sind nach dem Willen TRAvias stets dazu angehalten, ja sogar dazu verpflichtet sich um ihre Kinder zu kümmern und sind ebenso für deren Verhalten verantwortlich. Für einen Magister bzw. eine Magistra an einer Akademie stellt sich hier zweifelsohne die Frage, welche Art von Herrschaft denn gegenüber einem adeptus oder einer adepta auszuüben ist. Zwar trifft hier eine Bedingung von Punkt (1) zu, nämlich dass in den meisten Fällen Lehrgeld an die Akademie bezahlt wird, dennoch bin ich der Meinung, dass das eigentliche Verhältnis adeptus - Magus in Bezug auf die Vermittlung von Wissen klar und deutlich bei Punkt (2) eingeordnet werden muss. Der lehrende Magus hat also stets das Recht - und ebenso wie die Eltern die Pflicht - den Scholar zu überwachen, zu strafen etc., aber ebenso für seine Taten einzustehen. (3) Die Ungleichheit, die den Regierenden vom Regierten trennt. Diese praiosgegebene Form der Herrschaft ist diejenige, die am ehesten von Geburt an gegeben ist, deren Befähigung dazu aber dennoch vom jeweils Regierenden durch Worte und Taten unter Beweis gestellt werden muss. Sie wird im allermeisten Fall kaum einen Magus oder eine Maga betreffen. (4) Die Ungleichheit, die den Magiebegabten vom Unkundigen trennt. Diese ebenfalls von Geburt an vorhandene Ungleichheit verlangt von den Betroffenen eine außerordentliche Form von Herrschaft - über andere wie über sich selbst. Wer mit der Gabe geboren wird, von dem wird erwartet, dass er eine langwierige Ausbildung hinter sich bringt, in der er die Kunst der Selbstbeherrschung, die Kunst der Beherrschung und Lenkung sowie Formung magischer Kräfte erlernt. Von ihm wird erwartet, dass er eine Prüfung ablegt, welche bestätigt, dass er dies alles beherrscht - und selbst dann wird der Magiebegabte oftmals gefürchtet, verspottet oder gehasst. Obwohl die Herrschaftsformen (3) und (4) ihrem Wesen nach gar nicht einmal so verschieden sind, wird doch von den unter die Kategorie (4) fallenden einiges mehr erwartet sich ihrer Herrschaft als würdig zu erweisen.

