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Stille
Halle, Dunkle Pforte
Bericht von Großmeister Erilarion Androstaal
Nun standen wir also versammelt vor dem Portal der Bibliothek, in Gedanken an die
vorangegangenen Ereignisse versunken.
Als zu Ende des Mondes der RONdra in unserer Bibliothekshalle neben einem SILENTIUM
durch ein Missgeschick auch ein Drakned-Siegel mit einem impensierten DUNKELHEIT
ausgelöst wurde, blieb uns keine andere Wahl, als den gesamten Bibliotheksbestand in den
großen Lehrsaal zu übersiedeln. Dabei entschwanden, wie in Opus Ausgabe IX berichtet,
auch zwei mit der Umsiedlung beauftragte Dschinne - mitsamt wertvoller Werke der
Dämonologie und Elementarbeschwörung. Nachdem Meister Achmed ibn Mhukkadin al Ghunar aus
Punin zurückgekehrt war und Hochwürden Argelia von Kuslik unsere Akademie erreicht hatte,
wurde im Akademierat die Entscheidung getroffen, eine Expedition in unsere eigene
Bibliothek zu initiieren.
Die dafür nötigen Vorbereitungen waren schnell getroffen und nach einer Gebetsstunde zu
unserer Herrin HESinde versammelte man sich am Eingangsportal der
Bibliothek. Da unser aller Herr FIRun die Goldfelsen im letzten HESinde
nicht mit Schnee bedeckt hatte, konnten wir leider kein die KRAFT mehrendes
Elixier zu unserer Ausrüstung zählen. Doch beseelt von wahrlich novadischem Mut fasste
Meister Achmed seinen Ebenholzstab fester und trat durch das Portal in die DUNKELHEIT. Bericht
von Meister Achmed ibn Mhukkadin al Ghunar
Ach wir Söhne der Geistlosigkeit, denn auch wenn es im 95. Gesetz heißt "Der
Gottgefällige meidet jede Zauberei und Magie, denn sie ist Ihm zuwider", so war
es hier wohl doch der rechte Weg, und man hätte ihn schon lange beschreiten sollen. Und
diesen hatten die Vögel in ihrem Flug an diesem Morgen auch gewiesen. So sammelte ich
meine Kraft und machte meinen Geist stark im Glauben. Alsdann sprach ich laut und deutlich
die magischen Worte AlUshuhn magir, fahimi alshafir -
und die KRAFT ward mir offenbart. Und ich sah
Linien, die sich leuchtend wohl entlang der Wände der Bibliothek zogen. So schritt ich
diesen entlang, dicht gefolgt von den ehrenwerten collegi Erilarion und Sheddja, deren
magische Aura ebenfalls rot wie die Abendsonne über Mherwed strahlte. Schon bald trennten
uns nur wenige Schritte von dem gelblich gleißenden Drakned-Siegel, welches wohl
verantwortlich für die Yämikah sein musste. Doch überrascht uns der Eine nicht
täglich aufs Neue mit seinem Wirken? Da zeichnete sich der Umriss einer Öffnung im Boden
in schwach-leuchtenden Linien vor dem Siegel ab. Langsam tasteten wir uns zu dieser Stelle
vor. Doch als ich vorsichtig meinen Fuß zur Öffnung hinabsenkte, traf dieser
unvermittelt auf Widerstand. Längeres Tasten zeigte uns, dass ein Regal umgestürzt war,
wohl während sich diese Luke auftat. Doch auch dieses Hindernis konnte geschwind
beseitigt werden und als ich den Absatz einer Treppe erfühlen konnte schöpfte ich,
Rastullah sei gedankt, neuen Mut aus der unendlichen Quelle des Glaubens.
Bericht von Meisterin Sheddja
Schon vor dem Eindringen in die dunkle Bibliothek hatten wir vereinbart, bei
besonderen Entdeckungen einen FLIM FLAM zu wirken, der trotz
der DUNKELHEIT zumindest als Licht in der undurchdringlichen Schwärze
erkennbar sein sollte. Und siehe! Im Dunkel flackerte urplötztlich eine bläuliche
Flamme, die sich langsam und stufenweise abwärts bewegte. Kurz darauf spürte ich den
Absatz einer Treppe unter meinen Sohlen, welcher zuvor wohl unter dem Regal versteckt war.
Und dann, als ich zur Gänze unter dem Niveau der Bibliothek weilte, war es wie ein
Rondrikan für meine Sinne. Schnaufen und Atmen, Licht und Schatten drang an meine Ohren
und Augen und viel Zeit verging, ehe ich meine Umgebung auch nur bruchstückhaft
wahrnehmen konnte. Vor mir zeichneten sich die Silouhetten von Meister Achmed und unserem
Großmeister ab. Zwischen ihnen wurde eine gewaltige eiserne Türe unheimlich von blauem
Feuer beleuchtet. Darauf waren Zeichen in Zhayad graviert, die von sich selbst aus in
dämonischen Licht erstrahlten. Keiner der unsrigen fand zu diesem Zeitpunkt seine Sprache
wieder - zu furchteinflößend ragte vor uns diese Pforte auf, die, so schien es, direkt
in die Niederhöllen führen musste! Als wir allesamt den ersten Schrecken überwunden
hatten, traten wir vorsichtig näher und sahen unter den Zhayad-Glyphen einen schmalen
Spalt, vielleicht einen Halbspann hoch und nicht mehr als einen Finger breit. Und darunter
war ein wohl ein Schritt langes Schwert, Spitze zum Boden, abgebildet. Dann erst begann
ich die Zeichen zu entziffern und laut sprach ich sie aus: H - S - T. Meister Achmed
drehte sich um, seine Finger in einem dämonenabwehrenden Handzeichen ineinander
verschlungen, hinter welchen das blaue Feuer des FLIM FLAM
noch bedrohlicher flammte. Erst jetzt wurde mir bewusst, dass ich den Namen des
Schwarzgewandeten Rächers ausgerufen hatte und erst nach einigen Herzschlägen des
Wartens wagte ich es, einen Atemzug zu tun. Doch in diesem Moment war es, als würde die
Luft, die ich einsog, roten Rauch aus der schmalen Öffnung in der Türe ziehen, welcher
sich zu Boden senkte und auf diesem, einer zähen Brühe gleich, uns entgegenkroch. Großmeister
Erilarion fasste sich mit der Hand eiligst an die Schulter und Meister Achmed rief
wutentbrannt die Worte "Ihr Kinder der Unverfrorenheit! Wie könnt ihr das
Gleichgewicht beeinträchtigen? Rastullah stehe uns bei!" aus. Als dann jedoch nichts
geschah, berieten wir uns kurz und beschlossen, weitere Schritte erst nach einer
sorgfältigen Analyse des Gesehenen zu unternehmen. So schritten wir in Gedanken versunken
die Stufen hinauf, nicht ohne einen misstrauischen Blick zurückzuwerfen, suchten uns den
Weg durch die dunkle Bibliothek und ignorierten die aufgeregten Rufe und Fragen der
Studiosi. von: Philipp Schumacher & Markus Penz Erschienen in Opus no. 14 am 18.4.1999 als Reaktion oder Fortsetzung zu Übersiedlung der Bibliothek wirft neue Fragen auf.
Zu diesem Artikel erschien folgende Reaktion oder Fortsetzung: Die Dunkle Pforte.
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