Opus veritatis scientiaeque

Der Schwarze Limbus    

 

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Aus dem Buch des Drachen des Adjutors
Darian von Kreuzenwacht
vom Heiligen Orden zur Bewahrung
allen Wissens unserer göttlichen Herrin H
ESinde

6. Boron 21 Hal

Ich kam mit dem Auftrage nach Moosgrund, eine Abschrift eines Buches zu fertigen, um diese dann heim nach Festum zu überbringen. Ich war nie sonderlich bewandert in der Kunst der Sternkunde, was ich zu meiner Schande zugeben muss, aber HESinde hat meinen Geist erleuchtet, während ich dieses Werk kopierte. Bruder Arnan von Auenquell hatte dieses Buch, dass sich "Pertubationen im Sphärengefüge" nannte und mit ebenjenen beschäftigte, geschrieben. Sie handelten von kaum sichtbaren Sphärenverschiebungen in der Sternenleere zwischen Stute und Greifen, die immer dann auftreten sollen, wenn besondere Ereignisse bevorstehen, welche die Grundfesten Deres bis ins Mark erschüttern sollten. Und ebensolche waren in den letzten Monaten des öfteren erschienen. Heute Abend werde ich wohl meine Arbeit im Scriptorium beendet haben, und werde nächste Woche wieder gen Festum aufbrechen.

Die Präzeptorin Ciabh ni Tharantir hat mich soeben rufen lassen, und mir, Heilige Herrin HESinde, aufregende Neuigkeiten offenbart. Sie hat vor einer Stunde eine Nachricht erhalten, die ihr von einer schwarzen Fledermaus überbracht wurde! Ebenjene erwies sich als ein Bittgesuch Demelioe Terbysios, der Spektabilität der Halle der Geister zu Brabak! In ihm bat sie um eine Unterredung mit einem der unseren, es gehe um eine gildeninterne Angelegenheit, zu deren Lösung die Bruderschaft allerdings unsere Hilfe benötige. Ciabh ni Tharantir bat daraufhin mich, diesem Treffen beizuwohnen. Mein leichtes Gewand erscheint mir als passend, denn bei diesem Treffen soll es sich um eine Geistreise handeln.

HESinde, sei mir gnädig! Mir schwinden die Sinne immer noch, als ich diese Worte schreibe. Es war geradezu phantastisch. Noch nie zuvor hatte ich Dere verlassen, und umso eindrucksvoller war dieser Eindruck auf meinen Geist. Die Präzeptorin hatte einen Bannkreis vorbereitet, und wir vereinigten unsere KRAFT. Sie sprach eine Formel die ich vorher noch nie vernommen hatte: "CONCILIUM ASTRALKONVENT - An einem Ort, den keiner kennt" Mir begannen die Sinne zu schwinden. Ich konnte mich selbst in dem Zimmer sitzen sehen, erkannte die Symbole des Bannkreises um mich herum, erkannte die Präzeptorin, die sich langsam von mir entfernte, und spürte die Decke nicht, als ich sie durchstieß. Mein Geist entschwebte hinauf, ich spürte nicht einmal die Kälte, die draußen herrschte, meine Sinne waren ganz auf den Spalt gefesselt, der sich vor meinem geistigen Auge im Himmelszelt auftat. Ein Sog zog mich immer näher daraufhin, und kurz bevor ich ihn erreichte, glaubte ich dahinter graues Wabern zu sehen, aus dem ein Schatten auf mich zukam. Doch als dieser die Arme nach mir ausstreckte, schwanden mir die Sinne.