ad tertium: die Erotik

Zum Bereich Erotik gehört all das, was mit sexuellen Lüsten und Gelüsten in- und außerhalb des Traviabundes zu tun hat. An dieser Stelle muss einmal der oftmals genannte Widerspruch zwischen den Geboten TRAvias und denen RAHjas aufgelöst werden, denn im Göttlichen selbst kann es keinen Widerspruch geben. Der traviagefällige Ehebund dient einer sinnvollen und nützlichen Sache, nämlich der Zuweisung einer Frau zu einem Mann (und umgekehrt). Dies hat einfache und einleuchtende Gründe, denn dadurch wird ein wildes Zusammenleben wie bei den ungläubigen Novadis vermieden. Da nämlich Mann und Frau einander gleichgestellt sind, widerspricht es auch dieser Gleichstellung, wenn ein Mann mehrere Frauen besitzt oder ernährt, so wie dies bei den Novadis üblich ist - ganz abgesehen davon, dass er dies aller Wahrscheinlichkeit nicht bewältigen könnte, denn mehrere Frauen bedeuten auch mehrere Kinder und diese brauchen schließlich auch mehr Dukaten. Ebenso brächte natürlich das Zusammenleben einer Frau mit mehreren Männern seine Probleme mit sich, denn woher könnte man dann die Vaterschaft bei den Kindern feststellen? Der Traviabund hat also durchaus seine Berechtigung und seinen Sinn. Neben diesem jedoch gibt es die Gaben RAHjas, die Lüste und Gelüste, welche ein jeder und eine jede, egal zu welchem Geschlecht hin, verspürt. Und um diese zu befriedigen begibt mann und frau sich in den Rahjatempel, und dies auch bzw. neben und nicht im Widerspruch zum Traviabund.
Berechtigterweise kann man nun aber fragen, weshalb der Traviabund mitunter die Treue der zwei Eheleute fordert und diese in vielen Fällen auch eingehalten wird; oder gar noch schlimmer, weshalb es Menschen gibt, welche freiwillig auf diese Geschenke RAHjas verzichten. Dazu ist zu bemerken, dass ein Verzicht auf die Gaben RAHjas unter dem Vorwand einer moralisch begründeten Reinheit des Körpers oder der Seele tatsächlich nichts anderes als einen Frevel wider die Göttin der Liebe darstellt, ja darstellen muss. Es gibt jedoch eine Art der sexuellen Mäßigung, welche keinen Frevel darstellt und welche durchaus nützlich sein kann. Denn die sexuelle Mäßigung an sich ist eine Ausübung der Freiheit, die in der Selbstbeherrschung Gestalt annimmt; und sie manifestiert sich in der Weise, in der der Mensch sich in der Beherrschung seiner Gelüste hält und zurückhält - in der Art und Weise, in der sich der Mensch zu sich selbst verhält, indem er sich zu anderen verhält. Diese Haltung ist es - weit mehr als die Akte, die man (nicht) vollzieht, oder die Begierden, die man (nicht) verbirgt - die den einzigen Anlass zu sexueller Enthaltsamkeit geben kann. Indem man jedoch aus anderen Gründen die Gaben RAHjas verschmäht und sich nicht mit seiner Sexualität beschäftigt, leugnet man seine Natur als Mensch. Nur wenn mann und frau nie vergisst, was man in Wahrheit ist (und sich daher auch mit dem Teil seiner selbst beschäftigt, der das Sexuelle betrifft), wird man seiner Lebensführung die Form geben können, die den Ruf wahrt und die Erinnerung verdient.

ad quartum: die Philosophie

Die Beherrschung seiner selbst, in allen drei Punkten, die oben angeführt sind (Diätetik, Ökonomik und Erotik), bedarf um bestehen zu können schlussendlich stets der Wahrheit. Einer Wahrheit vor bzw. zu den anderen, aber auch einer Wahrheit zu sich selbst. Die Philosophie ist der ideale Weg (vor allem für Magi et Magae) eine Liebe zur Wahrheit zu entwickeln und diese zu schulen und damit sich ständig selbst zu hinterfragen. Diese Philosophie (=Liebe zur Wahrheit) muss das Regiment im Seelenhaushalt eines jeden Magus und einer jeden Maga führen, damit die Begierden an ihren Platz verwiesen, die rechte Wahl des Handelns getroffen werden kann und der Magus bzw. die Maga imstande ist, sich selber zu erkennen, um die Magie zu praktizieren und die Kräfte zu meistern. Folglich muss in letzter Konsequenz die ständige Arbeit, die ein Magus und eine Maga auf ihrem Lebensweg zu leisten haben werden, darin bestehen, dieses ihr Verhältnis zur Wahrheit unablässig aufzudecken und festzuhalten.

Zusammengefasst stellt sich also die Art und Weise einer rechten Lebensführung für Magi et Magae folgendermaßen dar:
Das grundsätzliche Element der Beherrschung (die Substanz) besteht in der astralen Kraft, das heißt in einer Kraft, die von den Göttern gewollt und geschenkt ist, die jedoch ob ihres Ursprungs (der Frevel Madas) und Wesens jederzeit ausufern und aufständisch werden kann.
Das Prinzip der Regulierung (Beherrschung) dieser Kraft, die Unterwerfungsweise, ist und kann nicht durch eine universelle Gesetzgebung mit Ver- und Geboten geregelt werden, welche erlaubte nicht erlaubten Akten gegenüberstellt; sondern viel mehr durch eine Kunst der Lebensführung, die alle vier Bereiche betrifft (Diätetik, Ökonomik, Erotik und Philosophie), durch eine Kunst der Selbstbeherrschung, die die Modalitäten des Gebrauchs in Rücksicht auf verschiedene Variablen für jeden einzelnen selbst logisch vorgibt.
Die Arbeit, die jeder selbst an sich vorzunehmen hat, die nötige aber nicht übertriebene Askese, besitzt die Form eines Kampfes, der zu führen ist, eines Sieges, der zu erringen ist, indem man nach dem Modell eines natürlichen Machtverhältnisses (siehe Ökonomik: Herrschaftsformen) die Herrschaft über sich selbst errichtet.
Die Seinsweise, der man sich schließlich durch diese Selbstbeherrschung nähert, ist eine aktive Freiheit (und damit eine aktive Beherrschung der magischen Kräfte), die auf einem strukturellen, instrumentellen und von Liebe geprägten Verhältnisse zur Wahrheit beruht.

