Opus veritatis scientiaeque

Der Schwarze Limbus    

 

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~ Vom Scheibenstängeln ~

HESinde zum Gruße!

Verehrte Collegi et Collegae, ich lasse euch hiermit eine Abschrift eines Textes zukommen, den ich selbst vor längerem verfasste. Ich bitte um den fachlichen Rat betreffend meinen Problemen beim Verständnis unten eruierten Sachverhaltes, da ich mich, HESinde sei's geklagt, nicht sonderlich mit den Bereichen der Magie auskenne, namentlich die Magica Combattiva, die hier eine recht wichtige Rolle zu spielen scheinen.

19. TSA, 21. Hal: Vom "Scheibenstängeln"

Es begab sich im Frühling des Jahres 21 Hal, als ich in Festum einem wohl gar beieindruckenden Spektakel ansichtig wurde. Einige Junge Männer und Frauen, angetan mit der einfachen Kluft eines Arbeiters im Hafen, aber mit der dunklen Hautfarbe der Südländer, versammelten sich auf dem Marktplatz und begannen, einige lange Stangen vor sich haltend, sich zu einer unhörbaren Melodie zu bewegen. Langsam schwangen ihre Körper vor und zurück, als plötzlich eine Lärm anbrach. Einer der Umstehenden hatte einen Holzscheibe in den Kreis geworfen, und diese begann sich nun, HESinde steh mir bei, entgegen Sumus Griff immer schneller im Kreise zu drehen. Nein, ein Oktagon wäre eine treffendere Bezeichnung dafür. Der Diskus drehte sich mal schneller, mal langsamer in seinem Gefängnis aus Holz, bis nach sicherlich dem vierten Teil einer Stunde die Scheibe endlich zur Ruhe kam. Erschöpft bedankten die Gaukler sich für die Heller und sogar Taler, die sie für ihre Vorstellung von den ergriffenen Umstehenden erhalten hatten, und räumten ihre Habseligkeiten wieder zusammen. Ich sprach einen von ihnen an, um zu erfahren, was es damit wohl auf sich habe. Er, Tsajian von Namen, lud mich ein, doch am Abend nach Neu-Jergan zu kommen, dort könnte ich einige interessante Geschichten zu dem Aspyrdagg'Uzat erfahren. Ich werde mich wohl nie an diese Maraskanische "Sprache" gewöhnen, die unser Garethi mit dem Tulamidya der Aranier vermischt!
Als ich am Abend nach Neu-Jergan kam, fühlte ich mich fast auf diese ferne Insel versetzt. Die seltsamsten Gerüche drangen an meine Nase, der Geschmack von Khunchomer Pfeffer und fremden Gewürzen lag in der Luft. Und von allen Seiten ertönte das Geschacher und Gefeilsche der Exilmaraskaner, die teils in Garethi, teils in ihrem Maraskani ihre Waren anboten, über die Preise schimpften oder dem Händler Geschichten von zu Hause erzählten. HESinde sei gepriesen, dass ich in Fasar studierte, sonst wäre dies alles wohl über mich hereingebrochen wie EFFerds Zornesflut, aber auch so schwindelte mir von den vielen Eindrücken. Aber ich sah auch recht viele Bewaffnete hier, und die wenigsten trugen die Farben Frumold's Garde, die hier in Neu-Jergan, mehr schlecht als recht, für Ordnung sorgt. Ich hatte einmal den Ausspruch gehört, hier läge "ein Hauch von Boran" in der Luft, und ich verstehe jetzt, was er damit meinte.
Nach einiger Zeit fand ich dann doch den Weg in die Taverne "Freies Maraskan", die mir von Tsajian gewiesen wurde. Diesen Menschen scheint die Besetzung ihrer Heimat vor fast 30 Jahren immer noch schwer zuzusetzen. Allerdings frage ich mich, wie ich wohl reagieren würde, wenn mein geliebtes Bornland besetzt werden würde. Aber HESinde bewahre, wer sollte so etwas schon wagen? Den Al'Anfanern ist es hier oben doch eindeutig zu kalt...
Zurück nach Festum: In der Taverne, fand ich Tsajian wieder, der zusammen mit einer alten Frau am Tisch saß, und etwas aß, das aussah wie eine Mischung aus Tomatensuppe und einem Brot, dass dem Bäcker unter einen Mühlstein gekommen ist. Tsajian stellte die Alte als Haimamutter vor, sie sei eine Geschichtenerzählerin seines Volkes. Welch eine Sprache! Die alte erzählte mir die Geschichte des Aspyrdagg'Uzat.

