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Der Schwarze Limbus    

26. Travia im 54. Götterlauf nach Hal

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Gedanken zur Dämonologie

Werte Leser, geschätzte Collegae,

Unglaublich viel ist schon über die Dämonologie, Ihre Auswirkungen und Ihre Reputation debattiert worden. Der Bund des weißen Pentagrammes hat eindeutig Stellung bezogen, auch die Bruderschaft der Wissenden hat Ihren Standpunkt zur Invocatio Dämonico mehr als deutlich gemacht.
Als erfahrener Experte und nun schon in betagtem Alter, erlaube ich mir, die Sachlage noch einmal aufzurollen. Ich kann auf mehr als 50 Jahre zurückblicken, in denen ich mit meiner Profession gehadert habe, sie gelobt habe, mich selbst in die Verdammung gewünscht habe und versucht habe, stets meiner Überzeugung gerecht zu werden. Die Dämonologie ist das gefährlichste, umstrittenste und fordernste Feld der Magica. Sie ist hochkompliziert, erfordert viel Erfahrung und birgt die schrecklichsten Versuchungen in sich. Ich möchte einmal darlegen, wie sich meiner Erfahrung nach, der beste Umgang mit der Conjuratio darstellt.

Meist werden die jungen Adepten, die sich der Beschwörung von septsphärischen Entitäten verschrieben haben, nach Ihrem Abschluss noch einige Zeit an Ihrer Akademie bleiben. Als Dämonologe hat man in der Welt wenig Freunde, also bleibt man lieber gleich unter sich. Die wenigsten ziehen durch die Lande um Erfahrungen im Feld zu sammeln oder Forschungen zu betreiben. So sieht man also, das die Akademien, die als Spezialgebiet die Dämonologie anbieten, einen enormen Einfluss auf das Leben, die Weltsicht und Moral der Adepten haben. Dieser enormen Verantwortung werden die meisten Akademien nicht gerecht. Gerade die Ausbildung zum Invocatorius muss Hand in Hand mit einer umfangreichen ethischen und moralischen Bildung gehen. Und was finden wir dorten an den Akademien? Die Religionslehre wird nur in Grundzügen vermittelt, die Magister preisen öffentlich die Magierphilosophie an, oder noch schlimmer, man liebäugelt gar mit den Heptarchen. Wohin diese Missstände führen haben wir zu Hauf gesehen. Woher nehmen wohl die Heptarchen Ihren Nachwuchs? Warum landen so viele Dämonologen auf den Scheiterhaufen und in den Folterkellern der praiotischen Inquisition? Dieses zu verhindern ist eigentlich Aufgabe der entsprechenden Akademien. Wer sich rühmt, einer Gilde anzugehören, der muss sich auch nach den Vorgaben richten. Hier sind vor allem die werten Collegi Convovati in den Gildenräten aufgerufen durchzugreifen. Selbst in der Bruderschaft finden sich schließlich ehrbare Männer und Frauen, die wohlweislich einen strengeren und kontrollierteren Umgang mit der Conjuratio fordern. Es ist mehr als zu bedauern, wenn sich ständig an den Gildenvorgaben vergangen wird, auch die Bruderschaft hat schließlich den Codex Albyricus akzeptiert. Damit aber noch nicht genug, die zahlreichen freien Lehrmeister der Invocatio unterliegen schließlich noch weniger Kontrollen als die großen Akademien. Das hier unter dem Deckmantel der Gilde eine wahre Brutstätte des Borbaradianerunwesens entstanden ist, merkt kaum einer. Hesinde möge uns vergeben! Es kann sich einem der Magen umdrehen, wenn man daran denkt, dass Leute wie Galotta oder die Hexe Axzimona in Gildenakademien untergekommen sind. Nun, heute sehen wir den Herrn Galotta an der Spitze eines Dämonenreiches, das mit unsäglichem Schmerz und Verderben errichtet worden ist. Vor einigen Jahren noch hat der besagte Mann Studiosi in Brabak und Al'Anfa unterrichtet. Wohin soll das alles führen? Viel zu lange ist Schindluder mit der Invocatio getrieben worden, als ehrbarer und götterfürchtiger Mann, für den ich mich halte, ist dieser Zustand untragbar. Unsereiner kann sich vor Anfeindungen kaum noch erwehren, überall wird man erst mal mit großer Skepsis betrachtet. Zu recht, muss ich sagen, wenn man sich die Vorgänge in unserem Metier anschaut. Die große Zahl der Collegae, welche sich mit der Dämonologie beschäftigen und trotzdem Ihren Glauben und Ihre Moral behalten haben, werden von dieser ignoranten Gruppe geradezu terrorisiert. Wenn des nächtens die Häscher der Bannstrahler unschuldige Collegae aus Ihren Heimen holen, so ist dies die Schuld der Verräter, die in Brabak, Al'Anfa und sonst wo sitzen!

Um ein Invocatorius zu sein, bedarf es nicht nur eines unbeugsamen Willen gegen Dämonen und Versuchungen, sondern auch der nötigen geistig, ethischen Festigkeit. Doch wo wird diese denn noch vermittelt? Um mit sich selbst im Reinen zu sein, die Gildengesetze zu befolgen und den wahren Pfad nicht zu verlassen, muss der beschwörende Magus an die Zwölfe glauben. Wenn überall jedoch der Atheismus oder die Magierphilosophie verbreitet wird, dann kann dabei natürlich nur Unheil herauskommen. Natürlich kann jede Form der Zauberei zum Wohle wie zum Wehe der Menschen eingesetzt werden, doch keine verführt den Magus stärker, dies zum Schaden der Menschheit zu tun, und ist zudem noch so extrem gefährlich für Leib und Seele wie die Beschwörung von Dämonen. Demnach müssen die Anforderungen für die Magister der Invocatio auch höher geschraubt werden, als es bisher der Fall ist. Einem Lehrmeister der Invocatio, der nicht auf dem Grund der zwölfgöttlichen Ordnung steht, muss die Lehrerlaubnis entzogen werden! Nur so wird sich in Zukunft etwas ändern.

E'Quadar
Magister magnus Dekan Faculitas Conjuratio, Magiergilde auf Garania
Magister extraordinarius antiqua lingua, Halle des Quecksilbers zu Festum

Erschienen in Opus no. 116 am 15.7.2001.
Zu diesem Artikel erschien folgende Reaktion oder Fortsetzung: Reclamatio ad Gedanken zur Dämonologie.

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