Eborëus Zachariad, adeptus minor

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Die Tagebücher Kanzler Drakmore Eolan Cardins, Band II
Auszüge aus dem Jahre 30 nach Hal

"...im Namen PRAios, des Herrn der Zwölfe und aller Menschen, oberster Richter und alles sehendes Auge, wird dieser Vertrag hiermit von dieser Stunde an als rechtskräftig anerkannt." Belal und der Baron von Schwarzenstein standen beide auf und gaben einander die Hand. Der Geweihte machte eiligst einen Schritt zurück, als der Baron Belal an sich heranzog und ihm einen kräftigen Klaps auf die Schulter gab. Belal erwiderte den Freundschaftsbeweis und ein Klatschen erhob sich in der Menge, bei dem auch Drakmore mitmachte. Dieser Augenblick war wirklich ein Moment zum Jubeln. Die Beziehungen zur Baronie Schwarzenstein, der Arkania am nächsten gelegenen Provinz des Mittelreichs, waren endlich nicht mehr friedlich ignorierend, sondern dies war der Beginn einer echten Freundschaft: sowohl zwischen dem Baron und Belal als auch zwischen Arkania und der Baronie. Zwar ging es in dem Vertrag nur um den Kauf von Dachziegeln, doch das war eher nebensächlich. Hauptsache war, dass Arkania aus dem politischen Abseits manövriert wurde. Doch bis dahin würde es noch lange dauern... Drakmore erhob sich aus seinem Stuhl, verabschiedete sich von Belal und dem Baron und ging los um seine Sachen zu holen. Er sollte sich beeilen, denn wenn er weiter zögerte, würde er vor der Dunkelheit die Burg des Grafen nicht verlassen können. Dieser würde ihn nötigen, eine weitere Nacht dort zu bleiben, doch das ging nicht, wer wusste schon, was Adrion in Belals und Drakmores Abwesenheit anstellen mochte. Die Mitglieder des Inneren Zirkels sollten zwar ein Auge auf ihn haben, aber die konnten offiziell nichts tun. Sei's drum, das Problem löste sich am schnellsten, wenn er sich sputete...

Drakmore durchritt eiligst das Tor der Burg, die Nachtwache hatte gerade ihren Dienst angetreten und wollte schon die Tore schließen, doch Drakmore schlüpfte noch hindurch und hinaus in die neblige Dunkelheit. Er ritt einige Stunden durch die Nacht, bis er in die Nähe des Rathil kam, an dessen Ufer sein Weg weiter führen sollte. Er ließ das Pferd jetzt langsam am Ufer entlang traben; er lauschte in die Nacht und genoss die Kühle des sternenklaren Himmels über sich, als er in der Ferne ein rotes Leuchten sah. Die Sonne ging schon auf? Nein, das konnte nicht sein! Drakmore spähte aufmerksam in die Richtung, aus der der Schein zu ihm drang. Es lag weit abseits seines Weges in Richtung Uhdenberg. Drakmore verfluchte seine Neugier und gab dem Pferd die Sporen. In vollem Galopp sprengte er zurück zu dem Weg, den er gekommen war und über eine Furt durch den Fluss. Er meinte in der Ferne Geschrei zu hören. Schnell näherte Drakmore sich dem Licht, das nun eindeutig als Flammenschein zu identifizieren war. Nach ein paar Minuten auf dem Rücken des rasenden Pferdes sah er vor sich deutlich ein Gehöft: Ein Stall, ein Wohnhaus, ein Zaun mit weit aufgerissenem Gatter. Das Wohnhaus und ein kleines Kornfeld daneben standen in Flammen. Ein Hund bellte. Zwischen den Gebäuden wuselten... Goblins!

