Opus veritatis scientiaeque

Der Schwarze Limbus    

 

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Aus dem Buch des Drachen des Adjutors
Darian von Kreuzenwacht
vom Heiligen Orden zur Bewahrung
allen Wissens unserer göttlichen Herrin H
ESinde

2. Teil

13. Boron 21 Hal

Und wieder ist ein Tag in der Kälte vergangen. Mein Wunde schmerzt niederhöllisch, aber ich schleppe mich trotzdem weiter den Sichelstieg hinauf. Wir können nicht reiten, da die Pferde auf dem Schnee und Eis ausgleiten würden, und Reiter und Pferd wohl den Weg bis in den Dunkelwasser zusammen zurücklegen würden. Heute Abend haben wir Dunkelbrunn erreicht, den Ort, an dem sich Asteratus sa Terek verstecken soll. Wir haben unseren Wirt Thor, zweifelsohne Hjaldingarder Abstammung, ein wenig ausgefragt, und herausgefunden, dass es in der Nähe des Dorfes einen alten, verfallenen Hexenturm gibt, in dem es spuken soll. Später am Abend habe ihn dann noch den Geheimnissen der Al'Gebra nähergebracht. Ich frage mich nur, wo er den Abakus herhatte?

14. Boron 21 Hal

Gar schlechte Zeiten sind herangebrochen! Wir haben den Turm gefunden, und sind eingedrungen. Innen herrschte Dunkelheit, und meine Fackel erhellte den Gang vor uns nur wenige Fuß weit. Auch war es hier drin unnatürlich kalt, so dass der Atem uns in den Bärten gefror. Nach wenigen Schritten endete der Gang vor einer geschlossenen Tür; ich konnte aber nach einigen magischen Analysen das Schlüsselwort entdecken, das die Türe öffnete. Das große Eingangsportal war schon lange hinter uns zugefallen. Wir fanden einige Vorratsräume und ein Schlafgemach, doch alles war von dieser Finsternis und der unheiligen Kälte erfüllt. Fast wäre ich in das tosende Dunkelwasser gestürzt, als der Boden unter mir durchbrach. Anscheinend hatte sich der Bach unter die Fundamente des Turmes gefressen, meine Gefährten konnten mich gerade noch heraufziehen. 
Dann fanden wir ihn. Er war wohl ein Bauer oder Holzfäller aus der Umgebung gewesen, vielleicht ein Reisender. Fauliger Verwesungsgestank schlug uns entgegen. Er lag auf einer Bare in dem Raum, sein Körper gefesselt und seine Eingeweide auf einem Tisch daneben. Wie es schien, hatte er noch gelebt, als sa Terek ihm das angetan hatte, denn die Fesseln waren blutverschmiert von den erfolglosen Versuchen sich zu befreien und seinem Peiniger zu entkommen. Galle stieg in mir auf und ich musste den Raum verlassen. Der Barde übergab sich. 
Im Obergeschoss hörten wir ein Geräusch wie von knackendem Holz, und uns schlug Wärme entgegen. Hinter einer festen Eichentür musste wohl ein Feuer brennen. Ich öffnete sie, und die Flammen versengten mir fast das Gesicht. Ein Feuersturm tobte in dem Zimmer. In seiner Mitte stand eine Gestalt aus purem Feuer. Sie hatte ungefähr die Ausmaße eines Menschen, und wahrlich, hin und wieder schien es fast, als zeigten sich in der brennenden Lohe die Gesichtszüge eines Menschen, der von unglaublicher Pein gequält wurde. Dann hörten wir seine gebrochene Stimme: "Alia ...". 
Der Raum schien sa Tereks Bibliothek gewesen zu sein, ich konnte einige verbrannte Schriftfetzen vor dem Feuersturm retten. Ein verkohltes Tagebuch und eine Seite, die wohl aus dem Buch stammt, das wir suchen. Ich werde gerade gerufen. Anscheinend hat Federkiel herausgefunden, wer diese Alia ist. Ich werde mich wohl erst später an die Auswertung der Schriften machen können.

