Opus veritatis scientiaeque

Der Schwarze Limbus    

 

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Aus den 'Gesprächen Rohals des Weisen über Ethik und Moral' (VIII.)

Auszüge aus dem gleichnamigen Kollektan
aller der Rohalszeit entstammenden Bände 
der 'Gespräche Rohals des Weisen' 
in freier Transkription, 
verfasst in der Sprache des Volkes, 
getätigt durch Lizentiatus Vitus Ehrwald,
Abgänger der Herzog-Eolan-Universität zu Methumis,
so geschehen im Jahre 2515 Horas zu Gareth 
mit gnädiger Unterstützung des Pentagontempels 
der Herrin Hesinde

Über das Gute

Meister, sagt, was genau meint der Begriff des Guten?

Das Gute ist leichter zu erkennen als zu identifizieren. Gut nenne ich das, was seinen Zweck erfüllt. Schlecht nenne ich das, was seinen Zweck nicht erfüllt. Böse nenne ich das, was sich bewusst weigert, seinen Zweck zu erfüllen. Ethisch nenne ich das, was seinen Zweck bewusst erfüllt. Ein Schwert nennt ihr gut, wenn ihr euren Gegner damit wirkungsvoll bekämpfen könnt, mag der Kampf selbst auch tadelnswert sein. Um nun aber gute und damit ethische Menschen zu werden, müsst ihr bewusst euren Zweck als Menschen erfüllen, und das heißt schlichtweg: menschlich sein. Zuweilen werdet ihr vor der Entscheidung stehen, ob ihr lieber gute Kämpfer, gute Untertanen, gute Geschäftsleute oder ethische Menschen sein wollt, und dann wird euch klar werden, dass ethische Grundsätze einen Preis haben, wenn ihr sie ernst nehmt. So ihr diesen Preis nicht mit Wehmut, sondern mit Stolz zahlt, seid ihr wahrhaft ethisch.

Über das Böse

Meister, sagt, warum gibt es soviel Böses in der Welt?

Wenn ein Mensch einen Tiger tötet, dünkt er sich tapfer; tötet ein Tiger einen Menschen, gilt das als grausam. Dies ist unberechtigt, denn von Natur aus gibt es weder Ethisches, noch Böses; diese Unterscheidung hat der Mensch gemacht, und nur auf ihn als vernunftbegabtes Wesen mit der Fähigkeit zum Mitgefühl ist sie anwendbar. Das Böse ist mehr als nur ein Mangel an Gutem; es ist die bewusste Entscheidung für sein Gegenteil. Alles andere ist lediglich schlecht, also Unwissenheit oder Schwäche, und beidem könnt ihr wirkungsvoll begegnen. Böse ist nur, wer weiß, was richtig wäre, und es nicht tut, obwohl es in seiner Macht stünde. Darum wehren sich die Menschen gegen ethische Einsichten. Doch auch das Böse kann sie nur verführen, nie jedoch selbst Mensch werden. Geboren wird der Mensch frei und ohne jegliche Grundsätze, jedoch mit der Fähigkeit, sie alle in sich aufzunehmen.

Über das Urteilen

Meister, sagt, steht es uns zu, einander ethisch zu beurteilen?

Kein Mensch soll sich anmaßen, einen anderen ethisch zu beurteilen. Was ihr jedoch kritisch beurteilen sollt, sind die Handlungen, die ein Mensch begeht. Über sie sollt ihr euch jederzeit eure eigene, ethische Meinung bilden, und diese Meinung mögt ihr so frei äußern, wie auch die Handlung frei geschah, damit der Handelnde wisse, wie ihr darüber denkt. Achtet jedoch darauf, euch mindestens so sehr im Lob des guten wie im Tadel des schlechten Verhaltens eines Menschen zu üben, und macht stets deutlich, dass ihr nicht ihn, sondern allein seine Taten kritisiert. So ihr jemanden ändern wollt, teilt ihm ruhig und gelassen mit, was seine Handlungen in euch für Gefühle wecken und welches Verhalten ihr ihm statt dessen anempfehlen würdet. Und wann immer ihr ein Urteil über eine Handlung fällt, versichert euch, von der Handlung selbst und von den Gründen, aus denen sie geschah, auch wirklich lückenlose Kenntnis zu besitzen.

Erschienen in Opus no. 108 am 13.5.2001 als Reaktion oder Fortsetzung zu Aus den 'Gesprächen Rohals des Weisen über Ethik und Moral' (VII.).
Zu diesem Artikel erschien folgende Reaktion oder Fortsetzung: Aus den 'Gesprächen Rohals des Weisen über Ethik und Moral' (IX.).

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