Mit einem lauten Schrei trieb Drakmore sein Pferd noch mehr an und sprengte in die Mitte der Anlage. Er schrie laut und setzte ein paar Goblins nach, die mit einer Kuh und zwei Schweinen im angrenzenden Wald verschwanden. Einen von ihnen traf eine Flammenlanze in den Rücken; er schrie laut auf und fiel tot um. Die anderen verschwanden im Unterholz. Drakmore ritt eiligst am Waldrand entlang, doch die kleinen Biester verschwanden mit ihrer Beute zwischen den Bäumen. "Verflucht!" zischte Drakmore, als er ein neues Geräusch vernahm: Einen lauten Hilfeschrei, der vom Wohnhaus zu kommen schien. Wie um die Intention des Schreis noch zu verstärken krachte ein Teil des Daches funkenstiebend zusammen. Drakmore ließ das Pferd wenden und es galoppierte mit letzter Kraft zurück zum Hof. Noch während es rannte sprang Drakmore auf den Boden und eilte auf die Tür des Wohnhauses zu. Gedankenverloren hielt er seinen Zeigefinger kurz in die Flammen, murmelte etwas und ging dann unbeeindruckt durch das Inferno des allesverzehrenden Feuers. Beißender Rauch machte sich in seinen Lungen breit. Er schaute herum und lauschte. Er hörte das Kläffen des Hundes hinter ihm und ein lautes Weinen vor ihm. Er schritt durch eine Flammenwand hindurch und dahinter bot sich ihm ein Bild der Verzweiflung. Ein hagerer Mann kämpfte mit einer kleinen Decke verzweifelt gegen das Feuer an. Hinter ihm drängten sich eine Frau und zwei Kinder, ein Junge, vielleicht zwölf, und ein Mädchen, vielleicht 14 Jahre alt, an eine Frau, die sie verzweifelt zu beruhigen suchte. Neben dem Mann stand eine junge Frau, vielleicht Anfang 20, und kämpfte ebenfalls gegen die Flammen. Der Teppich, mit dem sie sich gegen die Flammen stellte, schien einen eisigen Hauch zu produzieren, der Flammen schnell kleiner werden ließ. Doch Drakmore hatte keine Zeit, darauf zu achten. Sie alle starrten ihn erwartungsvoll an. Drakmore machte einen Schritt unter sie und drehte sich um, das Gesicht den Flammen zugewandt. Die kleinen Kinder klammerten sich verzweifelt an ihn, doch unbeeindruckt streckte er beide Hände ausgebreitet vor sich, führte sie zusammen und rief REVERSALIS REVIDUM und danach OREAHPSINGI LLABREUEF. Einen Moment lang konzentrierte er sich auf die Macht der sechs Elemente und zwang seinen Geist inmitten dieser Gluthitze an ein eisiges Schneegestöber zu denken. Mit einem Male flog ein riesiger Schneeball in Richtung des Türrahmens und zerbarst dort, wo einstmals die Tür gewesen war. Der Weg bis dorthin glich einem Feld zu Beginn des Hesinde: Überall waren kleine glitzernde Eiskristalle auf dem verkohlten Holz. Drakmore war ein wenig benommen von dieser Anstrengung und er rief nur: "Schnell, macht schon!" und winkte in Richtung des freien Ausgangs. Drakmore machte sich auf den Weg nach draußen. Die Familie folgte nur einige Schritt hinter ihm. Er schaute zurück und sah, wie der brennende Teil des Hauses in sich zusammen und auf den von ihm gelöschten drauf stürzte. Gedankenverloren rief er sein Pferd und treu kam es heran. Er nahm es am Zügel und streichelte es. Danach wandte er sich zu den Geretteten...