Ich erwachte kurz darauf, glaube ich wenigstens, denn ich hatte jeglichen Sinn für das Walten Satinavs verloren. Ich schwebte über ein dunkles Meer, unter mir erstreckten sich weite Mangrovensümpfe, der Geruch von Salz und Fäulnis geriet mir in die Nase, und einige dunkle Fischerboote tanzten auf den Wogen. Ein Schrei gellte durch die Nacht. Die Fischer griffen sich an Amulette, die sie um den Hals trugen, schlugen Schutzzeichen in die Luft und wandten ihre Augen von dem riesigen schwarzen Kasten ab, der sich drohend am Horizont erhob. Es schien, als würde das Funkeln der Sterne sich für einen Moment verdunkeln. Und auf dieses gewaltige, kubusförmige Gebäude flog ich nun zu. Erst jetzt fiel mir auf, dass ich eine weite schwarzen Robe trug, die allerdings von keinem Windhauch bewegt wurde, obwohl die Mangroven von einem stürmischen Wind gepeitscht wurden. 
Es zog mich auf ein kleines, schwarzes Loch in der Seitenwand des ansonsten makellosen Quaders zu, ohne dass ich etwas dagegen tun konnte. Innen erkannte ich einen dunklen Raum, der von Pergamenten und Papyri voll gestellt war. Herrin HESinde, welch Wissen war hier gehortet. Doch ich konnte nicht verweilen. Mein Geist wurde auf die Gestalt zugezogen, die da in einer Ecke an einem Schreibpult saß, und etwas in ein Buch schrieb. Als ich näher herankam, erkannte ich, dass seine schuppenbesetzte Hand, die eine rabenschwarze Feder hielt, nicht schrieb, sondern die Buchstaben rückwärts aus dem Buch zu löschen schien. Ohne von seiner Arbeit aufzusehen, erhob er die Stimme, die mich mit einem zischenden Akzent grüßte. Er eröffnete mir, dass er Baran Charazzar sei, und die Akademie unsere Dienste benötigte, um einen ihrer Magister wiederzufinden, welcher ein Buch aus der Bibliothek entwendet habe, dass große Gefahren für Dere beinhalte. Es soll etwas mit Schatten zu tun haben. Er überreichte mir einen Beschluss des Gildentribunals sowie eine Karte, die mir den Weg in Asteratus sa Tereks, jenes fehlgeleiteten Geistes, Versteck weisen würde. Tief im FIRun soll er sich aufhalten; dorthin werde ich aufbrechen.

Als ich wieder in Präzeptorin ni Tarantirs Studierzimmer erwachte, musste ich mit Schrecken feststellen, dass einige der Bannsymbole an dem mit weißer Kreide gezeichneten Schutzkreis sich verändert hatten; sie waren schwarz geworden, und hatten ihre Form verändert, ich konnte aber nicht genau erkennen, was sie zu bedeuten hatten, denn vor meinem Auge verwandelten sie sich wieder zurück in die Symbole des Schutzes, die sie davor gewesen waren, ein Schild des PRAios...
Trotz dieses schlechten Omens werde ich morgen früh aufbrechen, HESinde hat mich in diesen Orden berufen, und ich werde alles mir Mögliche tun, um ihrem Wille genüge zu sein.

7. Boron 21 Hal

Ifirn erbarme sich unser! FIRun der Unbarmherzige hat dieses Land mit seinem eisigen Hauch überzogen, als gedenke Er nie wieder Seinen Griff von ihm zu lassen. Ich verließ heute morgen die Ordensburg von Moosgrund in aller Frühe, meine Brüder und Schwestern gaben mir noch extra warme Pelze und Proviant mit. Und immer wieder diese Kälte und das Eis. HESinde sei gedankt, dass ich unterwegs ungefähr zur Mittagszeit diese beiden Reisenden traf, die gerade auf dem Wege zur Bärenburg des Herzogs waren, so konnten sie mich doch wenigstens ein Stück meines Weges begleiten. Einer von ihnen war "Federkiel" Wjonterkalt, ein Barde aus dem schönen Albernia, der andere war Roderik von Rabenmund, der von seiner schicksalsgeprüften Familie mit einem wichtigen Anliegen zu Waldemar geschickt worden war. Aber eines scheint mir nicht geheuer. Jedes Mal, wenn ich meinen Blick gen Alveran wende, scheint es als würde ein Rabe zwischen den tiefhängenden Wolken über mir durch die eisigen Winde gleiten. Ob er mir folgt?

