Opus veritatis scientiaeque

Der Schwarze Limbus    

 

Menü anzeigen


Aus den 'Gesprächen Rohals des Weisen über Ethik und Moral' (XIV.)

Auszüge aus dem gleichnamigen Kollektan
aller der Rohalszeit entstammenden Bände 
der 'Gespräche Rohals des Weisen' 
in freier Transkription, 
verfasst in der Sprache des Volkes, 
getätigt durch Lizentiatus Vitus Ehrwald,
Abgänger der Herzog-Eolan-Universität zu Methumis,
so geschehen im Jahre 2515 Horas zu Gareth 
mit gnädiger Unterstützung des Pentagontempels 
der Herrin Hesinde

Über das Selbst

Meister, sagt, wie schaffen wir es, uns stets selbst treu zu bleiben?

Die Vorstellung, dass der Charakter eines Menschen ein fest zu umreißender Begriff sei, ist ebenso weit verbreitet wie irrig. Es ist nicht ein einziges Selbst, das in euch wohnt, sondern euer Charakter wird aus dem Chor unzähliger Einzelseelen gebildet, der jeden Tag aufs Neue in anderer Zusammensetzung eure Gesinnung bestimmt. Hütet euch also davor, von euch selbst und eurem Willen ein Bild als Einheit aufzubauen, denn es ist die Vielheit all eurer inneren Stimmen, die euch ausmacht. Im Mindesten solltet ihr euch stets bewusst sein, dass euer Handeln das Produkt eurer Gedanken, Gefühle und Triebe ist, also von Geist, Seele und Körper bestimmt wird, die alle ihr Recht einfordern und von denen ihr keine Seite unterdrücken, jedoch auch niemals unkontrolliert und ohne Aufsicht der anderen über euer Tun bestimmen lassen sollt. Dieses Gleichgewicht zu wahren ist das Geheimnis echter Authentizität.

Über den Verstand, das Gefühl und die Triebe

Meister, was ist höher einzuschätzen: Verstand, Gefühl oder Trieb?

Der Mensch ist Mensch, und das bisschen Verstand, das einer haben mag, kommt wenig oder nicht in Anschlag, wenn Leidenschaften wüten und die Grenzen der Menschheit einen drängen. Den Verstand braucht ihr, um mit Weitblick ein vollständiges Bild von einer Handlung und ihren Folgen zu erlangen, doch erst das Gefühl ermöglicht es euch, sie als gut oder schlecht wahrzunehmen, und nur ein gesunder Körper kann aus Absichten auch Taten werden lassen. Wer sich nur von seiner Vernunft leiten lässt, ist nicht vernünftig, und wer zuviel überlegt, sucht oft nur nach Beweggründen, um nicht zu dürfen. Hört daher im Zweifel stets auf euer Herz, doch bemüht gar redlich euch darum, so oft es geht auch den Verstand gelten zu lassen und dabei trotz allem nicht eure menschlichen Triebe zu verleugnen, denn Körper, Geist und Seele machen gemeinsam den Menschen aus, und das Ganze ist mehr als die Summe seiner Teile.

Erschienen in Opus no. 114 am 1.7.2001 als Reaktion oder Fortsetzung zu Aus den 'Gesprächen Rohals des Weisen über Ethik und Moral' (XIII.).
Zu diesem Artikel erschien folgende Reaktion oder Fortsetzung: Aus den 'Gesprächen Rohals des Weisen über Ethik und Moral' (XV.).

Suche in 575 Opus-Artikeln

ein oder mehrere Begriffe
alle Artikel anzeigen

Der Schwarze Limbus Nachricht an die Autoren (c) 1998-2006 Spielerverein der Freunde des Gepflegten Rollenspiels