Am Abend des darauffolgenden Tages durchritt Drakmore das große Tor Arkanias. Neben ihm ging das Ehepaar mit ihrer ältesten Tochter, vor und hinter ihm auf dem Pferd saßen die beiden Kinder. Die Wache begrüßte ihn freundlich, blickte die Neuankömmlinge aber skeptisch an. "Guten Abend, Euer Ehren! Lasst mich euer Pferd nehmen. Ähhm, was soll ich denn mit den Herrschaften machen, die mit Euch reisen, Euer Ehren, zahlen die Wegzoll?" Drakmore schmunzelte ein wenig und saß ab. "Nein, Torben, lasst nur. Sie wurden von Goblins überfallen und ihr Haus geplündert. Sie besitzen keinen Heller mehr. Seht zu, dass ihr mit jemandem von den Bauern redet. Wir haben jemanden, der ein weiteres Gehöft übernehmen kann." Der ältere Mann fragte zaghaft: "Ein Gehöft? Ein ganz neues Gehöft wollt ihr uns geben?" Er fiel auf die Knie, seine Frau tat es ihm nach. "Aber gnädiger Herr, das ist doch... aber das können wir nie im Leben abstottern, ich meine, wie sollen wir denn... der alte Hof war auch noch nicht vollends bezahlt. Also nein, Euer Gnaden, Herr, also das könnt ihr nicht - ihr habt schon soviel für uns getan..." Drakmore fuhr ihn mit funkelnden Augen an: "Und ob ich das kann! Nun erhebt euch. In Arkania kniet kein Bürger vor dem anderen."

"Ich schwöre! Lang lebe Arkania!" "Travian Perainedank Gutslow, ich ernenne kraft meines Amtes in Stellvertretung des Exekutors hiermit euch und eure ganze Familie zu Bürgern von Arkania! - Willkommen!" Mit zitternden Knien reichte Gutslow Drakmore seine Hand, die Drakmore energisch schüttelte. Um sie herum begannen die Bürger, die zufällig auf dem Marktplatz weilten, zu klatschen. Gutslow wurde rot vor Scham und vor Stolz und verbeugte sich vielmals, so als stände er vor seinem Publikum. Das Klatschen ebbte ab und die Leute gingen wieder ihren Geschäften nach. Drakmore nahm Gutslow beiseite und sagte zu ihm: "Travian, ich denke, du und deine Familie, ihr werdet gute Bürger Arkanias werden." "Oh, vielen Dank, vielen dank. Ich kann..." "Alrik dort unten wird euch zu eurem neuen Gehöft und eurem neuen Leben führen. Ich habe schon angewiesen, dass eure Schulden getilgt werden. Ihr könnt noch einmal ganz von vorne anfangen." Travian wollte wieder ein Wort dazwischenwerfen, doch Drakmore unterbrach in mit einer herrischen Handbewegung. "Jedoch... muss ich euch um einen Gefallen bitten: Eure älteste Tochter Swelfa scheint wie ich und viele andere hier in der Stadt der Magie begabt zu sein." Er hoffte, Gutslow würde verstehen. "Ich würde euch bitten sie in die Hände der Akademie zu geben. Wir werden sie in den arkanen..." auf Gutslows Gesicht schien sich ein Fragezeichen zu formen - oh HESinde, dieses Wort war zu hoch für ihn! - "äh... in den Zauberkünsten unterrichten. Jedoch kann das nur hier in der Magiergilde geschehen..." "Sie kann also nicht mit uns auf dem neuen Hof wohnen?" "Nein." "Aber sie wird eine echte Zauberin?" "Nein - eine unechte!" Drakmore verkniff sich den spöttischen Kommentar. "Ja, sie wird eine echte Magierin werden." Gutslow grinste von einem Ohr bis zum anderen: "Abgemacht! - Swelfa, komm doch mal bitte her..." Während Travian seiner Tochter die Situation erklärte, schaute Drakmore sie an. Sie war nicht nur magisch begabt - nein, sie war auch noch wunderschön: Lange, blonde Haare, einen wohlgeformten Körper, tiefblaue Augen - und in all dem seiner verlorenen Talia so ähnlich...