8. Boron 21 Hal

Die Zeichen werden immer düsterer. Auf dem Weg durch das winterliche Weiden werde ich immer noch von dieser Krähe verfolgt, es war doch kein Rabe. Als wir heute an einer warmen Quelle halt machten, und der Barde ein Lied aufspielte, um unsere unterkühlten Gemüter aufzuheitern, sah ich mein Spiegelbild im Wasser des Tümpels. Doch hinter meinen Rücken erhob sich ein dunkler Schatten, der gierig seine Finger nach mir ausstreckte! Erschrocken fuhr ich herum, doch da war nichts.
Wir befinden uns momentan in der Obhut Waldemar von Weidens, der uns aufgrund der Bitte meines Gefährten auf der Bärenburg aufgenommen hat. Doch morgen schon werde ich weiter aufbrechen, die Zeichen sind schlecht, und die Pflicht ruft mich. Ich habe meine beiden kampferfahrenen Gefährten, Roderik und Federkiel, zu meinem Schutze als Begleiter angeworben.

9.Boron 21 Hal

Wir sind den ganzen Tag durch den Schnee gezogen. Bei den Göttern, welche Pracht dieses Land mit seinen weiten Wäldern schmückt, wenn Herr FIRun seine Gaben verteilt. Wieder folgte uns diese Krähe.
Wir sind in einem kleinen Weiler am Dunkelwasser namens Beornspfort, die Menschen hier bereiten gerade ein Fest zu Ehren Ifirns vor, um sie gnädig zu stimmen, dass der Winter dies Jahr nicht zu lang dauern soll. Meine Gefährten haben sich schon unters Volk gemischt, und ich werde ihnen wohl auch folgen.

10. Boron 21 Hal - kein Eintrag

11. Boron 21 Hal - kein Eintrag

12. Boron 21 Hal

Oh Herrin HESinde, was für ein Narr ich doch bin! 
Der Gildenbeschluss und die Karte sind verloren, meine Mission gescheitert! Und alles nur weil ich in meiner Kurzsichtigkeit auf die Friedfertigkeit dieses Weilers vertraute! HESinde, verzeih mir! 
Ah, ich muss langsamer Schreiben, meine Wunde schmerzt noch zu sehr. Was kann das nur gewesen sein? Ich habe nie vorher so etwas gesehen, und weder auf der Akademie in Fasar noch in den Horten Festum oder Moosgrund jemals etwas von dergleichen gehört. 
Es begab sich am Abend des Festes. Es hatte sich als ein schönes Fest herausgestellt, mit Gauklern, Schaustellern und Barden, die den Leuten den kalten Abend versüßten. Meine Gefährten allerdings schienen recht aufgebracht nach einem gewissen Bran, dem Witzerzähler, zu suchen, es hatte irgendetwas mit Geld zu tun, glaube ich. Ich begab mich dann nach einiger Zeit wieder zurück zu unserer Taverne "Stolz des Bären", um noch einige Passagen aus den "Pertubationen..." genauer zu studieren, als ich ein Geräusch von dem Dach über mir vernahm. Ich fuhr herum, und sah gerade noch den Ziegel neben mir in den Schnee stürzen, als ich ein Bewegung wahrnahm. Etwas Dunkles sprang von dem sicherlich fünf Schritt hohen Dach herunter. Ich konnte nur einen Schatten erkennen, der in lange wallende Gewänder gehüllt zu sein schien, als ich ihn anrief, was er von mir wolle! Eine Bewegung war in den Schatten zu erkennen, sein schwarzer Mantel blähte sich im Wind, und dann hörte ich ein leises Klicken. Das letzte was ich sonst noch weis, ist der Geruch von verbranntem Fleisch, als der Schatten nach meinem Hals griff, um mir den Brustbeutel mit Karte und Erlass zu entreißen und dabei mein Schlangenhalsreif berührte. Auch erinnere ich mich noch an das komische Gefühl des Bolzens, der in meiner Brust steckte und mich mit der Wucht eines Hammerschlags von den Beinen gerissen hatte, es schmerzte kaum, und an die Kälte des Schnees. Dann verließen mich die Sinne.

