Opus veritatis scientiaeque

Der Schwarze Limbus    

29. Efferd im 54. Götterlauf nach Hal

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Aus den 'Gesprächen Rohals des Weisen über Ethik und Moral' (XII.)

Auszüge aus dem gleichnamigen Kollektan
aller der Rohalszeit entstammenden Bände 
der 'Gespräche Rohals des Weisen' 
in freier Transkription, 
verfasst in der Sprache des Volkes, 
getätigt durch Lizentiatus Vitus Ehrwald,
Abgänger der Herzog-Eolan-Universität zu Methumis,
so geschehen im Jahre 2515 Horas zu Gareth 
mit gnädiger Unterstützung des Pentagontempels 
der Herrin Hesinde

Über die edlen Taten und den edlen Sinn

Meister, sagt, ist es wichtiger: dass man etwas tut, oder warum man es tut?

Eine Handlung ist nur dann wirklich tugendhaft, wenn sie nicht nur in ihrer Folge euch selbst oder anderen angenehm oder nützlich ist, sondern wenn auch das Motiv eurer Handlung auf diesen Zweck hin ausgerichtet war. Man stattet Dank nicht bloß deshalb ab, um die Dankbarkeit loszuwerden. Man verzichtet auf Rache nicht bloß, um gegenüber einem stärkeren Gegner nicht noch zusätzlichen Schaden zu nehmen. Wer solches tut, kann schwerlich von sich sagen, ein tugendhafter Mensch zu sein, denn er folgt nicht seinen Werten, sondern seinen nüchternen Interessen. Der Tugendhafte wird Freude empfinden, wenn er Gutes tut, doch er tut nicht Gutes, um Freude zu empfinden. Aber auch umgekehrt gilt die gute Absicht wenig oder nichts ohne die Handlung. Mitgefühl ist gut, doch besser, als einen Menschen zu bemitleiden, ist es, ihm zu helfen, denn Ethik ist nicht bloß eine Lehre, sondern eine Tätigkeit.

Über den Frieden

Meister, sagt, darf man sich für einen edlen Zweck der Gewalt bedienen?

Die Gewalt ist der Feind des Friedens ebenso wie der Freiheit, denn wo immer sie auftritt, erzeugt sie Gegengewalt, die ihr früher oder später ebenbürtig oder überlegen werden wird. Darum sollt ihr euch stets bemühen, Gewalt in all ihren Formen zu meiden und den Frieden im gelassenen Dialog anzustreben. Gewalt verursacht Schmerz, und der größte Schmerz eines Volkes ist der Krieg. Die Schriftsteller, welche sind die Gewissensbisse der Menschheit, können nicht so schnell schreiben, wie manche Staaten Kriege losbrechen lassen, denn das Schreiben erfordert Denkarbeit. Ihr jedoch sollt euch und eure Mitmenschen vor Schmerz bewahren und euer Streben auf dem Weg des Friedens in den Dienste des Glücks stellen. So euch jedoch Gewalt durch andere widerfährt, leistet Widerstand, aber gebt acht, länger zu leben als die Gewalt und euch, die euren und eure Sache zu bewahren, statt zu opfern oder zu verraten.

Über die Laster und die noch größeren Übel

Meister, sagt, welche Handlungen sollten wir unbedingt vermeiden? 

Vermeiden sollt ihr all jene Handlungen, die euch oder anderen schädlich sind oder Verdruss bereiten. Nie sollt ihr die Achtung vor dem Leben verlieren, nie euch selbst verraten und nie euer Mitgefühl für andere verrohen lassen. Das größte Übel, das ihr euren Mitmenschen antun könnt, ist nicht, sie zu hassen, sondern ihnen gegenüber gleichgültig zu sein. Das ist absolute Unmenschlichkeit. Doch auch das Hassen überlasst denen, die zu schwach sind, um zu lieben. Lasst euch niemals von Oberflächlichkeiten täuschen, und prüft auch stets eure eigenen Handlungen und Motive auf ihre Lauterkeit. Bedenkt, dass ihr nur mit dem Herzen gut zu sehen vermögt, denn das Wesentliche ist für die Augen unsichtbar. Und so ihr nicht tun könnt, was ihr wollt, tut zumindest, was ihr könnt, und lasst euch nicht verleiten, einmal zu denken, es sei genug, denn das gute Gewissen ist eine Erfindung des Namenlosen. 

Erschienen in Opus no. 112 am 17.6.2001 als Reaktion oder Fortsetzung zu Aus den 'Gesprächen Rohals des Weisen über Ethik und Moral' (XI.).
Zu diesem Artikel erschien folgende Reaktion oder Fortsetzung: Aus den 'Gesprächen Rohals des Weisen über Ethik und Moral' (XIII.).

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