"...Am Abend des folgenden Tages kam ich hier in Arkania an. Was danach geschah, ist allen bekannt. Das ist alles, was ich zu berichten habe." "Danke, Euer Ehren. - also, das ist die Situation: Die Goblins überfallen Gehöfte in unserer nächsten Nachbarschaft. Was sollen wir tun?" Belal stellte diese Frage in den Raum, dabei war sie längst beantwortet worden, als er und Drakmore vorhin ihre Unterredung beendet hatten. Und wie abgesprochen präsentierte Belal nun ihren Plan: "Ich denke, wir sollten mehrere Maßnahmen gegen diese neue Bedrohung unternehmen. Zum einen halte ich es für sinnvoll, den Wald um Arkania großflächiger abzuholzen, damit wir den Feind kommen sehen." Allgemeine Zustimmung. "Zum zweiten denke ich, dass wir die Steinbrüche provisorisch mit einer Palisade schützen sollten. Die Errichtung eines Steinwalls ist nicht sinnvoll, es dauert zu lange." Sichtbare Erleichterung bei allen, denn die Errichtung eines Steinwalls, wie er Belal zufrieden stellen könnte, wäre wirklich reichlich viel unnütze Arbeit gewesen, da der Stein sowieso bald woanders abgebaut werden sollte. "Jedoch halte ich die Errichtung eines Walls um die Stadt für unerlässlich, aber dieses Projekt wird viel Zeit in Anspruch nehmen, so dass wir Zuflucht zu einer anderen Art der Verteidigung suchen müssen: Dem Angriff!" Erwarteter Protest von allen Seiten, den Drakmore mit donnernder Stimme und dem herrischen Geräusch des faustgroßen Granitsteins vor ihm unterbrach: "Lassen wir ihn ausreden!" "Wir werden eine Reihe von Spähposten außerhalb der Mauern und fernab von den Gehöften errichten. Die dort liegenden Späher werden uns vor jeder Gefahr warnen, so dass wir ihr entgegen ziehen können: Wir schlagen den Feind im Freien und nicht erst an unseren Mauern." Aufruhr unter den anderen Ratsmitgliedern - doch dass der Plan so beschlossen wurde, konnten sie nicht verhindern.

"Möchtest du noch einen Schluck Wein?" Drakmore nickte. Belal goss ihm ein weiteres Glas aus der Karaffe ein. Er hob das Glas. "Auf die Freundschaft!" "Auf die Freundschaft, Belal!" Die beiden stießen an. "Und auf die Zitadelle! - Und ihren wunderschönen Garten!" ergänzte Drakmore. Belal nickte ihm zu und nahm einen Schluck. "Ich hätte nicht gedacht, dass sie so schnell fertig sein würde. Die Möglichkeiten der Elementarmagie sind wirklich beeindruckend, Drakmore..." Drakmore schaute sich um: Es war ein wahrhaft prächtiger Bau: Vier Türme, eine riesige Eingangshalle, von einer steinernen Kuppel überdacht. Im dahinter gelegenen Innenhof ein wahrhaft prächtiger Garten, zum Teil überdacht. Belal hatte eigens Apfelsinenbäume aus dem Süden kommen lassen nur um seinen Wintergarten damit zu schmücken. Aber so war Belal eben: Er liebte den Protz... "Ja, Belal, das sind sie... Doch wir sollten die Kräfte des Erzes auch nutzen, um das Gildenhaus fertigzustellen. Ich mag es nicht, wenn die Bibliothek in einem Holzschuppen untergebracht ist..." "Vollkommen richtig." Belal nahm einen weiteren Schluck. "Aber wenn du auch so komplizierte Pläne für deinen Arbeitsplatz hast..." "Meinen - und den aller anderen Magier hier... Belal, das ist ein ziemlich großer Haufen Stein für eine Person, den du hier errichtet hast. Die Gilde wird wenigstens eine Funktion erfüllen: Bibliothek, Forschungslabor, Forum, Archiv, der Sitz des SDI..." "Jaja, ich weiß, du hast ja recht." "Trotzdem darf das Oberhaupt eines Staates nicht in einer Holzhütte zwischen anderen Holzhütten leben!" Drakmore grinste. "Belal - König der Holzhütten!"