Herrin HESinde vergib diesem Verblendeten. Ich glaube ich kann es nicht. Wir fanden heraus, wer Alia war, um genau zu sein: Ihre Gnaden Alia Hesindetreu. Sie war eine wandernde Geweihte der Herrin, die sich hier hat niedergelassen, um den Bauern und Holzfällern die Lehren unserer Herrin näherzubringen. Wir fanden sie in ihrem Haus. Sie lag vor dem Schrein der Herrin auf dem Boden. Es war ein grausames Bild. Ihre Augen waren ausgestochen, und ihre Kehle zerschnitten. Sie muss einmal eine wirklich charismatische Geweihte gewesen sein. Wir bahrten sie auf und ich sprach eine Gebet an alle Zwölfe, sie mögen sich ihrer Seele erbarmen. Doch irgendetwas stimmte nicht. Ich fühlte förmlich die Matrices, die ihren Körper umsponnen. Schweren Herzens machte ich mich daran, den Leichnam magisch zu untersuchen. Was ich fand, versetzte mir einen noch viel größeren Schock. Ich fand Spuren des verfluchten und gebannten Cantus HÖLLENPEIN, und das in 5-facher Ausführung!!!
Was mich fast noch mehr erschütterte, waren die Spuren eines letzten Cantus, den der Schatten, denn wir waren uns sicher er war es gewesen, genutzt hatte, um seinem Opfer die Informationen zu entreißen, die sie ihm lebend nicht geben wollte, den NECROPATHIA. Oh Herrin, welch Frevel geschehen hier auf Deren?

Ich konnte die Schriftstücke übersetzen und analysieren, wobei mir abermals der XENOGRAPHUS CLARVOYANT für die Übersetzung der Drakned, als auch der ETERNIA MEMORABILIS gute Dienste leistete. Erschöpft sank ich auf mein Lager nieder. Anscheinend hatte dieser sa Terek Spuren von uralten Mächten gefunden, die früher auf Dere geherrscht hatten. Ich kann nur wenig über die Zeit der Drachenkriege vor Tausenden von Jahren sagen, doch hat sich der Hohe Drache Pyrdacor laut den Schriften ein Volk auserwählt, die Asaari gehießen, das alleinig ihn als Gottkaiser verehrte. Um nun die Macht der anderen Götter zu schmälern, musste er - nach der Denkweise der Magiertheorie - deren Anhänger auslöschen. Er wollte einen Weltenbrand entfachen, bei dem alles Leben vernichtet werden sollte! Doch sein Volk führte er in Sicherheit. Irgendwo in den Sphären erschuf er eine Globule als Exil. Dorthin gelangte sein Volk, und der Drache wob einen mächtigen Zauber, einen Fluch, der es keinem Wesen gestattete, hinein zu gelangen. Und er hinterließ einen Schlüssel, auf dass sie jederzeit in das Reich der Sieben Sonnen zurückkehren könnten. Anscheinend kann dieses geheimnisvolle "Buch der Schatten" den Weg zum Eingang dieser Globule weisen. Auch wurde mir klar, was das Schattenwesen zu suchen schien: In dieser Globule soll der Hort Yarashars, des Herrschers über die Assari und einer der Söhne Pyrdacors liegen, in dem sich auch das Ei des Nachdrachen befindet. In diesem Ei soll der Schatten des Goldenen wiedergeboren werden, der auf Dere verblieb, als Pyrdacors Leib von Famerlor zerrissen wurde. Wie viel Wahrheit mag in diesen Aufzeichnungen liegen? 

Die Originale behalte ich vorerst in meinem Besitz, bis ich sie vollends ausgewertet habe. Sollte ein Bruder Interesse daran zeigen, soll er sich an mich wenden. Die Spuren führen uns weiter in die Sichel hinauf, dorthin, wo der Gash-Garom seine Wurzeln hat. Kann dies der Dunkelwasser sein?

15. Boron 21 Hal

Wir zogen einen weiteren Tag durch die eisigen Weiten der Roten Sichel, immer dem Dunkelwasser entlang. Majestätisch erhoben sich die schneebedeckten Gipfel über uns, doch wir hatten kaum einen Herzschlag Muße, diese Schönheit zu bewundern. Zu sehr schmerzten uns die Wunden an Körper und Geist, die wir in den letzten Tagen davongetragen hatten.
Diesen Abend erreichten wir Eulenberg, einen weiteren kleinen Holzfällerweiler. Ernbrecht Gorhardt, der Mann der uns verfrorene Wanderer aufgenommen hatte, erklärte uns, dass die nächste Ortschaft, Silberberg, zwei Tagesreisen von hier entfernt läge. Wie würden einmal in der Wildnis übernachten müssen. Das würde kein Honigschlecken werden...

16.Boron 21 Hal

HESinde und FIRun waren uns gnädig. Nachdem sich Roderik heute fast zu Tode gestürzt hätte, und wir schon dachten, wir müssten unser Lager hier irgendwo in der Wildnis aufschlagen, trafen wir doch noch eine lebende Person hier in der Sichel. Sein Name ist Arne Fallensteller, ein recht schweigsamer Geselle, aber er war bereit uns nach anfänglichem Misstrauen ein Platz an seinem Feuer zu lassen, und seine Beute mit uns zu teilen. Dies scheint endlich mal ein Tag zu sein, an dem nichts schief geht...

