Opus veritatis scientiaeque

Der Schwarze Limbus    

 

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Aus den 'Gesprächen Rohals des Weisen über Ethik und Moral' (X.)

Auszüge aus dem gleichnamigen Kollektan
aller der Rohalszeit entstammenden Bände 
der 'Gespräche Rohals des Weisen' 
in freier Transkription, 
verfasst in der Sprache des Volkes, 
getätigt durch Lizentiatus Vitus Ehrwald,
Abgänger der Herzog-Eolan-Universität zu Methumis,
so geschehen im Jahre 2515 Horas zu Gareth 
mit gnädiger Unterstützung des Pentagontempels 
der Herrin Hesinde

Über den Tod

Meister, sagt, ist das Leben nicht zu kurz, um wahrhafte Ethik zu erlernen? 

Es ist nicht wenig Zeit, die ihr habt, sondern viel Zeit, die ihr nicht nutzt. Man muss nicht dem Leben Jahre hinzufügen, sondern den Jahren Leben. Darum sollt ihr auch nicht von Zeitvertreib, sondern von Zeitgenuss reden. Sorgt euch vor allem um ein Leben vor, nicht nach dem Tode. Lernt loszulassen! Das ist die große Lektion des Lebens. Philosophieren heißt sterben lernen. Es ist euer Irrtum, dass ihr den Tod in der Zukunft erwartet. Er ist zum großen Teil schon vorüber. Was von eurem Leben hinter euch liegt, hat der Tod, der allem Weltlichen ein Ende setzt. Doch nicht jedes Ende ist das Ziel. Das Ende der Melodie ist nicht ihr Ziel, und doch hat sie ihr Ziel nicht erreicht, bevor sie nicht auch ihr Ende erreicht hat. Leben und Tod sind zwei Geheimnisse, verschlossen hinter zwei Türen, von denen jede den Schlüssel zur anderen verbirgt. Doch dass ihr einmal gelebt habt, kann euch keiner nehmen, und wahrhaft tot seid ihr erst, wenn niemand mehr an euch denkt.

Über die Furcht

Meister, sagt, ist es nicht menschlich, Furcht zu empfinden?

Nichts mag menschlicher sein als die Furcht, doch dies allein ist noch keine Rechtfertigung. Mut heißt nicht, keine Furcht zu kennen, sondern seine Ängste zu überwinden. Es ist darum nichts zu fürchten als die Furcht. Selbst Götterfurcht ist Götterlästerung. Auch Feinde hat der Mensch auf der Welt nicht zu fürchten, denn es gibt unter den Menschen keine Feinde, außer jenem Feind in den Menschen selbst, der ihnen andere als Feinde erscheinen lässt. Die größte Gefahr im Leben ist oft, dass man zu vorsichtig ist. Drum stürzt euch kühn in die Fülle des Lebens! Gefahrlos ist Gefahr niemals zu überwinden. Wenn ein Mensch nicht bereit ist, für seine Überzeugungen Risiken einzugehen, dann taugen entweder seine Überzeugungen, oder aber der Mensch selbst nichts. Das Rechte erkennen und nicht tun, ist Mangel an Mut. Mut jedoch ist eine Tugend und als solche eine besondere Art der Willenskraft.

Erschienen in Opus no. 110 am 27.5.2001 als Reaktion oder Fortsetzung zu Aus den 'Gesprächen Rohals des Weisen über Ethik und Moral' (IX.).
Zu diesem Artikel erschien folgende Reaktion oder Fortsetzung: Aus den 'Gesprächen Rohals des Weisen über Ethik und Moral' (XI.).

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