Opus veritatis scientiaeque

Der Schwarze Limbus    

 

Menü anzeigen


Aus den 'Gesprächen Rohals des Weisen über Ethik und Moral' (XIX.)

Auszüge aus dem gleichnamigen Kollektan
aller der Rohalszeit entstammenden Bände 
der 'Gespräche Rohals des Weisen' 
in freier Transkription, 
verfasst in der Sprache des Volkes, 
getätigt durch Lizentiatus Vitus Ehrwald,
Abgänger der Herzog-Eolan-Universität zu Methumis,
so geschehen im Jahre 2515 Horas zu Gareth 
mit gnädiger Unterstützung des Pentagontempels 
der Herrin Hesinde

Über die Einfühlung

Meister, sagt, wie können wir anderes Leben so hoch schätzen wie unser eigenes? 

Die Fähigkeit, die es dem Menschen ermöglicht, andere in ihren Interessen und Bedürfnissen genauso ernst zu nehmen wie sich selbst, ist die bewusste Einfühlung, welche die Brücke zwischen aktiver Willenskraft und passivem Mitgefühl schlägt. Kein Mensch ist ihrer von Geburt an fähig, doch ähnlich wie für den Gebrauch der Sprache sind ihm Eigenschaften gegeben, die es ihm ermöglichen, diese Fähigkeit zu erwerben und in ihr zur Meisterschaft zu gelangen, so er sich darum bemüht. Der Mensch kann dann in die Rolle von allem schlüpfen, was mit ihm das Wunder des Lebens gemein hat, und die Welt, sich selbst und seine Handlungen aus der Perspektive des anderen wahrnehmen und bewerten. Er denkt nicht nur sich selbst in die Rolle des anderen, sondern vermag sich selbst in den anderen verwandelt zu fühlen, mit all seinen Eigenheiten, Interessen und Bedürfnissen. Dies ist es, was dem Menschen wahrhafte Ethik überhaupt erst möglich macht.

Über das Maßhalten

Meister, sagt, wie finden wir für all unser Tun das rechte Maß?

Von allem, was ihr tun könnt, gibt es ein Zuviel und ein Zuwenig, denn optimal heißt nicht maximal. Die goldene Mitte im Allgemeinen ist die Ethik, im Besonderen die Tugend. Furchtsamkeit ist ein Mangel, Tollkühnheit ein Übermaß an Mut. Das rechte Maß ist das, was auch hinterher keinen Schmerz bringt. Meist liegt es dem einen Extrem näher als dem anderen, so dass es am sichersten zu finden ist, wenn ihr euch stets bemüht, euch von dem entlegeneren Extrem fern zu halten. Auch an Ethik gibt es in gewisser Weise neben dem Mangel auch ein Zuviel. Es ist jedoch sehr selten und liegt dort, wo ihr euch so sehr für anderes Leben aufreibt, dass euer eigenes Leben euch nicht mehr zu erfreuen vermag. Ethik ist nicht eigentlich die Lehre davon, wie ihr glücklich werdet, sondern davon, wie ihr es wert werdet, glücklich zu sein. Doch ethische Empfindsamkeit meint nicht nur Mitleiden, sondern auch, dass ihr euch mit anderen freuen können sollt.

Erschienen in Opus no. 120 am 9.9.2001 als Reaktion oder Fortsetzung zu Aus den 'Gesprächen Rohals des Weisen über Ethik und Moral' (XVIII.).
Zu diesem Artikel erschien folgende Reaktion oder Fortsetzung: Aus den 'Gesprächen Rohals des Weisen über Ethik und Moral' (XX.).

Suche in 575 Opus-Artikeln

ein oder mehrere Begriffe
alle Artikel anzeigen

Der Schwarze Limbus Nachricht an die Autoren (c) 1998-2006 Spielerverein der Freunde des Gepflegten Rollenspiels