Voll Hohn erscheinen mir meine letzten Zeilen, denn in dem Moment als ich sie schrieb, schrie Arne auf und deutete mit vor Entsetzen geweiteten Augen hinter mich. Ich fuhr herum, doch ich sah nichts. Und genau das war es, was ihn erschreckt hatte. Hinter mir sah man nur den rötlichen Feuerschein auf dem weißen Schnee tanzen. Von meinem Schatten war keine Spur zu sehen. Hilfesuchend wandte ich mich meinen Gefährten zu, doch der Barde war weißer als der Schnee geworden und versuchte verzweifelt, seine Waffe zu ziehen. Was Roderik viel schneller gelang. Mit einem "Stirb, Paktierer!" auf dem Lippen stürzte er sich auf mich.

Gerade bevor seine Klinge meinen Körper traf, gelang es mir den Versteinerungszauber zu beenden, der mir abermals das Leben rettete. Der Jäger war verschwunden, Roderik stand still und steif mit dem erhobenen Schwert zum Schlag bereit in der Nacht, und Federkiel hielt mir, marbobleich und zitternd wie Espenlaub seine Waffe vors Gesicht. HESinde sei bedankt, dass ich ihm erklären konnte, dass nicht ich der Schuldtragende an dem war, was passierte. Auch wenn ich es mir nicht mal selbst erklären kann.
Was ist da nur passiert?
Gemeinsam banden wir des Kriegers Schwert an einem Baum fest, dass es ihm aus der Hand geprellt würde, wenn er wieder erwachte. Auch fesselten wir ihn, wir konnten uns nicht sicher sein, wie er reagieren würde. Als mein Zauber zu wirken aufhörte, wurde Roderik wie geplant entwaffnet, doch die Stricke, mit denen wir ihn gebunden hatten waren zu schwach gewesen: Mit einem Wutschrei zerriss er sie und stürzte sich auf mich. Ich wurde umgerissen und unter seinem Plattenharnisch begraben.
Als ich wieder zu mir kam, lag Roderik am Feuer, leicht am Hinterkopf blutend und die Arme auf den Rücken gefesselt. Federkiel wandte sich mit den Worten "Ich hoffe ihr habt nicht gelogen ..." mir zu.


Appendix I

UNHEILVOLL DÜSTER UND MACHTVOLL
BAR JEGLICHER FENSTER ES SEIN SOLL
KEIN PORTAL LÄSST DICH EIN
KEIN TOR FÜHRT HINEIN
IN DAS EWIGE REICH
YARASHARS

TOD UND VERDERBEN BRACHTE DER FLUCH
DER BRENNENDEN AUGEN DES DRACHEN
NIEMAND ERHIELT JE DAS BUCH
DER LETZTEN UND ERSTEN 
ERKENNTNIS

ZU ASCHE VERBRANNT WARD DAS GÜLDENE LAND 
ERFÜLLT VON ÄONENLANGEM STREBEN
UND AUSGESTOSSEN AUS DEN
SPHÄREN LAG SEIN REICH 
DER SIEBEN SONNEN
UNBERÜHRT

DIE WÄNDE
GLATT UND FEIN
AUS ERLESENEM GESTEIN
MIT DEM SCHLÜSSEL VERBORGEN
FERN UNTER DER SIEBEN SONNEN SCHEIN
GELANGT NUR WER IHN FINDET JEMALS HINEIN

AM QUELL
DES GASH-GAROM
IN BLUTROTEM STEIN
GESCHNITTEN AUS EINES TOTEN GEBEIN
GEFORMT DURCH DIE MACHT VON EIS FEUER UND ERZ
GEBOREN IN DER NACHT IN EINSAMEM SCHMERZ
BEWAHRT ER DES MÄCHTIGEN 
DRACHEN YARASHARS
HORT UND 
HEIM


Appendix II

Aus dem "Buch der Schatten"
- Übersetzung aus dem Drakned von Magister Asteratus sa Terek -
21. Efferd, cap. 4, - Aeternum -

Der Weltendrache ist Tag und Nacht, ist Leben und Tod,
ist Anfang und Ende, ist Sommer und Winter für unser Volk.
Sein Atem erhellte die lichtlosen Abgründe zwischen den Sphären,
seinem güldenen Körper entwuchsen die Sonnen der endlosen Länder
und Kontinente des unergründlichen Urmeeres,
seinem Blut entstammen alle Kinder seines erwählten Volkes.
Pyrdacor ist das Land, und das Land ist Pyrdacor.