Drakmore ging die paar Stufen zu seinem Büro hinauf. Er hasste es in diesem schäbigen Holzhaus sitzen zu müssen und sich dann feierlich Prälat der Magiergilde nennen zu müssen. Sein Büro war hier in diesem Schuppen und der Rest der Gilde war im halbfertigen Gildenhaus. Sein neues Büro sollte im obersten Stockwerk sein - und bis das fertig war, konnte es noch etwas dauern. Bis dahin würde er sich wohl mit seinem Schuppen begnügen müssen. Er kam am oberen Ende der Treppe an und bemerkte eine Gestalt auf der Bank neben der Tür seines Büros. Ein kleiner Mann mit wenigen Haaren auf dem Kopf und wettergegerbter Haut blickte ihn ängstlich und zugleich hoffnungsfroh an. Er hielt in seinen zittrigen Händen eine Mütze, wie Matrosen sie zu tragen pflegen. Sein Name - Drakmore dachte einen Moment nach - war Weinrinn, Joste Weinrinn. Er war ein Fischer. "Euer Ehren! Guten Morgen, Euer Ehren, verzeiht, wenn ich schon so früh störe..." Erst jetzt bemerkte Drakmore den hölzernen Eimer, der - mit einem Brett als Deckel verschlossen - neben dem armen Mann stand. Ein Faden hing unter dem Brett hervor, das mit einem Stein beschwert war. Der Faden endete an einer Angel, die neben dem Mann lehnte. "Euer Ehren! Ich bin ein armer Fischer... und schwöre, ich habe nichts Böses getan..." "Niemand verdächtigt euch, Joste, doch erzählt mir doch erst einmal, was passiert ist." sagte Drakmore beschwichtigend. Er legte eine Hand auf die Schulter des Fischers. "Ich ging heute morgen, kurz nach Sonnenaufgang hinaus in den Rathil. Fischen, wie immer. So ein paar Schritt abseits des Ufers, dort ist die Strömung am stärksten und es schwimmen die größten Fische. Ich angelte einige Minuten, da hatte ich auch schon den ersten Biss. Ich holte die Schnur ein. Es konnte nur ein ganz kleiner Fisch sein - es ging ganz leicht. Ich ziehe also die Schnur ein und den Fisch aus dem Wasser. Ich will ihm dem Haken aus dem Maul nehmen und ihn wieder reinwerfen - so'n Kleinvieh behält man ja nicht! - da sehe ich, dass der Fisch zwei Köpfe hat! Direkt nebeneinander! Und Zähne! Riesige Zähne! Also für seine Größe!" Drakmore konnte seinen Ohren kaum trauen. Der Wortschwall des Fischers setzte sich fort. "Ich hab mich erschrocken! Bei den Zwölfen, war das ein Schreck! So was hab ich noch nie gesehen und ich glaube auch nicht, dass die Herrin Tsa das so gedacht hat." Nein, das glaubte Drakmore auch nicht... "Das Vieh zappelte wie wild am Haken. Ich stand also da und wusste nicht weiter. Das Vieh konnte ich nicht vom Haken abmachen. Es hätt' mir' bestimmt in den Finger gebissen! So hab ich's drangelassen und bin zu Euch gekommen. Der Fisch ist da in dem Eimer. Er springt die ganze Zeit gegen das Brett. Hat ganz schön Kraft, der Bursche. Aber inzwischen ist er vielleicht schon tot. Hab lange nichts mehr gehört. Er klopfte auf das Brett. Ich dacht' Ihr interessiert Euch vielleicht für so was..." Ein gewisser Stolz sprach aus seiner Stimme. Drakmore konnte immer noch nicht ganz glauben, was er da hörte. Ein dämonisch veränderter Fisch - was sonst konnte es sein? Hier? Im Rathil? Das war doch nicht möglich... Der Fischer unterbrach seinen Gedankengang jäh. "...Und meine Angel hätt' ich auch gern wieder, wenn's möglich ist..."