Es sein ein alter Sport ihres Heimatlandes, und es brauche viele Jahre, bis eine Gruppe sich soweit untereinander verstand, dass sie fast blind die Bewegungen der anderen spüren könne. Bei einem der wenigen Malen, wo eine solche Vorführung gestört wurde, wurde der Diskus nach 200 Schritt Flug von einem Haus gestoppt, war aber noch in der Lage, eine 3 Finger tiefe Schramme in eine solide Steinwand zu schlagen! Aber früher soll diese Gerätschaft zu anderen Zwecken benutzt worden sein.
Zur Zeit Dajin des VII. begab es sich, dass einige Gelehrte in den "Schriften des Rurech" eine Stelle fanden, die von einer mächtigen Waffe der Beni Rurech sprach. Diese Schriften scheinen mir im höchsten Maße interessant zu sein, offenbaren sie doch viel von dem Leben eines Ferkina-Stammes noch in der Zeit vor der Besiedlung Maraskans! Aber, HESinde, ich schweife ab, mein Steckenpferd hat mich zu weit getragen! Nach eingehender Untersuchung von über 17 versch. Textstellen war das Rätsel dieser altertümlichen Kriegsmaschine gelöst: Das oben stehende Aspyrdagg'Uzat. Ja aber was mag denn das nun bringen, fragt sich der kriegskundige Leser. Selbiges fragten sich auch die Kriegs-Wezyradim Dajins, aber das eigentlich interessante liegt nicht in der Technik des Schleuderns, sondern in den Diskussen. Aus den alten Schriften ergab sich eine besondere Maserung, die die Scheiben aufweisen mussten. (Wenn ich nur einen Blick in diese Schriften werfen könnte...) Als die Armee des Haran-ga-Haran diese zum ersten Mal einsetze, war das Ergebnis erschreckend! Die Diskusse drehten sich mit einem fröhlichen Brummen im Kreise, das immer lauter wurde und das Klacken der Stäbe bald übertönte. Das Brummen schlich sich seinen Weg direkt in die Herzen der Streiter und veränderte sie! Sie wurden fröhlich, ein Lachen umspielte ihre Lippen. Niemand achtete auf die Feste von Sergan, oder Sorgentrutz, wie ihre Priesterkaiserlichen Erbauer die Burg nannten, als die Diskusse ihren Flug aufnahmen, und fröhlich brummend auf Sergan zuflogen. Doch den Haran überkamen bald Zweifel, und er erhob seinen Blick in Richtung der Burg, die aber in eine Staubwolke gehüllt war. Als seine Gefolgsleute die Burg erreichten, bot sich ihnen eine Bild des Schreckens! Der Innenhof war übersäht von den schrecklich verstümmelten Leichen der Gardisten des Dschunkars. Die Leichname waren zerstückelt, einigen fehlten Gliedmaßen, andere schienen von mächtigen Klingen in zwei Teile gerissen worden zu sein. Und aus den Trümmern des eingestürzten Bergfriedes hörte man die Weh- und Klagelaute der Verschütteten. Dem Haran blieb nichts anderes übrig, als seinen Lanzenträgern den Befehl zu geben, das Leiden der Unglücklichen zu erleichtern...
Gebannt lauschte ich den Erzählungen der alten Haimamutter, und noch in der selben Nacht machte ich mich daran, ihre Geschichte zu Papier zu bringen. HESinde sei Dank, dass sie mir diese Begegnung gewährte, ich werde mich wohl in nächster Zeit ein wenig näher mit diesem käferverseuchten Kleinod im Perlenmeer beschäftigen müssen. ... Maraskan ... stand dazu nicht etwas in den "Annalen" ? Und was hatte es mit diesen anscheinend so mächtigen Geschossen auf sich? Zweifelsohne muss es sich hierbei um eine Abart der Magica Combattiva handeln, aber keine der mir bekannten Thesi ließe sich auf eine Art abwandeln, um solch ein zerstörerisches Potential zu entwickeln.

Oh ihr Götter! So viel zu forschen, und nur so wenig Zeit!

-Aus dem Buch des Drachen, Darian von Kreuzenwacht, Adjutor des Heiligen Drachenordens zur Wahrung allen Wissens unserer göttlichen Herrin HESinde.
Adeptus maior der Bannakademie Fasar.

Erschienen in Opus no. 43 am 28.11.1999.

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