Roderik erzählte mir heute, dass er einen Schrei gehört habe, aus der Straße in der ich gerade verschwunden war. Er sei hinterhergestürzt, weil er fürchtete, mir könnte etwas zugestoßen sein. Wie recht er hatte. Er sah einen dunklen Schatten über mich gebeugt und verfolgte ihn, nachdem dieser etwas an sich riss und verschwinden wollte. Ich habe in der Dunkelheit ziemlich unverletzt ausgesehen, meinte er noch, den Bolzen in meiner Brust habe er nicht gesehen. Nun ja, Roderik gelang es den Schatten zu stellen, doch es war fast unmöglich ihn zu treffen! Er erwehrte sich seines Lebens (?) mit einem brennenden Schwert, das von dunkelblauen Flammen umspielt war. Und jedes Mal, wenn Roderik traf, schien es so, als würde der Schatten zerfließen und sich hinter der Klinge neu formen. Doch Roderik machte einen Fehler in dem ungleichen Kampf, und der Schatten nützte eine Lücke in seiner Deckung. Seine Faust stieß hervor und zerschmetterte das Nasenbein des Kriegers. Benommen sank er in den Schnee, und der Schatten verschwand.
Man fand mich kurz darauf immer noch an der gleichen Stelle liegend, umgeben von dem Schnee, den mein Blut rot gefärbt hatte. Schnell wurde nach einer Heilerin geschickt, und ich bin der festen Überzeugung, dass sie mit der Kraft gesegnet war, denn sonst hätte sie mich nicht mehr zurückholen können. Doch leider war das alte Großmütterchen verschwunden, bevor ich ihr heute danken konnte.
Wir werden morgen weiter aufbrechen, ich glaube mich noch an den Weg erinnern zu können, den wir einschlagen müssen, um Asteratus Sa Terek zu finden.


Die Nachricht aus Brabak:

An Propräzeptorin Ciabh ni Tharantir,
Hort des Draconiterordens zu Festum, 
resp. Moosgrund oder nächst zugänglich,
gegeben 4. BORon, 54 Mizirion ///.

Im Namen der Schlange,
der Bruderschaft der Wissenden
und dem Allesehenden Herrn
senden wir euch diese Botschaft.

Wir wissen um Eure Loyalität und Euren tadellosen Ruf, der uns offenkundig machte, dasz Ihr die seid, die wir ersuchen müssen. Wissen ist unser wie Euer Ziel und Erkenntnis unser Labsal, doch nicht immer findet das Wissen seinen Weg. Treu dem Codex des Drachen wissen wir um Eure Prinzipien, und bitten deshalb um Euren Beistand.
Ein ehrenwertes Mitglied des Rates des Konvents der verfinsterten Sonnenscheibe bedroht den Ruf unserer Gilde durch eine Verfehlung seinerseits, die erheblichen Schaden an den Grundfesten Deres verursache mag. Doch ist uns bekannt, wer solche Frevler richtet, und wer seine nahezu bedrohlichen Diener aussendet um Recht zu sprechen. Die Angelegenheit bedarf nicht solchen Tuns, welches mehr schadet denn nutzt, wiewohl die Tat gesühnt werden musz.
Wir ersuchen euch itzo um Eure Unterstützung, da unserem Einfluß gen Firun gewisse Grenzen gesetzt sind, und bitten im Namen HESindes um Mithilfe. Zwecks genauerer Instruktion werden wir Euch resp. einen Eurer fähigen Diener kontaktieren, haltet Euch diese Nacht zu einem astralen Konvent bereit. Trefft vor der Stunde des ersten Gottes alle nötigen Vorbereitungen, nach genauerer Analyse werdet Ihr um die Lokation Bescheid wissen.

Dankend im Namen der Zwölfe, in Vertretung der Bruderschaft der Wissenden

Gez. Spekt. Demelioe Nandoniella Terbysios,
Sphärenkundliches Institut und Halle der Geister zu Brabak

Addentum: Die Dynastie Charazzar läszt ihre Grüsze ausrichten, und hofft auf weiterhin florierende Beziehungen.

von: Marc Cotter
Erschienen in Opus no. 54 am 13.2.2000.
Zu diesem Artikel erschien folgende Reaktion oder Fortsetzung: Aus dem Buch des Drachen des Adjutors Darian von Kreuzenwacht - 2. Teil.

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