Der Weltendrache schuf in seiner Macht und Weisheit
die Sphäre der Sieben Sonnen und in ihnen die goldene Brut,
aus der nach ewiger Zeit die Königinnen und Mütter aller Asaari
hervorgebracht wurden. Sie wuchsen an Kraft und Weisheit 
und die Kraft aus der Drachensphäre machte sie unsterblich. 
Pyrdacor lehrte sie auf dass sie gemäß seiner unermesslichen Weisheit
die Wahrer seines auserwählten Volkes würden. 
Und so brachte auch die unsterbliche Mutter Sshrsrangar 
die ersten Asaari hervor, gezeugt von dem, 
der Leben für uns ist und Tod.

Als die Zeit gekommen ward, da der Weltendrache
in seiner güldenen und weltumfassenden Gestalt verging,
da gab er einen Teil seiner unbeugsamen Lebenskraft
an seine Nachkommen weiter. Denn der Tod des Weltendrachen
war nicht gleichbedeutend mit dem Tod seines Geistes;
angefüllt mit seinem allumfassenden Wissen und tiefschürfender Weisheit,
von einem unsichtbaren Feuer umhüllt, genährt und geborgen,
umspannt er alle Welten, alle Länder, alle Meere und alles Sein.
Seinen weitgefächerten Sinnen entgeht keine Begebenheit,
ein jedes gesprochene Wort dringt an sein Ohr,
und seine Nüstern nehmen jeden Geruch auf.

Die Asaari sind sein Volk, und ihnen steht er schützend zur Seite.
Er weist ihnen ihren vorgeschriebenen Weg und lenkt ihre Schritte
mit dem Geschick der Vorsehung.
Sein Wille manifestiert sich in der göttlichen Gestalt des Nachtdrachen,
der von Anbeginn der Schatten des Güldenen war,
jener der zu jedem Fest des Ashur-Bascaar ein Mitglied
eines Volkes zum Sonnenkönig,
seinem ewigen Reiter und Gefährten im Sein und im Nichtsein, erhebt.
Mal zu Mal kehrt der Weltendrache Pyrdacor
im Geiste des Nachtdrachen zu seinem Volk zurück
und führt es einen weiteren Abschnitt auf seinem Weg
in die Vollendung, und jedes Mal vergeht der Schatten des Drachen
aufs Neue um Wiedergeboren zu werden,
und nachtschwarz liegt das Ei geborgen
im güldenen Glanz Yarashars...


Appendix III

Aus dem verbrannten Tagebuch des Magiers...

Der Nachtdrache, dessen Ei in dem Hort des Drachen heranwächst wird itzo von den Asaari als derische Inkarnation des Weltendrachens verehrt. Und es steht zu vermuten, dasz sich tatsächlich ein Teil von Pyrdacors unsterblichem Geist in diesen Wesen entfalten kann. Anscheinend gebietet der Nachtdrache über die Schatten, denn als nichts anderes versteht er sich.

Der geheime Ort, wo der Schlüssel zur Bestimmung des Standorts der Insel verborgen ist, musz hier im Firun sein. Ich vermag fast die Macht der Alten Drachen zu spüren, die einst ihr Volk hier her führten. Doch wo liegt das Ei verborgen? Die Schatten der Vergangenheit scheinen es noch zu bedecken, noch.

Das Buch läszt mich hoffen, ich denke, dasz ich bald mehr weiß, genug um aufzubrechen.

Mein Körper zerfällt. Ich denke, dasz der Staub der Kristalle, der sich in den Seiten abgelagert hat, dafür verantwortlich ist. Oder hat mich ein Fluch getroffen? Satinavs Hörner haben mich gestreift...

Meine Haut ist gelb und zerfurcht geworden, mein Fett schmilzt dahin. Schwäche durchdringt mich und meinen gegeiszelten Körper, doch scheint BORon seine Macht über mich verloren zu haben. 
Die Zeit läuft mir davon...

DIES ATER. [Dies Ater - Ein schwarzer Tag.]
Das Buch hat mir die Augen geöffnet. VESTIGIA TERRENT. [Vestigia Terrent - Die Spuren schrecken.]
Ich denke, dasz ich falsch gehandelt habe. Zu spät um Gnade zu erflehen. Ich lege mein Leben und Werk in HESindes Hände, möge mich die Herrin der Weisheit schützen, denn mein Schicksal ist bestimmt.

Finis.

von: Marc Cotter
Erschienen in Opus no. 55 am 20.2.2000 als Reaktion oder Fortsetzung zu Aus dem Buch des Drachen des Adjutors Darian von Kreuzenwacht.
Zu diesem Artikel erschien folgende Reaktion oder Fortsetzung: Aus dem Buch des Drachen des Adjutors Darian von Kreuzenwacht - 3. Teil.

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