Es war früher Abend, Drakmore kam gerade von einer Wanderung über die Gehöfte zurück, als er die Worte zweier Frauen hörte: "...ja, da oben sitzen sie." Eine alte Frau zeigte auf die obersten Stockwerke der Magiergilde, die heute eröffnet worden war. "Das sind alles ganz schön unheimliche Jungens!" fuhr sie fort. "Alle in so langen, dunklen Gewändern. Und sagen nie ein Wort! Neulich bin ich einem von ihnen mal in der Dunkelheit begegnet. Ich hatte richtig Angst!" Die junge Frau, die der Alten lauschte, schlug die Hand vor den Mund; Drakmore drückte sich gegen eine Hauswand, um nicht entdeckt zu werden. Er lauschte weiter. "Das sind richtig einsame Wölfe, die alle. Und dieser Elf sieht auch schon so seltsam aus: Weiße Haare! Und rote Augen! Ein richtiges Schreckgespenst!" Da musste Drakmore allerdings zustimmen: Alarion - ein Firnelf und guter Freund Belals - war wirklich ein seltsamer Kerl. Sehr schweigsam. Aber das war er, Drakmore, ja auch. "...also, das sind echt seltsame Kerls, so wie soll ich sagen, na ja, eigentlich nicht unheimlich... sie machen ja schon tolle Sachen... aber so etwas seltsam... und weiß nicht ob sie jetzt gut oder böse sind. Sie sind irgendwie..." "Grau?" versucht die Junge zu helfen. "Ja, das sind sie wohl. Grau. Mmh... Ein bisschen komisch. Aber es passt irgendwie..." "Nun lass uns aber gehen, Mathilde, es ist schon spät!" "Du hast ja recht Kind, aber..." Drakmore hatte genug gehört. Schnellen (und lauten) Schrittes ging er an den beiden vorbei. Er nickte zu ihnen herüber: "Einen wunderschönen guten Abend, die Damen!" "Guten Abend, Euer Ehren!" erwiderten sie schnell, neigten und eilten davon. In Drakmores wallendem, schwarzen Mantel fing sich der Wind. Ein Grinsen zeichnete sein Gesicht: Die Grauen... Der Rat der Grauen... Der Graue Rat, ja, das gefiel ihm. Vielleicht war es gar nicht schlecht, wenn er wirklich diesen Namen benutzte. Auch wenn er den beiden Damen damit wohl einen Schrecken einjagen würde, aber das schienen Magier ja sowieso immer zu tun...

"Da bist du ja, du kleiner Bastard!" Treffender konnte man das Vieh wirklich nicht bezeichnen. Belal tippte gegen die Glasscheibe. Die Bewegung seines Fingers lockte den Fisch an. Er schwamm gegen das Glas und stieß sich die Schnauze an. Also eigentlich seine beiden Schnauzen. "Seine Wunden sind nicht gut verheilt. Seine eine Oberlippe - die, wo der Haken dringesteckt hat - ist fast ganz aufgerissen und wird es wohl bleiben. Dass PERaine ihm nicht gerade hold ist, ist wohl klar. Ach ja, die Analyse brachte nicht viel Brauchbares... ich schlage vor, du sezierst ihn, das bringt vielleicht mehr. Meiner Meinung nach wird er eh nicht mehr lange leben." Belal nickte zustimmend. "Habt ihr eigentlich noch einen gefangen?" "Nein, haben wir nicht. Bisher ist er der einzige, der sich hier im Rathil tummelte. - Erwartest du denn weiteren Besuch?" "Ich hoffe nicht darauf und ich erwarte ihn nicht. Trotzdem müssen wir jederzeit damit rechnen. Drakmore - hier schwimmt gerade der erste Vorbote der Niederhöllen vor uns, verstehst du? Die Heptarchen strecken schneller ihre Finger aus, als ich gedacht hatte..."

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Publiziert von der Academia Limbologica
Der Opus im Schwarzen Limbus
email  Markus Penz
18.2.2001

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